Viele Regenbogenschnipsel im Genom

Dass Homosexualität zumindest zum Teil vererbt wird, wissen wir. Homosexualität kommt familiär gehäuft vor. Der erblich Anteil ist etwa 30-40 % – wenn man es über eine gesamte Population betrachtet, also nicht individuell. Aber wo liegt denn unsere Sexualität im Genom? Viele News-Outlets – unter anderem renommierte wie Nature.com – titelten kürzlich: “Das Schwul-Gen gibt es nicht”. Peinlich, denn die Studie, über die sie berichten, sagt etwas ganz anderes: Es gibt zwar kein einzelnes Gen, dass unsere Sexualität reguliert, dafür scheint es aber viele genetische Veränderungen zu geben, deren Zusammenspiel am Ende einen Teil unseres Sexualverhaltens beeinflusst.  Die Autorinnen hatten auch speziell an die verantwortungsvolle Kommunikation gedacht und mit LGBTQIA*-Organisationen zusammengearbeitet. Es ist schade, dass dies alles nichts nutzte.

Ich habe zwei LGBTQ+-Wissenschaftler, die anonym bleiben wollen, gefragt, was sie von der Schlagzeile halten. Einer sagte:

“Als Scicomm-Enthusiast, der auch schwul ist, bin ich empört darüber, dass mehrere Nachrichtenartikel, insbesondere der von Nature News und Views, den Inhalt der Zeitung durch ihren sensationshungrigen (fast unverantwortlichen) Titel falsch interpretiert haben.” 

Der andere kommentierte:

“Die Wissenschaftler*innen selbst haben bereits erwähnt, dass dies ein Minenfeld sein könnte, und Nature hat sich dennoch für die Verwendung von “no gay gene” in ihrer Schlagzeile entschieden. Das ist problematisch, da dies keine genaue Take-Home-Message war und auch unverantwortlich. Viele der Gegner der LGBTQ+-Community glauben uns bereits nicht, wenn wir den Ausdruck “so geboren” verwenden. Was wir jetzt befürchten, ist, dass sie sich befähigt oder (falsch) wissenschaftlich gerechtfertigt fühlen könnten, weil sie solche sensationshungrigen Schlagzeilen haben”.

Doch was stand nun eigentlich genau in der Studie und was hat es zu bedeuten?

Mit Hilfe von 23andme und der UK Biobank machte ein Forschungsteam Genome Wide Association Studies an den Gendatensätzen von 477.522 Individuen (GWAS, Genom-weite Assoziationsstudien, also die Erforschung der Korrelation von Genen mit den Eigenschaften des Organismus). Über das gesamte Genom hinweg wurde dabei abgeglichen, welche genetischen Varianten sich bei homosexuellen Menschen öfter zeigen als bei heterosexuellen. Moment, das ist falsch, es ging nämlich um Menschen, die mit Menschen des gleichen Geschlechtes Sex haben, also in diesem Fall Männer die Sex mit Männern haben (MSM) und Frauen die Sex mit Frauen haben (FSF) – inter- oder transgeschlechtliche Menschen wurden nicht untersucht. Und MSM und FSF sind eben nicht gleich homosexuell und auch nicht unbedingt bisexuell. Der Grund für diese Wahl war vermutlich, dass es – mit Verlaub – harte Fakten sind. Während Homo- oder Bisexualität für jeden etwas anderes bedeuten kann, ist der Geschlechtsakt eventuell etwas einfacher zu definieren.

GWAS und SNPs

Im Genom suchte das Forschungsteam nach sog. “SNPs”, Single Nucleotide Polymorphisms (SNPs, gesprochen “snips”). Diese sind Veränderungen einzelner Basen des Genoms. Wir alle haben diese SNPs an unterschiedlichen Stellen. Bestimmte Veränderungen lassen sich statistisch mit einzelnen Eigenschaften in Verbindung bringen. Derzeit kann man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit die kontinentale Herkunft von Menschen mittels der SNPs vorhersagen. Dabei müssen die SNPs nicht in Genen liegen, sondern können überall im Genom auftauchen.

Das Forschungsteam fand dabei 5 signifikante SNPs im Genom, also genetische Varianten, die statistisch relevant für das Sexualverhalten waren. Gab es hier eine Änderung hatte das Individuum mit höherer Wahrscheinlichkeit Sex mit einem oder mehreren Menschen des gleichen Geschlechts gehabt.

Die SNPs fanden sich interessanterweise an Orten in der DNA, die mit der Regulation der Sexualhormone (und bei Männern mit der Glatzenbildung)  und dem Geruchssinn zu tun haben. Vielleicht haben MSM und FSF also einen etwas anderen Geruchssinn und riechen auch anders? Hormone sind schließlich auch wichtig für unseren Geruch. 

Wer sich die Ergebnisse genau anschauen will, kann dies auf der exzellenten Website des Forschungsteams tun.

Partner finden wir auch über den Geruchssinn. Bei dieser hungrigen Biene geht die Liebe wohl durch den Magen.

Sexualität deutlich komplexer

Es gab jedoch sehr viele andere Treffer, die zwar für sich nicht signifikant waren, aber dennoch – in ihrer Gesamtheit- auf irgendeine Weise mit dem Sexualverhalten zusammenzuhängen schienen. Also eher Indizien, die aber in ihrer Summe relevant wurden. Diese lagen unter anderem in Regionen, die mit Extrovertiertheit und Offenheit für neue Erfahrungen zusammenhängen. 

In der Schlussfolgerung heißt es daher im ersten Satz:

“Same-sex sexual behavior is influenced by not one or a few genes but many.”

Das bedeutet also, dass Menschen die gleichgeschlechtlichen Sex haben, an diversen Stellen ihrer DNA minimale Varianten haben, die irgendwie dazu beitragen, dass sie sich bei ihrer Partnerwahl ein wenig, vor allem oder ausschließlich für Menschen des gleichen Geschlechts interessieren. Wie das genau abläuft sagt die Studie nicht, darum ging es auch gar nicht. Es war ein erster Vorstoß, wo es sich lohnen könnte, nachzuschauen.

Dazu ist eben auch wichtig, dass die einzelnen gefunden SNPs keine besonders hohe Wahrscheinlichkeit liefern, dass die Person wirklich gleichgeschlechtlichen Sex hat. Die Wahrscheinlichkeit wird höher, wenn man mehrere SNPs zusammennimmt. Die SNPs sagen das sexuelle Verhalten aber nicht endgültig voraus sondern eben nur zum Teil.

Die Autorinnen stellen außerdem die derzeitige, sehr binäre Sicht auf das Sexualverhalten in Frage: Menschen, die vergleichsweise häufig Sex mit gleichgeschlechtlichen Partnern hatten unterscheiden sich als anders von Ausschließlich-Heterosexuellen als von Menschen, die nur gelegentlich gleichgeschlechtlichen Sex haben.

Menschen sind eben nicht entweder homo- oder bi- oder heterosexuell. So wird es derzeit auf der Kinsey-Scala und dem Klein Grid eingeteilt. Stattdessen ist das Sexualverhalten deutlich komplexer.  Nicht eindimensional sondern mehrdimensional und kompliziert. Gut, da hätten wie vielleicht auch einfach einen Teenager fragen können

Es gibt übrigens bei GWAS immer ein paar generelle Probleme, die wir im Kopf behalten sollten:

  • Stichprobe: Genome aus 23andme und UKBiobank werden größtenteils Genome von Menschen beinhalten, die in UK und in den USA leben. Menschen aus Südafrika oder China sind dort ggf. weniger enthalten. 
  • Relevanz durch große Mengen: Mit einer hohen Menge an Datensätzen können statistische Zufälle zu echten Ergebnissen werden. Die Autorinnen haben sich hier jedoch vorbildlich an die aktuellen Standards gehalten
  • Selbsteinschätzung: Bei der Angabe von Sexualität müssen sich die Studienteilnehmer/innen selbst einschätzen. Dies ist aber mit Vorsicht zu betrachten: Manche  antworten eventuell sozial erwünscht etwas falsches, andere sind sich vielleicht über ihre Sexualität nicht ganz im Klaren (bspw. in sehr streng gläubigen Familien).
  • GWAS erfasst ganz generell nur die DNA-Sequenz. Epigenetische Veränderungen können damit nicht aufgeklärt werden.
Regenbogen-Zebrastreifen in Brüssel, vor dem EU-Parlament.

Vorurteile lassen sich nicht wegsequenzieren

Natürlich ist es biologisch interessant, sich Eigenschaften und Ausprägungen von Genen statistisch anzuschauen. In einer homo-feindlichen Welt könnten außerdem Ergebnisse, dass die Sexualität in den Genen liegt, für etwas mehr Verständnis sorgen: “Ich bin schwul, weil es in meinen Genen liegt” mag einerseits die Akzeptanz erhöhen. Andererseits ist Homosexualität bei vielen Konservativen wahlweise eine Sünde, eine Entscheidung, eine Krankheit oder auch mal “nur eine Phase”. Wir wissen aus der Tierwelt, dass die Homosexualität etwas komplett natürliches ist und auch einen Sinn erfüllt. Gegen rationale Argumente zeigen sich homofeindliche Menschen bislang aber immun. Neue Ergebnisse aus der Wissenschaft werden dies kaum verändern. Schließlich glauben manche Hardliner ja nicht mal an die Evolution. 

So geboren

Wir finden genetische Prädispositionen zur Sexualität im Genom. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen die bestimmte Marker aufweisen, auch gleichgeschlechtlichen Sex haben. Oder, dass sie keinen gleichgeschlechtlichen Sex haben wenn diese Marker fehlen. Nach den Genen kommt noch deren Regulation und deren Expression und die Multidimensionalität unseres Gehirns.  Außerdem spielen gesellschaftliche Einflüsse ebenfalls eine nicht zu vernachlässigende Rolle – was Sexualität aber nicht “willentlich formbar” macht. Es unterstreicht lediglich das komplexe Zusammenspiel aus Biologie, Chemie, Umfeld und allem, was wir noch nicht kennen.

Es gibt noch unendliche Weiten, die erforscht werden müssen. Die Genetik sollte aber meines Erachtens keinen Einfluss darauf haben, ob wir Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans und inter Menschen, Asexuelle und Pansexuelle in unserer Gemeinschaft akzeptieren: Es braucht keinen genetischen Beweis für Liebe. 

Daher möchte ich mit den weisen Worten Lars Fischers enden:

Make Love, not GWAS.

Lieb doch wie du willst.

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zellmedien.de

Mein Name ist Anna Müllner, ich bin Biologin und habe in der Krebsforschung promoviert. Ich wohne im schönen Hessen und bin als PR-Beraterin für Gesundheitskommunikation tätig. Nach meinem Abitur beschloss ich Biologie zu studieren. Das tat ich zunächst an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die weder in Bonn ist, noch am Rhein. Aber einer der drei Campusse liegt wirklich an der Sieg. Das letzte Jahr dieses Studiums verbrachte ich in Schottland, an der Robert-Gordon University of Aberdeen wo ich ein bisschen in die Biomedizin und die Forensik schnuppern durfte. Danach entschied ich mich für ein Masterstudium an der Universität Heidelberg in Molekularer Biotechnologie was ich mit der Promotion fortsetzte. Weitere Informationen und Möglichkeiten zu unterstützen finden Sie hier: https://linktr.ee/_adora_belle_

44 Kommentare

  1. Dabei müssen die SNPs nicht in Genen liegen, sondern können überall im Genom auftauchen.

    Ist das Genom nicht die Gesamtheit der Gene, im Gegensatz zu den nichtcodierenden Bereichen der DNA?

    Natürlich wäre es interessant, auch die Genregulation und die Epigenetik in solche Studien einzubeziehen. Aber zuerst muss man eindeutig eine Korrelation von Phänomen und Genom bzw. genetischem Apparat herstellen und die relevanten Gene und Genloci identifizieren.

    Da Homosexualität lebenslang erhalten bleibt, ist es fraglich, ob die Genregulation und die Epigenetik überhaupt einen Einfluss haben. Diese bestimmen hauptsächlich Veränderungen während des Lebenslaufs.

    • Der Begriff Genom beinhaltet die gesamte DNA, auch nicht kodierende Teile:
      https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/genom/27365

      Auch epigenetische Veränderungen können ein Leben lang bestehen (aber eben auch neu eintreten) – und vererbt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte epigenetische Veränderung in utero beim Fötus homosexuelles Verhalten (dann später beim erwachsnenen Menschen) wahrscheinlicher machen können.

  2. Vielen Dank für die Darstellung des komplexen Sachverhalts. No ‘gay gene’ ist also eine massive Vereinfachung, könnte aber auch richtig sein, wenn man damit meint, dass es kein einzelnes Gen gibt, welches die sexuelle Präferenz bestimmt.

    Mir scheint aber, die Studie hat viele interessante Fragestellungen “verpasst”. So wäre es doch aufschlussreich, den Genstatus von “streng” Homosexuellen mit “flexibel” Homosexuellen und von bereits im frühen Jugendalter Homosexuellen mit solchen zu vergleichen, die erst im Erwachsenenalter homosexuell wurden (oder solches Verhalten an den Tag legten).

    Und klar ist die Assoziation mit bestimmten Genen nur ein möglicher Vergleichspunkt. Man könnte auch Stoffwechselwerte, den Hormonstatus oder den Verlauf der Schwangerschaft noch mit untersuchen.

    Interessant jedenfalls, dass es neuerdings auch eine Boulvardisierung von wissenschaftlichen Resultaten gibt. Jeder und jede und jede Interessengruppe kann nun aus einer Studie herauslesen was sie gerade will – mindestens wenn Artikel akzeptiert werden, wie der, welcher in “Nature” erschienen ist.

  3. Kleine Korrektur: es muss heissen eine Boulevardisierung von wissenschaftlichen Resultaten und nicht eine Boulvardisierung von wissenschaftlichen Resultaten

  4. Es gilt zu bedenken, daß insbesondere die menschliche Sexualität sehr stark epochalen, religiös-kulturellen Einflüssen unterlag und immer noch unterliegt. Bevor man über zeitgenössische eingeschränkte sexuelle Präferenzen spricht, sollte erst einmal klar werden, was kulturelle Einflüsse für die menschliche Sexualität bedeut(et)en.

    Neuzeitliche Vorgeschichte

    Die Sexualfeindlichkeit ist in den biblischen Texten fest verankert, sie ist keineswegs nur eine mit dem Christentum verknüpfte historische Zufälligkeit. Im Alten Testament erfährt die Erotik noch positive Würdigungen, im “Hohe Lied Salomo” wird das Göttliche sogar in einer erotischen Sprache gepriesen. Im Neuen Testament dominiert hingegen die Ablehnung der Sexualität, nirgendwo wird die Erotik, die körperliche Sinnlichkeit, oder die Verführungskraft einer Frau gepriesen. Während sich etwa die griechischen Götter durch sexuelle Leidenschaften auszeichnen, soll das Göttliche in der christlichen Religion jenseits des Sexuellen angesiedelt sein. Die “Heilige Familie” ist ohne Sexualität. Maria empfängt Jesus auf jungfräuliche Art, ohne dass sexuelle Leidenschaften im Spiel sind. Joseph, Jesus Vater, ist kein richtiger Vater, seine Sexualität ist bei der Zeugung nicht im Spiel. Jesus, der Sohn, zeigt sich frauenfreundlich, aber er zeigt kein erotisches Interesse an Frauen.

    Besonders deutlich kommt eine christliche Sexualfeindschaft bei Paulus zum Ausdruck. Bei ihm heißt es: “Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren. Wegen der Gefahr der Unzucht soll aber ein jeder seine Frau haben, und jede soll ihren Mann haben. Der Mann soll seine Pflicht gegenüber der Frau erfüllen und ebenso die Frau gegenüber ihrem Mann.” (1. Korinther 7, 1-3) In dieser Äußerung erscheint die Sexualität prinzipiell als ein Übel, das mit Hilfe der Ehe gezähmt werden soll. Die Sexualität soll keine Lust oder Freude spenden, sie soll allenfalls als unvermeidbar akzeptiert werden.

    Nicht nur der Heterosexualität kann Paulus wenig Erfreuliches abgewinnen, seine besondere Abneigung gilt der Homosexualität. Die “Knabenschänder” werden von ihm mit Mördern und Menschenhändlern in eine Reihe gestellt. Paulus’ Einstellung steht keineswegs im Gegensatz zur Einstellung Jesu. Im oben angeführten Zitat aus der Bergpredigt verhängt Jesu ein extrem strenges Tabu über jede außereheliche sexuelle Regung. Im Paradies soll Jesus zufolge die Sexualität überwunden sein. “Denn nach der Auferstehung werden die Menschen nicht mehr heiraten, sondern sein, wie die Engel im Himmel”, (Matthäus 22, 30) heißt es im Matthäus-Evangelium.

    Der “Heiligen Stadt Jerusalem”, die die reine Liebe beherbergt, wird eine andere Stadt, die “Große Hure Babylon” entgegengesetzt “die große Hure, die an vielen Gewässern sitzt. Denn mit ihr haben die Könige der Erde Unzucht getrieben und vom Wein ihrer Hurerei wurden die Bewohner der Erde trunken.” (Offenbarung 17, 23)

    Die Hure Babylon repräsentiert historisch betrachtet für die frühen Christen das Römische Reich. Aber es ist kein Zufall, dass ihre Verderbtheit mit einer verwerflichen weiblichen Sexualität verknüpft wird. Mit der Sexualfeindlichkeit einer patriarchalisch geprägten Religion geht die Frauenfeindlichkeit einher. Die Frauen werden gehasst und verachtet, weil sie beim Mann die böse, verführerische Sexualität provozieren. Mit der verführerischen Eva ist die Sünde in die Welt gekommen, die Frauen, deren prekärer sinnlicher Verführungskraft die Männer zu verfallen drohen, müssen männlicher Macht unterworfen werden, um die Gefahr, die von ihnen ausgeht, zu bannen.

    Das diese dokumentierten, geforderte(n) Sinn-, Körper-, Sexual- und Frauenfeindlichkeit(en) der Christen mit Grundrechten oder schlichter mit der “Lebendigkeit” der Menschen nicht in “Einklang” zu bringen sind, dürfte jedem verständlich sein und doch beobachten wir eine zunehmende Radikalisierung insbesondere gegenüber schwulen Männern. Auch wenn ich hier keine expliziten Angaben zum Islam gemacht habe, sieht die gegenwärtige Situation, insbesondere bezüglich des Islam basierenden Schwulenhasses in der Summe noch deutlich stärker aus.

    Ein Blick in die nicht religiöse Natur hoch entwickelter Säugetiere zeigt Folgendes:

    Bonobos sind bezüglich ihres hoch entwickelten sozialen Verhaltens bei genauer(er) Sicht weder mit Schimpansen noch mit Menschen zu vergleichen. Im Gegensatz zum Menschen und im Gegensatz zu Schimpansen (siehe z.B. Schimpansenkrieg von Gombe) führen Bonobos keinen Krieg untereinander.

    Alle Aggressionen werden mit sexuellen Interaktionen im wahrsten Sinne des Wortes „entspannt“. Sexualität ist wichtiger und fester Bestandteil der Gruppe. Auch das Gewähren sexueller Kontakte untereinander im Gegenzug zur Nahrungsabgabe ist Alltag. Anders als die meisten Tiere sind Bonobos nicht nur in bestimmten Situationen, sondern bei vielen Gelegenheiten sexuell aktiv. Das scheint geradezu ein integraler Bestandteil ihrer sozialen Beziehungen zu sein – und nicht nur derer zwischen Männchen und Weibchen.

    Frans B. M. de Waal (niederländischer Zoologe und Verhaltensforscher) zeigt in dem Spektrum Artikel »Die Bonobos und ihre weiblich bestimmte Gemeinschaft« exemplarisch die fundamentalen Unterschiede im sozialen Verhalten zwischen Bonobos und dem „Rest der Säugetiere (Mensch inklusive)“ auf.

    Ich schliesse daraus, es gibt keine genetisch bedingte Präferenz. Sexualität ist konstruktiv gesehen und konstruktiv angewandt, ein „Werkzeug“ der sozialen Interaktion. Die Reduzierung der natürlichen Bisexualität auf Hetero- oder Homo-Erotik ist ein gesellschaftlich konstruiertes “Defizit”. Es gibt keinen Fallbericht darüber, daß Tiere sich explizit wegen gleichgeschlechtlicher Aktivitäten “verurteilen”. In diesem Sinne ist auch die weit verbreitete Heterosexualität „nur“ eine „unnatürliche“ Teilmenge.

  5. “Das bedeutet aber nicht, dass Menschen die bestimmte Marker aufweisen, auch gleichgeschlechtlichen Sex haben.”

    Dieser und der darauffolgende Satz, sind die wohl wichtigste Passage im Text – Mensch bleibt ein bewusstseinsschwaches Gewohnheitstier ohne irgendeinen weiteren Evolutionssprung, bis der nun “freiheitliche” Wettbewerb und sein “gesundes” Konkurrenzdenken mit wirklich-wahrhaftiger Vernunft sein Ende findet.

  6. @Dirk Freyling (Zitat): Ich schliesse daraus [aus dem Sexualverhalten der Bonobos], es gibt keine genetisch bedingte Präferenz. Sexualität ist konstruktiv gesehen und konstruktiv angewandt, ein „Werkzeug“ der sozialen Interaktion. Die Reduzierung der natürlichen Bisexualität auf Hetero- oder Homo-Erotik ist ein gesellschaftlich konstruiertes “Defizit”.

    Interessant was sie da aus dem Verhalten der Bonobos schliessen. Es liest sich, als gälte dieser Schluss für alle höhere Primaten inklusive den Menschen. Doch warum sollte für Menschen gelten was für Bonobos gilt??

    Immerhin geben sie hier einen Einblick in ihr Denken und ihre Art schlusszufolgern. Sehr aufschlussreich!

  7. In den 1990ern hat sich die Science-Redaktion mit der Mär vom Homosexuellengen aufs Glatteis begeben. Vielleicht wollte die Nature-Redaktion jetzt nachziehen.

    Zu den Genabschnitten, die mit der Kahlköpfigkeit (rs347… oder so) und dem Riechen in Zusammenhang gebracht werden, könnte man noch erwähnen, dass diese nur bei den Männern statistisch signifikant waren. Und ersterer ist meiner Erinnerung nach auch nur “in der Nähe” eines anderen Abschnitts, der mit Sexualhormonen in Verbindung gebracht wird. Was heisst das biologisch?

    Für mich klingt das doch alles sehr vage; damit meine ich das Paper, nicht den Blogpost.

    P.S. Was ist eigentlich die Quelle für die Erblichkeitsschätzung von Homosexualität?

  8. Auch zu folgendem Thema (Fettleibigkeit) wird teils versucht über Genetik menschliches Verhalten zu erklären, obwohl die Korrelation zwischen Haupt-Ursache (willentlichen Einfluss) und Wirkung deutlich ist. Die biologische Gen-basierende Rechtfertigung ist grundsätzlich problematisch, weil sie in wichtigen Lebensbereichen die Selbstbestimmung sowohl des individuellen als auch des kollektiven Handelns aushebelt.

    Körper und Geist Jäger und Sammler

    Inwieweit sich die aktuelle körperliche Veränderung der Menschheit auf die eigene Erotik und den Konsum von «Fremderotik» auswirken wird, lässt sich nur schwer einschätzen. Das der Mensch von Natur aus, so wie alle Lebewesen, nur das Nötigste tut, um elementare Ziele zu erreichen, reicht aufgrund seiner selbst geschaffenen körpereinsatzfremden Lebensbedingungen nicht mehr aus, um einigermaßen „gesund“ zu sein. Der Urmensch war gezwungenermaßen körperlich sehr aktiv. Jagen und Sammeln war kein Freizeitsport sondern fester Bestandteil der Lebensgrundlage. Die geschlechterspezifischen körperlichen Attribute, die sich evolutionär über einen sehr großen Zeitraum entwickelt haben, bilden die erotische Basis der wechselseitigen Attraktivität. Dieses Erscheinungsbild “frisst” sich seit wenigen Jahrzehnten sozusagen auf. Funktionale Körperlichkeit wird zunehmend „demontiert“.

    Die weltweite Verfettung der Menschheit hat im 21.Jahrhundert einen Höhepunkt erreicht, so wie es aussieht, werden weitere folgen. Es entstehen neue Körpertypen, die im Extrem geschlechterspezifische Unterschiede verschwinden lassen. Der neue Mensch-Typ «made by Fastfood» setzt keine bekannten erotischen körperlichen Signale. Schwanz, Arsch, Titten, Taille, Muskeln, soweit noch vorhanden, verschwinden in bzw. unter Fettschichten. Es gibt zunehmend «Körpertypen», die „neugigantisch“ fett sind. Die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Form der «Selbstverstümmelung» nimmt stetig zu.

    Schon kleine Kinder, die wenig oder gar nicht sprechen können, sitzen mit ihren Eltern morgens, mittags, abends, zum Frühstück, auf dem Weg zur Schule oder in den Kindergarten bei McDonalds, BurgerKing oder in artverwandten Etablissements und haben einen Pommes zwischen ihren Milchzähnen und saugen an «Shakes». Die auf Kinder gerichtete massive Werbung der Fastfood-Ketten ist ein direkter körperlicher Angriff auf die Jüngsten und Willensschwächsten unter uns. Demokratisch und legal werden kleine Fressmaschinen herangezüchtet, die man schon in jüngsten Jahren ihrer körperlichen Natürlichkeit beraubt.

    Was sind das für Eltern, die diese physische Gewalt gegen ihre Kinder begünstigen oder gar auslösen? Nicht selten sind die Erziehungsberechtigten selbst unsportlich und übergewichtig. Wenn man sich den immensen körperlichen und letztendlich seelischen Schaden der Kinder vergegenwärtigt, der sich früher oder später übergewichtsbedingt einstellen wird, dann muss man sich schon fragen, ob hier nicht ein Kinder- und Jugendschutz zwingend wäre. Nun, die moderne Demokratie macht dies unmöglich. Jeder hat das Rech soviel zu fressen, wie ihm beliebt. Jeder hat das Recht sich so wenig zu bewegen, wie es ihm gefällt. Kinder haben keine Chance auf körperliche Ästhetik, noch nicht einmal auf ein halbwegs gesundes Dasein, wenn ihre Eltern nicht als Vorbilder agieren. Die hausgemachte [Fress-]Gewalt gegen Schutzbefohlene ist legal.

    Was wird aus den verfetteten Kindern von heute? Was bedeuten Autoerotik und Körperlichkeit für «Dicke» und «Superdicke»? Was schaut sich der übergewichtige, erschlaffte Mensch gerne an? Mit wem hätte er gerne Sex? “Wühlt” und sucht er/sie bereitwillig und “leidenschaftlich” unter Fettschürzen nach primären Geschlechtsorganen oder wünscht sich die Generation «Fastfood» doch lieber Jäger und Sammler mit Knackarsch und Taille?

  9. LGBTQIA*-Organisationen ? Ich möchte Sie bitten, etwas sensibler zu sein. Es muss heißen LGBTQIAUNAPBES*-Organisationen. wir haben es schon schwer genug.

  10. Natürlich
    Lesbian, gay, bisexual, transgender, questioning, intersex, asexual, und, natürlich, auch, Panda, Bären, eben, so.

  11. @Anna Müllner

    […Die Autorinnen hatten auch speziell an die verantwortungsvolle Kommunikation gedacht und mit LGBTQIA*-Organisationen zusammengearbeitet. Es ist schade, dass dies alles nichts nutzte…]
    Sie stecken alle Homosexuelle unter eine Decke und zitieren exemplarisch zwei empörte Stimmen. Wow!. Das Erste, was ich in Bezug auf Homosexualität lernen musste war, dass nicht alle Homosexuelle gleich denken und fühlen. Bereits die Wortwahl in Ihrem Titel lässt vermuten, sich nicht selbst ausreichend in der LGBTQ+-Community auszukennen oder aber voreingenommen zu sein, sorry. Mit dem Symbol des Regenbogen fühlen sich nicht alle Homosexuellen gleichermaßen verbunden. Ganz im Gegenteil.
    Sie grenzen einen gewissen Teil jener aus, die sowieso schon ausgegrenzt werden. Oder geht es letztlich nur um die Gruppe, die sich mit der Symbolisierung identifizieren können?

    […Viele der Gegner der LGBTQ+-Community glauben uns bereits nicht, wenn wir den Ausdruck “so geboren” verwenden…]
    Ich bin KEIN Gegner der LGBTQ+-Community, erachte den Ansatz des So-Geborenseins allerdings ebenso wenig als der wissenschaftlichen Weisheit letzter Schluss. Anderseits ist es denk- und fragwürdig, wenn sich selbst Wissenschaftlicher bei Rechtfertigung ihrer Homosexualität auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufen, die (noch) in Frage gestellt werden müssen.

    […Menschen sind eben nicht entweder homo- oder bi- oder heterosexuell…]
    Ein bisschen Bi schadet nie? Da Sie ja immer wieder einmal biologischen Hintergründe anführen: Entscheidend bei der Sexualität ist der evolutionsbiologische Nutzen, egal um welche Sexualität es sich handelt. Solange Sie – oder die Wissenschaft im Ganzen – Aussagen wie “Mit Homosexualität würden wir aussterben und daher ist sie minderwertiger!” von LGBTQ+Gegner nichts Handfestes entgegnen können, stattdessen nur postulieren, tun Sie der LGBTQ+-Community keinen Gefallen sondern fügen ihr insofern zusätzlichen Schaden zu indem Sie polarisieren. Selbst wenn man alles irgendwie (Anmerk: diese Auffassung, dass etwas irgendwie alles ist kannte ich bislang nur aus der Physik) ein bisschen ist: entscheidend in der Frage des Überlebens ist, ob man durch seine Sexualität für den Fortbestand und somit Weitergabe seiner Gene sorgt. Oder müssen wir uns die Frage gar nicht mehr stellen, da unser Fortbestehen auf jeden Fall gesichert ist?

    Die Frage ist also, warum dies bei ausgewiesener und ausschließlicher Homosexualität nicht der Fall ist. Ganz zu Beginn Ihres Artikels schrieben Sie

    […Dass Homosexualität zumindest zum Teil vererbt wird, wissen wir…]

    Ist dies etwa der Grund – und natürliche Mechanismus – warum sich Homosexuelle auf normalem und natürlichen Weg nicht fortpflanzen können
    (nun bitte keinen hypothetischen Diskurs über Möglichkeiten, denn ich kenne keinen(!) Homosexuellen, der freiwillig aus Fortpflanzungsgründen
    Verkehr mit einem Geschlecht, zu dem er sich nicht hingezogen fühlt, gehabt hätte)

    […Wir wissen aus der Tierwelt, dass die Homosexualität etwas komplett natürliches ist und auch einen Sinn erfüllt. Gegen rationale Argumente zeigen sich homofeindliche Menschen bislang aber immun…]
    Die Natürlichkeit von Homosexualität wäre durch das “Schwulengen” genauso gegeben wie durch andere Ursachen. Selbst dann, wenn ihre Ursachen
    rein sozialpsychologisch bedingt wäre. Allerdings hinkt Ihr Vergleich zur Homosexualität im Tierreich an dieser Stelle enorm, denn erstens handelt
    es sich im Tierreich nicht um Homosexualität sondern zeitlich begrenzt beobachtetes, homosexuelles Verhalten und zweitens ist es sehr wenig schmeichelhaft mit Enten oder Pinguinen gleichgestellt zu werden während für Menschen mit heterosexueller Ausrichtung ein tierischen Vergleich
    nicht notwendig ist. Es ist jedoch ein wunderbares Beispiel dafür, wie unbeholfen und unbedarft man allgemein und nach wie vor mit diesem Thema umgeht.

    […Wir finden genetische Prädispositionen zur Sexualität im Genom. Das bedeutet aber nicht, dass Menschen die bestimmte Marker aufweisen, auch gleichgeschlechtlichen Sex haben. Oder, dass sie keinen gleichgeschlechtlichen Sex haben wenn diese Marker fehlen. Nach den Genen kommt noch deren Regulation und deren Expression und die Multidimensionalität unseres Gehirns.
    Außerdem spielen gesellschaftliche Einflüsse ebenfalls eine nicht zu vernachlässigende Rolle – was Sexualität aber nicht “willentlich formbar” macht. Es unterstreicht lediglich das komplexe Zusammenspiel aus Biologie, Chemie, Umfeld und allem, was wir noch nicht kennen…]
    Zitierungswürdig. Danke.

    […Die Genetik sollte aber meines Erachtens keinen Einfluss darauf haben, ob wir Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans und inter Menschen, Asexuelle und Pansexuelle in unserer Gemeinschaft akzeptieren…]
    Ob nicht die Genetik oder das […Zusammenspiel aus Biologie, Chemie, Umfeld und allem, was wir noch nicht kennen…] einigen oder gar vielen Menschen einen Strich durch die Rechnung macht, d. h. das Akzeptanzvermögen nicht dahingehend fördert, Andersartigkeit nicht dulden zu können müsste streng genommen verifiziert oder falsifiziert werden bevor ein Dekret erlassen wird. Anderenfalls würden man abermals von Anderen erwarten, sich entgegen ihrer Natur verhalten zu müssen. Sind es wirklich und ausschließlich Fakten und Erkenntnisse, d. h. die Ratio, die unser Wohlbefinden und unsere Ansichten formen?
    Ich weiß nichts darüber, wie vor einigen tausend Jahren oder etwa Naturvölker mit Homosexuellen umgingen und was die hierfür Begründung war. Was wir jedoch wissen ist, dass Homosexualität in den letzten Jahrhunderten als Randerscheinung gebrandmarkt und dementsprechend behandelt wurde, sich der Mensch als Ganzes als überaus invasiv und überlebensfähig zeigte. Hier sind mehrere Disziplinen gefragt und deutlich mehr Daten und Informationen notwendig.

    […Make Love, not GWAS…]
    Was sind wohl unmittelbare sozialpsychologische Folgen von durch Wissenschaftlern öffentlich ausgetragenen Disputen, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse oder deren Kommunikation in Frage gestellt werden? Für mich, der an die Sinnhaftigkeit von Wissenschaft glaubt und diese vertritt, entsteht der Eindruck, als wären wir längst ausgestorben
    bevor wir die Komplexität des Lebens oder der Menschen verstehen. Ist es diese Message, die vermittelt werden soll? Es wird Verständnis für Wissenschaft und deren Normativität eingefordert. Doch – wo bleibt das Verständnis der Wissenschaft für Menschen?

  12. @Dirk Freyling
    […Es gibt keinen Fallbericht darüber, daß Tiere sich explizit wegen gleichgeschlechtlicher Aktivitäten “verurteilen”…]

    Es kann keinen derartigen Fallbericht geben, weil aufgrund der Möglichkeiten im Tierreich lediglich zeitlich begrenzt beobachtetes, homosexuelles Verhalten beurteilt wird und keine langfristige homosexuelle Bindung. Vielleicht fragen wir ja mal bei Jane Goodall, ob sie jemals dergleichen bei Schimpansen beobachten konnte.

  13. Herr Schmidt,
    Sie haben mich mißverstanden. Es ging primär um die situative Beobachtung. Beispielsweise beobachten Andere der Gruppe, wie sich zwei gleichgeschlechtliche Gruppenmitglieder sexuell miteinander betätigen. Die Tatsache, dass es sich um Gleichgeschlechtliche handelt, ist kein Kriterium für eine negative Intervention der Gruppe. Ergänzend sei zu bemerken: Inwieweit „Eifersucht“ als Motiv und Hierarchieforderungen zu einer aggressiven Handlung höherrangiger Einzelner führen könnten, hat primär nichts damit zu tun, daß es sich um sexuelle Handlungen Gleichgeschlechtlicher handelt. Ob es eine Vor- oder Nach-Beziehungsgeschichte dieser gibt, ist für die situative Beobachtung ohne Belang.

    Worüber ich schreibe können Sie sich im youtube-Video viel anschaulicher und lebhafter verdeutlichen: Affen auf Zack (04) – Die Orgien der Bonobo Affen https://www.youtube.com/watch?v=0Mcr59cJcdg

  14. @Dirk Freyling
    [….Sie haben mich mißverstanden. Es ging primär um die situative Beobachtung. Beispielsweise beobachten Andere der Gruppe, wie sich zwei gleichgeschlechtliche Gruppenmitglieder sexuell miteinander betätigen. Die Tatsache, dass es sich um Gleichgeschlechtliche handelt, ist kein Kriterium für eine negative Intervention der Gruppe…]

    Ok. Angekommen.

    Warum aber einige – darunter Wissenschaftlicher – glauben, man könnte mehr Akzeptanz für Homosexualität und deren Natürlichkeit dadurch herbei argumentieren, indem man auf gängiges Verhalten aus dem Tierreich verweist ist zweifelsohne etwas fragwürdig, denn Gegner liefert es einen weiteren Beweis für “tierisches, ungezügeltes(!) – man möge sich an die Zustände und Argumentation er 80er erinnern….) Verhalten” von Homosexuellen. Man kann so stolz auf die junge Generation sein, nichts aus der Vergangenheit gelernt zu haben, aber gleichermaßen in Anspruch nehmen zu wollen, die selben dämlichen Fehler nochmals begehen zu wollen.

    Vielleicht lassen wir nun Sticker anfertigen auf denen steht: “Ich verhalte mich wie ein Pinguin.” oder “Ich verhalte mich wie ein Strauss.” . Zweifelsohne würde dies – selbst Gesichtern, die nicht dafür vorgesehen sind – ein Schmunzeln entlocken, geholfen ist den LGBTQIA dadurch ganz sicher nicht.

    • Homosexuelles Verhalten hat man zuvor auch im Tierreich negiert. Zu sagen, tierisches Verhalten sei schlechter als das von Menschen ist nicht objektiv. Im Gegensatz zum Menschen verurteilen die meisten Tiere Ihresgleichen nicht für deren Herkunft oder Religion.
      Da der Mensch mit Affen gemeinsame Vorfahren hat und diese wiederum alle verwandt sind, macht es absolut Sinn, dass sich das Sexualverhalten über die Evolution erhalten hat. Ich empfinde das nicht herabwürdigend, schließlich kommt der heterosexuelle Geschlechtsakt auch bei Nacktmullen vor – und in dem Sinne verhalte ich mich dann wohl *auch* wie ein Nacktmull.
      Homosexualität bietet Vorteile, indem zum Beispiel Sex als Mittel der Verständigung, der Bindung und des Stressabbaus genutzt werden kann. Homosexuelle Tierpaare adoptieren außerdem verlassene Jungen von heterosexuellen Tierpaaren.
      Die Natur schert sich da nicht viel um die Gefühle anderer Sepzien – wie dem Homo Sapiens – wenn es Sexualverhalten durch den Stammbaum hinweg ähnlich anlegt.

  15. @Anna Müllner.
    […Homosexuelles Verhalten hat man zuvor auch im Tierreich negiert. Zu sagen, tierisches Verhalten sei schlechter als das von Menschen ist nicht objektiv. Im Gegensatz zum Menschen verurteilen die meisten Tiere Ihresgleichen nicht für deren Herkunft oder Religion. Da der Mensch mit Affen gemeinsame Vorfahren hat und diese wiederum alle verwandt sind, macht es
    absolut Sinn, dass sich das Sexualverhalten über die Evolution erhalten hat…]

    Sie begehen an diesem Punkt – genauso wie Stephan Schleim mit seinem Wunsch einer offenen Gesellschaft! – den eklatanten Fauxpas, ausgelebte
    menschliche Sexualität an Kindern oder Tieren dadurch zu legitimieren, in dem Sie den evolutionär bedingten Erhalt des Sexualverhaltens als Grundrecht-fertigung gebrauchen, denn von einigen Tieren, darunter Schimpansen, ist bekannt, dass sie sich sexuell am Nachwuchs vergreifen. Mit ist klar worauf Sie hinaus wollen und in (vorläufiger) wissenschaftlichen Sicht vertrete ich Ihren Standpunkt. Doch wollen Sie allen Ernstes mit der saloppen Prämisse Wir sind halt alle Tiere! an die Öffentlichkeit treten, um Homosexualität zu rechtfertigen oder deren Akzeptanz zu vergrößern? Was glauben Sie, was Gegner von Homosexualität mit solch einer Aussage machen werden? Erst recht, wenn sie aus der Wissenschaft kommt.

    […Ich empfinde das nicht herabwürdigend, schließlich kommt der heterosexuelle Geschlechtsakt auch bei Nacktmullen vor – und in
    dem Sinne verhalte ich mich dann wohl *auch* wie ein Nacktmull…]
    Ob nun Nackmull oder Schnabeltier spielt keine Rolle.
    In diesem Sinne dreht es sich – pardon – nicht um Ihre Auffassung oder Empfindung, sondern um deren, die es insbesondere betrifft. Homosexualität wurde früher immer mit tierischem, ungezügeltem Verhalten gleichgesetzt (vgl. Gesellschaftliche Wahrnehmung von AIDS in den letzten 50 Jahren). Nicht das heterosexuelle Verhalten wird mit tierischem Verhalten begründet oder gleichgesetzt sondern das homosexuelle. Lassen wir daher das tierische Sexualverhalten in der Diskussion gänzlich außen vor und konzentrieren uns auf den vermeintlichen wissenschaftlichen Stand der Dinge.

    Ich halte die DNA-Phänotypisierung als Ursache für Homosexualität für die wahrscheinlichste, auch wenn es im Endeffekt im evolutionsbiologischen Kontext bedeutet, gerade deshalb aussortiert zu werden. Man mag das doof finden. Für die Gesetze der Natur ist der Mensch jedoch einmal nicht verantwortlich. Eine DNA-Phänotypisierung eröffnet den Weg zu weitaus aussagekräftigeren Studien.

    Ich habe es bereits in einem früheren Kommentare angemerkt: Bitte keinen Diskurs über hypothetische Fortpflanzungsmöglichkeiten von
    Homosexuellen
    , denn kein Homosexueller in meiner Bekanntschaft würde sich rein zu Fortpflanzungszwecken erniedrigen(!), mit dem anderen
    Geschlecht Verkehr zu haben. Zum Glück gibt es die Technologie und die Möglichkeit der Adoption wobei für homosexuelle Eltern das Gleiche
    gelten mag wie für heterosexuelle: Das einzige Wohl, das zählt ist jenes des/der Kindes/Kinder. Nach welchen Kriterien beurteilt man das Wohl eines Kindes gleich?

    Dass Menschen, die Homosexualität nicht nachempfinden – und daher noch weniger in der Lage sind, sie verstehen geschweige denn akzeptieren zu können – seltsam reagieren kann man ihnen nicht verübeln.

    • Sie begehen an diesem Punkt – genauso wie Stephan Schleim mit seinem Wunsch einer offenen Gesellschaft! – den eklatanten Fauxpas, ausgelebte
      menschliche Sexualität an Kindern oder Tieren dadurch zu legitimieren, in dem Sie den evolutionär bedingten Erhalt des Sexualverhaltens als Grundrecht-fertigung gebrauchen, denn von einigen Tieren, darunter Schimpansen, ist bekannt, dass sie sich sexuell am Nachwuchs vergreifen.

      Ich finde diese unpassende und absurde Schlussfolgerung abscheulich. Tiere haben auch Sex mit anderen Tieren gegen deren Willen (Delfine vergewaltigen bspw. Robben). Das legitimiert keine Vergewaltigung beim Menschen. Tiere haben auch keine Vorstellung von Recht und Einwilligungsfähigkeit. Es besteht ein Unterschied darin, ob man Verhaltensweisen vergleicht oder gleichsetzt.
      Und ich weiß überhaupt nicht, wie man auf diese Schiene abdriften kann. Für mich ist zu dieser Diskussion auch alles gesagt.

  16. Der Vergleich von Menschen mit Tieren macht aus verhaltensbiologischer Sicht durchaus Sinn. Aber man sollte sehr vorsichtig sein, ob man diese Erkenntnisse irgendwie mit politischen Forderungen verbindet.
    Die Idee dahinter ist ja zum Teil, dass alles was Tiere machen natürlich und evtl. irgenwie auch für uns dann natürlich und “gut” ist.

    Ich möchte aber daran erinnern, dass auch Pädosexualität bei Tieren vorkommt.
    Versuchen wir also jetzt die Übertragung, “Homosexualität kommt bei Tieren vor und ist somit natürlich und sollte alleine deshalb besonderen gesellschaftlichen Schutz oder Anerkennung genießen”, sind die gleichen Argumente auch auf andere in uns veranlagte Verhaltensweisen übertragbar.
    Also Vergewaltigung, Kindstötungen und vieles mehr.
    Daher ist diese Betrachtungsweise aus meiner Sicht nicht Zielführend.

    Und was die verschiedensten Versuche angeht sich selbst oder seine Filtergruppe erst von dem Rest der “normalsexuellen” abzugrenzen um sich zusammen mit den Vertretern anderer sexueller Minderheiten zu LBGT… zusammenzuschließen um sich damit dann erneut von anderen Gruppen (und natürlich wieder vor allem von den “Normalen”) abzugrenzen, kann ich nicht umhin kommen dies als eine recht hilflose Definitionsneurose warzunehmen.
    Dieses Schubladendenken ist die Grundlage allen Sexismus.
    Übrigens gehören eigentlich auch die Pädopilen zu diesen Minderheiten. obwohl sich alle LGBT… Gruppen natürlich ganz besonders von denen abgrenzen. Deren Zustandekommen basiert höchstwahrscheinlich auf den gleichen Mechanismen wie die der Homosexuellen. Praktisch alles was im Artikel über homosexualität und deren Entstehung geschrieben wurde lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die Entstehung der Pädophilie anwenden.
    Allen diesen sexuellen Sonderformen ist eines gemein: Die Menschen fühlen sexuell für sich wahrnehmbar anders als die Menschen darum herum.
    Es formt einen wesentlichn Teil ihrer Identität und ist kaum änderbar.
    Und noch etwas macht diese Definitionen recht sinnlos:
    Wenn es fließende Abstufungen zwischen Homosexuellen zu Heterosexuell gibt, wird es sicher auch fließende übergänge zwischen allen anderen Sonderformen geben. In unterschiedlich starken Ausprägungen.

    Ich denke Menschen haben die verschiedensten Veranlagungen. Aber die Gesellschaft entscheidet darüber welche davon erwünscht sind und welche nicht. Alles was als Bedrohung wahrgenommen wird wird ausgegrenzt oder sogar verfolgt. Alles was als harmlos eingestuft wird, wird tolleriert, oder sogar gefördert. Darum drehen sich praktisch alle gesellschaftliche Debatten wenn es um die Tolleranz dieser Gruppen geht. Egal ob am Stammtisch oder im Bundestag. Ob etwas natürlich ist spielt dabei keine Rolle.
    Aus unserer Natur/Veranlagung abzuleiten, ein Mensch könne sich nicht anders verhalten ist fatal. Dann müsste man nämlich auch nochmal darüber nachdenken, warum 20 mal mehr Männer wie Frauen in deutschen Gefängnissen sitzen. Trotz Art. 3 GG.
    Sehr wohl kann und sollte man aber zu dem Schluss kommen, dass ein Mensch nichts dafür kann so zu fühlen wie er/sie fühlt.

  17. @Martin Schmidt
    […Ich habe es bereits in einem früheren Kommentare angemerkt: Bitte keinen Diskurs über hypothetische Fortpflanzungsmöglichkeiten von…]
    Ich denke Sie übersehen die Möglichkeit die eigenenen Gene indirekt über die Unterstützung Verwandter zu fördern. Homosexualität tritt viel zu häufig auf, als dass sie sich rein nachteilig auf den Genpool auswirken kann. Hinzu kommt, dass möglicherweise die “reinen” Homosexuellen viel seltener sind als die Bisexuellen.
    Genetisch bedingte Eigenschaften die nachweislich ausschließlich negativ auf die Fortpflanzungsmöglichkeit des Individuums wirken treten eher mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:20.000 auf. Aber ganz sich nicht mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1:30 wie bei der Homosexualität.

  18. @WolfangL
    […Ich denke Sie übersehen die Möglichkeit die eigenenen Gene indirekt über die Unterstützung Verwandter zu fördern. Homosexualität tritt viel zu häufig auf, als dass sie sich rein nachteilig auf den Genpool auswirken kann. Hinzu kommt, dass möglicherweise die “reinen” Homosexuellen viel seltener sind als die Bisexuellen…]

    Wenn man von einer DNA-Phänotypisierung der (reinen) Homosexualität ausgeht (im Vergleich zur ausschließlich genetischen Prädisposition) sinkt die Wahrscheinlichkeit einer (vermeintlich) nachteiligen Auswirkung von Homosexualität auf den Genpool (um Ihre Wortwahl aufzugreifen) drastisch und wäre somit eine Erklärung für Ihr Postulat bzgl. des nach wie vor gehäuften Auftretens von Homosexualität. Allerdings muss man die statistische Wahrscheinlichkeit von individueller Gewissheit bei (reiner) Homosexualität unterscheiden. Ob es für (reine) Homosexuelle insofern ein Trost darstellt, dass Nächstverwandte in der Lage sind, Gene weiter zu geben möchte ich nicht beurteilen. Es ist für ein Individuum allerdings nicht das Selbe. Es sei denn (reine) Homosexuelle (oder Heterosexuelle) stehen dem Altruismus deutlich näher als dem Egoismus.

  19. Unsere derzeitigen gesellschaftlichen Vorstellungen zu menschlichen Interaktionen (Liebe, Sexualität) haben mit Biologie (Genpostulate, „Stoffwechsel“,…) wenig bis nichts zu tun. Eine assoziierte akademisierte Forschung, die auf biologische Interpretationen aufbaut, ist auf Grund der Vielzahl der möglichen freien Parameter weder hilfreich noch zielführend.

    Einst wurde Sexualität als Naturereignis empfunden, lustvoll, variantenreich, zwar physisch beschränkt beim Mann und praktisch unbeschränkt bei der Frau. Sexualität war kein Problem, nicht einmal ein Phänomen, sondern Teil menschlichen Erlebens. Der spielerische wie soziale Umgang der Bonobos mit ihrer Sexualität dürfte dem frühgeschichtlichen Sexualverhalten der Menschen recht nahe kommen.

    Heute ist die menschliche Sexualität ausgegrenzt, abgekoppelt und problembelastet. Eine basisfremde Kopie des einstigen Naturereignisses. Die historisch gewachsene Tabuisierung und Abkopplung der Sexualität vom „normalen“ gesellschaftlichen Leben, neuzeitlich u.a. unter dem Vorwand Kinder und Jugendliche könnten durch Nacktheit und Sexualität pauschal Schaden nehmen und die monotheistische Wahnvorstellung Sex und Körper seien was Schlechtes, sind mittlerweile tief im Denken der „ Modernen Zivilisation“ verankert.

    […zur „Bewertung“ meiner Aussagen mal fragmentarisch soviel (Stand heute)… Ich (1964 geboren), heterosexuell erzogen und religiös indoktriniert hatte selbstbestimmt nach einer geistigen Befreiungsphase Sex mit Frauen und Männern. Sowohl bei Frauen und Männern interessier(t)en mich spezielle körperliche Attribute und ein klares Verständnis dafür, willentlich ein Lustobjekt zu sein. Ich betrachte und betrachtete Sex und romantische Liebe nicht als notwendige Einheit. Ich musste Niemanden lieben um Sex mit ihr oder ihm zu haben. Wobei ich bisher wenig bis keine romantischen Gefühle für Männer hegte, betrachte dies aber nicht als „natürlich“, sondern als ein (zwar wenig störendes) persönliches Defizit…

    Plakativ formuliert: Mein u.a. sexuelles Interesse an „jungen“ Menschen ist nahe Null. Menschen unter 25 finde ich überwiegend (als „Gesamtpaket“) unattraktiv und nichtssagend … meist keinerlei eigenes Denkvermögen, meist unfähig eine methodisch-argumentative Analyse durchzuführen, schreib- und leseunfähig,…, »generation snowflake«,… hier hat der gegenwärtige Gleichmach-Sozialismus im Bildungssystem ganze Arbeit geleistet…]

    Zur Erinnerung Die bereits den Griechen bekannte Zweigeschlechtlichkeit des Embryos bis zur neunten Lebenswoche bestärkte sie in ihrer Auffassung von der Zweigeschlechtlichkeit des Urmenschen, rechtfertigte ihre Bisexualität. So empfanden die Griechen Homosexualität weitgehend als normal. In einigen griechischen Stadtstaaten galten Homosexuelle als ausgesprochen männlich, tapfer, heldenhaft, sogar die berühmteste griechische Elitetruppe soll nur aus männlichen Liebespaaren bestanden haben. Schöne, junge, unbehaarte Hintern liebten die Griechen so sehr, dass sie für diesen Körperteil eine eigene Göttin erfanden: Aphrodite Kallipygos. Eine abgrundtiefe Verachtung schlug freilich jenen entgegen, die passiv homophil waren, denn die moralischen Codes der Spätantike waren bestimmt durch die Wahrung des intakten Bildes eines Oberschichten-Mannes, der sehr wohl jemanden in den Arsch ficken, sich jedoch niemals ficken lassen durfte.

    In dieser mehr homoerotischen Männergesellschaft wucherte der Frauenhass. Homer predigte: “Nichts ist scheußlicher, nichts unverschämter auf Erden als das Weib.” Hippokrates, Arzt von der Insel Kos, forderte: “Die Frau bedarf eines Zuchtmeisters, denn sie hat von Natur das Zügellose an sich.” Plato drohte allen Männern, die kein rechtschaffenes Leben führen oder sich von ihren Leidenschaften hinreißen lassen, statt sie mit ihrem Verstand zu beherrschen, sie würden bei ihrer zweiten Geburt zur Strafe als Frau auf die Welt kommen…

    Masturbation, “sich mit der Hand das Hochzeitslied singen“, galt den Griechen bis Plato nicht als Laster. Diogenes masturbierte öffentlich mit der Begründung, dass eine Handlung, die an sich nicht für schlecht gehalten werde, nicht durch das Licht der Öffentlichkeit schlecht werden könne.

    Im Oktober 1910 wurde auf dem 8. Internationalen Gefängniskongress in Washington die operative Kastration eines 25jährigen Mannes vorgeführt, weil er „unheilbar der Masturbation verfallen“ war.

    Die meisten Römer waren wohl aus heutiger Sicht bisexuell. Aber wie die Griechen kannten auch sie einen Begriff wie “bisexuell” gar nicht, weil Bisexualität als etwas Selbstverständliches, Normales galt. Jeden aktiven Geschlechtsverkehr hielten die Römer für gesund. So empfahl Plinius der Ältere, in seiner “Historia Naturalis” den Geschlechtsverkehr als Heilmittel gegen die meisten Krankheiten…

    … Liebe galt im Adel als degoutant. Es war einfach unschicklich seine Frau zu lieben, ein Zeichen von Geschmacklosigkeit, eben vulgärer Bürgerlichkeit. Eine Frau ohne Geliebten wurde bisweilen als reizlos oder gesellschaftlich kompromittiert angesehen, ein Mann ohne Mätresse war entweder impotent oder finanziell ruiniert. Dies galt aber nur für die Oberschicht. Im Volk war die Frau eine Arbeitskraft mit einem zum männlichen Partner passenden Geschlechtsorgan. In England konnten Frauen bis zum Ende des 18. Jahrhundert auf Weibermärkten ge- und verkauft werden…

    Bereits diese wenigen Beispiele identifizieren menschlich sexuelles Verhalten als willentlich. Anatomische respektive biologische Aspekte sind im Ergebnis für sexuelle Präferenzen im Vergleich zu den stark veränderlichen gesellschaftlichen Normen ohne nennenswerten Einfluss.

    Unser heutiges Problem sieht exemplarisch so aus:
    14 Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren, alle Zöglinge einer katholischen Lehranstalt, haben in Porto im Februar 2006 eine Transsexuelle, sie hieß Gisberta, brutal zu Tode gefoltert. Sie traktierten ihr Opfer über vier Tage lang mit Steinen und Schlägen und vergewaltigten die Frau mehrfach mit diversen Gegenständen. In den ersten drei Tagen ließen sie die Schwerverletzte in einem leer stehenden Parkhaus zurück, am vierten Tag verscharrten sie die Sterbende in einem metertiefen Graben. Die Schüler haben die Tat gestanden, sind jedoch nach portugiesischem Recht noch nicht strafmündig. Der Leiter des Heimes, in dem die Jungen leben, der katholische Priester Lino Maia, gestand den Jungen “mildernde Umstände” zu. Er versucht, die Institution, die er leitet und die Jungen für die er verantwortlich ist, zu entschuldigen: die Jungen hätten “Gerechtigkeit mit ihren eigenen bloßen Händen” geübt. In Portugal sind 95 Prozent römisch-katholisch. In Portugal herrscht ein Klima der Gewalttätigkeit und sozialer Ausgrenzung gegen Homosexuelle und Transgender, das in weiten Bereichen von der katholischen Kirche geschürt wird. Polizei und Presse versuchen die Übergriffe zu vertuschen.

    Das Haupt-Übel unserer Tage geht von der Idee aus, man müsse (selektiv) menschenverachtenden religiösen Strömungen als Akt der Toleranz Raum geben.…

    Doch Religiöse sind nicht reformierbar, (auch) in Deutschland stehen beispielsweise alle öffentlich bekannten Kritiker und (potentielle) Reformer(innen) des Islam unter Polizeischutz. Martin Luther war wohl mehr Antisemit und Frauenhasser als Reformator. Luthers Ideologien sind derart menschenverachtend, dass er als Vordenker der Nazis bezeichnet werden kann. Ich empfehle allen, sich deutlich mehr mit der dokumentierten Geschichte der Religionen und mit der dokumentierten Geschichte der Sexualität zu befassen, bevor Mutmaßungen über Ursachen und Wirkungen abgesondert werden.

    Quellen
    Eduard Fuchs, Illustrierte Sittengeschichte, München (1909)
    Edward Shorter, Der weibliche Körper als Schicksal, München 1987
    E. J. Haeberle, Die Sexualität des Menschen, Berlin 1985
    Ernest Borneman, Das Patriarchat, Frankfurt 1975
    Philippe Ariès und Georges Duby, Geschichte des privaten Lebens, Frankfurt 1989
    Ann Saitow Et al., Die Politik des Begehrens, Berlin 1985
    Anna Bergmann, Die verhinderte Sexualität, Hamburg 1992
    Thomas Laqueur, Auf den Leib geschrieben, Frankfurt 1992

  20. @Dr. rer. nat. Lothar Steinbock
    […Das Leben ist ein ewiger Kampf gegen den 2. Hauptsatz der Thermodynamik…]
    HURHG!
    Das Leben und Homosexualität wurden durch den 2. Hauptsatz der Thermodynamik erst ermöglicht, Sie akademischer Vollpfosten. So langsam wird es öde hier…..

  21. @Martin Schmidt
    [Ob es für (reine) Homosexuelle insofern ein Trost darstellt, dass Nächstverwandte in der Lage sind, Gene weiter zu geben möchte ich nicht beurteilen. Es ist für ein Individuum allerdings nicht das Selbe…]

    Das mag schon sein. Aber Evolution nimmt wenig Rücksicht auf individuelle Wünsche.

    Es gibt regelmäßige Statistiken dazu wie oft und wann sich Frauen in Deutschland fortpflanzen. Mein Eindruck ist, dass die meisten Bürger davon ausgehen, dass sich genau so viele Männer wie Frauen fortpflanzen. Das muss aber nicht sein. Theoretisch könnte es auch sein dass nur 40% aller Männer in Deutschland für 100% aller Kinder (biologisch) verantwortlich sind.
    Leider führt das statistische Bundesamt keine vergleichbare Daten für Männer.
    Und selbst wenn könnte man nicht sicher sein, ob die Daten korrekt wären. Denn zum einen zählt in Deutschland nicht automatisch der biologische Vater als Vater des Kindes (ganz im Gegensatz zur biologischen Mutter) und zum anderen müssen die Angaben der Mutter zum Kindsvater nicht immer stimmen.

    Gehen wir mal von der Hypothese aus, dass wirklich nur ein kleiner Anteil der Männer (40%) tatsächlich Kinder zeugen und die anderen Männer leer ausgehen.
    Dann sind die übrigen 60% der Männer aus evolutionärer Sicht entweder schlicht irrelevant, oder ihre Funktion ist im Wesentlich die von Arbeiterbienen im Insektenstaat. Also nur indirekt ihre eigenen Gene fördern zu können indem sie die Fortpflanzung der Königin unterstützen (bzw. über Steuern indirekt Allimente an die Kinder anderer zu zahlen).
    Homosexualität könnte doch ein Option sein, trotz dieser eher tristen Fortpflanzungsaussicht ein zufriedenes Leben führen zu können.
    Ich könnte mir auch vorstellen, dass durch Pheromone, optische Vergleiche, soziale Stellung der Eltern oder andere Faktoren die Wahrscheinlichkeit der epigenetischen Schaltung der entdeckten Gene gesteuert werden.
    Das also z.B. die Eltern unbewusst zeugungsunfähige/unwillige Nachkommen generieren damit diese bei der Aufzucht der Geschwister oder der Kinder der Geschwister helfen.
    Bei einzelnen Vogelarten konnte man eine Bruthilfe durch ältere Nachkommen beobachten. Da vertieben die Eltern mögliche Partnerinnen ihres Sohnes damit dieser in der nächsten Brutphase bei der Futtersuche hilft.
    Ich weiß bezüglich des Menschen, ist das sehr viel konjunktiv, aber wiederlegt ist es meines Wissens nach auch nicht.

    Vielleicht hat ja jemand hier aus dem Blog Kenntnisse dazu wie viele Männer sich tatsächlich fortpflanzen. Wie gesagt erhebt das statistische Bundesamt leider nur Daten für Frauen zu diesem Thema.

  22. Herr Schmidt,
    …„Sind Sie etwa einer von der Dunklen Seite!?“…

    bin ich?

    Was ist die Dunkle Seite respektive was charakterisiert Dunkle SeiteZugehörige?

    [“Alternativ”: Klicken Sie auf meinen Namen und finden Sie es selber raus…]

    Übrigens: Der 2.Hauptsatz der Thermodynamik „arbeitet“ hier im Zusammenhang weder für Sie noch für den Kommentator »Dr. rer. nat. Lothar Steinbock« als (Gegen-)Argument. Alle lebenden Strukturen sind im Ungleichgewicht und – vereinfacht formuliert – der lebende Beweis für die Sinnlosigkeit den 2.Hauptsatz der Thermodynamik hier ins Spiel zu bringen.

  23. @Müllner: “abschreiben”

    Danke für die Antwort. Die Quellen beziehe ich vielleicht in einem Folgebeitrag ein.

    Ich kann mir nun jedoch nicht ganz die Bemerkung verkneifen, dass man sich in der Beschreibung von Genen und ihrer Funktion zahlreicher Metaphern bedient: Gene “codieren” dieses und jenes, werden “gelesen” und jetzt, so lese ich, sogar “abgeschrieben”.

    Das sind alles Tätigkeiten, die Menschen beziehungsweise ihre Werkzeuge für sie erledigen.

  24. “Genom-weite Assoziationsstudien, also die Erforschung der Korrelation von Genen mit den Eigenschaften des Organismus).”

    Entschuldigung, diesen Satz würde ich anders schreiben. Korrelation bezieht sich auf quantitative Merkmale, Assoziation auf qualitative Merkmale.

  25. […Ich finde diese unpassende und absurde Schlussfolgerung abscheulich…]

    Was nur Indiz dafür ist, dass Sie Dinge nicht konsequent zu Ende denken, offensichtlich in einer unbeschwerten Blümchenwelt leben, und Ihre (nichtwissenschaftliche) Argumentation dermaßen große Lücken aufweist und Fragen aufwirft, dass Sie für Gegner von Homosexuellen ein gefundenes Fressen darstellt.
    VIELEN DANK DAFÜR!

    […Für mich ist zu dieser Diskussion auch alles gesagt…]
    Sie sagen es! Hoffentlich lernen daraus.

  26. @Stephan Schleim: Metaphern
    Deshalb kommen in der Bioinformatik sämtliche Algorithmen für Textverarbeitung zur Anwendung: suchen, vergleichen, kopieren, editieren, austauschen, abzählen von Zeichenketten. Das machen im genetischen Apparat die Transkriptionsfaktoren und RNA-Polymerasen. Die Transkriptionsfaktoren werden von molekularen Signalen gesteuert und steuern ihrerseits die Genexpression. Ohne Gene geht nichts im Organismus.

  27. GWAS-Studien (Genom-Weite Assoziationsstudien) werden von vielen “Gen-Gegnern” diskreditiert – oft mit der Begründung, solche Studien brächten alles Mögliche und Unmögliche mit Genen in Verbindung und erweckten damit den Eindruck alles am Menschen und alles was der Mensch tut oder nicht tut sei genetisch “gesteuert” oder beeinflusst.

    Doch das ist wohl nur ein Problem der Boulevardisierung/Trivialisierung von GWAS-Studien – ähnlich wie der Titel “No gay Gene” in der Zeitschrift “Nature” eine Boulevardisierung/Vereinfachung eines komplexen Zusammenhangs zwischen Genen und Sexualverhalten ist.

    Denn: GWAS-Studien stellen ja nur Assoziationen her zwischen Genen und dem Vorkommen bestimmter Krankheiten, Verhaltensweisen oder Persönlichkeitseigenschaften von Menschen – und das auch nur im statistischen Sinne und keinesfalls als Aussage über eine einzelne Person.
    Das ist so ähnlich wie wenn Sherlock-Holmes am Tatort ein paar obskure Spuren findet, die bei der Nachforschung zu vielerlei Beziehungen führen. Wenn dann aber Sherlock behauptet “Der Gärtner ist der Mörder”, dann ist es keinesfalls so, dass dies direkt aus den Spuren abzulesen ist, sondern es ist vielmehr das Resultat intensiver Recherchetätigkeit in die noch viel mehr eingeflossen ist als nur ein paar Spuren.

    In der Öffentlichkeit gibt es auch viele falsche Vorstellungen über die Funktionsweise von Genen. Etwa den weitverbreiteten Glauben, ein Gen sei für eine bestimmte Funktion zuständig. Meist ist es aber viel komplexer: Ein Gen kann sehr vieles beeinflussen und nur sehr selten beeinflusst ein Gen allein etwas bestimmtes. Der Quanta-Artikel How Many Genes Do Cells Need? Maybe Almost All of Them ( https://www.quantamagazine.org/how-many-genes-do-cells-need-maybe-almost-all-of-them-20180419/ ) macht deutlich, dass man einen Organismus auch als Produkt einer Konstellation von sehr vielen Genen auffassen kann und o Schock: Der Organismus funktioniert nur, wenn die meisten der aktiven Gene in bestimmter Weise zusammenarbeiten und die Art der Zusammenarbeit ist so komplex, dass man nur selten einem Gen eine bestimmte Funktion zuordnen kann.

  28. @Martin Holzherr
    […der Titel “No gay Gene” in der…]

    Im Nature stand No gay gene: Massive study homes…. und nicht No gay Gene: Massive studay homes….

    In der Regel werden Anführungszeichen – auch im deutschen Sprachgebrauch – dafür verwendet, um sich von dem darin enthaltenen Begriff oder Umstand distanzieren zu wollen. Oops.

    Die Hysterie und Empörung, die die Fehlinterpretation des Titels verursachen sind wahrhaft beängstigend, wenn auch bezeichnend.

  29. Zitat: “Same-sex sexual behavior is influenced by not one or a few genes but many.”
    Ja, es wurde Verhalten untersucht nicht aber Neigung. Jedem dürfte klar sein, dass aktuelles Verhalten und Neigung keinesfalls zusammenfallen müssen – gerade auch Menschen, die sich als homosexuell veranlagt empfinden, dürfte der Unterschied sehr klar sein. Denn noch vor 50 oder 100 Jahre heirateten viele Homosexuelle Personen des anderen Geschlechts und gingen ihrer Neigung nur im Geheimen nach. Sie wären in obiger Studie als heterosexuell eingestuft worden, zumal die Studie ja auf Befragungen basiert und nicht jeder Befragte die Wahrheit sagt.

    Ob und wie stark sich Neigung in aktuelles Verhalten umsetzt hängt stark von der Kultur ab. Doch die sexuelle Orientierung, die Wahl des Geschlechtspartners wird nicht nur durch die Neigung bestimmt, sondern sie kann auch Ausdruck von Moden, Erwartungen und Rollen(-spielen) sein.
    Bei den alten Griechen beispielsweise waren homosexuelle Beziehungen zwischen erwachsenen Männern und Jugendlichen häufig – oder wurden mindestens häufig beschrieben. Zwischen erwachsenen Männern dagegen waren solche Beziehungen seltener. In der englischsprachigen Wikipedia ( https://en.wikipedia.org/wiki/Homosexuality_in_ancient_Greece ) liest man dazu den erhellenden Abschnitt (übersetzt von DeepL): Die griechische Gesellschaft unterschied das sexuelle Verlangen oder Verhalten nicht nach dem Geschlecht der Teilnehmer, sondern nach der Rolle, die jeder Teilnehmer im Sexualakt spielte, der Rolle des aktiven Penetrators oder des passiven Penetrators. 6] Diese aktive/passive Polarisierung entsprach dominanten und unterwürfigen sozialen Rollen: Die aktive (durchdringende) Rolle war mit Männlichkeit, höherem sozialen Status und Erwachsensein verbunden, während die passive Rolle mit Weiblichkeit, niedrigerem sozialen Status und Jugend verbunden war.

    Beurteilung: Eine Studie, die homosexuelles/bisexuelles Verhalten untersucht, dazu aber nur nach dem aktuellen Verhalten, nicht aber nach der Neigung und der sexuellen Vorgeschichte frägt, verzichtet meiner Ansicht nach auf wichtige Informationen und lässt auch nicht allzu grosse Schlussfolgerungen zu.

  30. Der Mensch ist ein triebgesteuertes Wesen. Dieser Trieb ist genetisch vorgegeben, wird über die Ausschüttung von Hormonen(Testosteron ) gesteuert,ist somit von Mensch zu Mensch verschieden und bestimmt unterbewusst ein Großteil des menschlichen Handelns. Wichtig scheint mir ein gesundes Verhältnis zur Sexualität. Diese Gesellschaft ist in dieser Hinsicht voller Heuchelei und Doppelmoral: Siehe auf der einen Seite Deutschland als das größte Bordell Europas und auf der anderen Seite diese realtitätsfernen SexismusDebatten. In der DDR tummelte sich die halbe Nation im Sommer an FKK-Stränden, was normal war. Westdeutsche konnten sich nach 1989 nicht genug über dieses “obszöne” Verhalten der Ossis erregen, gingen aber nach dieser Erregung in den Puff. Solange Sex vermarktet wird, solange Prostitution Milliarden abwirft, wird es kein “gesundes” Verhalten zu dieser Triebbefriedigung geben.

  31. @Martin Holzherr
    Die Autoren der Studie sind explizit auf diesen Aspekt eingegangen und haben ihn in den statistischen Auswertungen berücksichtigt:

    To maximize our sample size and increase the power to detect SNP associations, we defined our primary phenotype as ever or never having had a same sex partner. Such a measure fails to capture the multifaceted richness and complexity of human sexual orientation. To explore the consequences of this simplification, we pursued genetic analyses across different aspects of sexual preference and behavior.

    Man muss wohl auch annehmen, dass manche Personen mit homosexueller Neigung niemals gleichgeschlechtlichen Sex hatten, z.B. mangels Partnerangebot, oder aus religiösen/gesellschaftlichen Gründen. Die Frage ist, in welcher Weise solche Spezifika statistisch relevant und genetisch wirksam sind.

    We determined that the genetic effects that differentiate hetero-sexual from same-sex sexual behavior are not the same as those that differ among non-heterosexuals with lower versus higher proportions of same-sex partners. This finding suggests that on the genetic level, there is no single dimension from opposite-sex to same-sex preference.

  32. @Querdenker #06.09. 15:23 Uhr

    Das ist systemrational-gepflegte BEWUSSTSEINSSCHWÄCHE in Angst, Gewalt und “Individualbewusstsein”, auf stets systemrationaler Schuld- und Sündenbocksuche, für den nun “freiheitlichen” Wettbewerb und das “gesunde” Konkurrenzdenken!

  33. Mein Beitrag soll auf den Zusammenhang Genetik – neuronal gesteuertes Verhalten eingehen und gehört deswegen eigentlich zum Thema.
    Richtet sich aber auch an @anton reutlinger 06.09.2019, 10:09 Uhr (Metaphern).

    Zitat: „Deshalb kommen in der Bioinformatik sämtliche Algorithmen für Textverarbeitung zur Anwendung: suchen, vergleichen, kopieren, editieren, austauschen, abzählen von Zeichenketten. Das machen im genetischen Apparat die Transkriptionsfaktoren und RNA-Polymerasen. Die Transkriptionsfaktoren werden von molekularen Signalen gesteuert und steuern ihrerseits die Genexpression. Ohne Gene geht nichts im Organismus.“

    Ich bin natürlich auch dieser Ansicht. Nur habe ich diese Sichtweise erweitert. Der genetische „Apparat“ stellt ein elektrisches System zur Verfügung, das in der Folge geeignet ist universal Information neuronal zu verarbeiten. So wie es auch die Elektronik im Computer macht.
    Das „Empfindungsphänomen“ bleibt außen vor.

    Dieser „Apparat“ hat, neben dem Auswerteaspekt, auch den Charakter eines „Markierers“, der bewirkt, dass in elektrischen „Koppelfeldern“ die Steuerung der Signalwege korrekt (das „Wissen abbildend“) erfolgt. Koppelpunkte wären die Synapsen. Der Begriff „Markierer“ ist außerhalb der Elektronik kaum bekannt, ist aber besser geeignet den Sachverhalt abzubilden als der Begriff „Prozessor“ der zu stark mit dem „von Neumann“ Konzept verknüpft ist.

    Das Konzept der synaptischen Wissensspeicherung hat E. Kandel erklärt. Das Lernen erfolgt gemäß der Hebbschen Regel. Einen Zusammenhang mit der elektronischen Informationsverarbeitung erklärt das von W. McCulloch für neuronale Systeme entdeckte „Gatterkonzept“ der Elektronik.

    Dass chemische Prozesse das neuronale System samt den elektrischen Ladungen generieren, die Funktionalität aufrecht halten, die Parameter festlegen die auf das elektrische Geschehen einwirken und offensichtlich auch das Empfindungsphänomen generieren, bestreitet doch keiner .

    Bemerkenswert ist aber, dass Herr Reutlinger ignoriert dass elektrische Signalkaskaden von triggernden Neuronen systematisch „durchs Gehirn“ laufen. Nach einem Reiz von der Sensorik jeweils elektrische Signale ausgehen. Letztlich elektrische Signale Muskel ansteuern, so dass z.B. der Luftstrom von der Lunge durch den Rachen „moduliert“ wird und so Sprache entsteht. Damit erhält man Zugang zur Erklärung von „Handlungen“.

    Neurologen haben selbst „elektrische“ Lösungen vermutet. Ich vermute aus guten Gründen und nicht um sich einfach „abzuseilen“.

    Soweit ich informiert bin steht fest, dass Neuronen im Prinzip hauptsächlich dann statistisch relevant triggern, wenn auf möglichst vielen Eingängen möglichst gleichzeitig, elektrische Signale einlangen.

    Die Kernaussage von McCulloch ist, dass derartiges in etwa einem „UND Gatter“ entspricht. Im Zusammenhang mit der „NICHT Funktion“, die er ebenfalls nachgewiesen hat, ist die Möglichkeit der Turing Berechenbarkeit begründet. Die „NICHT“ Funktion könnte man auch mit der ungefähr „symmetrischen“ Schaltungstechnik begründen.

    Damit ist die „Brücke“ zur Boolschen Algebra in einer statistischen Form und damit zur Informationsverarbeitung, ähnlich wie in der Elektronik
    hergestellt.

    Da sich die Neuronen wegen der synaptischen Verknüpfungen zu hoch komplexen baumartigen (vielleicht sollte man besser sagen „Gestrüpp artigen“) Strukturen verknüpfen, können nicht nur Daten sondern gleichzeitig auch noch logische Strukturbeziehungen, „Wissen“ abgebildet werden. Dies ist der Berührungspunkt zu Datenbanksystemen und der Anknüpfungspunkt zur Informatik.

    Damit besteht ein wissenschaftlicher Zugang zu allen „Ebenen des Denkens“ (außer zum Empfindungssystem für Lust und Schmerz). Denkprozesse lassen sich immer besser verstehen.

    Sogar das „Hirnkino“, was wegen der 2 Dimensionen der (vermuteten) „Bewusstseinsabbildung“ besser zutrifft als „Hirntheater“, kann annähernd erklärt werden.

  34. Das Thema ist viel zu komplex für einfache Studien. Schon Frau und Mann gibt es in der Ausprägung von zart bis hart und das in schwul und hetero. Wo will man Schwule einordnen, die nur auf knabenhafte oder nur auf maskuline Typen fixiert sind?
    Jeder Mensch ist anders. Und solch eine Studie sagt mir, dass wir eben nicht “Normal” seien, und das ist gut so! Unterschiedliche Meinungen, unterschiedliches politisches Denken und am Ende eine ausgewogene Gesellschaft.

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