Mars und Saturn vom 19.07.2016
BLOG: Pictures of the sky
Obwohl es um die Zeit des 19.07. sehr heiß war und somit die Wahrscheinlichkeit für Gewitter höher als sonst war, erschien das Wetter für Astronomie geeignet. Da allerdings Vollmond war und auch die Nacht aufgrund der langen Dämmerung recht kurz erschien, lag es nahe, lediglich Planeten zu beobachten. Deep-Sky Objekte machen beobachtungstechnisch erst bei absoluter Dunkelheit richtig Spaß.
Mars und Saturn boten sich hingegen förmlich an, auch wenn die Ekliptik im Sommer recht niedrig steht und Mars nach seiner Opposition am 22.05. schon wieder recht weit von der Erde entfernt ist.
Das erste Ziel war also unser roter Nachbarplanet Mars. Er stand um 21:04 Uhr MESZ am höchsten im Süden, allerdings nur knapp oberhalb der Dunstglocke. Rein visuell erscheint er als rötlich-gelbes „Sternchen“ und auch mit einem Fernglas zeigen sich kaum Details. Erst mit dem Teleskop und einer Vergrößerung von 32x zeigt sich das Planetenscheibchen. Hat man Glück und Syrtis Major zeigt in Richtung Erde, so kann man dieses Detail bereits mit dieser geringen Vergrößerung als deutliche Abschattung erkennen. Die Auffälligkeit dieses Plateaus führte auch dazu, dass es bereits im Jahre 1659 von Christiaan Huygens beschrieben wurde. Am 19.07. hatte ich das Glück, dass die große Syrte gut positioniert war und sich ebenso gut beobachten ließ. Mit höherer Vergrößerung (z.B. 167x) Zeigen sich noch mehr Details, wie zum Beispiel eine auffällige Aufhellung südlich der Syrtis Major. Hierbei handelt es sich um die Hellas Tiefebene. Diese Tiefebene ist in Wirklichkeit ein riesiger Impaktkrater mit einem Durchmesser von ungefähr 2000 km.
Die Tatsache, dass diese Details gut sichtbar waren, deuteten auf gute atmosphärische Bedingungen hin: Auf der Erde war die Luftunruhe vergleichsweise gering und auf Mars herrschte kein globaler Sandsturm. Bei einem Sandsturm würde man nur ein gleichmäßig rötlich gefärbtes Scheibchen ohne jegliche Details erkennen.
Aus diesem Grund habe ich die monochrome Kamera (DMK 21AU618.AS) mit mehreren Farbfiltern ans Teleskop angeschlossen und einige Videos gemacht. Bei den Filtern handelte es sich um meine Standartauswahl aus einem Infrarotpassfilter für den Luminanzkanal und jeweils einen Rot-, Grün- und Blaufilter für die Farbinformationen. Der Luminanzkanal sorgt dabei für die Detailinformationen.
Die Filter befinden sich in einem Filterrevolver vor der Kamera, sodass man sie schnell zwischen den einzelnen Videos der Kanäle auswechseln kann. Beim Fokussieren muss man besonders auf den Luminanzkanal achten, da dieser am meisten zu den Details beiträgt. Das menschliche Auge kann schwarz-weiße Details wesentlich besser unterscheiden, als farbliche Abstufungen. Bei der späteren Verarbeitung wird dann aus den vier Videos jeweils ein Bild erstellt. Aus den drei schwarz-weiß-Bildern mit den Farbinformationen entsteht ein farbiges Bild, dem noch etwas an Schärfe fehlt. Diese Schärfe kommt dann mit der Einarbeitung des Luminanzbildes.
So entstand zuerst ein Bild mit 2 m Brennweite:
Der Zentralmeridian auf diesem Bild ist 322°. Diese Information wird vom Bildaufnahmeprogramm „FireCapture“ direkt angegeben und ermöglicht einen besonders einfachen Vergleich des abgebildeten mit einer Marskarte.
Etwas mehr Details erkennt man auf der Aufnahme mit einer Brennweite von 5m:
Die Brennweite von 5 m wurde mittels einer 5-fach-Barlowlinse erreicht. Der Zentralmeridian liegt nun aufgrund der Marsrotation bei 330°.
Auf dem Bild oben erkennt man deutlich das dunkle Plateau der Syrtis Major. Der helle Bereich rechts davon am Marsrand (südliche Richtung) ist der Hellas-Krater. Bei dem helleren „Spalt“ rechts oben, der die Syrtis Major von Tyrrhena Terra abtrennt, könnte es sich um Ausläufer des Gebirges „Liberya Montes“ handeln. Das große hellere Gebiet im Zentrum ist „Terra Sabaea“.
Was generell auffällt ist, dass man zurzeit keine Eiskappe in den Polregionen vorfindet, da am 4.07. Tag-und-Nachtgleiche auf Mars war.
Leider bemerkte ich, dass während der Aufnahme das Seeing etwas zusammenbrach. Das mag zum einen daran liegen, dass Mars am Untergehen war, oder zum anderen am Wetterumschwung. Dennoch richtete ich das Teleskop auf Saturn, der um 22:10 Uhr MESZ seinen Meridian erreichte, und daher noch etwas höher stand, als Mars.
Das Bild von Saturn im Teleskop erschien aufgrund der größeren Höhe zwar etwas ruhiger, aber bei weitem nicht so gut, wie noch anfangs bei Mars.
So entstand mit der gleichen Aufnahmetechnik folgendes Bild von Saturn mit 2 m Brennweite:
Man kann deutlich einige Wolkenstrukturen erkennen, zumindest die aufgehellte Bänderstruktur in der Nähe des Äquators. Man bemerkt auch die starke Ringneigung, die zwischen 2017 und 2018 am stärksten sein wird. Erzeugt wird dieser Effekt aufgrund der Bahnneigung des Saturns von circa 27°.
Auffällig ist auch die große Teilung der Ringsysteme – die Cassiniteilung. Dieser Bereich der Saturnringe , in dem die Teilchendichte vergleichsweise extrem gering ist, ist ca. 4800 km breit und wird von dem Saturnmond Mimas freigeräumt. Dies geschieht, obwohl der Orbit von Mimas weiter außerhalb des Ringsystems gelegen ist und dies auch nicht kreuzt. Der Grund dafür sind gravitative Bahnstörungen, die die Teilchen in der Cassiniteilung dazu veranlassen, sich entweder auf einen niedrigeren, oder höheren Orbit zu bewegen, je nachdem, ob sie von Mimas abgebremst, oder beschleunigt werden.
Sämtliche Aufnahmen wurden mittels FireCapture aufgenommen, mit AutoStakkert! 2 gestackt, mit Registax 6 geschärft und über Fitswork endverarbeitet.
Sicherlich kann man die Aufnahmetechnik noch weiter verfeinern. Das ist genau mein Ziel für die nächste Zeit. So zum Beispiel kann man noch mit den Belichtungszeiten spielen. Auch scheint eine Variation der Maximalhistogrammwerte zielführend.
Pingback:[SciLogs] Mars und Saturn vom 19.07.2016 – #Astronomie