Ein kurzer Blick zurück, in tiefer Trauer

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Ich stehe, wie vermutlich viele von uns, noch unter den Nachwirkungen der Ereignisse vom Freitag. Ich bin noch schockiert und tief betroffen. Ja, ich weiß, der Terror war nie wirklich weit weg. Und doch nimmt einen das Unglück von Nachbarn wohl mehr mit, als das von Menschen weit weg. Wobei “weit weg” ja ziemlich relativ ist. Unsere Erde, die uns so groß erscheint, ist, aus kosmischer Perspektive betrachtet, sehr klein. Etwas, das man allzu gerne in die Köpfe diverser Hetzer, Fanatiker und Scharfmacher auf diesem Planeten einhämmern würde. Nein, eigentlich sollten sie nur ein einziges Bild betrachten.

 

Unter all den beeindruckenden Bildern, welche uns unsere Raumsonden aus den Tiefen unseres Sonnensystems senden, mag dieses hier auf den ersten Blick ziemlich unspektakulär wirken.  Denn viel ist ja auch nicht darauf zu erkennen. Ein kleiner Punkt auf samtschwarzem Hintergrund. Klein und ein wenig bläulich.

Alien View of the Earth
A picture of our earth, as it looks from 4 billion miles away. NASA/JPL

Und doch zeigt uns dieses Bild alles. Jeden Menschen. Alles was wir besitzen. Uns alle zusammen.

Der kleine blaue Punkt ist unser Heimatplanet, unsere gute alte Erde.

Hier sind wir. Unsere gesamte Menschheitsgeschichte hat sich hier abgespielt. Alles, was uns so wichtig erscheint, befindet sich hier. Jeder Mensch, in einer langen Abfolge von Generationen, hat hier gelebt. Nur eine Handvoll hat ihn je, und wenn auch nur kurz, verlassen.

Vorn hier draußen wird uns klar, wer wir eigentlich sind sind. Zumindest sollte es uns das werden. Welchen Stellenwert, als Individuen, aber auch als ganze Art, wir eigentlich einnehmen.Wie winzig und unbedeutend unser Planet doch ist, und wie riesig, schwarz und leer das All drumherum. Nicht mehr als 1 oder 2 helle, bläuliche Pixel breit. Das ist die Erde. Die Erde, wie sie sich aus einer Entfernung von 6,4 Milliarden Kilometern präsentiert.

Der Zufall wollte es so, das sich das Licht der Sonne genau in dem Moment von der Sonde reflektiert wurde, als diese Aufnahme gemacht entstand. Und so erscheint die Erde gleichsam in dieser Reflektion gefangen und hervorgehoben aus der tiefschwarzen Dunkelheit des Weltraumes. Es ist ein uns sehr fremdes Bild der Erde. Wir wissen alle, wie sich die Erde im Weltraum präsentiert, spätestens seit den spektakulären Aufnahmen der Mondmissionen, wo die Erde als blaue Kugel im samtschwarzen All
hängt, mit hellen, weißen Wolkenbändern auf ihr zu sehen. Aber aus dieser enormen Entfernung hat noch kein menschliches Auge sie je gesehen. So würde sie sich außerirdischen Besuchern präsentieren, die sich auf dem Flug in das innere Sonnensystem befinden. So klein und unscheinbar, so verloren in der unendlichen Weite. Und beinahe hätten wir das Bild nie zu sehen bekommen, es wäre niemals entstanden. Denn die Verantwortlichen bei der NASA hatten Sorge, dass die dies Foto die Kamera von Voyager 1 beschädigen könnte. Denn die Erde stünde aus dem Blickwinkel der Sonde sehr nahe an der Sonne. Es war unter anderen Carl Sagan, der sich für diese Aufnahme stark machte. Doch es sollte einige Zeit dauern, biss alle Bedenken abgeschwächt werden konnten. Anfang 1990 war es dann so weit: Am 13. Februar 1990, oder am Valentinstag (zumindest in der Zeitzone, welche das Voyager Team benutzte), drehte die Sonde ihre Kameras in Richtung Erde.

Carl Sagan beschrieb das Foto in seinem Buch „Pale Blue Dot“ wie folgt:

Look again at that dot. That’s here. That’s home. That’s us. On it everyone you love, everyone you know, everyone you ever heard of, every human being who ever was, lived out their lives. The aggregate of our joy and suffering, thousands of confident religions, ideologies, and economic doctrines, every hunter and forager, every hero and coward, every creator and destroyer of civilization, every king and peasant, every young couple in love, every mother and father, hopeful child, inventor and explorer, every teacher of morals, every corrupt politician, every ‘superstar,’ every ‘supreme leader,’ every saint and sinner in the history of our species lived there — on a mote of dust suspended in a sunbeam.

 

 

Mein Mitgefühl gilt den Betroffenen, den Angehörigen und den Einwohnern von Paris.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen