Die Blauschwarze Holzbiene – Xylocopa violacea (Wildbiene des Jahres 2024)

Letzten Sommer war bei mir ein richtiger Brummer unterwegs. Größer als eine Hummel, flog das Insekt Blüte um Blüte an. Schnell entpuppte sich die Besucherin als Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) – das auch als Große oder Violette Holzbiene bekannte Tier kann allein durch seine Größe beeindrucken.

Große Holzbiene (Xylocopa violacea)
Eine Blauschwarze Holzbiene in Hardegsen. Eigenes Foto

Aussehen der Blauschwarzen Holzbiene

Mit einer Größe von 20 bis 28 mm gehört sie zu den größten Wildbienen Mitteleuropas. Mit ihrem schwarzen Panzer und den großen, bläulich bis violett gefärbten Flügeln ist sie auf jeden Fall eine auffällige Erscheinung, wenn sie Blüten anfliegt und dürfte auch Menschen auffallen, die sich sonst nicht für Blütenbesucher interessieren.

Der gedrungene, kurz behaarte Körper erinnert an eine große Hummel. Die Männchen haben einen braunen Ring vor der leicht abgeknickten Fühlerspitze.

Vorkommen

Die Blauschwarze Holzbiene liebt es eigentlich warm. Sie kommt hauptsächlich in Südeuropa und wärmeren Regionen Mitteleuropas vor. Früher war sie meist recht selten, da sie neben ihrer Liebe zu wärmeren Regionen für die Aufzucht der Jungen auch auf morsches Holz angewiesen ist. In jüngerer Zeit scheint sie sich zumindest in Deutschland zunehmend auszubreiten, da ihr die höheren Temperaturen durch den Klimawandel wohl die Eroberung neuer Lebensräume ermöglichen.

Seit etwa 2005 ist sie auch in Niedersachsen nachgewiesen. Hier kommt sie inzwischen in verschiedenen Regionen vor, ist aber wohl nirgends wirklich häufig. Bereits im Frühjahr kann man die Weibchen an Hauswänden, Bäumen und ähnlichen Strukturen beobachten. Hier suchen sie nach geeigneten Nistplätzen. Auch in Hardegsen konnte ich sie in den letzten beiden Jahren immer wieder beobachten.

Die solitär lebende Biene nutzt zur Aufzucht ihrer Jungen gerne noch nicht allzu morsche, sonnenbeschienene Baumstämme. Hier kann sie mit ihren kräftigen Kiefern bis zu 30 cm lange Gänge anlegen, die in Nistzellen enden. Hier werden die Eier abgelegt und mit einer Pollenmasse als Nahrung versorgt. Die Larven wachsen schnell und schon im Juni schlüpft die nächste Generation dieser beeindruckenden Biene.

Damit dürfte diese Biene zu den “Gewinnern” des Klimawandels zählen und ihr Verbreitungsgebiet immer weiter nach Norden ausdehnen. Um auf diesen beeindruckenden und friedlichen Zeitgenossen aufmerksam zu machen, wurde die Blauschwarze Holzbiene bereits 2022 von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum Gartentier des Jahres gekürt. Nun wurde sie vom Kuratorium Wildbiene des Jahres” erneut geehrt und zur Wildbiene des Jahres 2024 ernannt.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

3 Kommentare

  1. das erfreut mich sehr sowas zu lesen. ich sehe sie regelmässig.
    in meinem alten, verklinkerten fachwerkhaus ( nahe Stuttgart, 1902 + morsche mörtelfugen) tummeln sich in den ersten warmen (vor-)frühlingstagen mehrere von diesen schillernden *Brummern* an der südwand.
    auch wenn sie mir löcher in die fugen machen, sind sie für mich eine der ersten schönen frühlingsboten an sonnigen tagen.

    passt jetzt nicht zum schmuddeligen weihnachtswetter
    … aber die wintersonnwende ist fast erreicht, es wird wieder heller

    schöne feiertage

  2. Ich weiß zwar nicht, wo die Blauschwarzen Holzbienen wohnen, aber es ist beeindruckend, wenn diese von Blüte zu Blüte des mittlerweile wohl mehr als 30 Jahre alten Blauregens der Pergola brummen. Als ich diese vor einigen Jahren das erste Mal hörte und sah, musste ich doch im Internet nachsuchen, bis ich dann sicher wusste, wer das war, der/die da ‘rumschwirrte. Nun sehen ich diese jedes Jahr, wenn der Blauregen je nach Witterung mehr oder weniger zahlreich blüht und duftet.
    Bei der Blüte des Lavendel sind auch immer mehrere Hummelarten bei der Ernte, die ich an den unterschiedlichen Färbungen ihrer Hinterteile unterscheiden kann, ohne ihre Namen zu kennen.

  3. Erstmals ist sie mir vor mehr als 20 Jahren ennetbirgisch – an der Riviera dei fiori – als Blütenbesucherin begegnet. Danach habe ich ihr hier – inneralpin, auf 900 m über Meer – ein Habitat aufgebaut: Einige dicke Stammstücke einer Flatterulme, die Platz machen musste für Sonnenkollektoren. Zwei Jahre danach waren die Holzklötze durchlöchert und besiedelt, die adulten Tiere gaben sich ein Stelldichein in meinem Distelgarten.

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