Profitiert vom Klimawandel: Die Wespenspinne

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Der Klimawandel ist zur Zeit wieder in aller Munde, vor allem wegen der grandiosen Art, mit welche der jüngste Klimagipfel in die Bickbeeren gesetzt wurde. Vielleicht sollten wir uns ganz langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass da was auf uns zu kommt.

Aber das soll hier heute nicht so sehr das Thema sein. Denn es soll ja auch Arten geben, denen ein Klimawandel ganz gut in den Kram passt. Wir könnten also in Zukunft (und zur großen Vorfreude aller Arachnophobiker) diese garnicht so kleinen Achtbeiner in unseren Gärten beherbergen.

Wespenspinne

Eine Wespen- oder Tigerspinne (Manchmal auch Zebraspinne) Argiope bruennichi mit Beute: Eigenes Foto, CC-Lizenz.

Früher war sie ein seltener Gast, der in Deutschland meist nur in der Oberrheinischen Tiefebene und im Rhein-Main-Gebiet vorkam. Aber für diese Art hat der einsetzende Klimawandel auch mal etwas gutes, indem sie ihr Verbreitungsgebiet langsam gen Norden ausbreiten kann. Dank ihrer Größe (Weibchen werden bis zu 25 Millimeter groß) und ihrer auffallenden Färbung sollten sie einem Beobachter eigentlich nicht so einfach entgehen. Und doch konnte sich dieses Exemplar einige Zeit bei uns im Lavendel verbergen.

Interessant ist das Netz dieses zu den Radnetzspinnen gehörenden Tieres, das neben seiner Größe auch oft ein sehr auffälliges Zickzackband zeigt. Über den Zweck dieses als Stabiliment bezeichneten Bandes wird spekuliert. Möglicherweise diente es zu früheren Zeiten als stabilisierendes Element. Es gibt aber auch Hinweise (ich kann die Quelle leider nicht mehr finden), dass dieses band auch dazu dient, das Netz für Vögel besser sichtbar zu machen, damit diese es nicht zerreißen, sondern darum herumliegen. Damit erspart sich die Spinne aufwendige Reparaturen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

5 Kommentare

  1. Wobei man dazu sagen muss, dass die Art schon vor 1900 in Berlin nachgewiesen wurde. Soooo neu im Norden ist sie also nicht. Des Weiteren laufen derzeit genetische Untersuchungen verschiedener Populationen, um herauszufinden, ob nicht evtl. eine günstige Mutation ermöglicht hat, dass sich die Art auch in die kühleren Breiten erfolgreich ausbreiten kann, d.h. dass der Klimawandel nicht alleine für die weitere Ausbreitung sorgt. Ergebnisse stehen da noch aus.

  2. @ Michael

    Ich würde auch nicht so weit gehen, zu behaupten, die Art wäre bisher im Norden nicht aufgetreten. Aber als Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland gilt bislang das Gebiet um die Oberrheinischen Tiefebene. Das mit einer möglichen Mutation wäre sicher interessant. Mit Sicherheit dürfte die Art aber von den wärmeren und trockeneren Bedingungen der letzten Jahre profitiert haben. Im Zuge des Klimawandels werden wir auch hier in Europa eine zunehmende Wanderung von Arten erleben. Gewohnte werden sich nach Norden absetzen, dafür werden neue aus dem Süden nachstoßen.

  3. Kräuselspinne aus Italien?

    Diese Spinne, jedenfalls eine Art, ist, hörte ich, vermutlich aus Italien eingewandert, weil es wärmer geworden ist.
    Wespenspinnen kenne ich noch aus dem Rheintal. Bildschön …

  4. Ich muss nochmal (einschränkend) widersprechen: Auch das Gebiet um Berlin war schon immer Verbreitungsgebiet dieser Art in Deutschland. Wenn man die Nachweiskarten der AraGes im zeitlichen Verlauf anschaut, dann kann man da keine Süd-Nord-Wanderung eindeutig ablesen. Was seit 100 Jahren kontinuierlich steigt, ist die Nachweisdichte, aber fast flächendeckend, und ausgehend von den Zentren Berlin und Ober/Mittelrhein. Das könnte aber auch ein Artefakt der Datenerfassung sein, also dass mehr Nachweise gesammelt und gemeldet werden, und die tatsächliche Verbreitung weit weniger stark ansteigt als es die gemeldeten Nachweise erscheinen lassen.

    Dass die Klimaerwärmung der Art eher nutzt als schadet, will ich gar nicht bestreiten. Ist aber nur einer von vielen möglichen Faktoren.

    Von den genetischen Untersuchungen erwarte ich bessere Erkenntnisse über die Abstammung der Populationen in Mitteleuropa.

    @Theres: Welche Art meinst du mit “Kräuselspinne” (Trivialnamen sind meistens wenig eindeutig). Ich denke da hauptsächlich an Zoropsis spinimana. Die scheint aber eher vom Mensch verschleppt zu werden, breitet sich also vorzugsweise mit dem Menschen und entlang seinen Verkehrswegen aus.

  5. @ Michael

    Das mit Berlin als Verbreitungsgebiet ist mir neu. Danke für die Info. In der mir zur Verfügung stehenden Trivialliteratur wurde immer nur das Rhein-Main Gebiet und die Oberrheinische Tiefebene genannt.

    Mir war nur aufgefallen, dass man das Tier früher hier im Hamburger Raum so gut wie garnicht zu Gesicht bekam.

    Das mit dem Klimawandel sollte eigentlich auch mehr als Aufhänger dienen. Meist sind es mehrere Faktoren, die zusammenspielen, wenn eine Art ihr Verbreitungsgebiet erweitert.

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