Communities oder „Me-Too“

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Gruppen machen einen wesentlichen Teil unserer sozialen Identität aus. Die meisten Menschen nennen mehr Gruppen- als individuelle Merkmale, wenn sie mit 10 Punkten beschreiben, wer sie sind (Kuhn & McPartland, 1954). Gruppen geben uns ein wohliges Zugehörigkeitsgefühl und verbinden uns mit anderen.

Beispiel: Auf einer Party

– „Warum so allein?“
– „Ich kenne hier niemanden, bin gerade nach Berlin gezogen.“
– „Ja, ich auch.“ (neutral)
– „Du hättest gestern dabei sein sollen, ein rauschendes Fest, unser Agenturbüro wurde eingeweiht: Werbung und so.“
– „Ich bin auch in der Werbebranche. Wurden gerade über’n Tisch gezogen und knabbern nun am Hungertuch.“ (freudig)
– „Ist ja ein Ding. Das ist uns auch passiert, deshalb konnten wir uns das alte Büro nicht mehr leisten. Da fällt wohl die nächste Surfsaison aus.“ (hoch erfreut)
– „Ich komme gerade von einem Surftrip zurück. Gibt’s ja nich…“ (euphorisch)
u.s.w.u.s.f.

Unglaublich – vier Gruppencharakteristika auf einen Schlag: zugezogene Berliner, in der Werbebranche, fast pleite und Surfer. Ich habe die beiden dann vier Stunden später nach weiteren „Ah’s“ und „Oh’s“ gemeinsam gehen sehen.

Aufbau einer Community unter sozialpsychologischen Aspekt

Beherzige die folgenden drei Punkte:

  1. Sei exklusiv!
    Menschen in kleineren Gruppen sind sich ihrer Mitgliedschaft bewusster als Mitglieder von größeren Communities (z.B. Mullen, 1991), weil sie sich dadurch stärker von anderen Menschen unterscheiden.
  2. Label Deine Mitglieder!
    Äußere Umstände z.B. eine Tätowierung (Anm. d. Red.: Tattoos sind momentan out, das ist nur ein Beispiel) erinnern das Mitglied an seine Mitgliedschaft und seine Ähnlichkeit zu den anderen Mitgliedern. Nur die Präsenz anderer Gruppenmitglieder reicht aus, um das Wissen über seine Mitgliedschaft zu aktivieren (Wilder & Shapiro, 1991) und zu einem Gefühl der Verbundenheit führen.
  3. Sorge für die Präsenz von Nicht-Mitgliedern!
    Die Präsenz von Menschen, die kein Mitglied sind, führt zu höherer Identifikation mit der eigenen Mitgliedschaft (Marques, Yzerbyt & Rijsman, 1985).

Da stellt sich nun die Frage, ob mit dem Anwachsen der Blogger-Community das wohlige Gemeinschaftsgefühl sterben wird …

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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