Sonnenfinsternis 2024: Schon wieder in Carbondale, Southern Illinois

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Carbondale in Southern Illinois gehört zu den Orten, an denen man innerhalb einer Dekade gleich zwei totale Sonnenfinsternisse erleben kann. Das ist ziemlich selten. 2024 wird es allerdings wesentlich länger dunkel sein, als 2017: Im August 2017 lag die 2017 „longest period of totality“ von 2 Minuten, 42 Sekunden nahe Carbondale, am 08. April 2024 liegt diese in Mexiko. Carbondale liegt aber auf der Mittellinie des Totalitätspfads, dort ist morgen für 4 Minuten und 9 Sekunden lang eine totale Sonnenfinsternis, fast doppelt so lange wie im Jahr 2017.

Vermutlich werden sich jetzt viele fragen: Carbonwas? Die 25.000-Seelen-Stadt Carbondale ist Standort
der Southern Illinois University
(SIU) und definitiv kein touristischer HotSpot. Wir sind mit einigen Absolventen dieser Uni befreundet, von denen einer heute noch dort wohnt. 2017 hatte er sein Haus für uns geöffnet und wir haben eine phantastische Zeit mit einer tollen Sonnenfinsternis-Beobachtung. Die
beiden anderen Ex-Carbondaler leben mittlerweile in Kalifornien und sind, wie mein Mann, versierte Amateur-Astronomen. Sie sind mit einem extragroßen Auto angereist, haben ihre Teleskope mitgebracht und uns und zwei weitere deutsche Freunde wieder am Flughafen St. Louis aufgepickt. Vermutlich die größte German Invasion seit der Stadtgründung.

Die Great American Eclipse beginnt im Südosten Kanadas, verläuft dann über mehrere US-Staaten
und endet im Nordwesten Mexikos im Meer. Sie ist ein Riesending und man kann die Vorfreude auf das besondere Erlebnis überall sehen und hören. In der Stadt sind viele Schilder und Events dazu, die örtlichen Geschäfte wollen natürlich ihr Sahnehäubchen abschöpfen. In einer von Studierenden geprägten Stadt gibt es nicht so viele Menschen mit praller gefüllten Börsen. Das einst stolze Kohlerevier hat mittlerweile eine sehr junge und vergleichsweise arme Bevölkerung, was teilweise an den vielen Studierenden liegt. Mittlerweile gibt es die Hoffnung, in den aufgegebenen Kohleminen die sogenannten “Seltenen Erden” zu gewinnen, das würde wirtschaftlichen Aufschwung bringen – diese Elemente sind ja für die Digitalisierung und Dekarbonisierung unentbehrlich.

Vorgestern waren wir auf dem Saluki Con (das Uni-Maskottchen sind die schlanken, schnellen Saluki-Hunde mit den flauschigen Schlappohren), haben einige Vorträge zur Sonnenfinsternis gehört und sind über den Marketplace geschlendert – eine kleine ComicCon mit liebevoll gemachten Kostümen und Ständen zu Comics. Nerds halt.
Diesmal haben wir von Anfang an entschieden, dass wir in Darwins Garten bleiben und die offizielle Uni-Veranstaltung mit NASA-Beteiligung für uns keine Option ist. Schließlich haben wir alle schon Sonnenfinsternisse erlebt und mit Rainer, Hillary und Billy drei Astronomie-Freaks dabei.

Als ich zu Hause voreinigen Wochen die neueste Sky and Telescope aufschlug, fand ich reichlich Eclipsis-Infos – „Lucky Carbondale“ war explizit aufgelistet. Das bezog sich sowohl auf die 2. Totale Finsternis in so kurzer Zeit, als auch auf die sehr günstige Wettervorhersage. Die ist seitdem immer wieder bestätigt worden und aktuell wirklich hervorragend (Pech für andere Freunde, die nach Texas gefahren sind). Außerdem ist es großartig, die Infrastruktur eines Privathauses als Operationsbasis zu haben – man muss sich um Essen und Getränke keinerlei Gedanken machen. Wir können einfach selbst kochen.
Im ganzen Haus Stapel von Sonnenfinsternis-Brillen, einige von der Uni, andere selbst gebastelt, teilweise schon seit Jahren im Einsatz.
Gestern abend hatten wir den Sonnenuntergang beobachtet und einen Eindruck bekommen, wie die Tiere bei Sonnenuntergang reagieren: Im verbuschten Feuchtgebiet am Haus fingen unzählige kleine Frösche an, in hohen Tonlagen zu quaken. Bei zunehmender Dunkelheit flammten sehr viele Glühwürmchen auf. So nah flogen sie an uns vorbei, dass wir das ganze Insekt in seiner eigenen grünlich wabernden Bioluminiszenz sehen konnten. Die Vögel waren in der Dunkelheit natürlich verstummt.
Ich bin sehr gespannt, welche Tiere auf die Dunkelheit mitten am Tage reagieren werden.
Gestern abend lieferte Jupiter noch ein schönes Beiprogramm – drei der Galileischen Monde waren im Feldstecher gut sichtbar, wie eine Perlenkette.

Wir sind heute früh aufgestanden, die Aufregung ist deutlich zu spüren. Die NASA hat für morgen natürlich ein umfangreiches Wissenschaftsprogramm geplant, mehr dazu hier. Wir werden einfach genießen : )
Um 14:27 p.m. Eastern time geht es auf US-Gebiet los.
Der “Totality Path” beginnt in Texas und läuft dann innerhalb von 68 Minuten über Oklahoma, Arkansas, Missouri, Tennessee, Illinois, Kentucky, Indiana, Ohio, Michigan, Pennsylvania, New York, Vermont, New Hampshire und Maine.

Ganz dunkel wird es nur in einigen Staaten – auch in Illinois.
Wenn sich der Mond vor die Erde schiebt, wird es immer dunkler. Mit abnehmender Sonnenstrahlung wird es kühler. Dadurch wird die Luft am Boden weniger stark erhitzt und hat eine geringere Tendenz zum Aufsteigen. Das führt zu weniger Konvektionswolken. Gleichzeitig führt Wind aus der Totalitätszone hinaus. Neben der Dunkelheit ist also auch die veränderte Luftströmung zu spüren.
Soweit erstmal zu unseren Vorbereitungen.
Jetzt gehe ich `raus, und schaue mal, was heute noch so passiert.
Stay tuned.

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

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