Modelle von Welten (Planetariumsvorläufer)

War das “Wunder von Jena” dezidiert als Modell des “Ptolemäischen Weltbilds” gedacht, so gab es diverse Vorläufer mit anderen Darstellungszielen. Beim Ptolemäischen Weltbild oder begehbaren Sternglobus steht die Wahrnehmung des Sternhimmels von der Perspektive des Beobachters auf der Erde im Vordergrund. Was wir täglich sehen, dass sich scheinbar der Himmel um uns herum dreht und die Sterne nachts (wie tags die Sonne) im Osten auf- und im Westen untergehen, soll gezeigt werden. Die Idee des Ptolemäischen Weltbilds ist also direkt der Wahrnehmung entlehnt: Es arbeitet genau mit dem Sternenlauf, der unmittelbar den Sinnen zugänglich ist. Anders als beim Ptolemäischen Weltbild steht beim Projektionsplanetarium allerdings nicht der/ die/ das Beobachtende im Mittelpunkt dieses Modells von der Welt, sondern der Projektor.
Ptolemaios von Alexandria

Sir Isaac Newton
Der Cénotaph à Newton von Étienne-Louis Boullée in den 1790ern sollte hingegen das Newtonsche Weltbild zeigen. Gedacht war das Gebäude zwar als große Hohlkugel, die den Sternhimmel zeigt, aber in lichter Höhe über den Betrachtenden sollte in der Mitte dieser Kugel eine Art riesige Armillarsphäre hängen, um die Planetenbewegung um die Sonne zu symbolisieren. Dadurch würde das relativ kleine Sonnensystem (Uranus war gerade gefunden, aber weder Neptun noch Transneptune waren bekannt) in der immensen Weiter des scheinbaren Himmelskugel würde symbolisiert.

Die scheinbare “Himmelskugel” wurde erst in den 1840er Jahren “aufgelöst”, nachdem nämlich der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel 1838 die Fixsternparallaxe für einen Stern (61 Cyg) gemessen hatte und man dann – nachdem der grundsätzliche Nachweis erbracht war – auch für andere Sterne ihre Entfernungen bestimmte. Erst danach, also im 19. Jahrhundert, wurde die Vorstellung von der “Himmelskugel”, an der alle Sterne angebracht sind, sukzessive verworfen.
Aristoteles
Weigels Pancosmus-Globus hingegen soll, wenn die Beschreibung zutrifft, mehr als nur ein Globus für Sterne gewesen sein. Er soll auch ein didaktisches Werkzeug gewesen sein, um Wetterphänomene (Regen, Schnee, Hagel, Regenbögen, Blitz und Donner) den Sinnen vorzuführen. Damit wäre Weigels Jenaer Riesenglobus einzigartig gewesen. Er wäre nicht nur ein einfacher oder drehbarer Sternglobus gewesen, auch nicht ein Sternglobus mit der Möglichkeit, Planetenbewegungen zu zeigen. Er wäre quasi eine Vorführung des Aristotelischen Weltbildes: Unter Berücksichtigung von “meteoros”, also allem zwischen Himmel und Erde.
