Delphinsterben im Schwarzen Meer: Ökozid als Kriegsverbrechen

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Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 werden an den Ufern des Schwarzen Meeres auffallend viele Delphine und Schweinswale angespült, berichten WissenschaftlerInnen, offizielle Stellen und Medien der Ukraine, der Türkei und Bulgariens. Die Indizien sprechen dafür, dass sie keines natürlichen Todes gestorben sind, sondern an den Folgen des Krieges.

Gerade sind in New York Times dazu Artikel erschienen: Darin wird Pavel Gol`din zitiert und bei einer Delphin-Nekropsie gezeigt. Pavel ist kein Unbekannter für mich, ich habe viele seiner Publikationen gelesen und ihn auch schon getroffen. Der habilitierte Leitende Wissenschaftler der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine ist einer der wenigen Wal-Experten, die sowohl lebende Wale als auch Fossilfunde erforschen: Der Zoologe hat sich am Ukrainischen Wissenschaftlichen Zentrum für Meeresökologie auf heute lebende Meeressäugetierpopulationen spezialisiert und arbeitet gleichzeitig immer wieder an den fossilen Urwalen, der Strand des einstigen Tethysmeeres liegt teilweise in der heutigen Ukraine – er hat dort u. a. neue Basilosauriden-Arten beschrieben.

Und jetzt analysiert er mit KollegInnen die toten Kleinwale. Tote Wale verwesen durch ihren hohen Fettgehalt und die hohen Körpertemperaturen sehr schnell und stinken entsetzlich. Sollen sie näher untersucht und beprobt werden, geschieht das bei großen Walen oft direkt am Strand, kleinere Wale werden eingesammelt und in ein geeignetes Labor gebracht. Das Photo in der New York Times zeigt die Biologen bei der Arbeit unter freiem Himmel: Ein toter, noch in Plastik verpackter Delphin oder Schweinswal liegt auf einem Sektionstisch. Den Geruch kann man nur ahnen.
An manchen Küsten – z. B. in Schleswig-Holstein – werden tote Wale schnellstmöglich eingesammelt und in dafür bereitgestellte Kühlruhen verfrachtet, was an den Schwarzmeer-Stränden sicherlich nicht zur Verfügung steht.
Darum werden relativ wenige Sektionen durchgeführt: „Wir hatten zwei Präparationen von Schweinswalen und einem Gemeinen Delfin sowie Proben von zwei anderen Delfinen im Jahr 2022 in der Ukraine, zwei Präparationen von Schweinswalen im Jahr 2023 in der Ukraine, drei Präparationen von Schweinswalen im Jahr 2022 in Bulgarien und fünf oder sechs Präparationen von Schweinswalen und Gemeine Delfine im Jahr 2022 in der Türkei. Die Proben aus der Ukraine werden derzeit zahlreichen Laboranalysen in Laboren in Busum [Meertext: Büsum], Padua und der Ukraine unterzogen.“ schrieb Pavel mir auf meine Nachfrage. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor, alle warten gespannt darauf.

Signifikanter Anstieg der Totfunde (Unusual Mortality Event)

Der starke Anstieg der Totfunde seit Kriegsbeginn und die regionale Verteilung der Kadaver sind ein starker Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang mit militärischen Aktivitäten.
Die türkischen Türkische Meeresforschungsstiftung (Türk Deniz Araştırmaları Vakfı) schrieb bereits am 13.04.2022 in einer Pressemitteilung „A WAR in the BLACK SEA and its EFFECTS ON MARINE ENVIRONMENT“ von den Auswirkungen des Kriegs auf die ohnehin durch Überfischung und Klimakrise gebeutelten Bewohner der Feuchtgebiete, Küsten und des Schwarzen Meeres. Seit Kriegsbeginn seien auffallend viele Delphine und Schweinswale tot an die Strände gespült worden. Gerade in der Bucht von Odessa, wo reiche Fischbestände auch Meeressäuger anziehen, seien besonders viele Kriegsschiffe aktiv. Manche der toten Kleinwale zeigen Verbrennungen etwa durch Bomben oder Minen. Aber auch der Treibstoff und andere toxische Substanzen gerade von beschädigten oder gesunkenen Schiffen gefährdet Meerestiere. Dazu kommt noch der extreme Unterwasserlärm durch viele Schiffe, Explosionen und der Einsatz von Low Frequency Sonar. Unterwasserlärm stört die Jagd und Nahrungsaufnahme von Zahnwalen, die entweder vor dem Lärm fliehen oder Gehörschäden davontragen, so dass ihre Echolokation beeinträchtigt wird. So können sie ihre Nahrung oder Hindernisse schlechter oder nicht mehr orten.
Weiterhin würden an den türkischen Küsten seit Mai 2022 besonders viele Delphine angespült, die offenbar in Fischereinetzen gestorben sind. Dieser Anstieg des Beifangs fällt auf und könnte ebenfalls mit dem Kriegslärm zusammenhängen, so die türkischen WissenschaftlerInnen.
Damit liegt eine ungewöhnliche Häufung von Todesfällen vor – ein unusual mortality event.

Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine leiden nicht nur die Menschen, sondern auch die Natur. Angesichts des menschlichen Leids mag das Leid der Tiere oder Landschaften weniger wichtig erscheinen. Aber tote und kranke Kreaturen sind Signale aus einer geschundenen Umwelt, in der nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges auch die Menschen weiterleben müssen. Die kleinen Wale des Schwarzen Meeres sind nur der Gipfel des Eisbergs aus Munitionslasten, Öl, Kerosin sowie anderen Toxinen, Verwüstungen, Ruinen und Wracks. Als Endglieder der marinen Nahrungskette sind sie Schlüssel-Lebewesen für das Meeresökosystem, erklärte Pavel Gol`din gegenüber gerade der New York Times: „Wenn es den Delfinen schlecht geht, ist auch das gesamte Ökosystem schlecht.“ Der Zustand der Delphin- und Schweinswal-Bestände sollte uns also nicht egal sein. Schließlich leben viele Menschen an den Küsten des Schwarzen Meeres von und mit dem Binnenmeer.

Kriegsgerät und Kriegshandlungen bleiben auch nach Kriegsende noch für Jahrzehnte toxische Lasten. Diese Verwüstungen sind meist weniger offensichtlich als ermordete und verletzte Menschen oder zerbombte Städte und Infrastruktur. Sie töten leise, aber langanhaltend. So bedrohen Munitionsaltlasten, Wracks und Seeminen aus den beiden Weltkriegen bis heute etwa Ökosysteme der Ostsee; da jetzt ihre Metallhüllen durchrosten, ist das Thema aktuell brisant. Dazu kommt, dass ruinierte Ökosysteme auch materielle Einbußen bedeuten, etwa beim Tourismus und in der Landwirtschaft.

Im Schwarzen Meer leben 235.000 Delphine, wie die internationale “ACCOBAMS Survey Initiative” ergeben hatte. ACCOBAMS bedeutet Agreement on the Conservation of Cetaceans in the Black Sea, Mediterranean Sea and contiguous Atlantic area, und ist mit Beteiligung vieler EU-Staaten zuständig für das Management der Meeressäuger dieser Meere. Zum Management gehören regelmäßige Surveys nach spezifischen Vorgaben, Schutzprogramme und Forschung. Dadurch besteht ein enges Netzwerk des wissenschaftlichen Austauschs, so dass die Ursache des Wal-Massensterbens im Schwarzen Meer sicherlich aufgeklärt wird.

Ökozid als Kriegsverbrechen

Aktuell sind nach den völkerrechtlich relevanten Rechtsquellen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Aggression und Kriegsverbrechen im engeren Sinne als Kriegsverbrechen anerkannt (Der Wikipedia-Artikel gibt Quellen und Details an). Der Begriff des Ökozids ist noch jung, auch wenn er erstmals während des Vietnam-Kriegs diskutiert wurde. Ökozid als Folge von Kampfmitteleinsätzen könnte als Kriegsverbrechen eingestuft werden. Im Ukraine-Krieg wurde in der öffentlichen Diskussion die Sprengung des Kachowka-Staudamms mit ihren katastrophalen und dauerhaften Folgen für Menschen und ganzer Regionen sowie des kulturellen Erbes der Ukraine als Ökozid bezeichnet, die mutmaßlich durch russische Kräfte erfolgte. Nach dem Bersten des Staudamms und der reinen Wucht Flutwelle gelangte durch die Überschwemmung landwirtschaftlicher Gebiete Pestizide und Salz in den Dnepr und ins Schwarze Meer. Gerade im Mündungsbereich sind große Naturschutzgebiete, in denen Zugvögel rasten (Der verlinkte Spektrum-Artikel erklärt ausgezeichnet die ökologischen Folgen des Staudammbruchs).
Ukrainische Offizielle wollen jedenfalls auf Basis solcher Vorkommen den bisher als Kriegsverbrechen geltenden Verbrechen den Ökozid hinzufügen: „Wir entwickeln derzeit die Strategie für die Verfolgung von Umweltkriegsverbrechen und Ökozid“, sagte Maksym Popov, ein Berater des Generalstaatsanwalts der Ukraine, der sich speziell auf Umweltfragen konzentriert, gegenüber der New York Times.

Genau daran arbeiten Pavel Gol`din und andere WissenschaftlerInnen in mehreren Ländern jetzt: Die toten Kleinwale sind Zeugen der Anklage. Ihre Gewebeproben und die erhobenen Daten werden nicht nur in ukrainischen Laboren untersucht, sondern parallel auch in tierärztlichen Laboren in Padua und Büsum. Zurzeit liegen die Ergebnisse noch nicht vor – aber Tausende toter Delphine und Schweinswale sind schon starke Indizien dafür, dass die ukrainischen und türkischen Experten mit ihrer Vermutung richtig liegen.

Persönliche Anmerkung zur Diskussion dieses Artikels

Als ich gemeinsam mit einer Freundin Pavel 2016 im Museum Sønderjylland – Tongrube Gram in Gram traf, hatte er dort einen Forschungsaufenthalt. Russland hatte gerade die Krim annektiert. Meine Freundin und ich wussten nicht so recht, wie wir ihn darauf ansprechen konnten und sagten dazu nichts. Wir wussten nicht, wie wir damit umgehen konnten. Wie die meisten Deutschen zu dieser Zeit. Seit dem russischen, völkerrechtswidrigen bewaffneten Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 sehe ich das anders. Darum bitte ich in den Kommentaren davon abzusehen, mit mir über die Unrechtmäßigkeit des russischen Überfalls der Ukraine „diskutieren“ zu wollen. Der Überfall eines faschistischen revisionistischen Staats und Bruch des Minsk-Protokolls stehen für mich wirklich nicht zur Diskussion.

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Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

2 Kommentare

  1. Ukraine, Delphine, Naturschutz, Kollaps der Pax Americana, können Sie durchaus im selben Abwasch abwickeln. Die Delphine haben wir zwar nicht mit wertlosen Sicherheitsgarantien beschissen, damit sie ihre Atomwaffen abgeben, aber ansonsten ist es das Gleiche: Je mehr wir uns das Maul aufreißen, dass wir die Natur retten wollen, desto weniger tun wir tatsächlich, machen irgendwelche Pariser und Minsker Abkommen, an die sich keiner hält, erst warten wir ab, bis die Situation eskaliert und es nicht mehr anders geht, dann tun wir viel zu spät viel zu wenig und treiben die Eskalation ins Extreme, und wenn sich trotzdem Erfolge abzeichnen, sabotieren wir sie, denn schließlich beruht unser ganzes Lebensgefühl auf der Erfahrung, dass alles immer schlimmer wird, und unsere Normalität ist schon kaputt genug, weil alles immer schlimmer wird.

    Die Natur schlägt mit biologischen Massenvernichtungswaffen zurück, leider ist sie eher so Putin drauf – anders gesagt, Russland nützt die gleiche Schwarmintelligenz, wie die Evolution: Der Oberdepp schickt seine Sklaven massenhaft in den Tod, wer doch überlebt, hat gelernt, sich an die Situation perfekt anzupassen. Und so landen Delphine als Dünger im Fleischwolf bei Bachmut, wie so viele andere Spezies auch. Ist halt ein Russki Mir. Nur der Zar sitzt nicht im Kreml, sondern in der Physik.

    So wird die Weltpolitik zum Werbespot der NRA – pfeif auf Verträge, pfeif auf NATO, schnapp dir die dickste Knarre, die du kannst, und lass sie dir erst aus deinen kalten, toten Händen entreißen. Natürlich ist die Konsequenz, dass jeder, der noch ein wenig Hirn im Schädel hat, also nicht Deutschland, alles stehen und liegen lässt, um massiv aufzurüsten, und natürlich wird das in Europa zu gleichen Resultaten führen, wie in jedem anderen Kindergarten, in dem man Handgranaten und Sturmgewehre verteilt, und das mit dem Geld bezahlt, das dann für Mittagessen, Spielzeug und Kindergärtnerin fehlt. Also zu den gleichen, wie überall auf der Welt, Europäer sind die größten Idioten des Planeten, aber nicht die einzigen.

    Lokal betrachtet, sind Ukraine und Delphine Opfer der gleichen Geographie und der gleichen Lage. Deutschlands geistiger Horizont erschöpft sich im Wort „Fressen!“, genau wie aller Europäer, doch in der ganzen Schweineherde war es stets das dümmste und gierigste, weil es alle außenpolitischen Probleme auf seinen Speckgürtel aus Ferkeln abwälzen konnte. Polen, Ukraine, Schwarzes Meer, werden zwischen einen Wolf zerquetscht, den dem Schweinespeck nicht widerstehen kann, und einem dummen, fetten Eber, der manisch ins Wolfsmaul drängt, weil der auf dem Kartoffelfeld lauert. Die Delphine ersaufen in Schweinejauche, die Ukraine rutscht mit in die Suppe, die Polen machen Politik frei nach Nazis, denn ihre einzige Überlebenschance ist, ein Zaun aus Stahl zu werden, der Speck und Kartoffeln voneinander trennt. Das Dummdeutsche Reich wälzt also einerseits die eigenen Verteidigungskosten auf Leute ab, die sich das gar nicht leisten können, dann drückt es mit all seiner überlegenen Wirtschaftsmasse und politischem Gewicht auf diese recht wacklige Schutzmauer, um sie einzureißen.

    Radikalisierung entspricht physischer Verhärtung – kein Wunder, dass die Polen unter dem extremen Druck zu diamantenreinen Katotaliban mutieren. Ihre einzige Chance ist im Grunde, aufzurüsten, und zu hoffen, dass in dem Moment, bevor die Schulden dafür sie noch nicht erdrückt haben, Europa in Chaos versinkt und sie, mit der Ukraine zusammen, aus dem Kontinentalkäfig herausbrechen können. In höchster Verzweiflung könnten sie auch zu den Russen wechseln. Nicht alle, die wir in ausweglose Lage bringen, sind wehrlose Meeressäuger. Nur unsere Politik ist die gleiche. Der Rest ist natürliche Selektion, siehe oben.

    Es hat keinen Sinn, mit einer Schweineherde zu debattieren, zu verhandeln, Verträge zu machen. Die schauen Sie nur an, als wären Sie der letzte Depp, und rennen in die Kartoffeln, und mögen da noch so viele Wölfe auf sie warten. Dann fühlen sie sich betrogen, denn schließlich haben sie nur die Kartoffeln gesehen, ihr Detektor für Wolfszähne ist der fette Hintern. Sie können die Viecher nur braten. Das versucht Putin, aber auch er gehört dazu, deswegen wird Europa zwischen USA und China zermalmt, wie die Ukraine zwischen Russland und Europa. Die sind zwar nicht viel besser, kaum schlauer, doch die Größten. In der Schweinewelt überlebt nur der Stärkste, und das ist nicht der größte Schinken auf dem Tisch. Sondern der größte Schinken, der sich entscheiden kann.

    Ich find’s interessant, dass man bei der globalen Hackordnung keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier machen muss. Erst Afghanistan, dann Delphine, dann Ukraine, dann Deutschland. Orcas scheinen da eher polnisch drauf zu sein, auch wenn sie keine NATO-Waffen zur Verteidigung haben, aber auch als Schwertwal will man wohl eher im Kampf fallen, als sich zur Schlachtbank führen zu lassen, wie irgendwelche Schweinswale, so kommt man ins Schwimmbad Walhalla und kann dort ewig weiter pöbeln. Ich finde auch interessant, wie die Dummheit entsteht – eigentlich ist ja jeder klüger, keiner will die Apokalypse, doch wir zwingen sie uns gegenseitig auf, weil wir die Barbarisierung, die Verwandlung in mörderische Aggro-Zombies, einander als Wettbewerb aufzwingen, bei dem der Schlimmste gewinnt. Vom Raubtierkapitalismus ist es nicht weit zum Krieg.

    Wir haben eine Welt erschaffen, in der nur überlebt, wer ständig Krieg führt um die Ressourcen, die er braucht, um den Krieg zu führen, den er zum Überleben braucht, und dabei zerstört er sowohl diese Ressourcen, wie auch seine Fähigkeit, sie zu schützen, zu erneuern und zu nützen. Es eskaliert, schaukelt sich hoch, weil keiner die Macht, die Autorität hat, Stopp zu sagen, ein Kindergarten ohne Kindergärtnerin, mit Kindern, die keinen Ausweg wissen, als sich zu prügeln. Ich sehe Zombie-Apokalypse, die Verwesung, mit der die Natur Leichen weg macht.

    Wir sind nur Sklaven, nur Versuchskaninchen in Mengeles Labor, und wenn das Experiment fertig ist, räumen wir die Sauerei auch noch selber auf – weil es unsere Natur ist. Wir sind stets ein Teil davon. Und die Hybris, dass wir uns stets über sie erheben wollen – nun, irgendwas hat den Fisch motiviert, an Land zu kriechen.

    Gesetze ohne Polizei sind Klopapier, und die ist nur bei der Grundversorgung kostenlos mit drin – beim Gesetz des Dschungels. Für alle Upgrades müssen wir sie mitliefern. Eine Inflation von Zettelchen mit braunen Schmiermarken drauf ist nutzlos, auch wenn eine davon wie das Wort „Ökozid“ aussieht. Die Evolution will eine höhere Organisationsform, sie lässt einen Kindergarten Probleme schaffen, die ein Kindergarten nicht lösen kann, damit wir eine Kindergärtnerin schaffen, die Probleme schafft, die eine Kindergärtnerin nicht lösen kann. Der Kindergarten liefert eine Flut aus Ideen, kann sich aber nicht entscheiden, seine Kräfte nicht bündeln, um sie umzusetzen. Die Kindergärtnerin hat Scheuklappen drauf, sie kennt nur einen Kurs, den sie stur weiterverfolgt, auch wenn Alternativen besser wären. Und das, was wir auf der Welt haben, ist eine toxische Verbindung der Nachteile beider Systeme, die ihre Vorteile neutralisieren.

    Die Ukraine wird von Faschisten verteidigt – Leuten, die den lokalen Hitler-Klon Bandera verehren, gerade noch wegen Gräueln in Donbas geächtet waren, von Frauen- und Minderheitenrechten herzlich wenig halten, den hirnlosen Aggro-Zombies schlechthin. Aber sie können koordiniert, zielgerichtet, selbstlos auf ein gemeinsames Ziel zuarbeiten. Wenn keine höhere Organisationsform möglich ist, fallen wir halt auf eine ältere zurück, die zwar grausamer sein mag, aber wenigstens funktioniert. Überall auf der Welt sehen Sie einen faschistoiden Diktator gegen eine zerstrittene Opposition – Russland und Europa, Westen und China, in den Parlamenten in der Türkei, Israel, Polen, Ungarn, ansatzweise auch woanders. Und die Diktatoren gewinnen, trotz diverser Rückschläge – schließlich müssen unfähige Prototypen, wie Putin oder Trump, ausgeräumt werden, sie sind an ein korruptes System angepasst, das sie wegräumen, für das Chaos, das sie anrichten, sind sie zu zielgerichtet und zu überspezialisiert – sprich, zu dumm. Die nächste Generation der Diktatoren könnte eher Kaliber Hitler, Stalin sein, Monster mit Kompetenz.

    Im Moment ist Ökofaschismus ein Schimpfwort und meine Befürchtungen, die Letzte Generation würde sich zu grünen Nazis weiterentwickeln, scheinen unrealistisch. Aber es braucht keinen Sherlock, um zu begreifen, wie Deduktion funktioniert: Wenn alle unmöglichen Optionen aussterben, bleiben nur die möglichen übrig. Die Umwelt macht Handlungsdruck, die ökologische, ökonomische, politische. Die Natur heizt den Hexenkessel an, und darin kocht nicht nur Fischsuppe. Und wenn wir nur eine Option aufs Menü schreiben, die überleben kann, wird auch nur diese, so unwahrscheinlich sie auch sein mag, überleben. Voilà, Schwarmintelligenz der Natur, basierend auf Heerscharen debiler Kamikaze-Versuchskaninchen.

    Delphine und Demokraten. War schön, solange es dauerte. Delphine haben eine Chance, in Delphinarien oder Privatzoos zu überleben, um dann wieder ausgewildert zu werden, wenn die Zombies blutfeucht durchgewischt haben. Für Demokraten und friedliebende Klopapier-Fetischisten gibt’s auch was mit Beton und Zaun drum herum. Mal sehen, wer’s besser macht. Es sei denn, die Demokratie kriegt ein Upgrade und wird wettbewerbsfähig. Ist so wahrscheinlich, wie dass Delphine fliegen lernen. Oder dass luftatmende Säuger zu Meeresbewohnern werden.

    • @Paul S: Populistisch gegeiferte Bovine Excrements mit Rundumbeschimpfung. Nice. Ihr krudes Weltbild zeichnet die perfekte Verschwörung, alle außer Mutti sind Faschisten. Vielleicht sollten Sie den Begriff doch nochmal nachschauen, zum besseren Verständnis.
      War zu diesem Thema zu erwarten. Ich habe das mal trotzdem freigeschaltet. Das bedeutet nicht, dass ich zustimme.
      Falls Sie an der weiteren Diskussion teilnehmen möchte, bitte ich um Sachlichkeit und Bezug zum Artikel.

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