Stellersche Seekuh – die Riesenseekuh des Nordpazifiks

Der Aleuten-Kommandeur-Inselbogen zieht sich von Alaska bis nach Russland vor die Halbinsel Kamtschatka, diese Inselkette trennt den Nordpazifik vom Bering-Meer. Das Beringmeer ist nach Kapitän Vitus Bering benannt, der die erste Forschungsexpedition dorthin geleitet hatte. Mit dabei war auch der deutsche Naturforscher und Arzt Georg Wilhelm Steller, der 1741 die riesige Seekuh des Nordpazifiks wissenschaftlich beschrieb: Hydrodamalis gigas – die Stellersche Seekuh.
Der kalte, nährstoffreiche Nordpazifik ist der Lebensraum vieler Meeressäuger, manche davon waren oder sind sehr groß. So beschrieb Steller, als die Expedition auf der Beringinsel gestrandet war, gleich vier bis dahin unbekannte Arten von Meeressäugern, die heute nach ihm benannt sind: Riesenseekuh, Seelöwen, Seebären und Meerotter.
(Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Steller und seinem wissenschaftlichen Vermächtnis und bin Mitglied der Steller-Gesellschaft. In diesem Jahr hatte ich bei der Jahrestagung in Halle den Eröffnungsvortrag “Steller und die Wale” gehalten. Dabei ging es darum, warum dieser so emsige Naturforscher ausgerechnet über Wale so wenig berichtet hat – von denen es im Nordpazifik so viele gibt).

In den nordpazifischen Küstengewässern wuchsen und wachsen gewaltige Tangwälder, deren riesige Braun- und andere Algen undurchdringlich wie Unterwasser-Dschungel wirken. In ihrem grünlichen Zwielicht leben eine Vielzahl von Meerestieren, teils besiedeln sie die Tange, teils leben sie zwischen den Stielen und blattartigen Enden. Diese Kelpe bestehen wie Pflanzen aus einem Wurzelstück, das das Gewächs am Boden verankert, einem zähen langen Stiel und einem palmwedelartigen oberen Ende, das die Photosynthese betreibt. Wegen ihrer langen eigenständigen Entwicklung sind Algen keine Pflanzen, sondern pflanzenähnliche, Photosynthese betreibende Gewächse. Sie sind die einzigen Gewächse im Meer, die solche waldähnlichen Dschungel bilden und einzigartige Lebensräume.

“Scuba diving in a kelp forest in California” (Wikipedia: Kelp by Gustavo Gerdel, CC BY-SA 4.0)

Die bis zu acht Meter lange Riesenseekuh (Hydrodamalis gigas) war ein friedlicher Seetangfresser mit zurückgebildeten Zähnen – zum Zerkleinern des Seetangs reichten den entschleunigt im eiskalten Nordpazifik dümpelnden Meeressäugern zwei hornige Gaumenplatten. Vermutlich war der Bestand schon im 18. Jahrhundert nur noch wenige Tausend Tiere groß, sie war bei ihrer Entdeckung bereits ein Relikt. Sie ist nicht nur ein außergewöhnliches Relikt der eiszeitlichen Megafauna, sondern leider auch eines der ältesten Beispiele der Ausrottung einer Art durch Menschen. Kaum hatte die Expedition über den Reichtum an Pelztieren berichtet und ihre Route veröffentlicht, fielen dort Pelz-, Robben- und Waljäger ein. Ein Tier, das 10 Tonnen frisches Fleisch bietet und sich nicht wehrt, war für diese Schlächter natürlich besonders leicht zugängliche Nahrung – vermutlich 1768 wurde die letzte Riesenseekuh erschlagen und verspeist.

Heute gibt es nur wenige Exemplare dieser Meeresriesen in Museen: ein Schädel ist im Senckenberg-Museum ausgestellt, ein ganzes Skelett im Naturkundemuseum in Braunschweig und ein Skelett sowie die einzige lebensgroße Rekonstruktion im Museum für Tierkunde in Dresden. Letzteres ist leider nicht für Publikum zugänglich, aber ich konnte es mir im September anschauen und einige Photos machen.

Lebensgroße Rekonstruktion einer Stellerschen Seekuh, Museum für Tierkunde, Dresden (Bild: Dr. Clara Stefen, Bettina Wurche)
Schädel der Stellerschen Seekuh im Museum für Tierkunde, Dresden (Bild: Bettina Wurche)

Subfossile Seekuh-Funde

Die Gruppe der Seekühe heißt Sirenia, also Sirenen. Diese Meereswesen der antiken griechischen Sagen werden manchmal mit Bart, manchmal als Mensch-Fisch-Wesen dargestellt. Fischschwanz und Bart haben beide gemeinsam, außerdem haben Seekühe die Zitzen auf Höhe der Achseln und legen sich zum Säugen des Nachwuchses auf den Rücken. So hat die Wunschvorstellung sicherlich in manchen Seefahrer vergangener Zeiten zum Träumen gebracht.
Steller hatte bei seinem Aufenthalt auf der Bering-Insel auch beschrieben, dass diese Seekühe in Paaren zusammenlebten und ihre Paarung mit den langsamen Bewegungen und unter vielen Seufzern und Stöhnen schon fast poetisch formuliert.

Diese außergewöhnlichen Meeressäuger haben vor allem um die Kommandeursinseln herum gelebt – dort hatte die Naturreservats-Inspektorin Maria Shitova 2017 ein Skelett gefunden!
Die Sibirian Times berichtete Ende April 2017, dass Maria Shitova zunächst nur die Rippen aus dem Untergrund lugen sah. Nach einer achtstündigen Grabung hatten sie und ihre Kollegen ein weitgehend vollständiges Skelett von 6 Metern Länge freigelegt, allerdings ohne Kopf. Ein seltener und wertvoller Fund eines Meeresriesen aus einer anderen Zeit.  Der Artikel der Sibirian Times zeigt einige Bilder der Ausgrabung.

Als einzige Seekuh lebte dieses Riesengeschöpf in eiskalten Gewässern, eine zentimeterdicke Haut schützte das Tier gegen scharfe Eiskanten und Felsen, ihre Speckschicht gegen die Kälte. Heutige Seekühe, die Dugongs und Manatis, leben nur in den Tropen und bleiben wesentlich kleiner.
Manatis und Dugongs haben – wie Wale und Robben – voll ausgebildete Vorderbeine mit einem vollständigen Handskelett mit fünf Fingern. Die Stellersche Seekuh hingegen hatte ungewöhnlich stark zurückgebildete Vorderbeinstummel ohne Hände und Finger. Stattdessen waren diese Stummel-Extremitäten mit starker Hornhaut besetzt. Der Meeressäuger soll sie als Stütze und zur Fortbewegung in den flachen Küstengewässern genutzt haben, beim Abweiden der Tange. Tange wachsen auf felsigem Untergrund, so dass eine starke Hornhaut die Vorderextremitäten gut geschützt haben dürfte. Auch der restliche Körper war mit besonders starker, borkenartiger Haut besetzt, darum tragen diese Sirenen auch dne Beinamne “Borkentier”. Solch borkige Haut war ein guter Stoßdämpfer, wenn Wellen den Körper gegen scharfe Felskanten getragen haben. Das deutet auf eine lange eigenständige Entwicklung dieser nordpazifischen Seekühe hin.

Skelett der Stellerschen Seekuh im Museum für Tierkunde, Dresden. Die Stummel der Vorderextremitäten und die extrem dicken Rippen sind gut zu sehen. (Bild: Bettina Wurche)

Übrigens: Vor Südkalifornien gab es in einem längst vergangenen, mehrere Millionen Jahre alten Ökosystem vor der Küste schon in der Vorzeit riesige Seekühe. Im Naturkundemuseum in San Diego bin ich einem Fossil begegnet: Hydrodamalis custae war eine eng verwandte Vorgängerin von Hydrodamalis gigas. Beide waren Spezialanpassungen an den eiszeitlich noch kälteren Nordpazifik und dessen gigantische Tangwälder.

In den Legenden und Traditionen der nordpazifischen Menschen leben die Riesensirenen weiter: Ihre Knochen werden bis heute von meist indigenen Kunsthandwerkern mit einer besonderen Erlaubnis zu Schmuckstücken und kleinen Skulpturen verarbeitet – sie heißen Mermaid Ivory, also Meerjungfrauen-Elfenbein.

Sirenen-Elfenbein – das Vermächtnis der Stellerschen Seekuh

Bei „Meerjungfrauen-Elfenbein“ drängte sich die Frage auf, wo in den Gesichtern lieblicher Meerjungfrauen große Hauer sein könnten. Oder ob es sich vielleicht um marine Mikrokunst aus normal großen Zähnen  handelt. In dem Standardwerk zur Nordischen Nixenkunde „Die Nixen von Estland“ gibt es allerdings keinerlei Hinweise auf die kommerzielle Verwertung von Nixenzähnen. Und dabei handelt es sich um die umfassendste, mir bekannte naturkundliche Publikation zur Nixenkunde.

De facto stammt „Mermaid Ivory“ aber gar nicht von Meerjungfrauen, vielmehr handelt es sich um Schnitzereien aus den Knochen der ausgerotteten Stellerschen Seekuh Hydrodamalis gigas.

Ihre gigantischen Knochen finden sich heute auf der Bering-Insel, die zu den russischen Kommandeurs-Inseln (Kommandorskies) gehört, sie sind der westlichste Teil des Aleuten-Inselbogens.
Bis vor weniger als 20.000 Jahren lebten die gewaltigen Stellerschen Seekühe an den Küsten des  gesamten Nordpazifiks von Japan, über die Aleuten und Alaska, bis nach Mittel-Kalifornien (Domning, 1976).
Die Inselbewohner dürfen die Seekuh-Knochen für Kunsthandwerk benutzen und legal handeln. Die heute lebenden Manatis und Dugongs hingegen stehen, wie andere Meeressäuger unter striktem Schutz, auch ihre Knochen dürfen in den meisten Ländern nicht gehandelt werden. Die Situation ist also wie beim Elefanten-Elfenbein: Das Elfenbein der ausgestorbenen Mammuts ist legal handelbar, die Stoßzähne der Elefanten sind – etwa in Europa und den USA – nicht legal.

Mermaid Ivory gibt Hinweise auf noch unbekannte Vorkommen von Stellers Seekuh

Lorelei Crerar, eine Professorin für Biologie der George Mason Universität in Fairfax, sammelt seit 2008 Mermaid-Ivory-Schnitzereien, mittlerweile besitzt sie rund 200 Stücke. Diese Schnitzereien bestehen zwar aus Knochen, sind aber ähnlich aufwändig bearbeitet wie Elfenbein, so kommt es zu ihrem Handelsnamen „Ivory“.
Die meisten Stücke stammen von den Kommandeurs-Inseln. Bei einer Verkaufsausstellung entdeckte sie allerdings auch noch eine andere Herkunftsangabe: Die St Lawrence-Insel, die etwa 1000  km nördlich der Kommandeurs-Inseln liegt. Die Händler von Alaska Fossil Ivory und David Boone Traders hatten auf ihre Nachfrage geantwortet, im Innern der St. Lawrence-Insel befänden sich Knochen der Stellerschen Seekuh, die von den Inselbewohner genutzt und gehandelt werden. So werden sie u.a. an Händler für Kunstgewerbe verkauft. Als Dokumentation nannten die Händler ihre Zwischenhändler, Transportunterlagen für den Flug und Versicherungsscheine. Eine weitere Dokumentation einer Seekuh-Population von der St. Lawrence-Insel gibt es bisher nicht.
Crerar war neugierig geworden: War sie hier auf die Spuren einer bisher unbekannten Seekuh-Population gestoßen?

Darum führte sie mit ihren Sammlungs-Stücken und Vergleichsmaterial aus dem Smithsonian Museum eine Studie durch und ergänzte sie mit Daten aus einer Untersuchung von Clementz et al 2009.

Das mittels Radiocarbon-Methode ermittelte Alter der Knochen schwankt zwischen 1030 und 1150 Jahren, mit einer möglichen Abweichung von 30 Jahren.
Dann ging es darum, herauszufinden, ob das Meerjungfrauen-Elfenbein nun wirklich aus Knochen der ausgestorbenen Riesenseekuh besteht. Dafür wendete sich Crerar an die Smithsonian Instution: Der Experte für marine Säugetiere C. W. Potter begutachtete die Schnitzereien und verglich sie mit einer Seekuh-Rippe. Die meisten Objekte konnte er aufgrund ihrer Knochenstruktur als Teile der Stellersche Seekuh identifizieren, manche waren allerdings zu klein und zu stark bearbeitet, um sie sicher zuzuordnen.
Als nächsten Schritt ließ Crerar eine DNA-Analyse durchführen. Dabei kam heraus: Die meisten Schnitzereien stammten tatsächlich von Hydrodamalis gigas. Nur einzelne Stücke waren aus den Knochen anderer Meerestiere angefertigt worden: Grauwal (Eschrichtius robustustus), Schlank-Delphin (Stenella attenuata) und Weißschnauzen-Delphin (Lagenorhynchus albirostris). Die gefälschten Stücke stammten alle vom gleichen Händler, so Crerar, die anderen Händler hatten also zuverlässig das richtige Material verwendet und korrekt angegeben.
Allerdings stammen die Fälschungen von heute lebenden und streng geschützten Arten, die nicht gehandelt werden dürfen. Crerar meint, dass deswegen die US Fish and Wildlife Service und die National Marine Fisheries Service künftig auch den Handel mit „Mermaid Ivory“ überwachen sollten. Das hilft zwar der ausgestorbenen Riesen-Seekuh nichts mehr, schützt aber andere Arten davor, das gleiche Schicksal zu erleiden.

Die Isotopenanalyse von 1²C, 13C, 14C, 14N und 15N aus dem Kollagen der Seekuh-Knochen brachte noch eine weitere Überraschung: Alle Proben ließen sich zwei verschiedenen Gruppen zuordnen, die sich signifikant voneinander unterscheiden. Das Isotopenverhältnis ist wie ein geographischer Finderabdruck, es ermöglicht eine eindeutige geographische Zuordnung.
Offenbar stammte tatsächlich nur ein Teil der Knochen von den Kommandeurs-Inseln, ein anderer Teil von einem anderen Ort. Diese abweichenden Werte gehörten zu den Knochen, die angeblich von der St. Lawrence-Insel kamen.
Offenbar hatten um das Jahr 1100 auch noch weiter im Norden Seekühe gelebt. Die zurzeit der Entdeckungs- und Handelsfahrten von europäischen Entdeckern, Jägern und Händlern bereits verschwunden waren und darum in der schriftlichen historischen Überlieferung nirgendwo aufgetauchten. Es sind zwar subfossile Seekuh-Funde von vielen Aleuten-Inseln bekannt, nicht aber von der St. Lawrence-Insel. Crerar hatte die Überreste einer bisher vollkommen unbekannten Seekuh-Population gefunden!

Die Zeit um 1100 liegt sehr nah an einer gut dokumentierten Warmzeit um 1220, die auch für eine Erwärmung im Norpazifik gesorgt hatte. Es ist wahrscheinlich, dass sich durch diese Erwärmung auch das Vorkommen der Riesen-Seekühe weiter nach Norden schob, bis zur St. Lawrence-Insel.

Gleichzeitig sind Inuit in dieser Warmzeit weiter nach Norden gezogen. Im wärmeren Meer haben sich neue Wasserwege geöffnet und die Völker des Nordpazifiks konnten ihrer Beute wie Glattwalen weiter nach Norden folgen. Es ist nahe liegend, dass sie dann auch die dort vorgefundenen Seekühe gejagt haben. Auf der St. Lawrence-Insel leben seit mindestens 2000 Jahren bis heute die Yupik, auf deren Speiseplan eine Vielzahl von Meeressäugern steht. Crerar hält es für denkbar, dass die Inselbewohner die Riesenseekühe bis zur Ausrottung gejagt haben, so dass sie zu Stellers Zeiten längst ausgestorben waren. Ich halte es auch möglich, dass die Kelpvorkommen sich nach dem Ende der Warmzeit veränderten oder es dann für die Seekühe zu kalt wurde, oder beides.

Das Dilemma von Privatsammlungen und die Bedeutung von Belegexemplaren in Museumssammlungen

The dilemma of trade samples and the importance of museum vouchers – cavats from a study on the extinction of Steller´s sea cow: a comment on Crerar et al (2014)“ – lautet ein Kommentar zu Crerars Publikation vom 21.04.2016 von Nicholas Pyenson.
Pyenson ist Kurator für fossile Marine Säugetiere am Smithsonian National Museum of Natural History und sieht er es ungern, wenn wissenschaftliche Arbeiten an Material aus privaten Sammlungen durchgeführt werden. Zunächst wirft er die Frage nach der Provenienz auf: Es sei nicht immer sicher, dass private Sammler bei der Recherche nach der Provenienz ihrer Stücke genauso gewissenhaft sind, wie Museen es sein müssen.

Dazu kommt das Problem, dass Museums-Sammlungen ein offen zugängliches, wissenschaftliches Archiv sind, und die Objekte jederzeit für Nachuntersuchungen wieder erreichbar sind. Bei Objekten in Privatsammlungen ist dieser freie Zugang nicht immer gewährt.
Ein kommerzieller Händler mag auch gewissenhaft den Fundort eines Stücks notieren. Aber in der Regel sind kommerziell gehandelte Stücke bereits durch mehrere Hände gegangen, wie auch in diesem Fall. In diesem Fall können die Händler nur vom „Hören-Sagen“ sagen, dass ihr Knochenmaterial von der St. Lawrence-Insel stammt, weil die Zwischenhändler es so erzählt haben. Für eine solide wissenschaftliche Arbeit wäre es notwendig gewesen, sich selbst von der Fundstelle zu überzeugen. Oder zumindest selbst mit dem Zwischenhändler zu sprechen. (Anmerkung BW: Die Lokation der Fundstelle hätte in einer Publikation dann auch verborgen bleiben können, wie es zum Schutz der  Fundstellen geschützter Arten oder Geotopen üblich ist.) Die von Crerar als Herkunftsnachweis angegeben Flugzeug-Transport-Dokumente und Versicherungsscheine hält Pyenson für nicht belastbar.

Er bemängelt außerdem die fehlende photographische Dokumentation der Stücke und die fehlende Ortsangabe der Sammlung. Ein Forschungsvorhaben zur einstigen Verbreitung einer ausgestorbenen Art aufgrund von kommerziell gehandelten Stücken durchzuführen, entspricht nicht der Sorgfalt, die eine wissenschaftliche Arbeit haben sollte. Ferner meint Pyenson, dass eine Einbeziehung weiteren Sammlungsmaterials aus anderen Museen sinnvoll gewesen wäre, da sich dadurch möglicherweise weitere Hinweise auf Seekuhvorkommen an anderen Orten aus offiziellen Quellen sicherer Provenienz ergeben hätten. Weiterhin ermuntert er Privatsammler, wissenschaftlich besonders kostbare Objekte in wissenschaftliche Sammlungen zu deponieren.

Aus Sicht der Forschungsmuseen mit ihren wissenschaftlichen Sammlungen hat Pyenson recht. Crerar wäre gut beraten, ihre Sammlung für weitere Untersuchungen auch anderen Wissenschaftlern zur Verfügung zustellen. Ich hoffe, dass bald jemand eine umfassendere Übersichtsarbeit  angehen wird, mit viel mehr Material aus nordamerikanischen, russischen und anderen Museen. Eine umfassender DNA- und Isotopen-Analyse würde dann vielleicht sogar noch andere einstige Vorkommen der Stellerschen Seekuh im Nord-Pazifik nachweisen können.
(Dieser Beitrag basiert teilweise auf einem Beitrag des alten Meertext-Blogs, natürlich überarbeitet und erweitert)

Literatur:

Lorelei D. Crerar, Andrew P. Crerar, Daryl P. Domning, et al:Rewriting the history of an extinction—was a population of Steller’s sea cows (Hydrodamalis gigas) at St Lawrence Island also driven to extinction?”, November 2014
Volume: 10 Issue: 11; Published 26 November 2014.DOI: 10.1098/rsbl.2014.0878

Pyenson, N. D., J. F. Parham, and J. Velez-Juarbe. 2016. The dilemma of trade samples and the importance of museum vouchers: caveats from a study on the extinction of Steller’s sea cow. Biology Letters 20150149

John R. Platt: The Surprising (and Mostly Legal) Trade in “Mermaid Ivory”; Scientific American, 01/2016

Hans Rothauscher: Die Stellersche Seekuh

„Die Grosse Nordische Expedition: Georg Wilhelm Steller (1709-1746). Ein Lutheraner erforscht Sibirien und Alaska.“ Katalog zur Ausstellung der Franckeschen Stiftungen zu Halle (1996)

Enn Vetemaa: “Die Nixen von Estland“ Ein Bestimmungsbuch (2002). Mit Illustrationen von Kat Menschik


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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

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