TV-Doku: Galaktische Flotte

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Sind wir allein im Kosmos – oder sind sie irgendwo da draußen? Wie viele von ihnen kann es überhaupt geben? Und wenn es sie gibt, sind sie dann wie wir – oder doch ganz anders? Und: Wenn sie sich in der Galaxis mit Raumschiffen ausbreiten, warum sind sie noch nicht hier gewesen? Viele Fragen, auf die die Wissenschaft heute nur hypothetische Antworten geben kann.

Mit Simulationen hat ein amerikanisches Forscherteam dennoch versucht abzuschätzen, wie lange es für eine raumfahrende Zivilisation dauern würde, die Milchstraße trotz der großen Entfernungen zwischen den Sternen zu besiedeln. Zu dieser einerseits spektakulären großen Frage, die aber andererseits – zugegeben! –  eher zu den etwas abseitigen Themen ernsthafter Astrophysik gehört, habe ich mit dem angesehenen Astrophysiker Caleb Scharf, Direktor des Columbia Astrobiology Center der  Columbia Universität sowie dem theoretischen Astrophysiker Jonathan Carroll-Nellenbeck gesprochen.

Schon vor etlichen Jahrzehnten hat der Nobelpreisträger Enrico Fermi zusammen mit dem Astronomen Frank Drake versucht, diese Zahl abzuschätzen und ebenso Plausibilitäten zu finden, wie lange Zivilisationen mit ihren interstellaren Schiffen brauchen würden, um sich auf Exoplaneten über die ganze Milchstraße zu verteilen. Die Berechnungen zeigten damals zuerst einmal, dass es technologisch durchaus möglich ist, fremde Planeten zu erreichen – und verglichen mit der Lebenszeit von Sternen in unserer Milchstraße gar nicht lange dauert. Fermi hatte deshalb schon in den fünfziger Jahren eine Frage gestellt, die heute als Fermi-Paradoxon bezeichnet wird: Wo sind sie denn, wenn es doch möglich ist, die Galaxis zu besiedeln? Warum also ist unseres Wissens nach noch keine galaktische Flotte hier aufgetaucht? Ein Forscherteam ist dieser Frage auf der Grundlage neuester mathematischer Simulationsmethoden und astronomischer Erkenntnisse erneut nachgegangen.

Diese Simulationen zeigten erstmals, dass die Eigenbewegung der Sterne die Besiedelung gegenüber den alten Berechnungen von Fermi und Drake deutlich beschleunigt. Doch neben der Frage der Häufigkeit des Entstehens menschenähnlichen Lebens spielt auch die Frage der Lebenszeit solcher Intelligenzen hinein, die Frage also, ob intelligente Spezies wie der Mensch überhaupt lange genug existieren, um Sternenschiffe bauen zu können.

Unterdessen entdecken wir immer mehr fremde Planetensysteme, die um unterschiedliche Sterntypen kreisen. Allein in unserer Milchstraße könnte es davon hunderte von Milliarden geben. Obwohl sie sich alle nach den physikalischen Gesetzen bilden, gleicht bisher kein Planetensystem dem anderen. Gleichzeitig erkennen Evolutionsbiologen, dass die über mehr als drei Milliarden Jahre währende Entwicklung der irdischen Lebensformen durch eine unübersehbare Vielzahl von Parametern gesteuert wird. Leben entwickelt sich in einem hochkomplexen Gleichgewicht der Ökosphäre, das der Wissenschaft bis heute eine Abschätzung über die Zukunft der Spezies Mensch oder gar deren Lebensdauer unmöglich macht. Caleb Scharf meint dazu bedauernd: „Wir wissen nicht, ob die Menschheit nach rund 200.000 Jahren ihrer Existenz eine junge oder schon eine alte Zivilisation ist.“

Nirgendwo auf der Erde sind bisher geologische Funde einer früheren oder auch fremden Hochzivilisation gefunden worden. Doch diese Annahme darf man nicht absolut sehen. Adam Frank und Gavin Schmidt, auch Co-Autoren der neuen Simulations-Forschungen, haben in einer weiteren Arbeit zum Thema die sogenannte „Silurische Hypothese“ veröffentlicht. Sie besagt, dass Paläontologen vorhandene technologische Artefakte im Erdgestein aufgrund der Verwitterung gar nicht mehr nachweisen können, wenn sie älter als rund zehn Millionen Jahre sind. Das heißt im Rückschluss: Heute lässt sich nur mit gewisser Sicherheit sagen, dass in diesem Zeitraum der letzten zehn Millionen Jahre keine fremde Spezies auf die Erde gekommen ist. Ob eine raumfahrende Zivilisation allerdings vor einer Milliarde Jahre schon einmal hier war – oder auch, ob es ein Atlantis, von Menschenhand errichtet, einst gegeben hat -, lässt sich heute, so Caleb, von der Wissenschaft nicht mit Sicherheit ausschließen.

“Es ist einfach zu sagen, solche Spezies wollen keine Raumfahrt betreiben oder etwas Unvorstellbares verhindert ihren Aufbruch ins All.  Zu all diesen Fragen haben wir heute aber keine echte Antwort. Wir wollten der Frage deshalb mit einem physikalisch geprägten theoretischen Ansatz begegnen. Die erste Frage war: Wenn eine Zivilisation die Möglichkeit interstellarer Raumfahrt erst einmal entwickelt hat, ist es ihr möglich, die ganze Milchstraße zu besiedeln? – und das mit so wenig Annahmen wie möglich.“ Die zahlreichen Simulationen mit etlichen Parametern, die Scharf zusammen mit dem Astrophysiker Jonathan Carroll-Nellenbeck realisiert hat, führen zu dem Schluss, dass Zivilisationen mindestens eine Million Jahre existieren müssen, ehe sie intergalaktische Raumfahrt betreiben können. Am Rande sei übrigens auch erwähnt, dass die eingesetzten, agenten-basierten Modelle für diese Simulationen jenem vergleichbar sind, das heute auch für die Ausbreitung des Corona-Virus eingesetzt wird.

Es zeigte sich in den Simulationen sehr deutlich, dass auch die tatsächliche Entfernung der Sterne bei der Besiedelung eine ganz entscheidende Rolle spielt. Und genau bei diesem Aspekt konnten gegenüber früheren Abschätzungen neue astronomische Daten berücksichtigt werden – einfach deshalb, weil die Entfernung der meisten Sterne bis vor kurzem gar nicht bekannt war. Denn erst mit der Weltraumsonde Gaia, gestartet 2013, ist es möglich geworden, die Entfernung einer großen Zahl von Sternen in der Milchstraße zu vermessen. „Wir haben erkannt,“ so Caleb, „dass frühere Untersuchungen bisher die Eigenbewegungen von Sternen zu wenig berücksichtigt haben. Sie sind für die Ausbreitungsgeschwindigkeit von großer Bedeutung. Wir fanden: Unter dem Strich wird sie durch die Sternbewegungen jedoch deutlich beschleunigt.“

Caleb Scharf gibt anhand der jetzt bekannten Verteilung der Sterne zusammen mit den in den Simulationen gewonnenen Erkenntnissen eine weiterführende Interpretation des Fermi-Paradoxons. Er spricht dabei von galaktischen Archipelen und meint: „Es gibt rein zufällig Regionen in unserer Milchstraße, die diese Raumfahrt-Zivilisation durch ihre vielen Sterne und ihre Bewegungen zueinander in diesen Archipelen hält. Sie haben zahlreiche, wechselnde Besuchsmöglichkeiten in ihrer Nachbarschaft und ziehen daher keine Reise zu einem weit entfernten Stern in Betracht. Wenn man also außerhalb dieser Archipele in einer Zone mit wenigen Sternen liegt, dann werden die Zeitintervalle für Besuche wesentlich länger. Vielleicht ist das ein wichtiger Grund dafür, dass die Erde in der Vergangenheit nur extrem selten von fremden Zivilisationen besucht wurde.“ Löst sich das Fermi-Paradoxon in der Erkenntnis auf, dass wir offenbar  am falschen, an einem besiedelungstechnisch völlig uninteressanten und abseitigen Ort im Hinterland der Milchstraße existieren?

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Ich habe viele Jahre journalistisch im Bereich Wissenschaft und Technologie gearbeitet, später dann mit meiner kleinen Beratungsfirma als Medienexpertin. 2010 erfüllte ich mir meinen großen Traum und gründete den Spartensender HYPERRAUM.TV, für den ich eine medienrechtliche Rundfunklizenz erteilt bekam. Seither mache ich als One-Woman-Show mit meinem „alternativen TV-Sender“ gewollt nicht massentaugliches Fernseh-Programm. Als gelernte Wissenschaftshistorikern habe ich mich gänzlich der Zukunft verschrieben: Denn die Vergangenheit können wir nur erkennen, die Zukunft aber ist für uns gestaltbar. Wir sollten versuchen, nicht blind in sie hinein zu stolpern!

21 Kommentare

  1. Wenn es diese Ausserirdischen gibt, dann haben die sicher auch schon die Serien wie Startrek & Co. gesehen, und schütteln sich heftig vor Lachen und Abscheu, ob unseren Vorstellungen wie wir uns Ausserirdische in den gleichermaßen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen vorstellen – Die werden sicher sagen: “Nee, mit solch einer armseligen Gemeinschaft kann man nicht vernünftig kommunizieren, besser wir achten auch darauf, daß die sich so nicht ausbreiten.”

  2. Das Fermi-Paradox ist kein Paradox
    Es gibt eine einfache Lösung sowohl für das Fermi-Paradox als auch für die Entstehung des Lebens und ich bin überzeugt davon, früher oder später wird diese Lösung, besser gesagt, der Gedanke, die Idee, die hinter dieser Lösung steckt, die meisten sich Bildenden überzeugen. Und das ist der Grundgedanke:

    Leben in zellulärer Form, also in Form einfachster Einzeller, die sich selbst am Leben erhalten und reproduzieren können, gibt es im ganzen Universum überhaupt erst seit 5 bis 4 Milliarden Jahren, denn es vergingen nach dem Urknall mehr als 8 Milliarden Jahre bis überhaupt irgendwo solche lebensfähige Zellen entstanden. Das heisst: es gab eine sehr lange präbiotische Evolution, eine sehr lange Phase, in der sich aus Vorformen von Leben schliesslich überlebensfähige Organismen bildeten. Allein schon die Komplexität und die Informationsfülle eines sehr einfachen Einzellers sprechen dafür, dass Leben nicht einfach über Nacht entstanden ist und dass auch ein paar Millionen Jahre nicht genügten, sondern dass es Milliarden von Jahren dauerte bis Zellen mit zehntausenden von DNA-Basenpaaren entstanden (und ja, die allereinfachsten Zellen haben bereits zehntausende von Basenpaaren). Nachdem aber Leben in unserer Galaxie einmal entstanden war verbreitete es sich über Planetentrümmer und Asteroiden in der ganzen Milchstrasse und erreichte schließlich auch die Erde. Schliesslich gilt die Überlegung, die in diesem Beitrag angestellt wird nicht nur für Astronauten, die irgendwann zu nahen Nachbarsternen reisen, sondern auch für die einfachsten denkbaren Organismen, also Einzeller. Auch die können als unfreiwillig Reisende im Gepäck von Asteroiden und Planetentrümmern eine Reise durch die ganze Milchstrasse antreten und es dauert nur einige hundert Millionen Jahre bis die ganze Milchstrasse mit ihnen besiedelt ist.
    Folgerung: Wir haben bis jetzt mit keinen Aliens Kontakt aufnehmen können, weil es andere intelligente Wesen noch gar nicht gibt oder anders formuliert: Überall in unserer Milchstrasse hat es zwar Leben, aber nur an ganz wenig Stellen hatte das Leben überhaupt die Gelegenheit und die Zeit solch komplexe, mehrzellige Organismen zu bilden wie wir es sind. Wir sind also die Ersten oder gehören zu den Ersten, die eine technische Zivilisation aufbauen konnten.

    Was ist das stärkste Indiz, welches für meine These spricht? Nun, die an Tieren und Pflanzen beobachtete Mutationsrate spricht dafür, dass es Millionen von Jahren braucht nur um ein paar neue Gene zu bilden und das bedeutet, dass gar nicht genug Zeit vorhanden war, dass Leben auf der Erde von selbst entstanden sein kann. Das Leben auf der Erde muss von woanders eingewandert sein. Und es hat wohl nicht nur die Erde sondern auch andere Planeten in anderen Sonnensystemen besiedelt.

    Die Besiedelung der Milchstrasse
    Ja, es stimmt: Wenn man einmal mit der Besiedelung der Milchstrasse beginnt, dann dauert es in geologischen oder astronomischen Zeiträumen nicht sehr lange, bis die ganze Milchstrasse besiedelt ist. Dafür genügen ein paar hundert Millionen Jahre. Also ein Klacks in der Geschichte des Universums.

    Und hier meine zweite Behauptung: es ist einfacher und wahrscheinlicher, dass sich Einzeller in der Milchstrasse unabsichtlich, allein durch kosmische Kräfte gesteuert, verbreiten, als das intelligente Wesen wie Menschen, dies bewusst tun.

    Wenn sich der Mensch über die ganze Milchstrasse verbreitet, dann wohl am ehesten in Form von Robotern, also in Form von vom Menschen geschaffenen Maschinen, denn die haben weit geringere Anforderungen an ihre (Reise-)Umgebung als Menschen es je haben können. Wenn wir also je Aliens begegnen, dann werden diese Aliens mit grösster Wahrscheinlichkeit ebenfalls Roboter sein, Roboter, die als Gesandte von irgendwelchen biologischen Geschöpfen losgeschickt wurden und die zum Zeitpunkt des Zusammentreffens mit Fremden vielleicht die einzigen Überlebenden und Rückbleibsel der Zivilisation sind, die sie zu uns gesandt haben.

    • @Susanne Päch

      Wunderbar spannend, Danke!

      @Martin Holzherr

      Ich schätze Ihre intellektuell anregenden Beiträge, aber bezüglich der Panspermie habe ich Zweifel.

      1. Können Einzeller wirklich die extreme Beschleunigung der primären und sekundären Impakte und dazwischen 10 Mio. Jahre Reise (das ist niedrig geschätzt) durch das Weltall überstehen? Angesichts entsprechender ISS Versuche zur Überlebensfähigkeit im Weltraum habe ich da Zweifel.

      2. Die Frequenz solcher erfolgreicher Einzeller-Reise- Zufälle sollte nicht allzu hoch sein. Leben entwickelte sich auf der Erde aber sehr früh (-4 Mrd Jahre). Damit müsste quasi jedes intergalaktische Objekt voll mit Leben gewesen sein.Schon die bereits extrem seltenen Objekte (zumindest einige ohne Leben, je nach Position bezüglich der winzigen wormlike Features) von Mars und Venus sprechen eine andere Sprache.

      • @Wizzy (Zitat): „ Können Einzeller wirklich die extreme Beschleunigung der primären und sekundären Impakte und dazwischen 10 Mio. Jahre Reise (das ist niedrig geschätzt) durch das Weltall überstehen? „
        Wenn schon können nur Einzeller (oder Viren) das überstehen. Und sie können die Reise eingefroren, nahe dem absoluten Nullpunkt, sogar gut überstehen, denn eine bessere Konservierungsmethode gibt es nicht (sogar Tote werden kryokonserviert, damit sie in einer fortgeschritteneren Zukunft reanimiert und von den Krankheiten geheilt werden können, an denen sie gestorben sind).

        Wahrscheinlich müssen Einzeller, damit sie nicht von kosmischer Strahlung geschädigt werden in der Tiefe eines grösseren Körpers „reisen“. Wenn der resultierende recht grosse Asteroid aber auf der Erde auftrifft, wird ein Teil des Eintrittskörpers ohne zu schmelzen auf der Erdoberfläche aufschlagen, weil die Hitze der Wiedereintrittsreibung nicht bis ins innerste des Eintrittskörpers reicht.
        Bei den grossen Beschleunigungen von vielleicht mehreren tausend G (G= Gravitationsbeschleunigung) sehe ich kein Problem gerade weil es sich um Einzeller handelt. Solche mikroskopisch kleine Körper halten, wenn ins richtige Material eingebettet, einiges aus.

        In der Geschichte der Erde gab es eine frühe Phase des grossen Bombardements, in der die Erde von sehr vielen Asteroiden getroffen wurde. Irgendwann dann wurden auch die ersten Einzeller auf der Erdoberfläche deponiert..

        • Ja aber das early Bombardment war doch gerade eben durch Material was sich zuvor in unserer lokal-stellaren Scheibe aus Gas gebildet hatte – dazu gibt es ja auch genug Datierungsmethdoen. Das passt mE nicht.

  3. @Lebensverbreitung mittels Asteroidentrümmer

    Ich bin mir nicht sicher, ob das hinkommt, dass sich genug Trümmer von einem Sonnensystem ins nächste aufmachen und die enthaltenen Mikroben über die Jahrmillionen, die sie zwischendurch im interstellarem Raum rumdümpeln, so lange lebendig bleiben.

    Sicher wäre hiermit die zufällige Entstehung von Leben um 100 Mrd mal wahrscheinlicher, weil 10 Mrd geeignete Planeten über einen Zeitraum von 1 Mrd Jahre dafür zur Verfügung ständen.

    Wenn jetzt Leben aber doch viel leichter entsteht, hätten wir aber doch verschiedene Entwicklungslinien, die unabhängig von einander entstanden sind. Das wäre im eigenen Sonnensystem sogar möglich, und durchaus zu prüfen, wenn man mal die Monde Enceladus und Europa näher untersuchen würde. Wäre dort Leben zu finden, das mit unserem nicht verwandt ist, wäre die Frage, wie schnell Leben von selber entsteht, in gewissen Grenzen beantwortet.

    Was die Besiedlung von fernen Exoplaneten betrifft, wäre die Variante mit der galaktisch verbreiteten einen Biologie sehr von Vorteil. Wenn wir einen Exoplaneten besiedeln wollen, der mit uns verwandten Mikroben schon vorbereitet ist, wäre es dort wesentlich einfacher, zunächst von uns mitgebrachte photosynthesfähige Einzeller auszusetzten, und zu warten, bis diese eine Sauerstoffatmosphäre aufgebaut haben, um dann im 2. Schritt auch Mehrzeller auszusetzen, bis wir dann dort selbst leben können. Und wenn es da schon Tiere und Pflanzen gibt, die wir sogar essen können, könnten wir sogar sofort einziehen.

    Ob das mit einer von uns unabhängigen Biologie ginge, wäre fraglich. Wie würden diese beiden womöglich völlig verschiedenen Biologien miteinander reagieren?

    Was Robotersonden betrifft, ist das recht klar, dass diese die Erkundung übernehmen werden. Aber was die Besiedlung angeht, wenn sie denn überhaupt möglich ist, da wäre doch der Mensch, und eventuell von uns mitgebrachte Tiere und Pflanzen die erste Wahl. Dass wir da einen zusätzlichen Lebensraum haben, in dem wir glücklich werden können.

    Roboter können auch auf Asteroiden, Monden und für uns unbewohnbaren Planeten mit und ohne Atmosphäre existieren.

    Wieso uns noch keiner besucht hat, kann auch andere Gründe haben: Wenn intelligente Aliens Weltraumteleskope mit 500 km Durchmesser haben, könnten die uns vermutlich auch über Entfernungen von 100 Lichtjahren einigermaßen beobachten, und müssten nicht unbedingt vorbeikommen.

    Auch kann ich mir vorstellen, dass intelligente Aliens ihre Kultur schon gerne mit uns Teilen wollen. Hier wären Aliens-Raumsonden ideal, die aus der Erdumlaufbahn das gesamte galaktische Fernsehprogramm übertragen können. Vielleicht sind die schon längst da, und warten nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, um mit der Programmübertragung zu starten. So wäre ein recht enger Kontakt möglich, ohne die Schwierigkeiten, die eine eventuell schlecht kompatible Biologie mit sich bringen kann.

    • @Tobias Jeckenburger (Zitat): „ Sicher wäre hiermit die zufällige Entstehung von Leben um 100 Mrd mal wahrscheinlicher, weil 10 Mrd geeignete Planeten über einen Zeitraum von 1 Mrd Jahre dafür zur Verfügung ständen.„
      Antwort: Nur weil auf 10 Milliarden Planeten gleichzeitig sich etwas entwickelt geht es nicht 10 Milliarden mal schneller. Gegenargument: Es gibt/gab Millionen von Lebensformen auf der Erde, aber nie hat eine Lebensform, ein Tier oder eine Pflanze einen plötzlichen Entwicklungssprung etwa vom Reptil gestern zum Vogel morgen gemacht. Es gilt vielmehr: Evolutive Entwicklungen gehen immer über sehr viele Zwischenstufen und nur schon bis aus einer Art eine andere entstanden ist können viele tausende Jahre vergehen. Ein autonomer Einzeller ist bereits um ein Vielfaches komplizierter als ein Auto und dass so etwas in kurzer Zeit rein evolutiv entstehen soll, ist praktisch unmöglich. Über sehr lange Zeiträume aber ist es denkbar.

      Was die Migration von Lebewesen betrifft, gibt es ganz unwahrscheinliche Verbreitungsmuster. So fand man Affen in Südafrika, deren Ursprung in Afrika liegt. Sie müssen aufgrund von DNA-Analysen vor 40 bis 44 Millionen Jahren von Afrika aus über den Atlantik gelangt sein, eine Distanz von 1400 Kilometern, die sie zu Wasser zurückgelegt haben müssen.Es muss wohl eine schwimmende Insel aus Treibgut gewesen sein, die diese Affen von Afrika nach Südamerika getragen hat.
      Im Weltraum allerdings können nur einfachste Organismen überleben. Das allerdings sehr lange, wenn sie bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt eingefroren sind und durch eine dicke Schicht von Materialien vor Strahlung geschützt sind. Wenn ein Stück einer Planetenoberfläche in den Weltraum gelangt, sind diese Bedingungen aber erfüllt, zumal jeder Kubikmeter einer belebten Stelle eines Planeten viele Milliarden Einzeller beinhalten kann. Man nimmt heute an, dass in der Endphase eines Sonnensystems die sonnennahen Planeten durch Gezeitenkräfte zerrissen werden können, wobei einige der entstehenden Planetenstücke in den Weltraum weiter weg von Heimatstern geschleudert werden können. Das wäre also ein möglicher Herkunftsort von interstellar reisenden Mikroorganismen.

      • Nicht dass ich Ihre Hypothese vollständig ablehne, aber große Zweifel habe ich.

        Warum sollte ein komplizierter Einzeller die erste (Vor-)Lebensform auf der Erde gewesen sein? In den Wikipedia-Artikeln zu abiogenesis Entwicklung des Lebens wird ausgeführt, dass frühe (Vor-)Lebensformen heute wahrscheinlich nicht erhalten sind und selbst heutige Archaeen weiterentwickelt sind gegenüber frühen Formen. Im Vor-Mehrzellerstadium hatte das Leben auf der Erde rund 3 Milliarden Jahre Zeit. Und jene frühen Kreaturen hatten wahrscheinlich auch keine RNA/DNA Reparautmechanismen gegen Eiskristall- und Strahlungsschäden, die sowohl bei langem Gefrieren als auch im Weltraum wichtig sind.

        • @Wizzy
          Zitat 1: Warum sollte ein komplizierter Einzeller die erste (Vor-)Lebensform auf der Erde gewesen sein?
          Weil erste archäologisch nachgewiesene Zellen 3.8 Milliarden Jahre alt sind und selbst die einfachsten sich selbst erhaltenden Zellen, die im Labor von allen nicht notwendigen Genen „befreit“ wurden, 400 Gene mit insgesamt mehr als 500‘000 Basenpaaren besitzen. Mit den bekannten Mutationsraten genügt die Zeit seit Entstehung der Erde nicht um nur schon eine solche minimale Zelle hervorzubringen.

          Zitat 2: Und jene frühen Kreaturen hatten wahrscheinlich auch keine RNA/DNA Reparautmechanismen gegen Eiskristall- und Strahlungsschäden, die sowohl bei langem Gefrieren als auch im Weltraum wichtig sind.
          Im Weltraum bei Temperaturen von weniger als 10 Kelvin finden keine chemischen Reaktionen mehr statt – mindestens nicht im Innern eines grösseren Körpers, denn dorthin kommen keine Sonnen- oder andere Strahlen. Mit andern Worten: Ein Einzeller im Innern eines grösseren Asteroiden ist kryokonserviert und Reparaturmechanismen kommen gar nie zum Zug, weil es keine chemische Reaktionen mehr gibt bei diesen tiefen Temperaturen.

          Das Leben bevor es die Erde gab
          Der arxiv-Artikel Life before Earth versammelt an einem Ort die wichtigsten Argumente, die dafür sprechen, dass Leben bereits vor der Entstehung der Erde seinen Anfang nahm. Hier der erste Teil der Kurzzusammenfassung dieses Artikels:

          Eine Extrapolation der genetischen Komplexität von Organismen auf frühere Zeiten legt nahe, dass das Leben vor der Entstehung der Erde begann. Das Leben könnte aus Systemen mit einzelnen vererbbaren Elementen, die funktionell einem Nukleotid entsprechen, begonnen haben. Die genetische Komplexität, grob gemessen an der Anzahl der nicht redundanten funktionellen Nukleotide, dürfte aufgrund mehrerer positiver Rückkopplungsfaktoren exponentiell gewachsen sein: (1) Genkooperation, (2) Duplizierung von Genen mit ihrer anschließenden Spezialisierung (z. B. über expandierende Differenzierungsbäume in mehrzelligen Organismen) und (3) Entstehung neuer funktioneller Nischen, die mit bestehenden Genen verbunden sind. Eine lineare Regression der genetischen Komplexität (auf einer logarithmischen Skala), zurück extrapoliert auf nur ein Basenpaar, legt den Zeitpunkt der Entstehung des Lebens = vor 9,7 ± 2,5 Milliarden Jahren nahe. Anpassungen für mögliche hyperexponentielle Effekte würden den projizierten Ursprung des Lebens sogar noch weiter in die Vergangenheit verschieben, in die Nähe des Ursprungs unserer Galaxie und des Universums selbst, vor 13,75 Milliarden Jahren.

  4. Ohne einen Antrieb, der die Geschwindigkeit des Lichtes übersteigt, ist eine Besiedelung des Alls äußerst unwahrscheinlich.
    Allein zu Alpha Centauri braucht man bei Lichtgeschwindigkeit mehr als 4 Jahre.

    Denkbar sind Aliens, deren Lebenszeit unsere um das 10 fache übersteigt. Solche Spezies sind denkbar und die würden auch längere Reisen unternehmen.

    Die bräuchten dann aber auch viel länger um sich fortzupflanzen.
    Wir haben seit Christi Geburt nur 80 Generationen. Die Aliens hätten seit Christi Geburt nur 8 Generationen. Deren Bilder kann man noch im Treppenhaus aufhängen. Und wenn die sich unterhalten, dann dauert ein Gespräch nicht 1 Stunde, sondern 10 Stunden. Auch der Herzschlag wäre verlangsamt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt……

  5. *
    wenn es i.[p.] eigener Mobilität im Weltall noch mau bis extra-mau aussieht

    **
    aber auf einem [] sehr alten Planeten sitzt

  6. Ich denke man sollte endlich einmal davon Abstand nehmen das die Spezies Mensch er MIttelpunkt der Welt ist. Im Mittelalter wurde man noch hingerichtet wenn man daran zweifelte das die Sonne sich um die Erde dreht, dass also der Mensch das Zentrum der Welt ist. Die Evolution läuft im gesamten Kosmos ähnlich ab da sie auch nur ein “Naturgesetz” ist. Sie bringt -je nach lokalen Voraussetzungen- unzählige Formen von Intelligenz hervor. Weshalb soll ausgerechnet diese Variante MENSCH den Idealvorstellungen dieser evolutionären Entwicklung entsprechen ? Wahrscheinlich ist das wiederum ein Teil seiner Überheblichkeit un . Fremde Zivilisationen könnten sich überlegen ob sie einen Kontakt mit den Homo sapiens für sinnvoll halten wenn sie sehen von welchen Werten dieser gesteuert wird. Hätten, sarkastisch gesehen, Vertreter solcher Zivilisationen zum Bsp. Goldanteile in ihrem Körper so wäre für sie die Erde kein sicherer Ort. Die Evolution wird wahrscheinlich ,wenn sie denn im gesamten Kosmos wirkt, den Zivilisationen das Überleben ermöglichen, die auch ethisch und moralisch reif genug dafür ist. Wie sagte doch Harald Lesch: Von uns Menschen möchte ich nicht entdeckt werden.

  7. Wenn man zum Besiedeln der Nachbarsterne zum Beispiel 1000 Jahre Benötigt, und wenn planetarische Zivilisationen eine Lebensdauer von zum Beispiel 10000 Jahren haben, dann hat nach zum Beispiel 100000 Jahren das galaktische Imperium die ungefähre Form einer Hohlkugel aus gut florierenden Zivilisationen, in deren Inneren mehr oder weniger degenerierte Zivilisationen vegetieren.
    —–
    Bis zur Entwicklung der unbegrenzten biologischen Lebensdauer der Menschen dauert es nur noch einige Jahrzehnte.
    Bis zur Entwicklung der interstellaren Raumfahrt dauert es vermutlich noch einige Jahrhunderte.
    Unsterbliche benötigen keine Generationenraumschiffe, und sie haben sehr viel Zeit.
    —–
    Das Terraformieren und Besiedeln von Planeten ist zwar hübsch, aber langsam und unwirtschaftlich.
    Der Bau von kilometergroßen, rotierenden Weltraumhabitaten geht schneller, ist sparsamer an Material pro nutzbarer Fläche, und man kann das Material von beliebigen Asteroiden dafür verwenden.
    Diese Weltraumhabitate kann man natürlich auch als Fernraumschiffe verwenden.

  8. Zitat aus dem obigen Video (4:37): “Das sagt uns etwas über die Zeiträume, in denen Planeten besiedelt werden können. Sie können nicht viel kleiner sein als eine Million Jahre. Das zeigt uns, dass der Start einer solchen Mission eine schwierige Aufgabe sein muss.“
    Hier geht der interviewte Wissenschaftler davon aus, dass eine Zivilisation Kontakt mit ihren zu andern Sternen reisenden Kolonisten aufrecht erhält.
    Doch das ist in meinen Augen eine falsche Annahme. Mir scheint es viel wahrscheinlicher, dass abreisende „Sternenschiffe“ nicht mehr mit ihrem Heimatplaneten Kontakt haben werden, sondern, dass sie sich vollkommen autonom weiterentwickeln müssen und werden. Es genügt als, dass etwa eine Zivilisation in einem Zeitfenster von vielleicht 100 Jahren diverse Missionen in verschiedene Himmelsrichtungen unternimmt und diejenigen, die ein Ziel erreichen, wo eine neue habitable Welt existiert, leben dann von den dortigen Ressourcen ohne unbedingt wieder Kontakt mit ihrem Ursprungsort aufzunehmen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die erste Generation von solchen Missionsschiffen allein Roboter als Besatzung besitzen, denn nur ein vollautomatisches, roboterisiertes Schiff kann überhaupt so klein sein, dass es in der ersten Generation von der Erde aus genügend grosse Geschwindigkeiten erreichen kann. Eine zweite Generation von Raumschiffen mit menschlicher Besatzung wird erst sehr viel später gestartet, denn solche bemannten Raumschiffe müssen Mehrgenerationenschiffe sein und damit werden sie um ein mehrfaches grösser und teurer sein als es die erste Generation der automatisierten Schiffe ist. Es kann auch sein, dass es eine zweite Generation von bemannten Kolonieschiffen gar nie geben wird und dass damit das einzige, was von der Menschheit zu anderen Sternen gelangt, automatische, roboterisierte Schiffe sind. Mit diesem Szenario genügt aber bereits eine hundertjährige Phase von Exoplaneten-Raumfahrt um einen Kolonisierungsprozess anzustossen, denn einige roboterisierte Missionsschiffe werden nach Ankunft in einer habitablen Welt von dort aus weiterziehen, denn sie sind dafür programmiert sich immer weiter zu verbreiten.

    Nur schon das Breakthrough-Starshot- Projekt, welches miniaturisierte Sonden zu Alpha-Centauri schicken will, spricht für diese Sicht. Diese Sonden sind sehr klein und werden Alpha-Centauri in 20 Jahren erreichen und dennoch sind die initialen Projektkosten bereits grösser als 100 Millionen Dollar. Spätere grössere und autonomere Sonden zu unseren Nachbarsternen werden dann bald einmal viele Milliarden Dollar kosten. Menschliche Astronauten zu Alpha-Centauri zu schicken wird auf lange Zeit (einige hundert Jahre) hin viel zu teuer sein und wird wohl erst realisiert werden, wenn Kosten keine Rolle mehr spielen. Dabei haben Kosten bisher immer eine wichtige Rolle gespielt.

  9. Ich empfinde diese Diskussion doch als beschränkt, bzw. anthropozentrisch. Warum sollte es keine Lebewesen geben, die prinzipiell “unsterblich” sind, beispielsweise weil ihr Körper in der Lage ist (ob natürlich oder durch entsprechend entwickelte Techniken), sämtliche Zellschäden zu reparieren? Diese Wesen könnten leben, bis sie durch ein externes Ereignis zerstört oder getötet werden und in dieser Zeit die Galaxis durchaus ein paarmal durchqueren.

    Man kann sich auch eine Art kristallisiertes Leben vorstellen, bei dem Intelligenz ähnlich funktioniert wie in einem Computer und das an der Oberfläche Strukturen ausbilden kann, die die Interaktion mit der Umwelt ermöglichen oder die in Symbiose mit entsprechenden Lebewesen agiert, die die “Handarbeit” erledigen.

    Und selbst diese Ideen sind beschränkt, weil alle unsere Vorstellungen auf dem basieren, was wir kennen. Ich schließe also nicht aus, dass es sehr vieles geben könnte, das wir uns einfach nicht vorstellen können und das daher auch nicht in die entsprechenden Berechnungen einfließt (und ich meine das jetzt keineswegs esoterisch oder religiös oder sonstwie).

  10. “Besiedlung fremder Planeten…” Wahrscheinlich wieder so ein menschlicher Denkfehler. Klingt wie Besiedlung Amerikas nach Kolumbus. Dass wir hiermit anderen Lebensformen ihre Lebensgrundlage nehmen in dem wir sie-wie die Indianer- aussterben lassen bzw. unsere Werte der Umweltvernichtung und Gier aufzwingen, ist dann im Sinne der menschlichen Zivilisation
    progressiv . Wir werden es dann wahrscheinlich wie mit unserer Erde machen: Ausbeuten, Artenvernichtung, Vermüllung… Zum Wohle der Menschheit oder wenigstens ein paar Privilegierten ,versteht sich. Fremde Planeten die in einer habitablen Zone liegen werden in der Regel ein eigenes Leben entwickelt haben und vielleicht auch pflegsam mit ihrem Planeten umgehen.

    • @Golzower (Zitat): „ Fremde Planeten die in einer habitablen Zone liegen werden in der Regel ein eigenes Leben entwickelt haben und vielleicht auch pflegsam mit ihrem Planeten umgehen.„
      Ergänzung: Fremde belebte Planeten sind vielleicht dutzende von Lichtjahren entfernt und damit sind sie vor unserem Zugriff geschützt – und umgekehrt wir vor ihrem Zugriff.
      Menschen werden mit ziemlicher Sicherheit nie innerhalb der heute üblichen Zeitspanne eines Lebens (80 Jahre) zu fremden Planeten reisen. Wenn schon werden das unsere Maschinen und Roboter tun. Fremde Lebewesen werden also nicht uns, sondern die von uns geschaffenen artifiziellen Geschöpfe zu sehen bekommen. Das gilt auch umgekehrt.
      Da hat Jürgen Schmidhuber recht, wenn er sagt: Künstliche Intelligenz wird das All erobern, denn KI funktioniert im Weltraum fast genau so gut wie hier – wir Menschen aber funktionieren im Weltraum ganz schlecht – wenn überhaupt.
      Das schlägt sich auch in den Kosten nieder: einen Roboter zum Mars schicken und ihn dort herumfahren lassen kostet 3 Milliarden Dollar, einen Astronauten für ein Jahr dorthin schicken und ihn am Leben erhalten kostet 30 Milliarden Dollar.

  11. Virus Mensch
    Das amerikanische Forschungsteam, das wie hier besprochen, die Besiedelung unserer Milchstrasse simulierte, hat ja angenommen, die „Reisenden“ und später Siedler würden sich wie ein Virus ausbreiten und. damit bildlich gesprochen, die Milchstrasse mit sich selbst infizieren. Eigentlich ein recht mechanischer, von Zufällen, aber auch von „Reiselust“ angetriebener Vorgang. Tatsächlich glaube ich dass das die richtige Sicht auch auf uns Menschen ist – wenn wir vom einzelnen Menschen absehen und statt dessen von ihrer grossen Zahl und ihrer immer gleichen Natur ausgehen.

    Klar gibt es Nesthocker und etwa Twitter-Kommentatoren, die kürzlich auf Elon Musks Tweet „We‘re going to the moon“ geantwortet haben, solange es hier noch Arme, Hungernde und von allen möglichen Problemen verfolgte Menschen gebe, solange dürften wir nicht zum Mond aufbrechen. Doch dahinter steckt eine Illusion: die Illusion es gäbe so etwas wie eine gemeinsam denkende, fühlende und handelnde Menschheit. Eine Menschheit, die wie eine einzige Person auftritt. Doch das war noch nie so und wird auch nie so sein, solange Menschen und die Gemeinschaften, die sie bilden, auf ihre Eigenständigkeit bedacht sind und nach ihrem eigenen Gutdünken handeln.

    Paradoxerweise entsteht aber dadurch, dass jeder tendenziell nach eigenen Motiven handelt, nicht ein unberechenbares Chaos, sondern im Gegenteil eine sehr gut vorausschaubare Entwicklung, denn die Natur der Menschen bleibt im Kern die gleiche, wenn die einzelnen Individuen und Staaten auch noch so verschieden sind. Das heisst konkret auf die Vorhersehbarkeit der Weltraumerkundung angewandt: wenn es genügend Menschen gibt, die zum Mars wollen und dieser Wunsch genügend stark ist, dann werden diese über kurz oder lang ihren Wunsch in die Realität umsetzen selbst wenn es noch so viele Stubenhocker und Gegner dieses Plans gibt. Und einen Wandertrieb oder das Bedürfnis auszuwandern, das gibt es seit Beginn der Menschheit, sonst wäre jetzt nicht der ganze Planet – ausser den unwirtlichsten Orten – besiedelt.

    Diese Überlegung, dass die Natur und die inneren Antriebskräfte des Menschen trotz grossen individuellen Unterschieden die gleichen bleiben und damit immer wieder durchbrechen, gilt allerdings nicht nur für die Raumfahrt, sondern für fast alle menschlichen Bereiche. Das ist auch der Grund, dass etwa das Machtstreben sowohl von Einzelmenschen als auch von Staaten auch in einer noch so paradiesischen Zukunft nie völlig verschwinden wird und wir uns darauf einstellen müssen, dass es wieder durchbricht. Man könnte das wohl nur durch Umprogrammieren des Menschen ändern, wobei eine reine Softwarelösung, also eine Ideologie oder eine Verfassung, nicht genügen würde. Den Menschen aber genetisch umzuprogrammieren um eine bessere Welt zu schaffen, wäre in meinen Augen äusserst dumm, denn es wäre die Selbstaufgabe als Art die wir sind.

    Wobei auch hier gilt: wir können niemand mit absoluter Sicherheit davon abhalten ein transhumanes Wesen zu werden. Genauso wie wir niemanden davon abhalten können, ein unveränderter Mensch der Version V0 zu bleiben.

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