Pandemiefolge: Die Angst vorm Hausarrest

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Hamsterkäufe … warum z.B. ist Freitag Abend im Discounter das Regal von abgepacktem (Toast)Brot leer? Warum nimmt man Klo-Steine in Massen mit, wenn das Toilettenpapier alle ist?
Noch freuen sich die Supermärkte über die hohen Umsätze. Wir leben in so viel Überfluss, dass ein leer gekauftes Regal nach ca zwei Werktagen wieder aufgefüllt ist. Aber bitte bedenken wir auch, dass Ressourcen – trotz allen Überflusses – endlich sind. Wenn zu viele Menschen zu viel kaufen, wird die Ware bei ihnen zuhause schlecht und schlimmstenfalls fehlt’s dann anderen. – Und das ist komplett unnötig, weil weder Hungersnot droht noch das Papier ausgeht: Auch in Regionen mit Ausgangssperren oder -beschränkungen sind Supermärkte geöffnet und ist es erlaubt, dort einkaufen zu gehen!

Das einzige, was von uns jetzt verlangt wird, ist noch mehr Rücksicht auf unsere Mitmenschen (Abstand halten): Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt! Das hat mit den Warenvorräten der Märkte nichts zu tun.

The greates Wealth is Health

Richtig und wichtig ist sicher, dass man Vorräte anlegt: nicht nur in der jetzigen Krise, sondern eigentlich immer: Das lernt man in jedem Kurs für (betriebliche) Ersthelfer – ca. 10 Tage sollte man zuhause überleben können, ohne rausgehen zu müssen. Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren, so dass wir plötzlich einige Tage nicht einkaufen gehen können. Das muss nicht einmal eine globale oder lokale Katastrophe sein, sondern kann einfach ein Schnupfen gepaart mit Wetter sein: Stellen Sie sich vor, Sie leben in einer Almhütte auf 1600 m Höhe und der nächste Supermarkt ist 45 Autominuten entfernt im Tal. Sie haben (was im Winter vorkommen kann) eine etwas heftigere Erkältung, so dass Sie zwar noch (geistig) arbeiten können, aber nicht so schwer körperlich. Es schneit mal wieder nachts und aufgrund Ihrer Schwächung schaffen Sie es am nächsten Morgen nicht sofort, die meterhohen Berge Neuschnee wegschaufeln. Dann müssen die Vorräte zuhause eben ein paar Tage reichen bis Sie wieder rauskönnen. 

Zugeschneite Almhütte (so lebte ich ca. 2015).

Ich habe so oft meinen Lebensstil umgekrempelt (mal freiwillig, mal nicht), war oft isoliert und auf mich gestellt, dass ich es wage, uns allen in Erinnerung zu rufen, dass wir Menschen extrem anpassungsfähige, lernfähige, erfinderische und kreative Lebewesen sind. Wir werden Wege finden, die noch nicht da sind, um auch diese Krise zu überwinden:

Sapere Aude!

Karawane (so lebte ich ca. 2007)

Ein anderes Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf Karawane durch die Sahara. Erstens nehmen Sie natürlich schon auf der Reise dorthin so wenig wie möglich Gepäck mit und vor allem leichtes Gepäck. Zweitens überlegen Sie sich auch sehr gut, was Sie unterwegs wirklich brauchen und was nicht. Karotten, Datteln und Zwiebeln können Sie in Oasen kaufen. Brot kann man unterwegs im Sand backen (also nur Salz, Mehl und Hefe mitnehmen). Fleisch – sollte man es denn überhaupt wünschen – lohnt sich auch nicht für Wochen im Vorrat mitzunehmen, denn das kann in einem bestimmten Zustand noch laufen (und so bleibt es frischer, spart Ihnen oder Ihrem Lasttier das Tragen).
Aber Klopapier z.B. brauchen Sie auch [in der Wüste verbrennt man es übrigens sofort nach Benutzung zu reiner Asche] und das wächst schließlich nicht auf Palmen, d.h. Sie müssen es mitnehmen: Wieviel? Pro Mensch ungefähr eine Rolle pro Woche – mehr nicht! 

Der Vorteil ist, wenn Sie nur so viel haben, wie Sie brauchen und sich nicht mit übermäßigem Ballast zumüllen, dann ist einerseits noch genug für die anderen in den Supermärkten da und dann wird zweitens bei Ihnen zuhause nichts Verderbliches schlecht und stapelt sich nicht sinnloses, was beides Ressourcenverschwendung wäre. 

“Pain de Sable” (Brot-aus-dem-Sand auf Französisch) wird frisch zubereitet: Teig aus Mehl, Wasser und Hefe ansetzen, Lagerfeuer bereiten. Das Feuer wärmt den Sand darunter. Feuerholz beiseite räumen, Teig in die Sandkuhle, zudecken mit heißem Sand und Feuerholz: bäckt.
Zwiebeln- und Karotten-Beete in einer Oase

Dieser Blogpost soll nicht direkt eine Anleitung zur Subsistenzwirtschaft sein. Aber doch ein mahnender Zeigefinger an die Wohlstandsgesellschaft, denn als Mensch, der oft genug in armen Verhältnissen lebte und in einem Beruf mit enorm langer Ausbildungszeit, der – so sehr ich ihn liebe (und bedaure, nicht damit gegen das Virus helfen zu können) – einem dennoch viele Opfer zu bringen abverlangt, kann ich über manches Verhalten von Mitmenschen in Supermärkten derzeit nur den Kopf schütteln. 

Was wir von den Tieren lernen können 

Wenn eine Löwin Beute gemacht hat, dann frisst sie selbst und bringt ihrem Rudel etwas. Aber sie fressen nur so viel bis sie satt sind: Völlerei und Mundraub gibt’s nicht. Sobald die Löwen fertig sind, kommen andere Tiere und verwehrten die Reste. Es bleibt kein Abfall übrig, aber alle sind hinterher gut versorgt. 

Wir sollten bedenken,

  • dass die Grundversorgung stets sicher gestellt bleibt: Auch bei Heimarbeit und österreichischen Ausgangsbeschränkungen sind Tankstellen, Supermärkte und Apotheken weiterhin geöffnet! 
  • dass manche Ressourcen nachwachsen können (es wird Frühling/ Sommer: Kräuterbeet auf’m Balkon z.B.) und 
  • dass wir mit allen Ressourcen – egal, ob sie nachwachsen oder nicht – sparsam umgehen sollten und 
  • dass ein solches Verhalten nach der Devise “nehmen wir, was wir brauchen – aber nicht mehr als das” nicht nur der Erde als Ganzes, sondern auch uns selbst und allen anderen Menschen zuträglich wäre: Es ist genug da für alle!  

In Pandemiezeiten, wenn es besonders wichtig ist, zusammenzuhalten/ die Menschheit als Interessengemeinschaft zu verstehen, ohne direkt körperlich auf einander zu klüngeln, also ans Wohl aller zu denken statt nur ans eigene (Spuren von Altruismus, ohne Selbstaufgabe – d.h. wenigstens kein Egoismus), sind Tugenden wie Solidarität, ökonomisches agieren, Rücksicht gegenüber Mitmenschen, Teilen und Helfen … wieder besonders stark gefragt. Es lohnt sich, in solchen Krisen zu fragen, was man denn wirklich braucht, was die Mitmenschen wirklich brauchen bzw. was das Beste für alle ist. “Das Wohl vieler, es wiegt schwerer als das Wohl weniger oder eines Einzelnen” (Star Trek II).

Sinnvoll mäßig einkaufen,
Richtig einkaufen (die Basis,
aus der man Weiteres selbst herstellen oder entwickeln kann)!

Lassen Sie uns bitte gemeinsam daran arbeiten: Werden wir kreativ, wie wir uns selbst und andere schützen können – wie wir als Gesellschaft und Individuum gesund bleiben und überleben. 

Beängstigend ist eher, dass wir im Augenblick gerade auf Situationen wie diese hier zusteuern: https://memory-alpha.fandom.com/de/wiki/Miri,_ein_Kleinling

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

8 Kommentare

  1. Corona ist für gesunde Menschen nicht gefährlich. Deswegen ist es wichtig, gesundheitsbewusst zu leben. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

  2. Was einen gemäßigten Prepper wie mich am meisten überrascht, ist dass man den sorgfältig zusammengestellten Sechs-Wochen-Vorrat auch wirklich brauchen kann.
    Im Jahre 1962 war das Motiv für die Prepper eher der Atomkrieg, aber wir haben ja auch noch die Asteroiden und die Riesencalderen, nur Mut.
    Bei Pandemien benötigt man zumindest keinen teuren Atombunker.
    Die gemäßigten Prepper verteilen ihre Hamsterkäufe auf viele Monate, was auch die Finanzierung erleichtert, und vor allem lange vor der Katastrophe stattfindet.
    —–
    Passende Filme: Der Omega-Mann, und Resident Evil.

    • Wenn es um den Vergleich Atomkriegrisiko versus Pandemierisiko geht empfehle ich Bill Gates TED-Vortrag The next outbreak? We‘re not ready
      Er stammt zwar aus dem Jahr 2014, ist aber brandaktuell. Der Vortrag beginnt tatsächlich mit dem Notvorrat, der für den Fall eines Atomkrieges empfohlen wird, worauf die Aussage folgt, nicht Atomkriege, sondern Pandemien seien die aktuelle Herausforderung.

    • 1. Nicht wenige, in dieser heuchlerisch-verlogenen Gesellschaft, können sich eine Vorratshaltung leisten.

      2. Eine Vorratshaltung muss/sollte nicht so auswahlsreich wie im Alltag abwechslungsreich gewohnt.

      3. Eine Gesellschaft in Gemeinschaftseigentum kann praktisch keinen wirtschaftlichen Schaden erleiden. …, was die Angst vor Hausarrest sehr viel kleiner macht/hält.

  3. Die Kriegs- und Nachkriegsgeneration des 2. Weltkrieges, die weiß noch was wichtig und unverzichtbar ist.
    1. Seife. Die kann man feingerubbelt auch als Waschmittel verwenden.
    2. Kerzen bei Stromausfall
    3. Lebensmittel, die man lange lagern kann , Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchte
    4. Vitaminspender wie Sauerkraut, die Schiffsbesatzungen hatten früher alle Sauerkraut an Bord.
    5. Schnaps zum Desinfizieren von Wunden und zum Trinken.
    6. Windeln und Hygieneartikel.
    7. Geld !!
    8. Bücher, wenn das Videogerät ausfällt.
    9. Zeit zum Aufräumen
    10. Eine Waffe, wenn es zu Plünderungen kommt.

    • Freie Fahrt für freie Bürger, auch mit dem Einkaufswagen im Supermarkt!?

      Die Medien melden: “Boah eh, die Leute hamstern und sind unsolidarisch” – es ist doch wohl eher so, dass die Einzelhändler, die sich jetzt über ihre Profite (diebisch) freuen, unsolidarisch und unverantwortlich sind, denn es gehört eine Kontrolle der Verhältnissmässigkeiten des Einkaufes schon am Eingang des Marktes her, vor allem aber auch zum Schutz der Mitarbeiter an den Kassen!?

  4. Ich denke, dass ist alles nur eine Frage der Einsicht. Als Kind wurde unser Dorf wegen der Maul-und Klauenseuche 6 Wochen abgesperrt. In der DDR war man da rigoros und es gab -im Gegensatz zur heutigen Laschheit- harte Strafen. Es fehlte damals auch die panikmachende Medienlandschaft und ein zentraler Krisenstab der selbst die Armee einsetzen konnte, hatte alles im Griff. Ansonsten appelieren sie hier an menschliche Tugenden, die ich hier in dem kommenden Chaos nicht sehe. Wer, wie bei den Chinesen sich nicht an dem Hausarrest halten sollte, sollte im Interesse der Allgemeinheit mit empfindlichen Strafen bedacht werden. Meinetwegen auch mit einem Arrest von mehreren Jahren im Knast.

  5. Hallo Christ343,
    Corona ist auch für gesunde Menschen gefährlich.
    Mit freundlichen Grüßen, Karl Bednarik.
    —–
    Hallo H.Wied,
    das Trinken von Schnaps schadet dem Immunsystem.
    Mit freundlichen Grüßen, Karl Bednarik.

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