Relaunch des AstraZeneca-Impfstoffs: Sinusvenenthrombosen immuninduziert und therapierbar?

Seit 19. März 2021 wird in Deutschland wieder mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca geimpft. Die Analysen der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) ergaben, dass der Nutzen dieser Impfung weiterhin größer ist als die Risiken, die nun um einen Warnhinweis ergänzt werden. Mediziner in Norwegen und auch in Greifswald fanden derweil mögliche Ursachen und Therapien der als Reaktion auf die Impfung entstehenden Sinusvenenthrombosen, die fast ausschließlich jüngere Frauen betreffen. Sollte zumindest diese Gruppe zukünftig nicht besser auch eine Beratung und Wahl bezüglich des Impfstoffs bekommen?

Am 18. März 2021 erläuterte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Ergebnisse ihrer Analyse der gemeldeten Reaktionen in zeitlichem Zusammenhang mit dem AstraZeneca COVID-19-Impfung in einer Pressekonferenz. [1] Meldungen aus Norwegen über mögliche immunologische Ursachen der beobachten Reaktionen flossen allerdings NICHT in die Bewertung ein, da sie am selben Tag und damit zu spät zur Beurteilung eintrafen, so die Behörde.

Der Impfstoff ist weiterhin sicher

Wie die Direktorin der EMA, Emer Cooke, mitteilte, sei das Risikobewertungskomitee zu einem “klaren wissenschaftlichen Ergebnis” bezüglich der aufgetretenen Fälle gekommen [unter Berücksichtigung der Daten bis einschließlich 17. März 2021]:

“Dies ist ein sicherer und wirksamer Impfstoff. Die Vorteile beim Schutz von Menschen vor COVID-19 und den damit verbundenen Risiken durch Krankenhausaufenthalt und Tod überwiegen die möglichen Risiken. Der Ausschuss kam zu dem Schluss, dass der Impfstoff nicht mit einem Anstieg des Gesamtrisikos für thromboebolische Ereignisse oder Blutgerinnsel verbunden ist.“

Hinweise aus Norwegen, die einige Stunden vor der Pressekonferenz eingereicht wurden und Beweise dafür liefern, dass die seltenen Ereignisse mit einer starken Immunreaktion in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung stehen dürften, flossen allerdings nicht mehr in die Analyse mit ein. Hierfür wurden nur Daten bis einschließlich am Tag davor berücksichtigt. Man kann schon (fast) von Glück sprechen, dass von dieser Behörde niemand in einer Notaufnahme arbeitet und die von Hirnvenenthrombosen betroffenen PatientInnen betreut…

Frau Cooke gab jedoch auch zu:

“Während der Untersuchung und Überprüfung stellten wir eine kleine Anzahl von Fällen seltener ungewöhnlicher, aber sehr schwerwiegender Gerinnungsstörungen fest. Dies löste dann eine gezieltere Überprüfung aus.“

Ergebnisse der EMA-Analyse

Rund 7 Millionen Menschen wurden bislang in der EU mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft. In Großbritannien wurden 11 Millionen Dosen verimpft. Auch in anderen Ländern wird der Impfstoff zunehmend eingesetzt.

Mehrere europäische Länder setzten die Impfung jedoch aus, um weitere Empfehlungen der EMA abzuwarten.

“Angesichts der Tatsache, dass in der EU jeden Tag Tausende Menschen sterben – an einem einzigen Tag wurden in der vergangenen Woche über 2500 Personen gemeldet – sei es […] wirklich entscheidend gewesen, alle verfügbaren Beweise richtig zu bewerten”,

betonte die Leiterin der Behörde. Wichtig sei es, Inzidenzen rasch zu erkennen und Achtsamkeit zu schaffen. Durch Bereitstellung und Auswertung aktueller Informationen sollen wissenschaftlich fundierte Entscheidungen gefällt werden können.

Weniger thromboembolische Ereignisse allgemein, aber seltene Ausnahmen

Die Vorsitzende des Komitees für Arzneimittelsicherheit (PRAC) der EMA, Dr. Sabine Straus, erklärte die Daten, auf der ihre Entscheidung über die Sicherheit des Impfstoffs von AstraZeneca basieren:

  • Es wurden keine Hinweise auf ein Qualitäts- oder Chargenproblem gefunden.
  • Die Anzahl der nach der Impfung gemeldeten thromboembolischen Ereignisse ist NIEDRIGER als in der Bevölkerung erwartet. Das Gesamtrisiko von Blutgerinnseln mit diesem Impfstoff wird also nicht erhöht.
  • Eine Erkrankung mit COVID-19 ist eine Ursache für Blutgerinnsel. Da der Impfstoff das Risiko dieser Erkrankung vermindert, verringert er wahrscheinlich auch das Risiko thrombotischer Ereignisse insgesamt.
  • Auch im Verlauf von Post-COVID-19 zeigen sich oft thromboembolische Komplikationen, z.B. Krankenhausaufenthalte aufgrund von Thrombosen in der Aorta.
  • Es gibt jedoch auch noch einige Unsicherheiten. Es gibt seltene Fallberichte, die spezifische, ungewöhnliche Ereignisse einer Kombination aus Thrombose, Thrombozytopenie und Blutung beschreiben.
  • In einigen Fällen entwickelten sich in den ersten 7 bis 14 Tagen nach der Impfung winzige Gerinnsel in mehreren Blutgefäßen, was als disseminierte intravasale Gerinnungsstörung (DIC) bezeichnet wird.
  • Manchmal bilden sich Gerinnsel in Blutgefäßen, die Blut aus dem Gehirn abfließen lassen. Dieser Zustand ist als Hirnvenenthrombose bekannt. Die Zustände hängen mit niedrigen Werten der Blutplättchen zusammen, was auch als Thrombozytopenie bezeichnet wird.
  • Diese Ereignisse wurden vor allem bei Frauen, insbesondere bei jüngeren Frauen gesehen.
  • Die der EMA vorliegenden Beweise reichen derzeit nicht aus, um mit Sicherheit darauf zu schließen, ob diese Ereignisse tatsächlich durch den Impfstoff verursacht werden oder nicht.
  • Auch ist zum derzeitigen Zeitpunkt unklar, ob bestimmte Gruppen ein stärkeres Impfrisiko haben. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Impfprogramme. Auch kann das Hintergrundrisiko für Thrombosen in den besonders betroffenen Gruppen unterschiedlich sein.

Warnung! DIC und Hirnvenenthrombosen

Bis zum 17. März 2021 wurden sieben Fälle mit DIC bei fast 20 Millionen geimpften Personen gemeldet. 18 Fälle mit einer Hirnvenenthrombose (CVST) wurden erfasst, von denen neun Betroffene starben (d.h. Risiko etwa 1:800.000 für DIC und / oder CVST und ca. 1: 2,2 Mio. für Tod an einer CVST).

Keiner dieser Fälle trat in den großen Zulassungsstudien auf, was ihre Seltenheit verdeutlicht. Gleichzeitig unterstreicht dies laut EMA die Notwendigkeit, auch weiterhin wachsam zu bleiben, sobald ein Impfstoff an große Populationen verabreicht wird. PRAC empfiehlt, den Impfstoff entsprechend mit einer Warnung für Angehörige des Gesundheitspersonals wie auch für Impfwillige zu versehen.

Nebenwirkungen der Impfstoffe in Großbritannien

Im Vereinigten Königreich wurden bis zum 16. März 2021 u.a. drei Koagulopathien, 43 Thrombozytopenien (darunter ein tödlicher Verlauf einer Immunthrombozytopenie), zwei Fälle mit hohem thrombozytopenischem Fieber, sieben Fälle von Veränderungen an der Milz (darunter eine Milzvenenthrombose), sowie vier nicht tödliche Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff bei rund 12 Millionen verabreichter Dosen gemeldet (Risiko etwa 1:3 Mio.). [2, 9] Anders als in Deutschland erhielten in Großbritannien auch viele Ältere den AstraZeneca-Impfstoff.

Nach Impfung mit dem BioNTech/Pfizer-Impfstoff wurde in Großbritannien bislang nur eine Hirnvenenthrombose und 24 Thrombozytopenien (mit einem Todesfall), eine Milzvergrößerung und eine Koagulopathie gemeldet. Dafür wurden jedoch bei insgesamt 224 von knapp 11 Millionen Impfungen Lähmungserscheinungen des Gesichtsnerven (Nervus facialis) erfasst (ca. 1:50.000). Auch dies spricht für eine verstärkte Immunreaktion. Hier wäre es spannend zu erfahren, bei wem, wie stark lang diese Lähmungen auftreten. [2, 9]

Gerinnungsstörungen als Folge der AstraZeneca-Impfung?

In Deutschland traten vom Paul-Ehrlich-Institut bei >1,6 Millionen verabreichter AstraZeneca-Impfdosen mittlerweile über 13 Fälle einer Sinus- oder Hirnvenenthrombose auf (in meinem vorigen Artikel vom 17. März 2021 waren es erst 7 Fälle, was in etwa einem Risiko zwischen 1:120.000 und 1:230.000 entspräche).[9] Die Ereignisse traten 4 bis 16 Tage nach der Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19-Impfstoff auf. Unter den Betroffenen befanden sich 12 Frauen und ein Mann im Alter von 20 bis 63 Jahren. Bei den Patienten bestand gleichzeitig eine Thrombozytopenie, was auf ein immunologisches Geschehen als Ursache für die Thromboseneigung hinweist.

Thrombozyten-Antikörper als Reaktion auf die Impfung?

Der norwegische Professor Pål Andre Holme, Chefarzt am Rikshospitalet in Oslo, teilte am 18. März 2021 der norwegischen Zeitung Dagbladet mit, die Ursache für die schwerwiegenden Gerinnungsstörungen in Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung gefunden zu haben. [3]

Laut Analysen der norwegischen Mediziner kann der britisch-schwedische COVID-19-Impfstoff eine starke Immunantwort auslösen, welche wiederum Blutgerinnsel verursacht. Die Wissenschaftler gaben an, dass sie spezifische Antikörper gegen Thrombozyten entdeckt haben. Dieses Bild ist üblicherweise bekannt im Rahmen von Reaktionen auf bestimmte andere Medikamente.

Vor einigen Tagen waren drei mit dem AstraZeneca COVID-19-Vakzin geimpfte Personen mit Blutgerinnseln in das Rikshospitalet eingeliefert worden. Alle arbeiten im Gesundheitswesen und sind jünger als 50 Jahre alt. Eine Person ist an den Folgen verstorben. Eine weitere Frau in den Dreißigern verstarb in einer anderen norwegischen Gemeinde zehn Tage nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff. [4]

Holme und seine Mitarbeiter sind sich sicher, dass es sich um eine starke Immunantwort handelt, die durch die Impfung getriggert wurde.

Diagnose und Therapie der immuninduzierten Sinusvenenthrombosen

Wissenschaftler aus Greifswald haben ebenfalls immunologische Ursachen für die Blutgerinnungsstörung nach der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff identifiziert. [5] Sofort nach dem Impfstopp wandten sich die Forscher an das Paul-Ehrlich-Institut und erhielten daraufhin Blutproben von sechs Thrombosepatienten. Die Analyse von Professor Andreas Greinacher und seinem Team ergab, dass der Impfstoff die Blutplättchen (Thrombozyten) aktiviert. Dies deckt sich mit den Ergebnissen der norwegischen Forscher.

Antikörperbildung gegen Plättchenantigene nach Impfung

Durch die Impfung kommt es vermutlich im Rahmen der Entzündungsreaktion und Immunstimulation zu einer Antikörperbildung gegen Plättchenantigene. Normalerweise kennen wir dieses Syndrom nach Heparingabe in Form der sogeannten Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) vom Typ II.

Auslöser sind IgG-Antikörper gegen den Plättchenfaktor 4/Heparin-Antigenkomplex. Die beobachteten Reaktionen entsprächen somit einer “HIT-mimicking disorder” ohne vorherige Heparin-Exposition (HIT-Mimicry). Hierzu gibt es einen interessanten Case Report von Okata et al. [7, 8] Hier wird ein Fall eines 70-jährigen Mannes mit Sinusvenenthrombose beschrieben aufgrund der Bildung von Antikörpern gegen den PF4/Polyanion-Komplex.

Dieses Polyanion gibt es beispielsweise auf der Oberfläche von Bakterien oder Nukleinsäuren. Eine solche polyanionische Struktur kann auch im AstraZeneca-Impfstoff verborgen sein. Sie könnte sich sowohl beispielsweise im Spike-Protein verbergen oder in einer Kombination mit einem anderen im Impfstoff enthaltenen Faktor.

Kennt man den Mechanismus, kann der Impfstoff u.U. verändert werden, sodass diese Nebenwirkungen zukünftig vielleicht nicht mehr auftreten. Mir selbst sind solche Reaktionen auch von anderen Impfungen bekannt, z.B. gegen Hepatitis-B.

Auch Co-Faktoren wie Medikamente, Hormone, Vorerkrankungen können einen wichtigen Trigger darstellen. Es bleiben also noch viele Fragen offen.

Greinacher und seine Mitarbeiter konnten eine solche HIT-Mimicry Reaktion bei vier Patienten mit Sinus-/Hirnvenenthrombose nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19-Impfstoff nachweisen. Wie bei der klassischen Reaktion auf Heparin treten diese Antikörper 4 bis 16 Tage nach der Impfung auf.

Immunglobulintherapie der Sinusvenenthrombosen

In Greifswald hat man nun eine Therapieempfehlung zur Behandlung dieser seltenen Sinusvenenthrombosen herausgegeben. [6] Nach Empfehlung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) sollen hochdosierte Immunglobuline verabreicht werden. Das ist eine gängige Therapie, die in spezialisierten Krankenhäusern durchgeführt wird und den Prozess erfolgreich hemmen kann.

In einer Pressemitteilung der Universität Greifswald heißt es:

“Da diese Ergebnisse bereits, breit gestreut, an Kliniken übermittelt wurden, kann weiter mit AstraZeneca geimpft werden. Betroffene Menschen können direkt therapiert werden.”

Laut Greinacher könne mit einem Test festgestellt werden, ob bei Betroffenen mit entsprechenden Symptomen auch tatsächlich die beschriebene Ursache vorliegt, um die entsprechende Therapie einzuleiten.
Die Wissenschaftler betonen allerdings auch, dass der Wirkstoff leider nicht prophylaktisch, also zur Vermeidung etwaiger Symptome, eingesetzt werden kann.

Die GTH stellt weiterhin fest:

“Die positiven Effekte einer Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin überwiegen die negativen Auswirkungen, so dass die Wiederaufnahme der Impfung in Deutschland mit diesem Vakzin zu begrüßen ist.

• Aufgrund der immunologischen Genese der Sinus- /Hirnvenenthrombosen haben Patienten mit einer positiven Thromboseanamnese und/oder einer bekannten Thrombophilie nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin kein erhöhtes Risiko, diese spezifische und sehr seltene Komplikation zu erleiden.

• Grippeähnliche Symptome wie Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen, die über 1–2 Tage nach erfolgter Impfung anhalten, stellen eine häufige Nebenwirkung dar und sind kein Anlass zur Besorgnis.

• Bei Nebenwirkungen, die > 3 Tage nach erfolgter Impfung anhalten oder neu auftreten (z.B. Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen), sollte eine weitere ärztliche Diagnostik zur Abklärung einer zerebralen Thrombose erfolgen.”

Jeder und vor allem jede, die sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen, sollten sich diese Empfehlung der GTH ausdrucken, in den Impfpass legen und mit ihren behandelnden Ärzten teilen: Aktualisierte Stellungnahme der GTH nach dem Beschluss der EMA, die Impfungen mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin fortzusetzen. [6]

Beratung und Wahl des bestmöglichen Impfstoffs?

Vor allem (jüngere) Frauen sollten – aufgrund der mittlerweile vorliegenden Daten und der möglichen, schwerwiegenden Komplikationen nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Impfstoff – zumindest die Wahl für ein anderes Präparat angeboten bekommen.

Es wäre schön, wenn das die Bundesregierung unterstützen würde. Es gibt ja noch andere Impfstoffe auf unserem Corona-Planeten. Natürlich haben auch die Nebenwirkungen, doch das ist eine andere Geschichte.

Ansonsten gilt noch immer: If you don’t like the cure, try the disease.

Quellen / weiterführende Literatur:

  1. Pressekonferenz der EMA vom 18. März 2021 (YouTube): https://www.youtube.com/watch?v=qYmP02SIQNI
  2. Research and analysis: Coronavirus (COVID-19) vaccine adverse reactions (www.GOV.uk, 05. 02.2021, zuletzt abgerufen am 19.03.2021)
  3. AstraZeneca-bivirkningene: Årsaken er funnet. Dagbladet.no, 18.03.2021 (zuletzt abgerufen am 19.03.2021) 
  4. Norwegian experts say deadly blood clots were caused by the AstraZeneca covid vaccine. Sciencenorway.no, online 18.03.2021 (abgerufen am 19.03.2021)
  5. Therapie für seltene Hirnvenenthrombosen gefunden! Universität Greifswald, Pressemitteilung vom 19. März 2021 (abgerufen am 19. März 2021)
  6. Aktualisierte Stellungnahme der GTH nach dem Beschluss der EMA, die Impfungen mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin fortzusetzen. GTH (Prof. J. Oldenburg, PD Dr. Robert Klamroth, Prof. Dr. F. Langer). Köln, den 19.03.2021.
  7.  Spontaneous heparin-induced thrombocytopenia syndrome without any proximate heparin exposure, infection, or inflammatory condition: Atypical clinical features with heparin-dependent platelet activating antibodies. Okata T et al., Platelets, 2015;26(6):602-7. doi: 10.3109/09537104.2014.979338
  8. Anästhesist @LJohnsdorf hat bereits am 16.03.2021 auf Twitter die Entstehungsmechanismen der immuninduzierten Sinusvenenthrombosen zusammengefasst. Hier geht’s zum Thread:
    https://threadreaderapp.com/thread/1371721321336475651.html
  9. Vorausgegangener Artikel zum Thema mit Diskussion:

Sinusvenenthrombosen nach AstraZeneca-Impfung? Ist die Panik berechtigt?

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

9 Kommentare

  1. Ja, es ist wahrscheinlich nicht nur für Laien sondern auch für Fachleute schwierig das Problem der Sinusvenenthrombosen nach AstraZeneca-Impfung richtig einzuschätzen und einzuordnen. Denn 18 Hirnvenenthrombosen auf 20 Millionen Geimpfte sind zahlenmässig zwar wenig, doch es beunruhigt eben doch, wenn das innerhalb weniger Wochen passiert und wenn vorher Gesunde betroffen sind.

    Es stellt sich dann die Frage nach dem Kosten-/Nutzenverhältnis. Daten aus Grossbritannien aber zeigen, dass die AstraZeneca-Impfung Erkrankte jeden Alters vor einer schweren Erkrankung gut schützt und Hospitalisationen damit vermieden werden.

    Relativ neu ist die Beobachtung/Meldung, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht vor Erkrankung durch die südafrikanische Variante des Virus B.1.351 schützt, weswegen Südafrika seine AstraZeneca-Dosen nun weiterverkauft.

    Irgendwann wird sich dann die Frage stellen, was wir alles aus dem Verlauf der Covid-19 Pandemie gelernt haben und inwieweit das auf zukünftige Impfstrategien einen Einfluss hat. Interessant wird es auch sein zu beobachten wie sich die Impfbereitschaft in der Bevölkerung entwickelt.

  2. Denn 18 Hirnvenenthrombosen auf 20 Millionen Geimpfte sind zahlenmässig zwar wenig

    Genau an der Stelle ist die Milchmädchenrechnung.

    Es geht nur um die Zahlen der jungen Frauen in Deutschland im Alter von 20-50 Jahren die mit Astrazeneca geimpft wurden und die Zahl der Frauen eben dieses Alters die eine Sinusvenenthrombose erlitten.
    Diesen schwersten Erkrankungs- und Todesfällen in etwas mehr als einem Monat Astrazenecaimpfung sind die Todesfälle an Covid-2 in nunmehr über einem Jahr anteilig gegenüber zu stellen.
    Bekannt sind ca. 60 Todesfälle in der Altersgruppe von 20-40 in nunmehr sagen wir mal 13 Monaten. Also etwas mehr als 4 pro Monat. Da ist schon fast Gleichstand.
    Wo soll da ein Vorteil der Impfung und eine Motivation für junge Frauen sein sich mit Astrazeneca impfen zu lassen?

    • “Bekannt sind ca. 60 Todesfälle in der Altersgruppe von 20-40 in nunmehr sagen wir mal 13 Monaten.”

      Stichwort Milchmädchenrechnung: Selbst wenn man annimmt, dass alle 18 Todesopfer der Sinusvenenthrombose bei Frauen zwischen 20 und 50 aufgetreten sind (was m.W. nicht stimmt, auch einzelne Männer und Ältere sind betroffen), muss man diese Zahl dann auch mit den Corona-Todesfällen in der Altersgruppe von 20 bis 50 vergleichen, und das sind nicht 60, sondern schon über 200, laut RKI-Bericht von letzter Woche :

      https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Maerz_2021/2021-03-23-de.pdf?__blob=publicationFile ,
      Seite 9
      (21 weibl. Todesfälle zwischen 20 und 29, 50 zwischen 30 und 39, 137 zwischen 40 und 49).

      • Um die Risiken sinnvoll gegeneinader abwägen zu können, wäre es vor allem hilfreich zu wissen, wie viele Frauen in dieser Altersgruppe sich bereits mit Covid infiziert hatten und wie viele mit AstraZeneca geimpft wurden.

        Der zeitliche Bezug ist sekundär, er verschleiert das Risiko, abhängig von Indzidenz und Impfrate.

  3. Es gehe um “HIT Mimicry” – ein Antigen muss die Stellung von Heparin (das könnte doch auch körpereigenes sein? Nur so zum Bezug Mimicry Autoimmunität..) einnehmen. Was könnte das sein – dieser Frage werde in Greifswald nachgegangen? Unüberlegt könnte es auf eine Ähnlichkeit mit Heparin ankommten, jedoch: dieses hat seinen Rezeptor auf AntithrombinIII und aktiviert das zu 1000facher Wirksamkeit — was doch an ein “hämörrhagisches” Fiebervirus denken lässt, das also diesen Weg gehen könnte. Zudem seien die Antikörper, die sich so also gegen die “Blutung” wehren (die ich dem Virus zuordne) polyklonal. Sie müssen von B-Zellen hergestellt werden – diese nehmen Virusepitope zur Kenntnis. Es könnte um eine recht normale Abwehrreaktion via Thrombozyten-Agglomeration gehen, mit der gegen “hämorraghische”, wenn nicht bereits früher zu “Volumenverlust” führende Virusantigene angegangen wird. Muss PF4 überhaupt beteiligt sein? Vielleicht wird “paradox” Permeabilität, die durch ACE2-Zellverlust verlorengeht, wiederhergestellt, und werden dafür bestimmte Areale des Gefäßsystems allerdings verschlossen und aufgegeben (um einen endgültigen Volumenverlust als Schock zu vermeiden, der erfolgt, wenn eine Blutdruckerhöhung unmöglich scheint (bei Schock nicht Adrenalin, die Gefäße sind bereits verengt)). Es wird so gefördert die Entzündung, die Permeabilität, jedoch auch potentielle Resorption erfordert. Dies passt etwa zu ASS in dessen Eigenschaften entzündungshemmend und thrombozytenaggregationshemmend (white blood clot sei Weg der Entzündung – gegen Virusschädigung der ACE2-Zellen und Angiotension 1-7, MAS-Verlust).

  4. Korrekter Einwand: Wir wissen nichts und davon viel.
    Die Frage, die sich mir seit langer Zeit stellt ist doch die:
    Warum werden so einfache Dinge weder untersucht noch veröffentlicht?
    Seit einem Jahr ist es mir leid Tag für Tag zu erfahren wie viele Menschen sich mit SARS-CoV-2 neu infiziert haben und wieviel daran gestorben sind.
    Wo und warum sich diese Menschen infizieren ist immer noch unbekannt.
    Genauso ist es mit den Daten der “im Zusammenhang” mit der Astrazenecaimpfung schwerst Erkrankten und Verstorbenen.
    Es wäre für das PEI ein leichtes hier detaillierte Daten zu veröffentlichen anstatt solche:

    “Bis zum 29.03.2021 (Montagmittags) wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem COVID-19 Impfstoff von AstraZeneca (Vaxzevria) im Rahmen der Spontanerfassung gemeldet.
    In 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet.
    In neun Fällen war der Ausgang tödlich.
    Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt.”

    Eine genaue Angabe des Alters wäre für das PEI ein Leichtes gewesen. Dann müssten wir uns hier nicht weiter mit Milchmädchenrechnungen beschäftigen.
    Notwendig wären auch noch Angaben zum Gesundheitszustand der “im Zusammenhang” mit Covid19 verstorbenen jungen Frauen.
    Hatten diese schwerste Vorerkrankungen wie zB Adipositas?
    Wie sieht es auf der anderen Seite mit den schwerstgeschädigten oder verstorbenen Impfopfer aus? Waren die gesund oder polymorbide?
    Nur so kann man doch eine Risiko/Nutzenabwägung machen und muss nicht rumphilosophieren und spekulieren.
    Was ich beim PEI aber absolut nicht verstehe ist die Empfehlung an Ärzte:
    https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/mitteilungen/210319-aerzte-sicherheit-astrazeneca.pdf?__blob=publicationFile&v=6
    “Geimpfte Personen sollten sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie in den
    Wochen nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Armoder Beinschwellungen entwickeln.”
    Das sind sicherlich keine Zeichen einer Sinusvenenthrombose.
    Die weiteren Ratschläge des PEI sind nicht besser. Anhaltende Kopfschmerzen, bei denen keine Medikamente mehr helfen und neurologische Symptome sind keine Frühzeichen einer Sinusvenenthrombose.
    Frühzeichen sind:
    Druckschmerz im Nasenaugenwinkel
    Sehstörungen
    Wenn erst einmal zwei bis drei Wochen mit anhaltenden Kopfschmerzen mit der bildgebenden Diagnostik gewartet wird, ist es auch für eine eventuell wirksame Therapie mit hochdosierten Immunglobulinen zu spät.

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