Der adlige Mond

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

In Europa war sie nicht sichtbar – und dennoch in den Medien, die Mondfinsternis dieser Woche. Und das nur, weil die Medien in englischer Sprache ein Wortspiel machen können, das im Deutschen nicht verständlich ist: Super Blue Moon Eclipse.


Das kleine hübsche Video, das ich oben zeige, geistert durchs Netz. Es ist nicht überliefert, woher es stammt und wer es gemacht hat (auf Java, wo ich es her habe, war’s bewölkt), aber es ist hübsch und lehrreich.

Wenn es in einem Monat zwei Vollmonde gibt – was leicht möglich ist, da unsere Kalender den Monaten 30 bis 31 Sonnenaufgänge zugestehen, während der synodische Mondumlauf, also von einem Vollmond zum nächsten, nunmal nur ca. 29 Tage dauert – dann heißt der zweite Vollmond auf Englisch melancholischerweise “blue moon”. Auf Englisch ist jemand der sich “blue” fühlt melancholisch, im deutschen wäre dieser jemand betrunken… das passt also bei uns gar nicht.

Für alle Menschen der Welt ist aber das Blut in den Adern rot und da auch der total verfinsterte Mond diese Farbe hat, nennen viele ihn den “Blutmond”. Wenn nun der Blutmond auf den blauen Mond trifft, ist wohl der Mond adlig.

 

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Moin Susanne,
    du schreibst im vorletzten Absatz:

    dann heißt der zweite Vollmond auf Englisch melancholischerweise “blue moon”.

    Das ist nach meinem Wissen aber nicht korrekt, da der Begriff „blue moon“ nichts mit der in der Literatur und Kunst oft zitierten Farbe Blau – dort steht sie tatsächlich für Sehnsucht / Melancholie – zu tun hat.

    Tatsächlich soll, so die englische Wiki, die blaue Farbe des Mondes ein Hinweis auf eine „Naturkatastrophe“ sein: Bei der ursprünglichen Bildung des Begriffs „blue moon“ deutete die Farbe wohl auf einen Vulkanausbruch oder ein großes Feuer hin – zumindest auf atmosphärische Schwebeteilchen um 1 μm, die rotes und gelbes Licht so streuen, dass vermehrt blaues Licht das Auge des Betrachters erreicht.

    Zudem sei vermerkt, dass ursprünglich der dritte Vollmond eines Quartals, in dem ausnahmsweise 4 Vollmonde zu verzeichnen waren, als „blue moon“ bezeichnet wurde (ich denke, das wurde auch mal in der SuW thematisiert, bin mir aber nicht ganz sicher).

    LG und danke für deine Artikel
    Frank

  2. Danke für die Ergänzung der Bedeutung des blauen Mondes. Das ist ein Punkt, den ich hier gar nicht ausgewalzt hatte!

    Eine dringende Bitte an alle Kommentatorinnen: Ich begrüße Korrekturen, Ergänzungen, Hinweise und vor allem – wie hier – die Klarstellung von Missverständlichkeiten. Derselbe Text wird nun einmal *immer* von verschiedenen Menschen verschieden verstanden. Ich wollte lediglich darauf anspielen, dass “feeling blue” im Englischen etwas anderes bedeutet als “blau sein” oder “blau machen” im Deutschen. Ich gebe zu, dass ich die Ursprünge der Bedeutung des “blauen Mondes” auch thematisieren hätte können und vllt. auch sollen. Das habe ich aber nicht.

    Daher meine Bitte: Achten Sie beim Kommentieren darauf, was wirklich geschrieben wurde, denn wenn Sie solche schönen Ergänzungen haben, können Sie sie doch auch schreiben, wenn die Autorin des Blogs mal keinen Fehler gemacht hat! Es ist eine Bereicherung für alle, auch dann, wenn das was geschrieben steht oder gesagt wurde ebenfalls richtig ist. – Danke.

Schreibe einen Kommentar