Mehr Schutz für Schweinswale und andere wandernde Arten
„Ostsee-Schweinswal wird besser geschützt“ und ähnlich titelten Medienberichte und NGOs gerade.
Die Schweinswale der Zentralen Ostsee sind „critically endangered“ (vom Aussterben bedroht) – das ist eine Stufe vor dem Aussterben!
Darum möchte ich die „Kleinen Tümmler“, wie sie früher genannt wurden, hier in einem Hintergrundartikel näher vorstellen. Sie haben mich mein ganzes Biologen-Leben lang begleitet, seit Beginn der 90-er Jahre – damals habe ich an den Synchronzählungen auf Sylt teilgenommen, die letztendlich zum heutigen Walschutzgebiet führten. Darum haben sie einen festen Platz auf Meertext (ich werde in diesem Beitrag immer wieder auf die Beiträge auf dem alten Meertext-Blog verlinken, dort sind die Themen ausführlicher vorgestellt.)
Schweinswale (Phocona phocoena) sind 1,60 bis 1,80 Meter kleine Wale, die in der Nord- und Ostsee sowie anderen kühl-gemäßigten Meeren der Nordhemisphäre leben. Obwohl sie oft küstennah unterwegs sind, bekommen nur wenige Menschen sie zu Gesicht. Ihre dunklen Rücken mit den kleinen dreieckigen Rückenflossen verschwinden schnell zwischen den Wellen, man muss schon sehr genau Ausschau nach ihnen halten.
In deutschen Gewässern leben drei Bestände: Die beiden Ostsee-Bestände in der Zentralen Ostsee (Baltic Proper) und die der westlichen Ostsee (Kattegatt, Beltsee), sowie der größere der Nordsee-Bestand (Southern North Sea). Ein Bestand ist eine Fortpflanzungsgemeinschaft – nur die Tiere dieser Gruppe paaren sich. Verschiedene Schweinswalbestände halten sich im Laufe eines Jahres in unterschiedlichen Revieren auf, sie „sprechen“ verschiedene Dialekte und unterscheiden sich sowohl äußerlich als auch genetisch. Mehr zu ihrer Lebensweise hatte ich hier geschrieben.
Als theoretisch langlebige Säugetiere und Prädatoren können Wale relativ alt werden und haben nur eine begrenzte Fortpflanzungsrate – wahrscheinlich bekommen die Schweinswal-Weibchen nicht einmal jedes Jahr nach zehn bis elf Monaten Tragzeit ein einziges Kalb, das sie neun Monate lang säugen und versorgen.
Wie alle Wale in EU-Gewässern sind auch diese kleine Art und ihre Lebensräume durch ein ganzes Bündel von Schutzbestimmungen geschützt, z. B. das “Agreement on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic and North Seas” (ASCOBANS), die EU-Habitat-Direktive (FFH-Richtlinie, Natura 2000), die Helsinki Konvention (HELCOM, Kommission zum internationalen Abkommen zum Ostseeschutz), die Convention for the Protection of the Marine Environment of the North-East Atlantic (OSPAR) sowie die Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals (CMS). Trotzdem sterben jedes Jahr viele von ihnen. Um auf die Gefährdung hinzuweisen, wurde Phocoena phocoena 2022 zum Tier des Jahrs gekürt. Genutzt hat es ihnen wenig.
Gerade findet in die 14. CMS-Konferenz (Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals) statt – es geht um wandernde Tierarten, Phocoena gehört wie die meisten Wale dazu. Sie sind wegen ihrer mobilen Lebensweise schwieriger zu schützen, das Management muss international erfolgen. So ist heute jede fünfte wandernde Tierart vom Aussterben bedroht, besonders düster sieht es bei den Meerestieren aus.
Jetzt wurde bei der Tagung der UN Convention of Migratory Species (CMS COP14, 12.-17. Februar 2024) der Ostsee-Schweinswal in den Anhang I aufgenommen: Dadurch erhält der kleine Wal die Einstufung als „Vom Aussterben bedroht“ und es können naturschutzrechtliche Notfallmaßnahmen initiiert werden, um den Ostsee-Bestand zu retten.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Viele Menschen auch in Deutschland halten Walschutz für wichtig, das wird an den regelmäßigen Empörungswellen etwa angesichts des Walfangs deutlich. Dass der heutige Walfang noch das kleinste Problem dieser Meeressäuger ist, wird dabei gern übersehen. Schweinswale sind sehr klein und in ihrem Verhalten unspektakulär, so leiden sie eher im Verborgenen.
„Aus den Augen aus dem Sinn – wie der Schutz der europäischen Schweinswale versagt“ – „Out of sight, out of mind: how conservation is failing European porpoises“ lautete der Titel einer Studie zur Effektivität des Walschutzes in der EU von 2021. Darin beschriebenIda Carlen, Laetitia Nunny und Mark P. Simmonds` das Versagen des Schweinswal-Schutzes in europäischen Gewässern. Gerade das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) – damals noch unter CDU-Führung von Julia Klöckner – verhinderte gezielt die Umsetzung von internationalen Abkommen und ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, dadurch seien die Ostsee-Schweinswale akut vom Aussterben bedroht.
Mit der Übernahme des BMEL durch den Grünen Cem Özdemir und des BMU durch die ebenfalls Grüne Steffi Lemke wird die Umsetzung des Schweinswal- und Meeresschutzes endlich ernst genommen. Mir macht allerdings das extrem aggressive Vorgehen von Landwirten und Landwirtschaftslobby Sorgen, was direkte Einflüsse gerade auf die Ostsee hat, dazu später mehr.
Schweinswale in deutschen Gewässern: drei unterschiedliche Bestände
- Nordsee (Southern North Sea),
- Westliche Ostsee/Kattegatt (Beltsea/Kattegatt) und
- Zentrale Ostsee (Baltic Proper).
Die Nordsee-Schweinswale werden aus der Luft bei Flug-Zählungen im nordwesteuropäischen SCANS-Projekt (Small Cetacean Abundance in the North Sea) erfasst, außerdem gibt es Flugzählungen für die westliche Ostsee:
345.000 – 630.000 | deutsche, dänische, niederländische, englische Nordsee |
42.000 | Kattegatt, Beltsee (Westliche Ostsee – dänische, schwedische, deutsche Ostsee) |
Ca 450 | Zentrale Ostsee (Baltic Proper – deutsche, schwedische, polnische Ostsee) |
Das SCANS-Projekt wird von den-Nordsee-Anrainern gemeinsam durchgeführt. Diese Flug-Zählungen (Line Transect Surveys) haben die besten und umfassendsten Schätzungen erbracht, die es zurzeit gibt. Dazu kommen noch meist jährliche nationale Surveys, die von jedem Staat einzeln durchgeführt werden.
Auf dieser Basis wurden die Schweinswal-Schutzgebiete vor den Inseln Sylt und Amrum eingerichtet. Die Kleinwale wandern vor den dänischen, deutschen und niederländischen Küsten. Im Frühjahr ziehen die kleinen Wale die Flussmündungen hinauf, sie folgen den Fischen auf ihrer Frühjahrswanderung, die in den flachen Ästuaren ablaichen wollen.
Leider geht der Trend der letzten Jahre dahin, dass die kleinen Meeressäuger aus der deutschen Nordsee nach Süden abwandern, die Gründe dafür sind nicht bekannt.
In der westlichen Ostsee wurde ein MiniSCANS-Flug-Survey durchgeführt, in der zentralen Ostsee (vor Mecklenburg-Vorpommern) gab es akustische Surveys: Das SAMBAH (Static Acoustic Monitoring of the Baltic Sea Harbour Porpoise)-Projekt, eine Gemeinschaftsaktion aller EU-Ostsee-Anrainer-Staaten, hatte zwischen 2011 und 2014 mit 304 akustischen Detektoren die Sonar-Clicks der Schweinswale erfasst und so ihren Lebensraum kartiert.
Außerdem wurde ihre Häufigkeit geschätzt – auf etwa 450 Kleinwale. Davon sind, so die Resultate aus dem Totfund-Monitoring, viele junge Tiere, die Zahl der erwachsenen Weibchen im fortpflanzungsfähigen Alter ist gering.
Fischerei und Kleinwale
Schweinswale sind, wie Fischer auch, hinter Fischen her. So ist es wenig verwunderlich, dass die Meeressäuger immer wieder als Beifang in den Netzen enden, gerade in der Ostsee sind es Stellnetze. 2022 trat eine neue EU-Verordnung (2022/303) in Kraft, durch die „erstmals in deutschen Schutzgebieten verpflichtende Fischereimanagementmaßnahmen speziell zum Schutz des Kleinwals in der Ostsee umgesetzt“ wurden. Die Maßnahmen der neuen EU-Verordnung gelten für das deutschen Schutzgebiet „Pommersche Bucht – Rönnebank“ in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Ostsee sowie für das Schutzgebiet „Greifswalder Boddenrandschwelle” und Teile der “Pommerschen Bucht“ im Küstenmeer vor Mecklenburg-Vorpommern. Die Maßnahmen sehen in diesen Gebieten den Ausschluss der Stellnetzfischerei vom 01. November bis 31. Januar eines jeden Jahres vor – das flache Gebiet ist im Winter eisfrei und darum ein wichtiger Rückzugsort für die Kleinwale sowie Meeresenten und andere Arten . Die EU-Verordnung (2022/303) beinhaltet außerdem ganzjährige und saisonale Schließungen der Stellnetzfischerei in dänischen, schwedischen und polnischen Schutzgebieten.
Außerdem regelt sie den begrenzten Einsatz von akustischen Abschreckvorrichtungen – den „Pingern“ – in schwedischen und polnischen Gebieten.
Die Effizienz von Pingern zur Wal-Abschreckung ist umstritten und unterschiedlich erfolgreich, daneben werden weitere Methoden zum Schweinswalschutz in der Fischerei entwickelt.
Schweinswale im Anthropozän
Früher waren Schweinswale so häufig, dass sie bejagt wurden und als Braunfisch auf dem Fischmarkt verkauft wurden, seit 1975 ist diese Jagd verboten.
Heute drohen ihnen stattdessen andere Gefahren durch menschliche Aktivitäten.
Neben Stellnetzen sind die kleinen Wale auch erheblich durch Wasserverschmutzung, Schifffahrt, Freizeitaktivitäten, Lärm, Munitions-Altlasten, Marine-Manöver, Kegelrobben und andere Gefahren bedroht. Große Teile der Nord- und Ostsee werden intensiv von Menschen genutzt: Speedboote können Mutter-Kind-Paare auseinandertreiben – die verwaisten Jungtiere verhungern dann – , Schnellfähren unterbrechen mit ihrem Lärm die Jagd der Kleinwale, Infrastruktur-Projekte wie der Fehmarn-Belt-Tunnel vertreiben sie. 2019 tötete die nicht mit den Naturschutzbehörden abgesprochene Sprengung von Weltkriegsminen im Naturschutzgebiet Fehmarnbelt gleich mehrere der Kleinwale. Solche Explosionen hätten eigentlich, genau wie Rammarbeiten für Windparks, mit Blasenschleiern zur Geräuschdämpfung begleitet werden müssen.
Die Meereserwärmung führt zu Problemen in den marinen Nahrungsketten, die Ostsee als flaches Binnenmeer ist davon besonders stark betroffen: die ohnehin überfischten Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte leiden unter zu hohen Temperaturen. Die Fische fehlen auch den Schweinswalen als Nahrung, die dann auf kleinere Arten mit weniger Fettgehalt ausweichen müssen und mehr Zeit für weniger Beute aufwenden müssen.
Das flache Binnenmeer leidet auch unter Sauerstoffmangel – in immer größeren Bereichen können kiemenatmende Meerestiere kaum noch überleben, FischereiforscherInnen und MeeresschützerInnen sprechen von „Todeszonen“. Der Sauerstoffmangel liegt in erster Linie an den landwirtschaftlichen Abwässern mit ihrer Stickstofflast (Wenn weniger Düngemittel-Einsatz in der Landwirtschaft gefordert wird, hat das also auch unmittelbare Auswirkungen auf die Gewässergüte von Süßgewässern und Meeren. Darum ist es nicht gut, dass die Agrar-Extremisten jetzt die strengeren Vorschriften wieder gekippt haben. In sehr bösen Momenten denke ich, dass ich diese Gülle-Guerilla gern mal ihre Abwässer genießen lassen würde, ob als Schwedischen Trunk oder als Bad an einem Strandabschnitt mit Algenblüte, Fischkadavern und Gammelwal. Manchmal finde ich es tatsächlich etwas schwierig, angesichts solcher Entwicklungen noch sachlich zu bleiben).
Dazu kommt die Belastung der stark genutzten Gewässer mit Toxinen und dem wachsenden Plastikmüll. So sterben zu viele der kleinen Wale viel zu früh, oft schon mit ein bis drei Jahren – dabei erreichen sie meist nicht einmal das Fortpflanzungsalter. Das hier verlinkte Totfund-Monitoring und Bestands-Management überwacht den Kleinwalbestand seit Anfang der 1990-er Jahre und kann dadurch wichtige Aussagen zur Entwicklung treffen.
Kegelrobben haben fette Schweinswale zum Fressen gern
Seit 2003 ist für die Nordsee-Wale eine neue Todesursache dazugekommen: Immer mehr der kleinen Meeressäuger zeigen deutliche Spuren eines gewaltsamen Todes – Zahn- und Krallenspuren, aufgerissene Kehlen und Seiten, vor allem bei jungen Walen in gutem Ernährungszustand.
Der belgische Wissenschaftler Jan Haelters und seine Kollegen hatten 2012 erstmals solche Verletzungen an zwei Schweinswalen detailliert beschrieben (Jan Haelters et al (2012): „The Grey Seal (Halichoerus grypus) as a Predator of Harbour Porpoises (Phocoena phocoena)?“).
Zwei frische Walkadaver zeigten deutliche Zahnspuren von Kegelrobben – die punktförmigen Wunden hatten den richtigen Zahnabstand, mit dem Gebiß gibt es in der Nordsee nicht viele Verdächtige. Unter der Haut waren im Gewebe starke Einblutungen zu sehen, die nur an lebenden oder frisch getöteten Tieren entstehen.
Diese Wale waren also ganz klar von Kegelrobben gebissen und angefressen worden! Die schweren Verletzungen und der starke Blutverlust hatten zum Tod der Kleinwale geführt. Haelters et al waren allerdings unsicher, ob es sich um eine Ausnahme handelte – schließlich war so etwas noch nie beschrieben worden. Eine mögliche Erklärung wäre gewesen, dass die bis zu 260 Zentimeter großen Robbenbullen einfach ihre Aggressionen an den kleinen Walen ausgelassen hatten. In schottischen Gewässern werden junge Schweinswale regelmäßig von erwachsenen Großen Tümmler-Männchen totgeschlagen, aber nicht gefressen. Da den Walen aber große Stücke von Haut, Blubber und Muskulatur fehlten, sah es hier aber sehr deutlich danach aus, dass sie Nahrung und nicht Punching-Ball gewesen waren.
Mehr dazu hier.
Klicken statt Pfeifen – getarnte Akustik?
Die dänische Biologin Pernille Meyer Sørensen schrieb 2018 ihre Master-Arbeit über die akustische Kommunikation von Schweinswalen und hat dabei eine interessante Theorie entwickelt. Für die Echoortung setzen alle Zahnwale Klicks ein, die soziale Kommunikation umfasst meist zusätzlich auch ein großes Lautrepertoire an Pfiffen. Klicks sind kurze klickende Lautpulse, die in Serien abgegeben werden. Pfiffe sind sehr variabel in ihrer Tonhöhe und Länge und wesentlich ausdrucksstärker.
Schweinswale offenbar eine konvergente Evolution in der Akustik eingeschlagen, ein Lautrepertoire, das nur aus Klicks besteht. Diese Arten produzieren keine Pfiffe, sondern ausschließlich narrow-band high-frequency (NBHF) clicks – NBHF-Spezies nennen die Walforscher sie.
Der Grund dafür könnten Schwertwale (Orcinus orca) sein.
Sørensens Arbeitshypothese lautet: Die NBHF-Arten produzieren Klicks oberhalb des Hörvermögens von Orcas, um nicht die Aufmerksamkeit dieser marinen Top-Prädatoren zu erwecken. Schließlich stehen Kleinwale (auch) auf deren Speiseplan. Schweinswale und die anderen NHBF-Arten ziehen eher allein oder in kleinen Gruppen durch die Meere und wären so besonders leichte Beute für Orcas. Statt also in großen Gruppen Deckung zu suchen, ist ihre Verteidigungsstrategie die scheinbare Funkstille – eine getarnte Akustik. Mehr dazu hier.
Schweinswale beobachten
Das könnte an Nord- und Ostsee klappen und im Frühling sogar in den großen Flüssen wie Elbe (bis Hamburg!) und Weser, die in die Nordsee münden.
Z. B. bei den Wilhelmshavener Schweinswaltagen: Dort kann man die kleinen Wale im Jadebusen selbst beobachten, außerdem gibt es eine Woche lang viele Informationsveranstaltungen.
Auch im Elbästuar sind die kleinen Wale im Frühsommer wieder häufiger zu sehen, teilweise bis nach Hamburg. Mehr zu diesen Wanderungen in den Flüssen ist auf der Seite Schweinswale e. V. zu erfahren, Denise Wenger ist DIE Expertin dafür.
Auf Sylt gibt es parallel zum Walschutzgebiet mittlerweile einen Walpfad mit vielen Informationen und guten Sichtungsmöglichkeiten. Man muss Geduld mitbringen, aber es kann sich lohnen. Der NaturReporterSylt Lothar Koch ist ein Urgestein der Schutzstation Wattenmeer und des Schweinswalschutzes, auf seinem Blog Natuerlich Sylt gibt es noch mehr Info dazu.
Auch die Schutzstation Wattenmeer bietet natürlich viele Infos zu den kleinen Meeressäugern – hier ist die Geschichte, wie alles anfing. Heute wissen wir, dass vor Sylt und Amrum die Schweinswal-Mütter ihre Jungen gebären und monatelang aufziehen.
Außerdem hat man auf der Nord- und Ostsee ganz gute Chancen, die kleinen Wale zu sehen: Wir hatten unsere “beste Sichtung ever” ausgerechnet auf einer “Butterfahrt” von Büsum nach Helgoland. Eine ganze Gruppe von über fünf Schweinswalen mit Kälbern tummelte sich auf der spiegelglatten Nordsee. Extrem flache See ist halt die Voraussetzung für Sichtungen, bei etwas mehr Wellen wird es aussichtslos.
In der deutschen Ostsee tauchen sie in der Eckernförder Bucht auf, von Segelbooten aus sind sie wohl am besten zu beobachten. Am Ausgang der Kieler Förde zur Eckerförder Bucht stehen oft Stellnetze, dort sind die kleinen Meeressäuger gern unterwegs, schließlich ist dort der Fisch. Da ich mittlerweile segeln lerne, sind wir dort (viel zu selten) unterwegs, der Segellehrer hatte uns von seinen Sichtungen erzählt. Bis jetzt hatten wir noch kein Glück, bleiben aber ´dran. Die kleinen Meeressäuger sollen dort so nah an Segelboote herankommen, dass man ihr prustenden Ausatmen hören kann.
In Aquarien sind Schweinswale nur selten zu sehen. Im dänischen Kerteminde und im holländischen Harderwijk und Ecomare sind verletzt Kleinwale aufgenommen worden, die später nicht mehr ausgewildert werden konnten. Dafür helfen sie bei der Erforschung der immer noch so wenig bekannten Meeressäuger und haben den Tierärzten auch viel KnowHow gebracht, um andere verletzte Kleinwale zu retten.
Ich habe letztes Jahr 2 Wochen im Urlaub auf Sylt gemacht. An den Stränden wurde ständig darauf hingewiesen, dass man mit Glück auch Schweinswale beobachten könne. Der Erfolg war mir nicht gegönnt, aber es gab einige interessante Vögel zu beobachten.
@RPGNo1: Wie schade. Aber ich finde ja auch, dass es auf Sylt so viele herrliche Naturerlebnisse gibt. Sowie man abseits des Hauptstrandes von Westerland unterwegs ist, ist soviel Tierleben zu gucken. Allein schon der Spülsaum ist ein einziges Abenteuer : ) Und die Vogelbeobachtungen sind wirklich toll, wie auf allen Inseln. Mein Geheimtipp ist ja ein Winterurlaub auf einer der Inseln. Dann kommen noc die Überwinterungsgäste aus dem Norden dazu. Auf Borkum haben wir uns immer über die Sandstrandläufer amüsiert, Flauschbällchen, die wie aufgezogenes Spielzeug am Meeresrand entlangtrippen und dann immer wieder den kleinen Körper und den Bürzel hochrecken, um nicht nass zu werden. UNd dort sind wir auch mal über ein Kegelrobbenkind mitten auf dem Wanderweg gestolpert. Im weißen LAnugo-Fell auf dem hellen Sand fast unsichtbar – der Lütte fauchte uns ganz schön meinungsstark an. Und im Winter kann man im Spülsaum noch tollere Funde machen, weil die Stürme dann auch ungewöhnlichere Meerestiere anschwemmen : )
Toller Beitrag, liebe Bettina!
Ich glaube im Ecomare werden keine verletzten Schweinswale mehr aufgenommen, dafür aber in der SOS-Dolfijn-Station in Anna Paulowna (Tierpark Landgoed Hoenderdaell) sowie in Harderwijk.
@Susanne Gugeler: Danke, Susanne.