Wale sterben nicht an Windkraft

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Nein, Wale sterben nicht an Windkraft. Ein absurder Fake behauptet das jedoch.
In den USA häufen sich in den letzten Jahren Meldungen zu Großwal-Strandungen an der US-Küste, ich hatte in anderen Artikeln schon darüber berichtet.
Hinter der absurden Falschmeldung, dass Windkraftanlagen an den Großwalstrandungen schuld seien, steckt die Anti-Windkraft-Lobby. US-Medien bezeichnen den konstruierten Konflikt als Kulturkampf: Wissenschaft, Klimaschutz und demokratische Regierungen werden wider besseres Wissen und entgegen der Faktenlage als Sündenböcke angeprangert und in Mißkredit gebracht. Rechtspopulisten, Fossil-Lobby und Republikaner sind an einer sachlichen Auseinandersetzung überhaupt nicht mehr interessiert, sondern kämpfen hasserfüllt gegen “woke” Menschen, die Klima-, Umwelt- und Meeresschutz forden.
Darum schreiben US-Medien von einem Kulturkampf.

Wale stranden in den USA – Magazin macht daraus Fake News gegen Windkraft

Dieser Artikel ist mein erster Gastbeitrag für den Volksverpetzer. Da ich auch auf “Meertext” regelmäßig solche Verschwörungsmythen entmystifiziere, werde ich ab sofort ab und an einen Beitrag für den Volksverpetzer schreiben.

An der US-Ostküste stranden gerade vermehrt große Bartenwale: allein seit Dezember 2022 23 Tiere. Die großen Wale mit den langen Flippern sind vielen Menschen bekannt, mit ihren Sprüngen entzücken sie beim Whale watching auch vor der US-Küste. Große Wale sind Ikonen des Meeresschutzes und durch viele internationale und nationale Gesetze streng geschützt. Managementpläne überwachen die Bestände und ihre Lebensräume, in den USA ist vor allem die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) dafür zuständig.

Gleichzeitig werden in den letzten Jahren zum Schutz des Klimas zunehmend Windkraftwerke auch vor den US-Küsten installiert, die klimafreundliche Energie liefern. Und der Fossil-Lobby ein Dorn im Auge sind. Genau da wird es dann kritisch.

Denn jetzt werden die Walstrandungen an der US-Ostküste von Windkraft-Gegnern vereinnahmt: So behauptet das Anti-Windkraft-Magazin „Stop These Things“ wahrheitswidrig, dass die Wale angeblich durch die Windkraftanlagen vor der Küste sterben. Spoiler: Es gibt nicht einen einzigen Hinweis auf eine Verbindung zwischen toten Großwalen und Windparks. Vielmehr verweisen die Verletzungen vieler Wale auf andere Todesursachen: Schiffskollisionen und Fischergerät.

Walsterben an der US-Ostküste: Schiffskollisionen und Fischereileinen

Seit 2016 stranden an der US-Ostküste, vor allem in den Bundesstaaten New Jersey und New York, überdurchschnittlich viele große Wale – Buckelwale und Nordkaper. Ein großer Teil der Wale stirbt an den Folgen von Schiffskollisionen und dem Verheddern in Fischereigerät. Da Wale unter strengem Schutz stehen, müssen tote Tiere dokumentiert und wenn möglich untersucht werden. Das Vorgehen heißt „Nekropsie“. Diese wissenschaftliche Arbeit leitet die NOAA, gemeinsam mit anderen qualifizierten Institutionen (Universitäten, Forschungsaquarien, …) führen sie seit Jahrzehnten Nekropsien und weitere Forschungen durch.

Angesichts der hohen Todesrate hat die NOAA UMEs (Unusual Mass Mortality Event – ungewöhnliches Massensterben) ausgerufen. Im Fall eines UMEs kann die Behörde eine statistisch auffällig erhöhte Sterberate gesondert untersuchen, mit mehr Geldern und mehr Personal. Solche Untersuchungen reichen von der Nekropsie eines toten Wals bis zur Statistik. Gerade die Nekropsie eines Großwals kann nur durch ein eingespieltes größeres Team erfolgen, geleitet von auf Wale spezialisierten TierärztInnen.

Dabei werden die körperliche Konstitution und mögliche äußere und innere Verletzungen sowie andere Auffälligkeiten begutachtet. Mit der „Wal-Leichenschau“ können Veterinäre und BiologInnen oft die Todesursache feststellen. Dieser Artikel der New York Times gibt einen Eindruck von solch einer Untersuchung eines männlichen Buckelwals von ca. 30 Tonnen Gewicht. Wegen Größe und Gewicht des Tieres ist es körperlich schwere Arbeit unter freiem Himmel, auch bei widrigem Wetter.

Todesursachen der Buckelwale vor der US-Ostküste – Leichenschau am Strand

189 Buckelwale sind zwischen 2016 und 2023 an der US-Ostküste zwischen Maine und Florida tot gestrandet, die meisten der bis zu 15 Meter großen Meeressäuger landeten an den sandigen Küsten New Jerseys und New Yorks.

Davon sind etwa die Hälfte per Nekropsie untersucht worden. Das Ergebnis: 40 % der toten Wale zeigten Spuren von Interaktionen mit menschlichen Aktivitäten wie Schiffskollisionen oder das Verheddern in Fischereigerät. Auf der Karte ist klar zu sehen, dass die meisten Totfunde zwischen Boston und dem Chesapeake-Ästuar liegen – diese Küstenabschnitte sind von vielen Menschen bewohnt, es gibt viele größere Städte und Häfen und dementsprechend viel Schiffsverkehr und Küstenfischerei.

Screenshot noaa.maps.arcgis.com

Schiffskollisionen sind eine häufige Wal-Todesursache, wenn in Küstenarealen ein hohes Schifffahrtsaufkommen auf die Wanderrouten der Meeressäuger trifft. Dicht unter der Wasseroberfläche schwimmende Wale, Nebel und Dunkelheit, hohe Geschwindigkeit oder mangelnde Aufmerksamkeit des Rudergängers sind die Unfallursachen. Wale bemerken die Schiffe ebenfalls oft nicht, vor allem, wenn sie gerade fressen oder schlafen. Solche Kollision mit dem stählernen Rumpf eines größeren Schiffs verursacht beim Wal ein stumpfes Trauma – äußerlich sichtbare Verletzungen, Knochenbrüche und ausgedehnte Hämatome unter der Haut. Auch die Spuren der Schiffsschrauben auf den Walen – meist auf den Rücken – sind deutliche Merkmale. Je nach Schwere der Verletzung stirbt der Wal unmittelbar oder schwimmt zunächst schwer verletzt weiter.

Fischereigerät (Entanglement) wie Netze und Leinen hinterlassen charakteristische „Netzmarken“ – die Kunststoffleinen schneiden tief ein in die Haut und das Bindegewebe. Die Wale verheddern sich vor allem mit dem Kopf, den Brustflossen und dem Schwanz in den Leinen und Netzen, tote Wale tragen die unzerreißbaren Kunststoffgewebe oft noch am Körper. Die Netze und Leinen samt Schwimmern können die Wale am Auftauchen und Atmen hindern. Meistens jedoch schwimmen sie mit der Last weiter, verletzt und geschwächt. Der Ballast oder Auftrieb hindert sie am Tauchen und Schwimmen zum Nahrungserwerb. Die Wunden entzünden sich und schwächen den Wal weiter, manchmal verlieren sie eine Flosse. Schließlich sterben sie an Entkräftung und Infektionen.

Angespülte Meeressäuger oft schon länger tot

Angespülte Meeressäuger sind irgendwo auf See gestorben und werden oft nicht frischtot angespült, sondern im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung. Wegen der dicken Fettschicht schreitet die Verwesung extrem schnell voran, die Haut schält sich ab und die treibenden Kadaver zerfallen oder werden angefressen. Dann lässt sich oft keine eindeutige Todesursache mehr nachweisen.
Andere Wale sind an entlegenen Stellen gestrandet und sind für das Nekropsie-Team nur schlecht zugänglich. Die Nekropsie-Teams arbeiten den wissenschaftlichen Ansprüchen entsprechend sorgfältig: wenn sie keine eindeutige Todesursache nachweisen können, gilt der Tod als ungeklärt. Das erklärt den hohen Anteil an „unknown“ Todesursachen.

Bei den Buckelwalen kommt wohl noch hinzu, dass der Bestand des nordöstlichen Atlantiks sich nach dem Ende des kommerziellen Walfangs auf weit über 10.000 Tiere erholt hat. Wenn es wieder mehr Wale gibt, die sich wie Buckelwale gern küstennah herumtreiben, sterben auch mehr von ihnen. Seit 2014 werden so viele Buckelwale vor der Metropole New York gesichtet, dass dort mittlerweile Whale watching-Touren angeboten werden.

Nordkaper: Klimakrise und Meereserwärmung verschärfen Probleme für Wale

Die Nordkaper (oder Nördlichen Glattwale) sind vom Aussterben bedroht, zurzeit gibt es im gesamten Nordatlantik schätzungsweise noch 390 Tiere. Dieser Bestand lebt in US-amerikanischen und kanadischen Gewässern, beide Staaten kooperieren eng beim Wal-Management. Von 2017 bis 2023 sind im Rahmen des UME 97 tote Tiere gezählt worden, angesichts des geringen Bestands eine erschreckend hohe Zahl. Ein erheblicher Teil der Nordkaper stirbt im kanadischen St. Lawrence-Ästuar, ein weiterer Teil bei ihrer Wanderung nach Süden vor der US-Küste.

Dass seit 2016 trotz des Wal-Managements und vieler Schutzmaßnahmen vermehrt Wale durch menschliche Einwirkung sterben, dürfte an der Meereserwärmung in Folge der Klimakrise liegen: Dadurch verlagert sich das Vorkommen vieler Fisch- und Planktonarten nach Norden – so bleiben die Tiere in ihrer bevorzugten Wassertemperatur. Die Wale folgen ihrer Beute und verlagern ihre Areale ebenfalls. Gerade bei den Nordkapern hat das in den letzten Jahren dazu geführt, dass die behäbigen Meereswesen auf einmal im kanadischen St. Lawrence-Ästuar mitten in Schifffahrtslinien und der Küstenfischerei auftauchten, ähnliches passierte in den US-Gewässern etwa vor Maine.

Zum Wal-Management gehört auch, dass die Walexperten Areale, wo es vermehrt zu Interaktionen zwischen Walen und Menschen kommen könnte, identifizieren. Für solche Wal-Hot Spots können sie dann die Schifffahrt zu erhöhter Wachsamkeit auffordern, über das vermehrte Walaufkommen informieren und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe einführen. Im Fall der Küstenfischerei kann während der Walwanderungen der Einsatz von Netzen zeitlich und räumlich begrenzt werden. Außerdem gibt es die Empfehlung zum Einsatz von walfreundlichem Fischereigerät. Durch die Verlagerung der Walrouten mussten die Wissenschaftler ihre Walschutz-Maßnahmen überdenken und anpassen.

Die Nordkaper sterben genauso wie die Buckelwale vor allem an Schiffskollisionen und durch Verheddern in Fischereileinen, die hohe Todesrate ist eine direkte Folge der Klimakrise und Ozeanerwärmung (Zum Weiterlesen: Ich hatte gerade auf meinem Scienceblog Meertext ausführlich darüber geschrieben).

Glattwale zwischen Klimakrise, Fischerei und Schifffahrt

Waltod durch Schallwellen ausgeschlossen – betroffene Wale nutzen keine Echolokation!

Zahnwale betreiben Echolokation – sie senden mit einem speziellen Schallapparat in der Stirn gebündelte Schallwellen aus, um damit Beute oder Hindernisse zu orten. Die an der Ostküste verstorbenen Nordkaper und Buckelwale sind jedoch Bartenwale, die keine Echolokation betreiben können. Bis heute ist keine Bartenwalstrandung in Folge von Schallwellen bekannt.

Zahnwale hingegen können tatsächlich durch laute Explosionen oder Marine-Sonar erschreckt, verletzt oder gar getötet werden. Der griechische Biologe Alexandros Frantzis hatte 1998 als erster den Zusammenhang zwischen dem Sonar-Einsatz und einem Schnabelwal-Massensterben in Nature publiziert. Die Arbeit trägt den Titel „Does acoustic testing strand whales?“ Andere Forscher und viele weitere Vorkommnisse bestätigten mittlerweile seine Forschungsergebnisse.

Durch das sogenannte Low Frequency Active Sonar (LFAS) zur U-Boot-Jagd sterben vor allem Schnabelwale (Ziphiidae). Sie halten die niederfrequenten Laute vermutlich für Ortungslaute von Orcas, beides sind sehr ähnliche Frequenzen. Da Orcas die schlimmste Bedrohung für die Schnabelwale sind, geraten die tief tauchenden Schnabelwale dadurch in Panik und tauchen extrem schnell auf. Normalerweise steigen und sinken diese mittelgroßen Zahnwale langsam ab und auf, in bis unter 2900 Metern Tiefe, wie z B Cuvier-Wale.

Bei ihrem panischen Notaufstieg erleiden sie darum Barotraumen (Taucherkrankheit). Das Barotrauma ist an den zerstörten Innenohren zu erkennen, die sterbenden Meeressäuger bluten sichtbar aus den Ohren. Da Schnabelwale in Gruppen leben, sind fast immer mehrere Wale in einem fest umrissenen Seegebiet innerhalb eines kurzen Zeitfensters betroffen. Ein weiteres Zeichen für einen solchen Sonartod ist ein Marinemanöver in dem betreffenden Seegebiet.

Mittlerweile sind viele Schnabelwal-Massenstrandungen als Folgen der Anti-U-Boot-Waffen aus verschiedenen Meeresregionen bekannt geworden. Vermutlich sind auch andere Zahnwale manchmal davon betroffen, dafür fehlen aber noch die konkreten wissenschaftlichen Nachweise.

Auch Unterwasser-Explosionen können Wale töten oder vertreiben

Natürlich sind auch Explosionen unter Wasser eine große Gefahr für Wale. So sind etwa 2021 in der Ostsee nach der Sprengung von Minen aus dem 2. Weltkrieg durch die deutsche Marine mehrere Schweinswale tot angespült worden. Die Totfunde standen im klaren zeitlichen und örtlichen Zusammenhang mit der Sprengung. Die zuständigen Wal-Veterinäre des ITAW haben bei 10 der Kleinwale eindeutige Zeichen gefunden, dass sie an den Folgen der Explosion gestorben sind. Bei den anderen toten Walen ließ sich die Todesursache nicht mehr eindeutig nachweisen.

Um bei geplanten Explosionen wie der Sprengung von Seeminen Wale zu schützen, sollen eigentlich sogenannte Blasenschleier eingesetzt werden: Der Blasenvorhang mindert die Stärke und Ausbreitung der Schallwellen unter Wasser signifikant. Solche Blasenschleier werden auch in europäischen/deutschen Gewässern beim Bau von Offshore-Windkraft-Anlagen eingesetzt. Sie hätten auch von der Bundesmarine in Absprache mit Umweltbehörden und WalexpertInnen eingesetzt werden müssen. Solche Blasenvorhänge (Bubble Curtains) werden längst auch bei Rammarbeiten für Offshore-Windkraftanlagen eingesetzt und mildern diesen Unterwasserlärm nachweislich.

Weltweit ist keine einzige Bartenwalstrandung als Folge eines Barotraumas im Kontext mit einem Sonareinsatz bekannt.
Auch das Strandungsschema passt nicht zu einem Barotrauma durch Explosionen oder Sonar: Die großen Wale stranden einzeln, über einen langen Zeitraum hinweg. Eine Explosion, ein Sonareinsatz oder Meereslärm durch Rammarbeiten hingegen hätten zu einer örtlich und zeitlich spezifischen Massenstrandung führen müssen. Die Behauptungen der Anti-Windkraft-Lobby sind also falsch, der Zusammenhang zwischen dem Walsterben und Windkraft ist faktenwidrig konstruiert.

Wer steckt dahinter? Anti-Windkraft-Propaganda – viel Gegenwind für Windkraft

Eifriger Verbreiter der Fake-These vom Waltod durch Windkraft ist die Anti-Windkraft-Website „Stop These Things“. „Stop These Things“ (STT) stellt dabei Behauptung in den Raum und macht sich nicht einmal ansatzweise die Mühe, irgendeine Erklärung zu konstruieren.

Im Banner des Magazins steht der WahlspruchWe are not here, to debate wind energy, we are here to DESTROY IT“, was die Intention unmissverständlich verdeutlicht: Das Ziel ist pure Anti-Windkraft-Propaganda. Ein Impressum gibt es nicht, auch keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit den Blatt-Machern.

Dass die STT-AutorInnen keine Ahnung von diesem Thema haben, ist am einfachsten an der groben Unkenntnis zu erkennen, dass sie nicht einmal zwischen Zahnwalen und Bartenwalen unterscheiden können. Die Behauptung, die Wale seien angeblich an Schallwellen verstorben, weil ihr Sonar gestört worden sei, ist anatomisch unmöglich. Die verstorbenen Buckelwale und Nordkaper sind Bartenwale. Und wie gesagt, sie haben kein Sonar und orten ihre Beute nicht akustisch. Stattdessen schwimmen sie durch dichte Schwärme von Krill und anderem Plankton sowie kleinen Schwarmfischen wie Heringen hindurch und nehmen dabei ein gewaltiges Maul voll auf.

Fake-Bild: Gestrandete Wale in Europa haben nichts mit Windkraft in den USA zu tun!

Sowohl im Text als auch in der Bebilderung zeigen sie wahllos Bilder toter Großwale, etwa hier Pottwale, Glattwale und Buckelwale. Es gibt keine Bildunterschriften. Sonst würde nämlich schnell klar: Die beiden toten Pottwalbullen sind sicher nicht an der US-Küste gestrandet, sondern in Europa.

Screenshot stopthesethings.com, Bearbeitung Volksverpetzer

An den nordwesteuropäischen Küsten Deutschlands, Belgiens, Englands und der Niederlande kommen wegen der jährlichen Wanderung der Pottwal-Bullen aus ihren Revieren vor Nord-Norwegen zu den Weibchen-Kind-Familien vor den Azoren regelmäßig Strandungen meist mehrerer Tiere vor. Diese Pottwale biegen aus Norden kommend falsch ab und stranden dann vor allem in den Wintermonaten in der flachen Nordsee. Sie sind seit über 500 Jahren dokumentiert, lange bevor es Windkraft gab. Historische Flugblätter etwa von holländischen Künstlern zeigen die an den Strand geworfenen großen Zahnwale mit dem charakteristischen Kastenkopf.

Dass diese Pottwal-Strandungen in den letzten Jahren häufiger auftreten, liegt vermutlich daran, dass sich nun Jahrzehnte nach dem Ende des Walfangs der Pottwalbestand im europäischen Nordpolarmeer erholt hat. Es gibt also wieder mehr Pottwale und somit auch mehr Strandungen. An der US-Küste gibt es keine solche Wanderung von Pottwalbullen und auch keine Strandungen mehrerer Bullen gleichzeitig. Das von STT missbrauchte Bild stammt aus einem Artikel des New Scientist und zeigt zwei an der UK-Küste gestrandete Bullen.

Doppelmoral: Windkraft kritisieren, bei fossilen Katastrophen schweigen

Außerdem sind die beim Bau von Windparks eingesetzten Maschinen wesentlich weniger laut als die Air Cannons bei der Gas- und Ölexploration, wie Erica Staaterman, eine Bioakustikerin des „Bureau of Ocean Energy Management’s Center for Marine Acoustics“ erklärt. Unterwasserlärm ist messbar und die Expertin für Geräusche und Lärm im Meer hat dafür die richtigen Messinstrumente und die Daten.

Aufgrund dieser vorliegenden Zahlen müssten die angeblichen WalschützerInnen also wesentlich vehementer gegen Öl- und Gasexploration lamentieren. Das ist aber nicht der Fall. Genauso wenig hört man sie gegen die Ölpest protestieren, die etwa 2010 nach der Explosion der „Deepwater Horizon“-Bohrinsel im Golf von Mexiko tatsächlich Hunderte von Walen getötet hat, darunter fast zwei vollständige Jahrgänge des Delphin-Nachwuchses.

An solchen Details wird sehr deutlich, wie faktenfern und tendenziös die Beiträge auf der SST-Seite sind.

Quellen? FoxNews und viel Bauchgefühl

Stattdessen verlinkt die Seite für „Nachweise“ vorzugsweise auf das rechte FoxNews, die genauso solide wie Seifenblasen sind.
Die dort auftretenden ZeugInnen sind Aktivisten ohne Peilung von der Lebensweise von Meeressäugern. Stattdessen erzählen sie, dass sie einen Kontext von Walstrandung und Windkraft meinen, glauben oder fühlen. Fakten aus Nekropsien nennen sie an keiner Stelle. Wenig überraschend, denn es gibt keine. Es ist auch völlig offensichtlich, dass diese selbsternannten Walschützer niemals an einer Nekropsie teilgenommen haben und auch kein Hintergrundwissen über Walarten und ihre Lebensweise haben.

Die Windkraftgegner werfen viele einzelne Informationen – tote Wale und Windkraft – zusammen und konstruieren daraus einen Zusammenhang, der allen Fakten widerspricht und selbst durch keinerlei Fakten gestützt wird. Genauso ignorieren sie, dass der Bau und Betrieb von Offshore-Windkraftanlagen durch wissenschaftliches Monitoring eng begleitet wird, weil auch WalforscherInnen sicherstellen wollen, dass die saubere Energie nicht zulasten der Meerestiere geht. Keines der durch mehrere verschiedene Institutionen Projekte durchgeführte Projekte hat Probleme für Großwale gefunden.

Bewusstes Ignorieren von Fakten und Konstruieren eines falschen Zusammenhangs, aggressive Schuldzuweisung gegen sachlich agierende Akteure (NOAA, Windkraft-Firmen), extreme Wortwahl und emotionales Aufhetzen gegen einen Sündenbock sind typische Vorgehensweisen von Extremisten.

Ein Beispiel ist etwa dieser Auftritt der Fischerei-Vertreterin Meghan Lapp in Fox News: Sie behauptet, dass es seit Beginn des Wal-Massensterbens im Ozean als einzige Veränderung den Bau von Windkraft-Anlagen gibt. Die durch Zahlen gut belegte Klimakrise und Ozeanerwärmung unterschlägt sie. Dabei können gerade Fischer diese Verlagerung von Tierbeständen nach Norden besonders unmittelbar verfolgen, etwa in Alaska.

Stattdessen ignoriert die Fischerei-Lobbyistin diese Erfahrungen der Leute, die sie vertreten soll und wissenschaftliche Fakten. Wenig verwunderlich, denn die Fischerei-Lobby ist sauer auf Wal-Wissenschaftler, die zum Walschutz immer wieder die Begrenzung der Fischerei empfehlen. Vor der Ostküste wehren sich gerade die Hummerfischer vor Maine gegen Schutzmaßnahmen für Nördliche Glattwale.

Instrumentalisierung des Walsterbens von Rechts

Gerade die charismatischen Großwale sind in westlichen Industrienationen zu heiligen Kühen erhoben worden und emotional stark aufgeladen. Ohne Kenntnisse der Arten und ihrer Biologie werden sie romantisch verklärt. Wale sind als heilige Kühe der Meere die idealen Projektionsflächen, um den Volkszorn zu entfesseln. So haben die Windkraft-Feinde jetzt viele Menschen mobilisiert, die gegen Windkraft und Waltod demonstrieren. Republikanische PolitkerInnen sind als fleischgewordene FossilLobby und Klimaschutz-GegnerInnen natürlich an vorderster Front dabei. Unbeeindruckt von den wissenschaftlichen Fakten (dass das Gros der Wale durch Fischerei und Schifffahrt stirbt) fordern sie den sofortigen Stopp des Windkraftausbaus.

Die Umweltbehörde des Bundesstaats New Jersey, an dessen Küsten besonders viele Buckelwale angespült wurden, gibt auf ihrer Seite eine sachliche Übersicht über durchgeführte Forschungsprojekte und, dass es keinen Nachweis zwischen Windkraft und Waltod gibt. New Jersey wird von einem demokratischen Gouverneur regiert. Darum haben die Republikaner natürlich begeistert die Chance ergriffen, gegen Clean Energy Stimmung zu machen. Lauthals fordern sie gemeinsam mit Bürgermeistern der am Meer liegenden Gemeinden ein Moratorium der Wind-Energie.

Zwischen Demokraten, die hier für wissenschaftsbasierten Umweltschutz und Klimaschutz stehen und Republikanern, die die Fossil-Lobby vertreten und sich oft durch antiwissenschaftliche Klimakrisen-Leugnung und andere Verschwörungsmythen hervortun, ist längst ein Kulturkampf ausgebrochen, wie einige US-amerikanische Medien treffend beschreiben. Und die lautstarke Seite der Fossil-Lobby, Republikaner und Verschwörer scheint den Informationskrieg um die Deutungshoheit zu gewinnen, wie Joseph Reynolds von Save Coastal Wildlife organization in seinem Essay „Stop Lying About Whale Deaths“ beschreibt. Der „Kulturkampf“ beschreibt die Situation im postfaktischen Zeitalter, in der wissenschaftsbasierte Sachargumente keine Bedeutung mehr haben.

Die extreme Sprache der Rechtspopulisten: Schreien, Lügen, Manipulieren

Die Wal-Beiträge von „Stop These Things“ folgen klar den Mustern der Rechtspopulisten:

  • Ein emotionaler Aufreger (toter Wal), wird laut schreiend (extreme Wortwahl) beklagt, um einen politisch unliebsamen Sündenbock zu benennen (Windkraft) und zu wütendem Aktionismus zu animieren, sowohl auf politischer als auch auf Aktivisten-Ebene.
    Ebenfalls typisch ist, dass sämtliche wissenschaftlichen Fakten ignoriert oder Wissenschaftler verleugnet werden.
  • WissenschaftlerInnen und demokratische Regierung werden pauschal als Lügner und „Elite“ dargestellt, die sich auf Kosten der Bürger bereichern wollen. Damit werden wissenschaftliche Fakten unglaubwürdig gemacht, ohne dafür Beweise liefern zu müssen. Die Bereicherung der Rechtspopulisten auf Kosten der Bürger bleibt unerwähnt.
  • Die wissenschaftlichen Daten zeigen die Todesursachen der Wale auf – vor allem Schiffskollisionen und Fischerei – es gibt nicht einen Hinweis für einen Zusammenhang mit der Windkraft. Die Beiträge und Äußerungen der Windkraftgegner sind also absichtlich falsch und widersprechen den Fakten, sodass sie als vorsätzliche Lügen einzuordnen sind.
  • Rechtspopulisten, Windkraft-Gegner, Öl-Lobby und andere Lobbyisten bedienen sich dieser extremistischen Taktiken, die eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich machen.
  • Damit ist die Anti-Windkraft-Lobby deutlich als typische Lobby-Organisation positioniert.
    NOAA und Walforscher hingegen legen ihre Daten offen und argumentieren sachlich, werden aber ignoriert.
  • Stattdessen führen Rechtspopulisten und Fossil-Lobby einen emotionalen, lautstarken Kulturkampf gegen die als „links“, „woke“ und „Establishment“ geframten KlimaschützerInnen, WissenschaftlerInnen und DemokratInnen.
  • Wenn die Anti-Windkraft-Lobby konstruiert, Windkraft sei schlecht für Wale, drehen sie den tatsächlichen Sachverhalt um, was besonders zynisch ist. Als Wissenschaftlerin halte ich im Kampf gegen die Klimakrise Windkraft für unbedingt notwendig, darum befürworte ich auch die Offshore-Windparks. Auch wenn mir bewusst ist, dass Bau und Betrieb der großen Anlagen für die Meeresfauna nicht ganz unkritisch sind, wiegt ihr Beitrag zum Klimaschutz stärker. Das Fördern und Verfeuern von Kohle, Öl und Gas hat über Ölpest und Meereserwärmung einen viel höheren negativen Impact auf Meere und Wale. Darum dient Windkraft letztendlich auch dem Walschutz.
  • Rhetorik, Ideologie und Identität der Rechtspopulisten tragen Merkmale des Extremismus und setzen spezifische extremistische Sprachformen ein, wie etwa ein Feindbild mit Sündenbock. Etwa „wir“ (Republikaner an der Seite des „kleinen Bürgers“) gegen „das Establishment“ (Demokratische Regierung, Umweltbehörden, KlimaschützerInnen, Wissenschaft, …).

False Balancing – auch beim ZDF

Andere Medien übernehmen diese Behauptungen der Anti-Windkraft-Lobby ungeprüft als „Theorie“ und wiederholen die falschen Aussagen, ob wissentlich oder nicht, z B hier, hier und hier.

Mittlerweile gibt es auch einen „Faktencheck“ des ZDF dazu. Der ÖRR bekleckert sich dabei nicht mit Ruhm, sondern tappt mal wieder in die Falle des False Balancing. Der ZDF-Beitrag ist immer noch ungenügend, weil

  • Die Quellen offenbar nicht überprüft worden sind: Sowohl die Seite „StopTheseThings“ als auch FoxNews haben mit ihrer extremistischen Propaganda eine klare Agenda gegen Klimaschutz und Wissenschaft. Da diese Agenda bekannt ist, sollte gerade ein ÖRR-Sender solche Aussagen nicht ungeprüft und unkommentiert übernehmen.
  • Tote Wale als Windkraftopfer in einen Kontext gestellt werden, für den es keine Fakten gibt.
  • Die falschen Behauptungen der Anti-Windkraft-Lobby werden den Aussagen der NOAA gegenübergestellt – damit steht eine offensichtlich politisch motivierte Meinung aus dem rechtspopulistischen Spektrum gegen fundierte Fakten vieler WissenschaftlerInnen. Mit diesem False Balancing werden hier Windkraftgegner fälschlich aufgewertet.
  • Eine unüberprüfte Behauptung fälschlich als „Theorie“ bezeichnet wird. Eine Theorie ist eine wissenschaftliche Hypothese, die Beweise anführt. Das trifft auf die hier gemachte Aussage der SST nicht zu, es handelt sich vielmehr um eine Behauptung. Verschwörungs-Expertinnen erklären immer wieder, dass darum Verschwörungserzählungen keine Theorien sind, sondern Mythen.

Fazit: Windkraft ist nicht Schuld am Walsterben, US-Rechte sind einfach nicht mehr an Sachdiskussion interessiert

Im ZDF-Beitrag wäre es gut gewesen, zur Einordnung der Behauptung weitere Quellen zu befragen, z.B. in diese Studie nicht involvierte Experten wie deutsche WalforscherInnen. Immerhin zitiert das ZDF die US-Datenjournalistin Jaclyn Jeffrey-Wilensky, die die Behauptungen klar als Propaganda der Antiwindkraft-Lobby einordnet. Aber auch diese Aussage bleibt ungewichtet stehen.

Weiterhin ist im Faktencheck die Rede vom „Konservativen Spektrum“, das hätte man für deutsche Lesende besser einordnen sollen. In den USA bedeutet „konservativ“ mittlerweile rechtspopulistische Propaganda in der postfaktischen Ära. Ob das allen deutschen ZDF-LeserInnen bewusst ist, wage ich zu bezweifeln. In dem Kontext wäre auch gut gewesen, zu erwähnen dass dieses konservative Spektrum an einer Sachdiskussion überhaupt nicht mehr interessiert ist, wie SST ja im Header offen zugibt. Statt einer Sachdiskussion tobt stattdessen längst ein Kulturkampf, wie das Online-Magazin Mother Jones in seinem Beitrag Whale Deaths Are Now Culture War Fodder sehr gut analysiert hat.

Bleibt als Fazit: Windkraft ist gut für das Klima und Klimaschutz ist gut für die Wale. Wer Walschutz gegen Windkraft ausspielt, ist naiv oder lügt bewusst. Dass Bartenwale an Windkraft sterben, ist aus zoologischer Sicht ähnlich überzeugend, wie beim Anblick einer Herde Shetland-Ponys im Nebel „Einhorn“ zu rufen. Auch wenn es nahezu unmöglich ist, ist das Gegenteil schwierig zu beweisen. Es sei denn, die Buckelwale wären hoch genug gesprungen, um in die Rotoren zu geraten. Aber das ist bei einem 30-Tonner schwer vorstellbar.

Auch in Europa gibt es übrigens dubiose Lobby-Netzwerke, die Propaganda gegen Windkraft verbreiten.

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https://meertext.eu/

Auf dem Science-Blog „Meertext“ schreibe ich über meine Lieblingsthemen: Biologie, Zoologie, Paläontologie und das Meer. Wale, Fische und andere Meeresgetüme. Tot oder lebendig. Fossile Meere, heutige Meere und Meere der Zukunft. Die Erforschung, nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Auf der Erde und anderen Welten. Ich berichte regelmäßig über Forschung und Wissenschaft, hinterfrage Publikationen und Statements und publiziere eigene Erlebnisse und Ergebnisse. Außerdem schreibe ich über ausgewählte Ausstellungen, Vorträge, Bücher, Filme und Events zu den Themen. Mehr über meine Arbeit als Biologin und Journalistin gibt´s auf meiner Homepage “Meertext”.

44 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag, aber der Kampf gegen die rechte Propaganda ist wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel: diejenigen, die solchen Unsinn erst nehmen, wollen keine Argumente mehr hören. Trotzdem muss man dagegenhalten, wo es geht.

    • @Physiker: Ja, gegen Verschwörungsgläubige helfen keine Argumente. Das habe ich im Artikel ja auch klar so benannt. Ich halte es aber für wichtig, für andere Menschen solche Sachverhalte aufzuklären. Damit sie solchen Verschwörungsmystikern gegenüber etwas besser gewappnet sind. Inhaltlich und sprachlich. Ich befürchte nämlich, dass das noch bis zu uns schwappen wird.

  2. @Bettina Wurche

    Ich schließe mich Aginors Dank an.

    Und noch etwas: Ich bin ein wenig neugierig. Ist der Volksverpetzer an dich herangetreten, um diesen aufklärerischen Artikel zu verfassen? Oder hast du ihnen einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet?

    • @RPGNo1: Das Angebot zur Zusammenarbeit ergab sich im Zuge des Wechsels – unser alter Chefredakteur hatte uns das Angebot des Volksverpetzers weitergeleitet. Und dann habe ich den ersten Wal-Verschwörungsmythos, über den ich sowieso schreiben wollte, der Volksverpetzer-Redaktion angeboten und die Zweitverwertung für Meertext mit vereinbart. Thema und Schreibe haben gut gepaßt.
      Aber die meisten Meertext-Artikel bleiben natürlich exklusiv : )

      • Und dann habe ich den ersten Wal-Verschwörungsmythos, über den ich sowieso schreiben wollte, der Volksverpetzer-Redaktion angeboten und die Zweitverwertung für Meertext mit vereinbart.

        Was es nicht alles gibt. Wal-Verschwörermythos. 🙄

  3. bin der verschwörung ebenfalls aufgesessen
    und möchte auch niemand in schutz nehmen – besonders mich nicht.

    man/frau hört ja immer wieder etwas was richtig sein kann, manchmal kann man durch schnelles nachschauen im netz auch mal fake-news erkennen,
    aber das ist nicht immer leicht.

    hätte ich diesen beitrag nicht gelesen, wäre mir — als nicht-meeresbiologe —
    der untersched zwischen zahn und bartentieren, deren ortung wohl ganz anders funktioniert, nicht bewusst gewesen.
    vor jahren ist eben bekannt geworden, dass die meeressäuger unter dem lärm im meer leiden.
    als techniker weiß ich, dass bewegende teile schwingungen übertragen – also auch windanlagen im meer.

    so bin ich auf diese *windkraft-tötet-wale news* hereingefallen OHNE zu hinterfragen, weil …. ja, weil ich hier keinen grund zum hinterfragen gesehen habe.

    man kann da ganz schnell in was reinrutschen ohne bösen willen zu haben.
    (das gilt sicher nicht für personen, die *berufsmässig* fakenews vertreiben)

    das spornt hoffentlich an noch mehr unwissen zu hinterfragen
    und über den tellerrand in viele wissensgebiete zu schauen

    gut gemacht
    grüssle

  4. Ich habe das auch geglaubt, dass Wale durch Windkraftanlagen im Meer irritiert werden können. Danke für die Aufklärung.
    Aber leider sind andere Probleme mit WKAs im Meer noch nicht geklärt:

    ScotWind could ‘accelerate some seabirds towards extinction’, warns RSPB

    Gefahr für Fledermäuse durch Offshore-Windenergieanlagen?

    Offshore wind farms are projected to impact primary production and bottom water deoxygenation in the North Sea

    Ein Meer aus Aluminium

    Vielleicht kennt jemand hier den neuesten Stand. Konnten diese Probleme inzwischen geklärt oder minimiert werden?

    • @Wolfgang Richter: Nach meinem Stand haben Fledermaus- und Vogelforscher die Abschaltung von Offshore-Anlagen während des Fledermaus/Vogelzugs empfohlen. Wieweit das mit den Windkrat-Firmen abgesprochen ist oder es dazu gesetzliche Regelungen gibt, weiß ich nicht. Die Studie halte ich bei den Autoren (2 davon kenne ich)für belastbar.
      https://mecklenburg-vorpommern.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/fledermauszug/32152.html
      Zum Vogelschlag war gerade eine Studie aus Aberdeen herausgekommen, nach der der Vogeschlag sehr gering sein soll. Der Auftraggeber war Vattenfall. Die kann ich nicht einschätzen.
      https://group.vattenfall.com/uk/contentassets/1b23f720f2694bd1906c007effe2c85a/aowfl_aberdeen_seabird_study_final_report_20_february_2023.pdf
      Außerdem sind Milderungsmaßnahmen in der Entwicklung:
      https://www.sciencedaily.com/releases/2022/11/221117135524.htm
      Die Veränderung der Ozeanographie ist möglich. Nun sind Nord- und Ostsee sowie Küstengewässer auf vielen Flächen keine unberührte Wildnis mehr, sondern industrialisierte, umgegrabene Meere mit einem Bruchteil des einstigen Artengefüges. Darum hatten BiologInnen vorgeschlagen, in Offshore-Anlagen Kelp- und Muschelzuchten unterzubringen, die viel Sauerstoff ins Wasser brächten und für viele Arten ein gutes Habitat bietet (z B für Fischbrut). Das aber wird z Zt mit dem Hinweis auf den Naturschutz und das Bewahren des Ökosystems abgelehnt. Ich hoffe langfristig auf eine konstruktive Diskussion und ein Umdenken.

      • Vielen Dank für die Antwort mit den Links. Ja, es sieht offensichtlich inzwischen deutlich besser aus als von den von mir verlinkten Quellen beschrieben.

  5. Gut das endlich der politisch Aktivismus Einzug in die Wissenschaft hält. Hier war bisher alles viel zu sachlich und neutral.

    • @Malte Müller: Tatsächlich? Alle anderen Lesenden haben sich bei mir für die geballten Fakten und die Sachkunde bedankt, mit denen ich die Falschinformationen als falsch entarvt habe. Was stört Sie denn konkret? Dass Windkraft walfreundlicher ist als Erdöl? Das ist genauso ein Fakt wie die Klimakrise.

    • Was bedeutet “Aktivismus” in diesem Beitrag? Mal sehen… Alle Fakten werden klar dargestellt, und der politische Aktivismus der Klimaleugner und Wahrheitsverdreher der rechten Szene wird offengelegt. Ja, da ist Aktivismus, aber eben wie schon seit vielen Jahren, von der Fossillobby und den antiwoken Glaubenskriegern aus USA.

      • Ich sage nur: “Volksverpetzer”. Dessen Fanclub ist hier ja auch sehr zahlreich zur Lobhudelei erschienen.

        • Könnte es sein, dass für Sie Webseiten wie Volksverpetzer, Psiram und Klimafakten ein rotes Tuch sind? Und ist Ihre Hauptquelle für Nachrichten Telegramm? Dann muss ich sagen, Sie haben sich hier verirrt.

        • @Malte Müller: Der Volksverpetzer hat das Ziel, Falschbehauptungen richtig zu stellen und Verschwörungstheorien als soche herauszustellen. Wo ist da jetzt Aktivismus?
          Lobhudeleien? Was meinen Sie damit konkret? Viele KommentatorInnen haben sich für die Fakten bedankt. Ich empfinde das als höflich und freue mich darüber genauso wie über interessante weiterführende Gedanken und Fragen.

          • Es ist doch schön, dass sich Malte Müller letzten Endes gezwungen sah, seine wirklichen Intentionen zu veröffentlichen: Verunsicherung säen durch unsachlichste Angriffe auf Diskussionsteilnehmer, keinerlei Bezug zur Wirklichkeit, keinerlei inhaltliche Argumente zum Thema.
            Ich finde angesichts solcher Manipulationsversuche den Begriff “Rechtspopulismus” verharmlosend; faschistoid hielte ich für treffender: Da wird die Wirklichkeit zur Unkenntlichkeit verbogen, da wird verschwiegen, wessen Interessen man vertritt. Danke jedenfalls an die Diskussionsteilnehmer, denen entgangene Profite der Erdölindustrie nicht am Herzen liegen, sondern der Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der der Wale …

          • @Hermann Sribel: Danke für diese Einschätzung. Ich bemühe mich in Scienceblog-Diskussionen erstmal lange um Sachlichkeit. Im Text ist es dann ja aber klar benannt. Und genau das ist auch mein Anliegen: Angesichts der Klima- und Ökokrise gibt es keine “Neutralität”, denn es ist das größte Problem unserer Zeit, wie Du sagst.

  6. Vielen Dank für diesen Artikel! ICh fasse es nicht, wie da Zusammenhänge von einer gewissen Seite überhaupt hergestellt werden können…

    Ihre Beiträge sind eine BEreicherung für die Gesellschaft. Auf Twitter habe ich sie schon längst abonniert, in Zukunft werde ich Sie auch auf Spektrum verfolgen!

  7. Was ich im Beitrag vermisst habe war eine Aussage zu Offshore-Windkraftanlagen im Betrieb. Können die Schwingungen/Geräusche dadurch für Wale störend oder gefährlich sein?
    Zwei andere Kommentatoren zaben das als “ich dachte das” angesprochen, und sehen das ausgeräumt, aber entweder habe ich was überlesen, oder das wird im Text ausgeklammert.

    • @naja: Darum ging es hier nicht. Es ging um die Falschaussage zur Todesursache der toten Großwale. Wale sterben nicht an Windkraftanlagen. Zu den Blasenvorhängen, die das Rammen beim Bau wirkungsvoll mindern und weiteren Auswirkungen könnte man sicherlich noch ein paar 100 Seiten schreiben, dazu gibt es viele Studien.

    • mitnichten – sehe ich das nicht so (und soll so nicht unbemerkt stehen bleiben)
      aber bezogen auf das thema, sehe ich es nun etwas anders.

      schwingungen unter wasser haben sicher vielfälltige auswirkungen
      (egal ob natürlichen oder technischen ursprungs)
      wobei es aber auch ganz sicher auf stärke und frequenz ankommt

      grüssle

  8. @Bettina Wurche: Der BAU ist 5mal im Artikel abgehandelt, schon klar. Habe nichts anderes behauptet und auch nicht nach weiteren 100 Seiten gefragt. Der BETRIEB wird nichtmal erwähnt. Dass Dauerbeschallung mit irgenwelchen Wellenlängen da störend auf die Tierwelt wirkt, ist auch nicht so abwegig, daher hatte ich erwartet, dass das Thema vielleicht auch drankommt.

    • Genauso ignorieren sie, dass der Bau und Betrieb von Offshore-Windkraftanlagen durch wissenschaftliches Monitoring eng begleitet wird, weil auch WalforscherInnen sicherstellen wollen, dass die saubere Energie nicht zulasten der Meerestiere geht.

      Überlesen? Übrigens werden durch die Exploration von Erdölfeldern sogenannte Schallkanonen eingesetzt, die wohl wesentlich problematischer sind als der Lärm beim Bau von Windkraftanlage, da man Schallkanonen ja logischerweise nicht durch Blasenvorhänge dämpfen kann (kann man vielleicht schon, aber dann wären sie halt witzlos).

      • @aristius fuscus: Danke. Ja, die Erdölexploration setzt wesentlich lautere Schallkanonen ein, als die Rammarbeiten von Windkraftfundamenten tönen. Bei der Öl-Exploration geht es meist um seismische Profile, d. h., dass entlang eines Transekts gearbeitet wird. Das Schiff fährt das Transekt ab und die Schallkanone wird an vielen Punkten eingesetzt. Die Rammarbeiten von Windkraftanlagen sind längere Zeit stationär, dadurch lässt sich dort ein Blasenschleier einsetzen.
        Soweit ich weiß, ist diese Technik in den flachen Gewässern der Nord- und Ostsee entwickelt worden und kommt dort zum Einsatz, um die Schweinswale schützen.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Blasenschleier_(technischer_L%C3%A4rmschutz)
        https://www.researchgate.net/publication/318559204_Bubble_curtains_attenuate_noise_from_offshore_wind_farm_construction_and_reduce_temporary_habitat_loss_for_harbour_porpoises
        https://asa.scitation.org/doi/10.1121/1.5126698

        • Genaugenommen war die Behauptung nicht “Wale sterben durch den Bau von Windkraftanlagen” sondern “Wale sterben durch Windkraftanlagen”. Wenn dann mehrfach erklärt wird, dass der Bau kein Problem ist, erinnert das eben an überspezifische Dementi von Firmen/Politikern/Dopingsportlern.
          Und dann hilft es – Überraschung! – nicht, wenn die die nicht gestellte (weil mehrfach im Text beantwortet) Frage nach Rammarbeiten, bei Ölexploration ist es schlimmer, Blasenschleier, noch und nöcher in den Antworten auftaucht. Das habe ich gar nicht gefragt, und fühle mich schon etwas verarscht.
          Und zum einmal erwähnten “der Betrieb wird durch Monitoring eng begleitet”. Sorry, das ist kaum mehr als ne Nullaussage.
          Egal, ihr wollt es nicht verstehen.

          • @naja: Ja, ich denke, diese “Diskussion” gebe ich jetzt auf. Manchmal beantworte ich Fragen von KommentatorInnen mit einem neuen Beitrag. Aber irgendwie habe ich hier den Eindruck, dass es um Nörgeln um des Nörgelns willen geht. Ich finde es halt schon sportlich, wenn jemand meint, ich würde bei meinem ehrenamtlich und kostenlosen Scienceblog-Artikeln nicht seine/ihre Erwartungen erfüllen.

          • Herr oder Frau “naja” wird uns jetzt sicher gern erklären, welche Anhaltspunkte er/sie hat, dass der Betrieb der Windparks tatsächlichdie betroffenen Walarten beeinträchtigt, an Stelle der tatsächlichfest gestellten Todesursachen. Es ist halt so, naja, wo es keine Ursache gibt, wird man auch keine widerlegen können; muss man aber auch nicht.
            Vielen Dank an Bettina Wurche

  9. @naja

    “Die an der Ostküste verstorbenen Nordkaper und Buckelwale sind jedoch Bartenwale, die keine Echolokation betreiben können. Bis heute ist keine Bartenwalstrandung in Folge von Schallwellen bekannt.”

    reicht Dir nicht? 🙂

    Ich finde die Überschrift

    “Waltod durch Schallwellen ausgeschlossen[…]” zwar zu strikt (kann immer noch sein wenn Weihnachten auf Ostern fällt und wir haben das nur noch nicht gefunden) aber das wird wäre Jammern von mir. Steht ja entsprechend eingeordnet im weiteren Text.

  10. Es gibt zahlreiche gute Argumente gegen die Windkraft, so dass die falschen Argumente von „Stop these things“ gar nicht nötig wären. Windkraft ist ökologisch eine Katastrophe und Energie-ökonomisch grober Unfug, milde ausgedrückt. Und das kann ich mit Zahlen, Daten und Fakten hieb- und stichfest belegen. Was mir bei dem ganzen Beitrag von Frau Wurche schon gar nicht gefällt, ist dieser aufgeregt-geifernde Ton gegen die „Fossil-Lobby“, gegen die „Anti-Windkraft-Lobby“, gegen die bösen „Rechtspopulisten“. Es gibt auch eine aggressive Lobby für die sogenannten erneuerbaren Energien auf Basis von Wind, Sonne und Biomasse – und auch diese Lobby-Organisationen arbeiten nicht nur mit der lauteren Wahrheit, sondern mit Propaganda, Halbwahrheiten und auch dreisten Lügen, bis hin zum drohenden Weltuntergang bei zu wenig „erneuerbaren“ Energien.
    Zuerst sollte man aber nicht vergessen, dass ohne fossile Brennstoffe, allen voran Erdöl, die großen Wale schon vor über 100 Jahren ausgerottet worden wären – sie wären sämtlich zu Lampenöl und anderen Produkten verarbeitet worden.
    Zweitens sollte nicht vergessen werden, dass ohne fossile Brennstoffe mindestens die Hälfte der Menschheit verhungern müsste und der Rest würde in Armut, Primitivität, Schmutz, mangelnde medizinische Versorgung, katastrophale Wohn- und Hygieneverhältnisse zurückfallen, in ein stumpfes Dahinvegetieren mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von unter 40 Jahren. Fossile Brennstoffe sind die Grundlage unseres Fortschritts und Wohlstandes – und nach Wohlstand oder zumindest einem leichteren Leben mit einer sicheren Versorgung mit Grundbedürfnissen streben Milliarden Menschen weltweit. Ein menschenwürdiges Leben ist eben mehr als ein klimapolitisch korrektes Dahinvegetieren, am besten als Veganer, der lieber den Waschlappen gebraucht als die Dusche.
    Drittens liefern auch im (eingebildeten) Energiewende-Musterland Deutschland die fossilen Brennstoffe 82% der Primärenergie und nur 16% kommen aus den sogenannten erneuerbaren Energien, der Rest aus anderen Quellen. Ähnliche Zahlen gelten auch für den ganzen Rest der Welt. Schaut man sich die Zahlen genauer an, so ist der Anteil der Windenergie global sehr bescheiden. Laut „statista“ entfielen 2021 nur bescheidene 1,1 % der weltweiten Energieerzeugung auf die Windkraft (Quelle: „Verteilung der weltweiten Energieerzeugung nach Energieträger1 2021 von „statista“). Und für diese 1,1 % muss ein gewaltiger Aufwand getrieben werden: allein in Deutschland gibt es (Stand 2021) 31.109 Windkraft-Anlagen an Land und 1.501 Anlagen auf See („offshore“, in Nord- und Ostsee).
    Viertens ist die Windkraft völlig unzuverlässig: für jedes Megawatt installierte Windkraft-Leistung muss ein Megawatt an konventioneller Kraftwerkskapazität bereitstehen. Die gesicherte Leistung wird für Windkraftwerke mit 1% an Land und 2 % für offshore-Anlagen angegeben; eigentlich könnte man getrost 0 % als gesicherte Leistung angeben. In Deutschland beträgt die benötigte elektrische Leistung in tiefer Nacht selbst an Feiertagen ca. 40.000 Megawatt = 40 Gigawatt (GW), während die Lastspitzen um die Mittagszeit an Werktagen bis zu 75 GW betragen, an Wochenenden und Feiertagen ca. 10 – 15 GW weniger. Ganz gleich, wie viele Windräder an Land oder offshore gebaut werden – es müssen immer ausreichend konventionelle Kraftwerke bereitstehen, um die genannte elektrische Leistung sicher bereitstellen zu können. Also müssen immer zwei parallele Stromversorgungssysteme bereitgehalten werden, mit entsprechenden Kosten, um unser Land sicher mit Strom versorgen zu können. Und das gilt für jeden modernen Industriestaat auf diesem Planeten.
    Wie unzuverlässig und letztlich unbrauchbar und teuer die Windkraft ist, kann sich jeder leicht selbst anschauen, wenn man auf die Seiten von „agora-energiewende.de“ geht. Das ist eine Organisation, die vollkommen überzeugt von der Sinnhaftigkeit der „erneuerbaren Energien“ ist, also keine Tarnorganisation der „Fossil-Lobby“, der „Anti-Windkraft-Lobby“ oder der bösen Rechtspopulisten. Da findet man immer wieder Stunden und Tage mit einer dramatischen Strom-Überproduktion, die dann zu lächerlichen Preisen ins benachbarte Ausland verschleudert wird. Und es gibt Stunden und Tage mit einer erschreckend geringen Stromerzeugung. Da können wir froh sein, dass es (noch) ausreichende Kraftwerkskapazität von Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken gibt!
    Ein wunderbares Beispiel für die mangelnde Effizienz der Windkraft hatte ich mal wieder erlebt, als ich am 4. April von Worpswede (bei Bremen) nach Amberg/Oberpfalz gefahren war. Auf 630 km Fahrstrecke, zum allergrößten Teil Autobahn, hatte ich wohl über 1000 Windräder gesehen, meist in Windparks zusammengefasst, die sich kaum oder gar nicht drehten. Die Landschaften sind durch diese z. T. über 200 m hohen Monsterbauten regelrecht verschandelt, zugebaut und in Industrielandschaften verwandelt. Besonders die Gegend westlich von Magdeburg und von dort nach Süden Richtung Halle und Leipzig sieht fürchterlich aus. Abends um 19 Uhr lag an diesem Tag der Strombedarf bei 63,71 GW; das entspricht 63 Kohlekraftwerken wie „Datteln IV“ oder 45 Kernkraftwerken wie Isar 2 oder Neckarwestheim. Die Solarenergie lieferte 0,98 GW; Wind an Land 1,995 GW und die hochgelobten offshore-Windräder 0,52 GW. 0,52 GW aus 1500 Anlagen, das macht 0,35 MW = 350 kW = 465 PS pro Windrad. Das heißt, jedes dieser gewaltigen offshore-Windräder mit einer installierten Leistung von durchschnittlich 5 MW, über 200 m Höhe und mehreren 1000 t Gesamtgewicht erzeugt gerade einmal 465 PS, so viel wie fünf Mittelklasse-PWW oder drei kleine SUV! Diese Zahlen demonstrieren gnadenlos die Ineffizienz der Windkraft. Und noch eine Zahl: in der Nordsee sind für ein 5 MW-Windrad ca. 4000 Volllaststunden pro Jahr zu erwarten. Das heißt, eine Stromproduktion von 20.000 MWh = 20 Millionen kWh sind zu erwarten. Ein modernes Kernkraftwerk wie das bereits zitierte Isar 2-Kernkraftwerk hatte im Jahr 2021 12,07 Milliarden kWh produziert. Zur Produktion der gleichen Strommenge mit Windrädern wären über 600 offshore-Windräder mit je 5 MW installierter Leistung erforderlich! Aber auch über 600 offshore-Windräder könnten ein zuverlässig bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit Strom produzierendes Kernkraftwerk, Kohlekraftwerk oder Gaskraftwerk nicht ersetzen.
    Fazit: Windkraft ist die unzuverlässigste Technik, um Strom zu erzeugen. Und diese Technik ist unwirtschaftlich und kann nur durch gewaltige Subventionen und politischen Zwang durchgedrückt werden. Daher sollte der weitere Ausbau offshore und an Land sofort gestoppt und alle bestehenden Windräder spätestens nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer abgebaut werden und stattdessen moderne Kern-, Kohle- und Gaskraftwerke gebaut werden.

    • @Dr. Armin Quentmeier: Dieser Kommentar ist vollständiger Blödsinn, und zwar jede einzelne Behauptung.
      Ich habe mit Sach-Argumenten Falschaussagen der Anti-Windkraft-Lobby widerlegt. Ich habe sachlich aufgeklärt, warum “Stop-these-things” eine extremistische Position vertritt, welche INteressen dahinterstehen und warum auch die Sprache extremistisch ist. Die Quellen sind im Beitrag verlinkt.
      Dass Ihre Behauptung, man müsse für Offshore-Windenergie andere Kraftwerke vorhalten, idiotisch ist, lässt sich an den Offshore-Anlagen in Nord-und Ostsee nun wirklich zuverlässig ablesen.
      Ihr Kommentar ist mir keine weitere Zeit für eine längere Antwort wert. Auf Ihre dümmliche Polemik gehe ich auch nicht weiter ein – der Kommentar liest sich wie ein Bullshit-Bingo.
      Genausowenig, wie ich Worte an Flacherde-Schwurbler verschwenden würde.
      Ihre persönlichen Befindlichkeiten zur Ästhetik der Landschaft mögen der deutschen Romantik entsprechen, sind aber in einer Industrienation kaum haltbar. Es sei denn, Sie befürworten die Rückkehr zum Agrarstaat. Ich persönlich bin jedoch ein Fan elektrischer Energie und möchte das auch beibehalten, wie der größte Teil der EuropäerInnen.
      Wind- und Solarkraft sind in Zeiten der Klimakrise eben das kleinere Übel.

      • @Wolfgang Richter: Mit der Angst vor der Dunkelflaute ist viel Stimmung gegen EE gemacht worden. Institutionen wie z B die Helmholtz-Klima-Initiative sehen das aktuell etwas entspannter: Über räumliche und zeitliche Ausgleichseffekte sei die Stromversorgung auch dann gesichert:
        https://helmholtz-klima.de/aktuelles/phaenomen-kalte-dunkelflaute

        Ich möchte diese Diskussion aber hier nicht detailliert führen, sondern bei meiner Kernkompetenz, der Biologie bleiben.
        Unsere Helmholtz-Institute halte ich in ihrer Arbeit für zuverlässig und gut.
        Fraunhofer auch – mögen Sie mir da eine Seitenzahl nennen?
        Wichtig ist dabei, dass sich die Situation unserer Stromversorgung gerade in den letzten 2 Jahren extrem stark verändert hat, darum sind selbst Studien von 2020 schon wieder veraltet.

        • @Bettina Wurche
          Das Zitat finden Sie in der neuen Fraunhofer-Studie (hochaktuell) auf Seite 3 unter Punkt 5 und in der “alten” Studie 5 unter Punkt 4 sowie ausführlicher unter Punkt 3.1.4.

          Auch auf der von Ihnen verlinkten Internetseite von Helmholtz finden Sie diese Aussage:
          “Die Infrastruktur zur Stromversorgung muss diese Schwankungen ausgleichen. Sie muss also sowohl die momentane Stromerzeugung sicher decken, als auch einen ausreichenden Vorrat an Energie für die Dauer der Flaute bereitstellen. Bei einer Stromversorgung, die wesentlich auf diesen beiden Energieträgern beruht, müssen in dieser Zeit genügend andere Optionen verfügbar sein, zum Beispiel Stromspeicher oder Gasturbinen.”

          Daran wird sich auch nichts durch EE-Zubau ändern, denn die Sommernächte ohne oder mit wenig Wind werden bleiben und möglicherweise durch den Klimawandel sogar häufiger werden (Hitzewellen ohne Wind!) und die winterlichen Dunkelflauten kommen Jahr für Jahr mit höchst unterschiedlichen Zeitdauern.

          Im agorameter können Sie sich das bei entsprechenden zurückliegenden Phasen in der Funktion Zukunft bei 86%-EE-Ausbau, dem Plan bis 2045, jederzeit veranschaulichen:
          Hier die lange Dunkelflaute im Winter 2022.
          Und ein Beispiel für windarme Sommernächte letztes Jahr und in Zukunft.

          Es wäre gut einem Foristen wie Hn. Dr. Quentmeier hier nicht zu unterstellen, dass er Unsinn schreibt, wenn man dazu keine Quellen hat.

  11. Also, dann folgen wir mal dem Doktor Quentmaier und schalten den Verstand ein.
    Erstens merken wir dann, dass Bettina Wurches Artikel sich mit den Anspülungen toter Bartenwale an der nordamerikanischen Ostküste beschäftigt. Dafür ist sie absolut kompetent.
    Zweitens, auch wenn wir die Umstellung auf 100 Prozent regenerative Energien brauchen, verlangt kein Mensch (Verstand engeschaltet?), dafür ausschließlich auf Windenergie zu setzen; und dass Stromspeicher eine notwendige und lösbare Aufgabe sind – hat Frau Wurche das bestritten?
    Drittens ist der Doktor zwar gut im Zählen bis 1000, aber es erstaunt, dass er dabei nicht bemerkt, dass sich innerhalb eines Windparks manche Räder drehen, andere nicht. Für alle außer die Herren Quentmaier und Richter: Eine Windenergieanlage ist auf Knopfdruck in Sekunden abgeschaltet und bei Bedarf genauso schnell wieder am Netz. Sie ist also genial geeignet, um schnellstens Stromerzeugung und -bedarf zur Deckung zu bringen.
    Viertens wissen natürlich auch die genannten Herren, dass der Strompreis an der Börse durch das teuerste in Betrieb befindliche Kraftwerk vorgegeben wird. Da schauen die Betreiber doch danach, dass sie erst mal die Windkraft abschalten, damit mit Gaskraftwerken noch richtig Geld verdient werden kann.
    Fünftens, und jetzt wird es wirklich schwer erträglich: Das alles ist den derart “argumentierenden” Leuten natürlich wohl bekannt. In mieser politischer Absicht wird entgegen aller Realität wissentlich eingeschüchtert, um die Geschäfte der Ölscheichs und Ölkonzerne abzusichern.

    Wer sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen auf der Erde stark macht, liebe Bettina Wurche, muss mit solchen Angriffen rechnen, nicht nur durch die genannten Herren, sondern auch durch den “Spiegel”, sogar durch angesehene Institute.

    • @Hermann Stribel: Ja, diese beiden Trolle führen wirklich weit weg vom Thema meines Beitrags und suchen lediglich Plattformen zur Selbstdarstellung. Und zumindest auf Meertext bekommen sie die nicht.

  12. Man könnte noch ergänzen, dass im Artikel von Offshore-Anlagen die Rede war, während der von Richter verlinkte Artikel sich auf landgestützte Anlagen bezieht, Das ist schon ein feiner Unterschied, wie unter anderem hier näher ausgeführt wird. Zitat:

    Offshore-Windparks haben bezogen auf die Regelleistung sehr gute Kraftwerkseigenschaften.

    Im Übrigen sollte man die Einwürfe der Herren Richter und Quentmeier nicht allzu ernst nehmen. Diese beiden sind hier schon mehrfach dadurch aufgefallen, dass sie einen menschlichen Einfluss auf den Klimawandel gegen alle Evidenz rundheraus bestreiten, bei jeder Gelegenheit das Hohelied auf fossile Energieträger singen und -wie hier Quentmeier- die beleidigte Leberwurst geben, wenn sie Gegenwind bekommen.

    • @aristius fuscus: Danke – ja, das hörte sich in diese Richtung an. der Unterschied zwischen Land- und Offshore-Anlagen ist erheblich. Ich bin wirklich viel am und auf dem Meer und habe äußerst selten auch nur kurze Flauten erlebt, schon gar nicht im Winter und in allen Regionen gleichzeitig. Die beiden Herren sind hier jetzt rausgeflogen – die Mischung aus Stimmungmache gegen EE, Dunkelflauten-Panik, Wortschwallen und dann noch persönlichen Beleidigungen kennzeichnet sie klar als Trolle – muss ich hier nicht haben.
      Danke für die Infos!

  13. Sehr guter Artikel! Vielen Dank!
    Hinweis: hier ist ein Fehler. “es gibt nicht keinen Hinweis für einen Zusammenhang”.

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