Schöntrinken funktioniert! Zumindest für Moskitos….

Manche Menschen scheinen Moskitos richtig anzuziehen und während die einen unbeschwert die ganze Nacht am Feuer sitzen können, müssen die anderen sich permanent die Moskitos aus dem Gesicht wedeln. Doch Moskitos sind nicht nur lästig, sondern können auch richtig gefährlich werden wenn sie Krankheiten übertragen, wie die Anophelesmücke, die den Malariaparasiten Plasmodium während ihrer Blutmahlzeit auf den Menschen weitergeben kann.

Warum mögen die Mücken mich lieber?

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Neben der Körpertemperatur und dem Körpergeruch spielt auch die Ernährung eine Rolle. Bereits 2002 wurde in einer sehr kleinen Laborstudie gezeigt, dass der Konsum alkoholhaltiger Getränke zu stärkerer Anziehung von Moskitos führen kann. Obwohl die Ergebnisse einer Untersuchung mit 13 Probanden, davon 12 in der “Alkoholgruppe” und einer Person in der Kontrollgruppe vielleicht noch kein ganz wasserfestes Urteil erlauben dürften.(1)

Eine Bierstudie

Zwar auch schon ein paar Jahre her, dennoch sehr interessant ist eine Studie von der Arbeitsgruppe um Frédéric Thomas vom Génétique et Evolution des Maladies Infectieuses in Montpellier, in welcher der Effekt von Bierkonsum auf Moskitos untersucht wurde.(2)

Die Versuchsdurchführung

Frédéric Thomas und sein Team haben 43 Probanden im Alter zwischen 20 und 43 (davon 25 in der “Biertrinkergruppe” und 18 in der “Wassertrinkergruppe”) in Burkina Faso untersucht. Burkina Faso ist mit über 300 Malariafällen pro 1000 Einwohner eines der am stärksten von dieser Krankheit betroffenen Ländern der Welt.(3)

Die Wissenschaftler haben in ihrem Experiment je 50 weibliche Anophelesmücken gleichzeitig in ein Y-förmiges Röhrensystem mit Gegenwind entlassen, so dass sich jede Mücke zwischen dem menschlichen Duft am einen Ende und frischer Luft am anderen Ende entscheiden durfte. Die Probanden saßen dazu oben ohne in einem Zelt, welches an das Röhrensystem gekoppelt war. Sie wurden den Mücken je vor und 15 Minuten nach dem Trinken von einem Liter Bier bzw. Wasser vorgesetzt. Doch durften die Mücken ihr erhofftes Opfer nicht stechen, stattdessen wurden sie in einer Falle gefangen und gezählt.(2)

Die Auswertung beruhte auf zwei verschiedenen Kriterien: Der Aktivierung der Mücken, also wie viele sich insgesamt vom Röhreneinlass gegen den Wind auf den Weg gemacht haben und der Orientierung, also wie viele Mücken auf die Seite des Menschen statt auf die Frischluftseite geflogen sind. Um die Aktivierung zu bestimmen, wurden die Mücken in den Fallen an beiden Enden des Röhrensystems gezählt, während zur Bestimmung der Orientierung nur die Mücken berücksichtigt wurden, die dem Duft des Probanden folgend in diese Falle flogen.(2)

Überraschende Ergebnisse

Die Aktivierung mit ca. 37% und die Orientierung mit ca. 50% für die Gruppen “vor dem Bier”, “vor dem Wasser” und “nach dem Wasser” waren in etwa gleich. Nach dem Genuss von Bier jedoch stiegen die Aktivierung auf 47% und die Orientierung auf 65% an.(2) Das heißt, dass das Trinken von Bier wohl dazu führt, dass wir attraktiver auf die Mücken wirken.

Warum die Moskitos auf Biertrinker abfahren bleibt laut den Autoren der Studie noch unklar-vielleicht mögen sie den Geruch einfach zufällig lieber oder aber sie haben gelernt, dass sich Menschen nach Alkoholgenuss weniger wehren können. Eine traurige Schlussfolgerung ist jedoch, dass der steigende Alkoholismus in Entwicklungsländern nicht nur als solcher Probleme verursacht, sondern offenbar noch zusätzlich die Verbreitung tropischer Krankheiten begünstigen kann.(2)

Literaturquellen

1  Lefevre, T. et al. Beer consumption increases human attractiveness to malaria mosquitoes P. L. o. S. One 5 e9546 (2010)

2  Shirai, O. et al. Alcohol ingestion stimulates mosquito attraction J. Am. Mosq. Control Assoc. 18 91–96 (2002)

3  World Health Organization: Malaria Country Profiles (2016) www.who.int/malaria/publications/country-profiles (Stand 07.04.2017)

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Veröffentlicht von

Dr. Anja Rüther testet an der Monash University in Melbourne spektroskopische Methoden zur Diagnose von Infektionskrankheiten, insbesondere Malaria. Ihre Forschung bringt sie in die entlegensten Ecken Südostasiens, wo sie Proben von Malariapatienten mit Infrarotspektroskopie untersucht. Nach dem Pharmaziestudium in Berlin und Innsbruck hat sie in pharmazeutischer Chemie in Freiburg promoviert. Während ihrer Promotion hat sie chiroptische Spektroskopiemethoden zur Untersuchung dynamischer Systeme verwendet.

7 Kommentare

  1. Die Studie zeigt, dass Moskitos Biertrinkende von Nicht-Biertrinkenden unterscheiden können, nicht aber dass sie den Konsum von Alkohol oder gar den Alkohol-Blutspiegel erkennen können. Ob die Bevorzugung von Biertrinkenden ein konditioniertes – also gelerntes – Verhalten ist, ist ebenfallls allenfalls eine Vermutung. Kürzlich las ich aber, Fliegen (und dann wohl auch Moskitos) hätten überhaupt kein Langzeitgedächtnis. Die Bevorzugung von Biertrinkenden müsste in diesem Fall angeboren sein.

    • Laser als Waffen gegen Moskitos sind auch unter dem Kürzel Weapons of Mosquito Destruction bekannt, in scherzhafter Übereinstimmung mit Weapons of Mass Destruction. Nun so scherzhaft ist diese Übereinstimmung vielleicht nur für New Yorker und andere Westler, nicht aber für den Rest der Welt.

  2. Diese Bierstudie ist – so wie sie hier beschrieben wurde – äußerst fragwürdig. Denn es ist bekannt, dass Alkohol die Adern erweitert.
    D.h. eine Bier-Gruppe mit einer Wasser-Gruppe zu vergleichen – gibt zwar interessante Ergebnisse. Besser wäre es gewesen, wenn man als Referenzgruppe Versuchspersonen genommen hätte, die ein gefäßerweiterndes Medikament eingenommen haben.

    (off topic: Ich weiß von einem Fall, wo sich ein Besoffener im Hochsommer neben ein Festzelt in den Schatten gelegt hat, um seinen Rausch auszuschlafen. Weil ein leichter Wind ging, reichte die Verdunstung vom Schweiß aus um seine Körpertemperatur soweit abzusenken, dass man ihn ins Krankenhaus einliefern musste.)

    • Vielen Dank für den Kommentar! Es stimmt, es wäre sicher interessant, zu vergleichen, ob es durch ein gefäßerweiterndes Medikament zu einem ähnlichen Effekt gekommen wäre.

      Was dir Autoren der Studie jedoch überprüft haben, ist, welchen Einfluss zwei der bekanntesten Faktoren, die für die Anziehung von Moskitos verantwortlich gemacht werden (CO2 in der Ausatemluft und die Körpertemperatur) auf ihre Untersuchungen hatten:

      Die Körpertemperatur fiel leicht ab nach Bier- (von 36.3±0.09 C° auf 36.1±0.08 C°) und Wasserkonsum (von 36.3±0.11 C° auf 36.2±0.11 C°). Dies schien jedoch weder die Moskitoaktivierung noch Orientierung zu beeinflussen. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen der ausgeatmeten CO2 Menge vor und nach Bier- (582±37 ppm und 568±38 ppm) oder Wasserkonsum (563±38 ppm und 589±42 ppm) festgestellt. Die Menge des ausgeatmeten CO2 hatte keinen Einfluss auf Moskitoaktivierung. Größere Mengen ausgeatmeten CO2s wurden jedoch mit einer stärkeren Orientierung in Verbindung gebracht. So haben die Autoren ausgeschlossen, dass die stärkere Attraktivität durch Änderungen in CO2 Ausstoß und Körpertemperatur zu erklären ist. (Quelle: Lefevre, T. et al. Beer consumption increases human attractiveness to malaria mosquitoes P. L. o. S. One 5 e9546 (2010))

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