Warum beißen Delphine Menschen?

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Gerade macht ein Indopazifischer Tümmler (Tursiops aduncus) am Strand der Stadt Suishohama in der Präfektur Fukui Schlagzeilen: Er beisst und rempelt Badende an. Die japanischen Behörden melden bislang sechs solcher Zwischenfälle.
Bereits im vergangenen Jahr hatte an einigen Stränden der Präfektur Fukui ein Tümmler für solche Schlagzeilen gesorgt.
Immer wieder tauchen einzelne Delfine oder Gruppen nahe von Häfen, Küstenorten und Stränden auf und kommen dort in direkten Kontakt mit Menschen. Da ruppiges Verhalten aber eine Ausnahme für die Kleinwale ist, vermute ich, dass jetzt an den japanischen Stränden wieder der gleiche Meeressäuger wie im vergangenen Jahr sein Unwesen treibt.

Was motiviert einen Delfin, sich so zu verhalten? Sind die Kleinwale vielleicht gar nicht so freundlich, wie viele Menschen denken? Welche Interaktionen gab es konkret? Wie haben sich die Menschen verhalten? Was ist konkret bekannt und was wird medial aufgebauscht? Gibt es auch in Europa solche ruppigen Zahnwale? Und wie schätzen WissenschaftlerInnen das Verhalten ein?
Diese Fragen hatte ich im vergangenen Jahr ausführlich beantwortet, hier noch einmal der Artikel dazu.

Spoiler:
1. Delfine sind nicht nett und mögen es nicht unbedingt, begrabscht zu werden.
2. Delfine könnten ohne Probleme durch Beißen oder Rammen einen Menschen sehr schwer verletzen – im vorliegenden Fall hat der Kleinwal den Schwimmenden keinen großen Schaden zugefügt.
3. Zu wilden Tiere sollte man immer respektvollen Abstand halten – dann gerät man auch nicht in solche Interaktionen, mit denen Wildtiere ihre Rote Linie aufzeigen.

Japan: Der genervte Delphin von Fukui

Am Strand von Koshino in der Nähe von Fukui, Japan sind im Juli und August 2022 mehrere Badegäste von Delfinen gebissen worden. Die japanische Zeitung Mainichi zitiert die lokale Polizei, dass zwischen dem 24. Juli und dem 12. August 2022 an drei Stränden 17 solcher Delfin-Angriffe auf Schwimmer vorkamen. Von den Geschehnissen im seichten Wasser vor dem Koshino Beach und Takasu Beach der Stadt Fukui berichteten auch andere Medien.

Ein älterer Mann schwamm am Strand von Takasu weniger als vier Meter vom Ufer entfernt, als er in den rechten Arm gebissen wurde: „Ich hatte in den Nachrichten von dem Delfin gehört und wollte eigentlich sofort aus dem Wasser steigen, wenn ich ihn sehen würde. Aber als ich ihn dann bemerkte, war er schon direkt neben mir“, sagte er dem Mainichi. Der Mann sagte, er habe versucht, das Maul des Delfins aufzuhebeln, aber der Meeressäuger weigerte sich, seinen Arm loszulassen. Der Mann hatte den Eindruck, dass der Delfin ihn fast unter Wasser zu drücken versuchte. „Ich geriet in Panik, aber ich wurde gerettet, als jemand in der Nähe den Meeressäuger wegtrieb“.
Die Opfer erlitten oberflächliche Bisse in Finger, Hände und Arme, nur ein Mann hatte eine tiefere Bisswunde am Daumen, die im Krankenhaus genäht werden musste.

Das Video im Mainichi-Artikel zeigt eine Rauferei zwischen einem Mann und einem Delfin. Der Mann war mit seinem auf einer Luftmatratze sitzenden Kind im Wasser. Laut dem Echizen Matsushima Aquarium in Fukui ist der Delfin hinter dem Chaos ein Indopazifischer Tümmler (Tursiops aduncus) sein. Die Mitarbeiter des Aquariums stellten fest, dass die Angriffe wahrscheinlich von demselben Delfin stammten, der anhand von Beschreibungen identifiziert wurde und erstmals im April gesehen wurde.
Weitere Filme zeigen Interaktionen, an deren Ende der Delphin einen fliehenden Mann verfolgt und beißt. Die japanischen Behörden gehen davon aus, dass für mindestens sechs der Vorfälle der gleiche Große Tümmler verantwortlich war. Zum Schutz der Badegäste haben die Behörden nun Ultraschallsender entlang des Strandes installiert, die Delfine abschrecken sollen. Außerdem warnen sie Schwimmer davor, sich Delfinen zu nähern.
Die japanischen Behörden reagieren angenehm unaufgeregt: „Wir ermutigen Besucher, den Delfin aus der Ferne zu beobachten, wenn er sich am Strand zeigt.“, sagte der Beamte. (Das erinnert mich an eine Situation, als durch ein Unwetter ein Japanischer Riesensalamander auf einmal aus dem Kamo-Fluß (Kamogata) mitten in Kyoto gespült wurde: Ein Spaziergänger nahm seinen aufgeregten Hund an die Leine und rief die Polizei – „Der Molch wurde von der herbeigerufenen Polizei wieder in den Fluss zurückgebracht. Niemand würde einem solchen Tier etwas zuleide tun.“).

Der Strand ist sowohl bei Menschen als auch Delfinen beliebt, die intelligenten und oft verspielten Meeressäuger kommen hier bis ins knietiefe Wasser an die Badegäste heran. Normalerweise gehen sie friedlich miteinander um. Nun stellt sich die Frage, warum hier ein oder mehrere Tümmler rabiat wurden. In den Videos der Delfinangriffe fehlen mir immer die Minuten davor. Die Bisse in Finger, Hände und Arme lassen mich vermuten, dass die Menschen nach dem Kleinwal gegriffen haben.
Bei einem anderen Angriff wurden wohl Schwimmer gebissen, nachdem sie versucht hatten, ein Foto mit dem Tier zu machen.
Das wäre für mich eine schlüssige Erklärung: Wildtiere werden ungern angefasst, falls Menschen es dennoch versuchen, verteidigen sich die Tiere mit Bissen, Kratzern, Tritten oder Rempeleien.
Dass Menschen gegenüber Tieren (und Pflanzen) keinen respektvollen Abstand halten, ist Teil eines Bildungsmangels zu Naturthemen, mangelndem Verstand und einer durch irreführende Medienberichte aufgebauten falschen Erwartungshaltung.
Ein lokaler Kaffeehausbesitzer erzählte, dass er schon häufiger beobachtet hätte, dass an diesem Strand Delfine Menschen schubsen. In diesem Jahr seien die Meeressäuger allerdings deutlich rabiater geworden und würden sich regelrecht auf die Menschen stürzen.
Mittlerweile scheint es keine weiteren Interaktionen zu geben – ob die Menschen Abstand halten, die akustischen Scheuchgeräte wirken oder der Delfin sich beruhigt hat, ist nicht geklärt.
Ob es für die Verhaltensänderung der Delfine einen Auslöser gegeben hat, ist nicht bekannt.

Delfine sind keine Kuscheltiere

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich mit Walen gearbeitet habe, ist die erste Frage immer, ob ich mit den Meeressäugern geschwommen bin. Nein, natürlich nicht. Meine Schnabelwal-Forschung habe ich an Schädeln in Museumssammlungen durchgeführt. Walzählungen haben wir in antarktischen Gewässern von einem Forschungseisbrecher aus durchgeführt – schnelle Finnwale würde man an sich vorbeischwimmen sehen und bei 12°C Wassertemperatur macht schwimmen vielleicht auch keinen Spaß. Zumal die Bestandsschätzungen am besten von möglichst weit oben klappen. Auch die tieftauchenden Pottwal-Bullen in nordnorwegischen Gewässern sind nicht unbedingt aufs Kuscheln aus. Als wir bei einer Pottwal-Safari großmäulige deutsche Extremtouristen dabei hatten, die bei 12°C Wassertemperatur neben den Walen tauchen wollten, haben wir Guides die Typen einfach reden lassen – am nächsten Tag draußen auf See war natürlich keine Rede mehr davon.

Entgegen der in breiten Teilen der Öffentlichkeit herrschenden Meinung sind Delfine und andere Wale keinesfalls begeistert, wenn Menschen mit ihnen schwimmen wollen. Gerade Delfine tragen immer noch schwer an der Ära „Flipper“. Oft sind sie ja auch neugierig und nähern sich Booten, reiten in der Bugwelle von Schiffen oder suchen manchmal sogar die Interaktion mit Schwimmenden. Allerdings sollte man dann einfach den Moment genießen und nicht unbedingt versuchen, nach ihnen zu grabschen oder ein gemeinsames Selfie aufnehmen zu wollen. Das mögen sie nämlich nicht, sondern finden das sogar oft extrem stressig (Darum bitte auch Hotelanlagen, die Schwimmen mit gefangenen Delfinen anbieten, meiden). Und dann sollte man sich noch klar machen, dass ein Indopazifischer Großer Tümmler 2,60 Meter lang und bis zu 230 Kilogramm (Kein Schreibfehler!) schwer wird und sich im Wasser wesentlich geschickter als wir bewegt. Diese Kleinwale sind pralle Muskelpakete und können einem Menschen schnell durch einen Rempler die Rippen oder Extremitäten brechen oder noch schwerer verletzen. Ihr Gebiß besteht aus 20 bis 29 kegelförmigen Zähnen pro Kieferhälfte (also insgesamt über 80) und durchlöchert Fische und Tintenfische zuverlässig, „piercing“, nennen Biologen das. Dass der genervte Kleinwal am japanischen Badestrand nur etwas zugeschnappt hat, zeigt, dass er wohl genervt, aber nicht wirklich aggressiv war.
Dass Delfine weltweit unter Artenschutz stehen, bedeutet übrigens auch, dass man sie nicht scheuchen, angrabbeln oder anderweitig nerven sollte.

Die Kleinwale sind gewandte Jäger mit tödlichen Gebissen, die selbst kräftige und schnelle Meereswesen wie große Fische oder intelligente Kopffüßer überwältigen und verspeisen. Als Top-Prädatoren sind sie nicht immer nett zu anderen Meeresbewohnern, nicht einmal zu anderen Walen und ihren eigenen Gruppenmitgliedern: Manche mobben und verletzen Weibchen und Jungtiere.
Gerade Tursiops-Bullen manche Bestände sind mittlerweile dafür bekannt, dass sie kleinere Wale töten: Vor Schottland haben ein Delfinbulle bzw. eine Gang schon mehrfach Kälber der eigenen Gruppe getötet, solche Infantizide sind bei Walen selten (Allerdings mittlerweile auch bei Orcas beobachtet). Die bis zu 3,5 Meter großen Tursiops-Bullen vor Schottland prügeln immer wieder junge Schweinswale zu Tode, die dann mit schwersten Bißwunden und Knochenbrüchen tot an den Stränden angespült werden.

Auch sexuell motivierte Gewalt kommt immer wieder vor. Manche Bullen schüchtern die Weibchen definitiv durch Drohungen, Gewalt und andere Schikanen ein, um sie zur Kopulation zu bewegen. VerhaltensforscherInnen diskutieren bis heute, ob männliche Delfine Weibchen vergewaltigen, weil das eine moralische und juristische Komponente beinhaltet. Außerdem zeigen Delfine manchmal sexuell motiviertes Verhalten gegenüber anderen Arten und Menschen, dabei handelt es sich nach Aussage der Verhaltensbiologie aber um sexual coercion, was nicht der Reproduktion dient. Es ist wohl vielmehr das sogenannte Aufreiten, ein bei Säugetieren verschiedenster Spezies übliches Verhalten. Delfine beider Geschlechter und aller Altersgruppen können es zeigen. Es kommt auch vor, dass Weibchen bei Männchen aufreiten und Jungtiere bei ihren Müttern. Die möglichen verhaltensbiologischen Erklärungen reichen von spielerischem Verhalten und Bestätigen von Freundschaft bis zu Dominanz- und Aggressions-Verhalten (Diese Diskussion ist ausführlicher hier zu finden).

Irland: Dusty, der genervte Delfin

Angriffe von Großen Tümmlern auf Menschen sind selten, kommen aber immer wieder vor. 2013 kam es in Irland innerhalb von zehn Tagen immer wieder zu Angriffen durch denselben Delfin namens „Dusty“ an der Küste vor dem County Clare.  Das erwachsene Weibchen war ein regelmäßiger Gast vor der Küste, wie es dort manchmal vorkommt. Normalerweise sind solche Delfine dann lokale Attraktionen und interagieren mit Badegästen und Booten. 2013 rammte „Dusty“ allerdings ohne ersichtlichen Grund innerhalb von zehn Tagen zwei Frauen: Die erste Schwimmerin erlitt Rippenfrakturen, geprellte Wirbel und Lungenschäden, die andere Schwimmerin brauchte nach einem Rammstoß in den Unterleib medizinische Versorgung.

Der irische Wal-Experte Simon Berrow, Executive Officer der IWDG, sagte, Dusty sei ein erwachsener, weiblicher Großer Tümmler, der vor etwa 15 Jahren zum ersten Mal von irischen Fischern vor der Küste von County Clare gesichtet wurde. Ihre Bewegungen würden seit dem Jahr 2000 verfolgt und sie sei zu einer beliebten Attraktion in der Gegend von Doolin geworden. Er sagte auch, die beiden Frauen seien nicht die ersten Menschen, die in den letzten Jahren von Dusty ernsthaft verletzt worden seien. Die Gruppe berichtete, dass es mindestens drei weitere Vorfälle gegeben habe, bei denen Menschen von dem Delphin so hart gerammt worden seien, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert worden seien.

2014 mussten ebenfalls vor der Irischen Küste in der Bucht von Galway fünf Schwimmer gerettet werden, die von einem aggressiven Delfin in die Enge getrieben worden waren. Der Meeressäuger hatte die Schwimmenden nicht angegriffen, sie jedoch umkreist und sei dann „in einschüchternder Weise“ auf sie zugeschwommen. Die Besatzung eines Fischerboots hatte ihre Notlage bemerkt und das Boot zwischen die Menschen und den Delfin geschoben. Kurz danach kam auch ein Boot der alarmierten Royal National Lifeboat Institution (RNLI) und geleitete die Schwimmenden sicher zurück an den Strand. Auch die RNLI-Mannschaft hatte das Verhalten des Delfins als aggressiv eingeschätzt.

Dieses CNN-Video zeigt Dusty, die aufgeregt das Wasser aufwühlt und mit dem Schwanz schlägt, und einige Menschen, die sie im Wasser stehend umringen. “Angry dolphin caught attacking people” halte ich für falsch. Für mich sieht es so aus, als wolle der Delfin sich Platz schaffen. Warum die Badenden nicht gleich von sich aus mehr Abstand zu dem offensichtlich aufgeregt agierenden Meeressäuger halten, ist mir unbegreiflich.
Vor den Küsten der Britischen Inseln leben mehrere Bestände Großer Tümmler (Tursiops truncatus). Immer wieder gibt es einzelne Delfine, die lange Zeit, oft über Jahre hinweg, an einem Küstenabschnitt heimisch werden. „Dusty“ hat , die gute Informationen auch über andere Walsichtungen und -strandungen an den Irischen Küsten bietet.

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

19 Kommentare

  1. Das ist wieder was für meine kleine Sammlung: ,,Der moderne Mensch hat verlernt, mit der Natur umzugehen”

    Wie seltsam das doch ist: Ich bin auf dem Land groß geworden und da hat man mir schon als Kleinkind beigebracht, dass man zu Wildtieren unbedingt Abstand halten muss (allerdings gab es bei uns auch noch die Tollwut). ,,Du kannst von weitem Beobachten, aber wenn das Tier auf Dich zukommt, lauf schnell weg! Niemals Wildtiere anfassen!”

    Heute fassen Menschen Rehkitze an, füttern Wölfe oder nehmen Wildkatzenbabys mit nach Hause …

    • @Flusskiesel: Ich bin zwischen Stadt und Land groß geworden und kann über die heute verbreitete Nicht-Kenntnis elementarer Grundlagen nur immer wieder den Kopf schütteln. Dass 10-Jährige nicht zwischen Schwan und Ente unterscheiden können oder Eltern Kleinkinder mit Fingerhut spielen lassen, weil sie nicht wissen, dass die Pflanze toxisch ist, sind nur zwei von viel zu vielen seltsamen Erlebnissen. Das hat damit zu tun, dass in manchen Bevölkerungsschichten das Konzept “Wir gehen in den Wald” nicht existiert. Unabhängig von der Nähe des nächsten Waldes. Meine Arbeit als Umweltpädagogin in einem Trabanten-Stadtteil, unmittelbar am Wald gelegen, hat mir regelmäßig Momente der Fassungslosigkeit beschert. Dabei wäre ein Fußmarsch von 10 – 15 Minuten zum Wald und dann der Waldspaziergang eine kostenlose Bereicherung jeglichen Familienlebens gewesen. Viele Kinder wussten nicht, dass sie einfach in einen Wald gehen dürfen, ganz zu schweigen von geeigneter Kleidung wie festen Schuhen oder dreckresisten Hosen. Die Eltern kannten dieses Konzept nicht und geben es dann so an die Kinder weiter – dass man die Freizeit in der Wohnung verbringt. Am besten mit flackernden Medien. Ein einmaliger Schulausflug ändert daran leider auch nichts.
      Es war auch problematisch, solche Menschengruppen zum stillen Betrachten zu bringen – sie grabschten alles an oder zerstören es, wissentlich oder unwissentlich.
      So entsteht leider kein respektvoller Umgang mit Pflanzen und Tieren.
      Insofern wundert mich die derzeitige Ignoranz gegenüber der Öko- und Klimakrise wenig – sie verstehen es nicht und/oder betrachten es nicht als ihr Problem.

        • @Peter Müller: Das liegt glücklicherweise hinter der Paywall, so dass ich wirklich keine Gelegenheit zum Lesen habe. Für solchen Bullshit beschäftige ist mir meine Zeit zu schade. Natürlich stammt ein Teil der heutigen deutschen Wanderlust aus der Naturverherrlichung der Romantik und des Nationalsozialismus, aber das kann ich als heutige Biologin und Rangerin überwinden, indem ich mit Menschen unterschiedlichster Herkunft in den Wald, auf die Wiese, an den Bach, … gehe und ihnen Bäume und Tiere vorstelle. Nach meinen Erfahrungen hat es weniger mit Herkunft, sondern eher mit Bildungslevel zu tun, ob Menschen sich auf die Natur einlassen.

      • Ich hatte das mit dem japanischen Delfin schon woanders gelesen und dachte nur: Delfinangriff? Really?

        Delfine nehmen es selbst mit Haien auf. Wenn ein Delfin wirklich einen Menschen angreift, dann sieht das Ergebnis etwas anders aus als ein paar Zahnabdrücke im Oberarm. Das war kein Angriff, sondern eine nachdrücklichere Aufforderung, doch bitte das Becken zu räumen.

        Es war auch problematisch, solche Menschengruppen zum stillen Betrachten zu bringen

        Wie wahr. Das ist der Grund, warum ich nur mit ganz wenigen ausgewählten Menschen durch den Wald laufe. Weil ich zwischendurch eine halbe oder auch ganze Stunde an einem Ort bleiben möchte und alles aufzunehmen versuche, was sich da abspielt (Vogelstimmen oder irgendwelche Viechers, die durchs Gebüsch kriechen etc.). Wenn da neben mir einer steht, der mir permanent eine Frikadelle ans Knie schwatzt oder mich drängt, weiterzugehen, weil es doch “hier so langweilig ist” – boah, da könnte ich ausrasten.

  2. Bei Dusty und, wenn es nur ein Individuum ist, dem Angreifer vor Japan, wäre auch noch an eine individualle Ursache zu denken: “persönlichkeitsverändernde” kleine Schlaganfälle, psychisches Trauma — diese Tiere sind hoch genug entwickelt um auch Parallelen vom Menschen versuchsweise heranzuziehen.

    • @Noch`n Wort: Eine besondere psychische Situtation eines solch einsamen Delphins wäre vorstellbar. Er könnte seine Gruppe verloren haben. Bei einer Gruppe in Küstennähe hingegen könnten die Delphine aus Spieltrieb handeln, genauso wie wir.

  3. … aus dem Kamogawa-Fluß …

    Kleiner Spoiler:
    Meines Wissens bedeutet “gawa” ( oder auch “kawa” = 川 ) in der japanischen Sprache “Fluss” und wird dem Namen des Gewässers nachgestellt, um es als Fluss zu kennzeichnen.
    Damit wäre der Name des Gewässers “Kamo-Fluss” und die hiesige Übersetzung wäre dann “Kamo-Fluss-Fluss”. Das habe ich aber auch schon in Japan an Brücken gelesen, auf japanisch dann in Kanji 鴨川 = “Kamo-kawa” und dann die englische Übersetzung ( für die Touristen/Ausländer ) “Kamokawa river”.

    • @Karl Meier: Danke! Das wusste ich nicht. Dabei hatte ich den Medienbeitrag, auf dem der Molch-Artikel basiert, von jemandem mit Japanisch-Kenntnissen übersetzen lassen, Google translate gab es da noch nicht. Den Artikel kann ich leider nicht mehr korrigieren, da ich für dne Konradin-Scienceblog keine Admin-Rechte mehr habe.

  4. Ich habe gerade ein starkes Deja-vu… Möglicherweise ein ähnlicher Artikel vor Jahren, im alten Blog drüben.

    Ich glaube damals habe ich etwa geschrieben: “Wenn der Delphin vorgehabt hätte den Menschen zu töten, dann wäre der Mensch jetzt tot.”

    Ich verstehe nicht warum sich jemand freiwillig einem Delphin nähert und den gar anfasst. Noch dazu wenn das Tier schon irgendwie nervös wirkt.
    Das ist ein großes, schweres Raubtier, stärker und schneller als ein Mensch und im Wasser absolut überlegen.
    Ich klettere ja auch nicht auf den Baum eines Schimpansen oder versuche in den Rocky Mountains einen wilden Puma oder Bären zu streicheln.

    …andererseits: Wenn die DLRG schon auf Sylt Schilder aufstellen muss damit niemand versucht auf die Sandbank rüberzuschwimmen und eine Kegelrobbe (IIRC, aber auch ein Seehund kann einem vermutlich die Hand abbeißen) zu streicheln… Ich weiss nicht was man von der Intelligenz mancher Menschen noch erwarten kann.

    Gruß
    Aginor

  5. @Aginor

    Wenn die DLRG schon auf Sylt Schilder aufstellen muss damit niemand versucht auf die Sandbank rüberzuschwimmen und eine Kegelrobbe (IIRC, aber auch ein Seehund kann einem vermutlich die Hand abbeißen) zu streicheln…

    Moment, das ist jetzt kein Scherz? Du meine Güte, haben diese Leute sich nie Filme oder Fotos angesehen, auf dem das Gebiss einer Kegelrobbe zu sehen ist? Ist ihnen nicht bewusst, dass die Kegelrobbe das größte in Deutschland freilebend vorkommende Raubtier ist?

    https://www.geo.de/natur/tierwelt/eine-kegelrobbe-ist-kein-kuscheltier-30168692.html

    BTW, hast du eventuell einen Link zu diesem Geschehnis parat?

  6. @RPGNo1 Ich versuche gerade das wiederzufinden.

    Das an das ich mich erinnerte war offenbar Helgoland und nicht Sylt:
    https://taz.de/Helgoland-warnt-nicht-vor-Robbenbiss/!5339051/

    Und das hier ist an der Ostsee:
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/mehr-kegelrobben-an-der-ostsee-vorsicht-bissige-robbe-100.html

    Aber auch auf Sylt stehen zumindest Schilder (50m Abstand wird erbeten), und es kam wohl auch da schon zu Verletzungen weil Leute zu nah an Robben gehen. Dort sind es aber wohl meistens Seehunde.

    Gruß
    Aginor

  7. Delfine sind Prädatoren, Säugetiere, und jagen in Gruppen.
    Sie müssen nicht sonderlich gut gelaunt sein, wie “Flipper” zum Beispiel, sie können sich als Klein-Wale vorgestellt werden, so verwandt wie gemeinter Kladistik folgend.
    Als Karnivoren.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    • @Dr. Webbaer: Delphinartige, Schweinswale und Schnabelwale SIND per IWC-Definition Kleinwale. Und sie sind mitunter definitiv schlecht gelaunt, sicherlich aus unterschiedlichen Gründen.

  8. “1. Delfine sind nicht nett und mögen es nicht unbedingt, begrabscht zu werden.”

    Bei der Vorstellung musste ich so lachen. Nett? Ich habe schon Kaninchen gehabt mit denen man keine Späße machen konnte. Einfach mal in die Enge treiben und ohne Handschuhe hingreifen. Mit Robbenbissen können die zwar nicht so mithalten, aber viel Spass mit den Entzündungen. Die Krallen sind fies und dreckig, die Zähne geben zwar schmale aber tiefe Wunden die keinen Spass machen. Natürlich drehen die auf wenn sie nicht flüchten können aber möchten…

    Wie kommt man auf so eine Idee? 🙂

    • @Uli Schoppe: Ja, ich frage mich das auch. Man grabscht weder Tiere noch Leute einfach so an. Erstmal ansprechen und Kontakt herstellen, dann kann man ein domestiziertes Tier eventuell anfassen. Bei wilden Tieren hingegen sollte man unbedingt Abstand halten.
      Von Kaninchen habe ich auch solche Stories gehört, gerade Rammler können wohl für so manche Leute überraschend meinungsstark auftreten.

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