Mehr Grit – höhere Selbstwirksamkeit: Die Interpretation von Aufgaben könnte entscheiden

Brohm-Badry Motivation

Michaela Brohm-Badry

Kalifornischen Forschern ist eine spannende Entdeckung gelungen: Sie fanden enge Zusammenhänge zwischen verschiedenen Motivationsmaßen und der Einschätzung einer Aufgabe. Aller Voraussicht nach fanden sie damit eine Gemeinsamkeit erfolgreicher Menschen

In der Motivationsforschung sind Grit, Selbstwirksamkeit, Growth Mindset und Locus of Control zentrale MotivaBrohm_Badry Grittionsmaße. Sie deuten tendenziell alle in stärkerer Ausprägung auf erfolgreiches Handeln hin (es er-folgt, was man sich vorgenommen hat):

  • Grit (Angela Duckworth, 2009), was soviel wie Schneid, Mut oder Mumm bedeutet, meint das hartnäckige, langfristige Verfolgen von Zielen (“Ich beende, was ich anfange”, “Rückschläge entmutigen mich nicht. Ich gebe nicht leicht auf”, “Ich bin fleißig”, “Ich habe Rückschläge überwunden, um eine wichtige Herausforderung zu schaffen”).
  • Selbstwirksamkeitserwartungen (Albert Bandura, 1986) bilden unsere subjektive Überzeugung ab, neue und schwierige Herausforderungen durch eigene Kompetenz bewältigen zu können; wie stark wir demnach davon ausgehen, eine Herausforderung auch wirklich erfolgreich zu meistern (“Ich bin sicher, dass ich Deadlines bei der Arbeit einhalten kann”, “Ich kann meine Aufgaben planen, priorisieren und erledigen”, “Ich kann Aufgaben erfolgreich abschließen”).
  • Growth Mindset (Carol Dweck, 2000) meint, dass Menschen sich zutrauen, dass sie sich entwickeln können und nicht davon ausgehen, halt “so zu sein” (“Du kannst immer grundlegend ändern, wozu du fähig bist”, “Menschen können immer ihre Fähigkeiten verbessern”).
  • Locus of Control (Rotter, 1966) bezieht sich auf unsere Kontrollüberzeugungen, internale und externale Prozesse beeinflussen und ändern zu können (“Was mir passiert, ist die Folge meiner Handlungen”, “Das zu bekommen, was ich möchte, hat wenig oder nichts mit Glück zu tun”).

Nun aber fanden Oliver Fisher und Daphna Oyserman (2017), University of South California,  einen Zusammenhang all dieser Maße mit der Frage der Interpretation von Aufgaben: Schwächt Leichtigkeit einer Aufgabe die Motivation, während Schwierigkeit sie stärkt, oder ist es genau umgekehrt ist: Leichtigkeit motiviert und Schwierigkeiten schwächen uns? Erledigen wir eine Aufgabe also lieber, wenn sie uns leicht, oder wenn sie uns schwer vorkommt?

Leichte Aufgaben können gedeutet werden im Sinne von:

  • “möglich für mich/das kann ich”, oder eben als
  • “nicht meiner Zeit wert/nicht wichtig/habe etwas Besseres zu tun”.

Schwieriges hingegen kann bedeuten, dass etwas

  • “wichtig für mich” ist, oder dass etwas
  • “für mich unmöglich” ist.

Es geht demnach um Leicht-als-Möglichkeit, Leicht-als-Trivialität, Schwierig-als-Wichtigkeit und Schwierig-als-Unmöglichkeit-Deutungen. Menschen mit hohen Grit-, Selbstwirksamkeits-, Growth Mindset- und Locus-of-Controll-Werten deuten tendenziell, aber eindeutig, Leicht-als-Möglichkeit und Schwierig-als-Wichtigkeit. “Unmöglich” ist keine besonders herausfordernde Schwierigkeitsstufe. Und wer eine leichte Aufgabe abwertend als “nicht meiner Zeit wert”, “nicht wichtig” oder “habe Besseres zu tun” deutet, wird sie gar nicht oder eben nicht besonders gut bearbeiten.

Es scheint demnach hinsichtlich der Deutung egal zu sein, ob eine Aufgabe leicht oder schwer ist: Beides kann motivieren, wenn wir sie motivierend interpretieren: Wenn es leicht ist, können wir es und sorgen für ein Erfolgserlebnis. Wenn es schwer ist, ist es richtig wichtig für uns, eine echte Herausforderung zum Wachstum. Die Interpretation entscheidend anscheinend darüber, ob wir anfangen und dranbleiben bis zum guten Ende.

Literatur

Fisher, Oliver/Oyserman, Daphna: Assessing Interpretations of Experienced Ease and Difficulty as Motivational Constructs. Motivational Science 2017, Vol. 3. No 2, 133-163.

Autorenseiten Brohm-Badry / Universität Trier

Foto © Shotshop.com

Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry ist Lernforscherin an der Universität Trier mit den Schwerpunkten Motivation und Positive Psychologie, Autorin und Keynote Speaker. Sie ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung (DGPPF).

1 Kommentar

  1. Motivieren können ist für einen Lehrer das tägliche Brot.
    Dass hier der Brückenschlag zwischen Motivation und Erfolg begrifflich gut gelungen ist , finde ich bemerkenswert.
    Tatsächlich hängen alle diese Begriffe eng zusammen, Grit und Selbstwirklichkeitserwartung verstärken einander.
    Grows Mindset und Locus of control, bedingen auch einander.
    Wer hier im Spiel zwischen Anspruch und Wirklichkeit den optimalen Weg findet, der wird erfolgreich.

    Was fehlt noch? Die ethische Komponente, die Zielsetzung, und damit die “Bäume nicht in den Himmel wachsen” eine Grenze. Diese Grenze kann der Gesetzgeber vorgeben, das kann eine Ideologie sein, aber auch Religion.

    Das Optimieren des Lebens kann auch in einer Sackgasse enden, wenn Unvorhergesehenes passiert.
    Dann geschieht nicht mehr mein Wille, dann geschieht der Wille der Anderen.

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