Planeten in Schule und Öffentlichkeit
BLOG: Uhura Uraniae
Planeten eignen sich optimal für Outreach-Zwecke der Wissenschaften! Schon im Grundschulalter kann man Kinder für die Planeten begeistern – nicht zuletzt deshalb, weil hier so viele Wissenschaftszweige zusammenlaufen: Geowissenschaften, Chemie, Physik, Biologie – wenn man will, kann man auch Weltraumrecht und Wirtschaft einfließen lassen.
So berichtete gestern die Astrophysikerin Y. Naze aus Liège, Belgien, von ihrer Arbeit mit Grundschulkindern. Sie hat ein artenspiel entwickelt, mit denen Kinder Raumflugmissionen planen. Es funktioniert so ähnlich wie Autokarten (nach meinem Verständnis), aber mit zusätzlichem "Spielbrett", d.h. man muss eine Rakete bauen, dazu verschiedene Bauteile einkaufen, Preise verhandeln etc pp. Andere wandern längs Planetenwegen. Diese Session kulminierte mit der Diskussion nach der Vorstellung einer Idee vom Observatoire de Paris, einen Planetenweg längs der Autobahn von Paris nach Marseille zu bauen. Die spitzfindige Frage eines Amerikaners, warum das Zentrum des Sonnensystems denn in Paris sein sollte, führte zu der fixen – aber wie ich finde, eigentlich sehr hübschen Idee – eines gesamt-europäischen Planetenwegs. Wäre ja auch mal eine Idee?! (von Lissabon nach Moskau? oder die Oortsche Wolke in Sibirien… )
David Asher, UK, berichtet von seiner Astronomie-Kommunikation mit menschlichen Orrery (oder Telluriums). Hier ging es darum, die mehr oder weniger schnellen Planetenumläufe zu verstehen. Der Moderator klatscht regelmäßig und zwischen zwei Mal Klatschen muss Merkur vier Markierungen auf einem Kreis überspringen, während die Erde nur einmal weiterrücken darf und Jupiter gemütlich auf den nächsten oder übernächsten Klatscher wartet.
Ich selbst habe früher auch mal ein ähnliches Spiel mit meinen Kindergruppen ausprobiert: Mir ging es darum, die Sonnenuhr verständlich zu machen, wobei ein Kind die Sonne darstellt, ein anderes den Schattenstab und das dritte den Schatten, der sich stets vor der Sonne verstecken muss. Große und kleine Kinder haben an solchen "Tänzen" Spaß.
Auch kleine Firmen wie GeoNatKassel präsentierten sich. Das sind Leute, die sich in irgendeiner Weise die Arbeit mit Kindern oder Naturwissenschaft für Kinder auf die Fahne geschrieben haben, manche ehrenamtlich, manche hauptberuflich – institutionalisiert oder privat: Wie gesagt, Planeten sind aufgrund ihres habtischen Modellcharakters und aufgrund ihrer Verwandschaft mit unserer Erde schönes Medium für viele Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit!
Auch die deutsche Hobby-Astro-Szene präsentierte sich. Insbesondere Bernd Gährken von der VSW München und Silvia Kowollik präsentierten ihre Arbeiten zu Planetenbeobachtungen: Tageslichtbeobachtungen und eine Merkurkarte. Extra eingeschoben in die Mittagspase wurde aus aktuellem Anlass eine Session über den jüngsten Impact auf Jupiter, der ja auch durch einen Hobbyspechtler entdeckt wurde.
Zu Recht sind also die Organisatoren stolz auf ihre Innovation, dass es einen stark reduzierten Konferenzbeitrag für Hobbyastronomen und Lehrer gibt, wie mir Frank Sohl am Abend berichtet. Nächstes Jahr ist die Konferenz in Rom und im Folgejahr in Nantes. Man kann also auch mit der Europäischen Planetentagung als Hobbyastronom in Europa herum kommen.