Nachgefragt: Was steht an im April?
BLOG: HirnNetze
1. Ich bin…
Professorin an der Universität Göttingen in der Fakultät für Biologie und Psychologie und leite das Department „Systems Neuroscience“, das im Rahmen des Bernstein Fokus Neurotechnologie aufgebaut wurde. Meine Gruppe und ich betreiben Grundlagenforschung und möchten verstehen wie sich die Flexibilität unseres Gehirns im Alter und nach Läsionen erhöhen lässt und welche Mechanismen dieser Plastizität zugrunde liegen. Wir hoffen, dass unsere Forschung dazu beitragen kann neue Wege für klinisch relevante Konzepte aufzuzeigen um Regeneration und Rehabilitation im alten und kranken Gehirn zu verbessern. Ich bin eine starke Verfechterin interdisziplinärer Forschungsansätze, die hier in Göttingen durch das exzellente Umfeld mit mehreren neurowissenschaftlich ausgerichteten Max-Planck-Instituten, dem European Neuroscience Institute, dem Deutschen Primatenzentrum und der engen Zusammenarbeit zwischen Universität und Universitätsmedizin gelebter Alltag sind. Auch die engen Kooperationen zwischen den experimentell agierenden Wissenschaftlern und den Theoretikern des exzellenten Bernstein Centers for Computational Neuroscience machen Göttingen zu einem ganz besonderen und attraktiven Ort für meine Forschung. Ein „Produkt“ dieser überaus fruchtbaren Interaktionen ist z.B. unser Sonderforschungsbereich 889 („Cellular Mechanisms of Sensory Processing“), in dem ich mit vielen Kolleginnen und Kollegen in einer überaus freundschaftlichen und effizienten Atmosphäre kooperiere. Wie Sie sehen hat Göttingen viel zu bieten und ich empfinde auch die sehr internationale Ausrichtung des Campus als äußerst angenehm und inspirierend.
2. Diesen Monat möchte ich mich darauf konzentrieren…
noch einige Manuskripte fertigzustellen, weil bald wieder die Vorlesungs- und Praktikumszeit beginnt, und es dann viel schwieriger wird, genug Zeit für Forschung und genug Ruhe für ausgedehntere Gedankengänge zu finden….
3. Das ist ein aktuelles wissenschaftliches Highlight für mich
Im Moment bin ich fasziniert davon, welche komplexen Schaltkreise den Einfluss von Laufen auf die Hirnaktivität und die Verarbeitung sensorischer, z.B. visueller Reize vermitteln (z.B. Fu et al., 2014, Cell 156: 1139-52) und welch große Bedeutung offenbar physische Aktivität (z.B. Kalogeraki et al., 2014, J. Neurosci. 34: 15476-81) und ganz allgemein die Lebensbedingungen (z.B. Greifzu et al., 2014, PNAS 111: 1150-5) für die Hirnplastizität haben.
(Anmerkung: Hierzu ein übersichtlicher Bericht im Newsletter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie ein Podcast im StadtRadio Göttingen).
Diese neuen Studien betonen nochmals wie wichtig Untersuchungen in vivo und an wachen Tieren sind, wenn wir verstehen wollen wie auch unser Gehirn funktioniert. Durch Experimente an Hirnschnitten oder Zellkulturen kann man solche wesentlichen Erkenntnisse prinzipiell nicht gewinnen. Nicht zuletzt begeistern mich auch die vielen neuen Techniken, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, und die es meiner Gruppe und mir nun ermöglichen, wissenschaftliche Experimente durchzuführen, von denen ich vor 5-10 Jahren noch nicht einmal zu träumen wagte. Hierzu gehören auch Studien, die es erlauben einzelne Moleküle in bestimmten Hirnregionen gezielt zu inaktivieren um deren Einfluss z.B. auf neuronale Plastizität zu untersuchen. Sie sehen schon, dass es nicht nur ein Highlight für mich gibt….
4. Ein Event, worauf ich mich in diesem Monat besonders freue
…wenn hoffentlich mehr als ein Manuskript noch fertig wird, also fertig zum Einreichen bei einem wissenschaftlichen Journal, und siehe 5).
5. Was ich diesen Monat außer der Wissenschaft noch machen will
Ostereier mit meinen Kindern suchen und viel (!) Laufen (siehe oben ☺)
Anmerkung:
Wir freuen uns über Kommentare – es kann jedoch auch in der Osterwoche zu Verzögerungen kommen, bis wir antworten.