Humor – Memes Gegen Depressionen?







Hihihi und ?? habe ich euch ein kleines Schmunzeln verpasst … gut so.

Die Menschen lachen auf der ganzen Welt, jede Kultur besitzt Humor. Lachen ist reflexartig und wird uns praktisch in die Wiege gelegt, denn schon ab 4 Monaten lernen Kinder das Lachen.  Doch woher kommt Lachen?

Die Fehlalarm Theorie

Diese Theorie stammt aus dem Tierreich. Sie erklärt, das Lachen von dem schnellen Lufteinsaugen herrührt, was entsteh, wenn wir Gefahr sehen. Das schnelle Lufteinsaugen warnt die anderen. Jedoch sind viele reflexartige Reaktion auch Fehlalarme. Um zu verhindern, dass die Herde wertvolle Energie bei einem Fluchtversuch vergeudet, unterbricht das Tier die Einatmung und atmet aus, um der Herde zu signalisieren:
„Alles OK, falscher Alarm“. Lachen ist dieser Theorie nach die schnelle Wiederholung der Fehlalarm-Reaktion1 .

Foto von Magda Ehlers von Pexels

Lachen kommt von Humor

Doch woher kommt Humor, was empfinden wir als witzig und was passiert dabei in unserem Kopf?

Humor bezeichnet laut Duden:
– Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren (Humor ist, wenn man trotzdem lacht)
– sprachliche, künstlerische o. ä. Äußerung einer von Humor bestimmten Geisteshaltung, Wesensart

Was empfinden wir als witzig?

 Humor ist sowohl kognitiv als auch emotional. Wenn wir die Prämisse eines Witzes hören:
„Ich habe endlich eine Dachbox für das Auto gekauft.“ Denken wir an eine Person, die zum Beispiel ihrem Nachbarn von der großartigen Dachbox erzählt und wie gut sich damit Skier oder Koffer transportieren lassen. Doch die Punch-Line macht dieses Gedankenkonstrukt zu Nichte:
 „Total praktisch, man hört die Kinder so gut wie gar nicht mehr.“ : D Hier setzt die emotionale Antwort ein und das Belohnungszentrum wird aktiviert. Wir werden überrascht, die Ungereimtheiten lösen sich auf und das Gehirn freut sich, dass es die Pointe erkannt hat. Deshalb finden wir sogar schlechte Witze (…nicht, dass dieser Witz ein schlechter wäre) vergnüglich1.

Neurologischer Hintergrund

Was passiert währenddessen in unserem Gehirn? Eine Publikation aus dem Jahre 2013 führte sogenannte funktionelle MRT-Aufnahmen durch, um den Ursprung des Humors zu finden. Dabei zeigten sie Probanden lustige Bilder, Videos, Texte oder Audiodateien und testeten, welche Hirnregionen aktiv waren.
Dabei wird ein Witz anders verarbeitet je nachdem in welcher Form er erzählt wird. Visuelle Reize wie Videos werden anders verarbeitet als geschriebener Text. Trotz der verschiedenen Wege den Witz rüberzubringen, gab es zwei Gemeinsamkeiten in der Hirnantwort.

In allen Tests war die Parietal-Temporal-Occipital Region aktiv. Das Parietal-Temporal-Occipital ist ein Bereich der Hirnrinde, welcher Inkongruenz detektiert und löst. Inkongruenz wird als die Ungereimtheiten zwischen erwartetem und vorhandenem Stimulus bezeichnet.

Des Weiteren war der dopaminerger Weg sowie die Amygdala involviert. Beides sind wiederum wichtige Bereiche im Belohnungsprozess sowie für das Finden von Auffälligkeiten2.

Humor als Therapie

Allgemein ist bekannt, dass Humor hilft, Ängste oder Anspannungen zu lösen. Ein spannendes Phänomen ist hierbei der Effekt von Memes auf Depressionen. In einer Studie aus dem Jahr 20204 haben 200 Individuen mit oder ohne Depression 56 Memes begutachtet und nach folgenden Kriterien bewertet:

– Ist das Meme positiv
– Humorvoll
– Verspüre ich Zugehörigkeit
– Teil-Würdigkeit (Würden die Probanden das Meme weiterschicken)
– Würde das Meme die Stimmung eines depressiven Freundes verbessern

Für alle, für die das Internet Neuland ist –>
Was ist ein Meme?
Ein Meme [mi;m] ist ein kurzes Video oder ein Bild, das meist durch einen Text ergänzt wurde. Ein Meme enthält eine satirische, humoristische oder gar gesellschaftskritische Botschaft.3
Verändert von Armin Linnartz, Wikimedia commons

Die 200 Probanden bewerteten hierbei entweder Memes, die einen Zusammenhang mit Depression hatten oder allgemein witzige Memes ohne einen Zusammenhang mit Depression. Vor und nach der Meme Bewertung wurde der DERS-SF Wert bestimmt, welcher angibt, wie gut der Proband seine Emotionen erkennen und regulieren kann.

Abbildung 2: A) Depressives-Meme B) Kontroll-Meme ohne depressive Thematik. A)-Übersetzung: Ich hatte keine Idee, dass man sowas kaufen kann. Ich habe bisher Alkohol dafür benutzt. Sackbeschriftung: Füllmaterial/aber auch Lehre/Lücke/Fehlstelle. B)-Übersetzung: Er hat gesehen wie wir Enten gefüttert haben, also hat er so getan als wäre er eine. Public Domain. Title & Artist: Unbekannt. Quelle: Snappygoat.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigten: Menschen mit Depressionen bewerteten die depressiven Memes höher in Humor, Zugehörigkeit (das war natürlich klar), Teil-Würdigkeit und Stimmungsverbessernd für einen Freund. Erstaunlich war auch das die Probanden nach dem Konsum der Memes höhere Werte darin hatten, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren. Nach dem Konsum der nicht-depressiven Memes verbesserte sich dieser Wert nicht. Jedoch zeigten vorangegangene Studien allgemein eine stressreduzierende Wirkung von positiven Memes auf nicht-depressive Menschen.

Doch woher rühren diese Verbesserungen?

Vermutlich erzeugen Memes einen humorvolleren Blick auf die Depression und führen zu einem entspannteren Verhältnis mit der Krankheit. Zusätzlich haben Betroffene das Gefühl der Gemeinschaft oder der Unterstützung durch Freunde oder Leidensgenossen. Auch kann das Verstehen von Memes eine Art Selbstreflexion, das Bewusstwerden oder Verarbeiten von Symptomen sein4. Humor hat also durchaus einen therapeutischen Nutzen für Menschen mit und ohne Depression. Wer weiß, vielleicht finden wir irgendwann 9 GAG Links auf dem Rezept vom Arzt.

9 GAG = Website für Witze und Memes

Zusammenfassung

Ganz genau werden wir das Humor erst einmal nicht verstehen, aber das ist vielleicht besser so.

„Humor kann man sezieren wie einen Frosch, aber beides…. stirbt im Prozess.“

(Zitat E.B. White 1941 – amerikanischer Autor)

“Humor can be dissected, as a frog can, but the thing dies in the process.”

Quellen

1.   Carter R. The Brain in Minutes. Quercus; 2018.

2.   Vrticka P, Black JM, Reiss AL. The neural basis of humour processing. Nat Rev Neurosci. 2013;14(12):860-868. doi:10.1038/nrn3566

3.   medienkompass.de. Memes – Internetphänomen schnell erklärt – medienkompass.de. Published April 11, 2022. Accessed May 10, 2022. https://medienkompass.de/memes-internetphaenomen-schnell-erklaert/#:~:text=Ein%20Meme%20%5Bmi%3Bm%5D,humoristische%20oder%20gar%20gesellschaftskritische%20Botschaft.

4.   Akram U, Drabble J, Cau G, et al. Exploratory study on the role of emotion regulation in perceived valence, humour, and beneficial use of depressive internet memes in depression. Sci Rep. 2020;10(1):899. doi:10.1038/s41598-020-57953-4

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Ronja Völk ist Masterstudentin für Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg. Im Zuge Ihres Studiums hat sie vielerlei Praktika absolviert, unter anderem am Deutschen Krebsforschungszentrum und in Harvard im Bereich Neurologie. Sie ist begeisterte Leserin von Wissenschaftsmagazinen und liebt es, ihr Wissen mit anderen zu teilen. (Für Ihr näheres Umfeld ist sie auch gerne mal Umwelt-/Medizin-/ Impf-/Corona-Expertin.) Das zeigt, wie hoch der Bedarf an einfacher, verständlicher Wissenschaftskommunikation ist.

5 Kommentare

  1. —–Deshalb finden wir auch schlechte Witze vergnüglich.
    Wenn ein Witz Vergnügen bereitet, ist er nicht schlecht. Schlechte Witze sind
    d peinlich oder beleidigend oder so dumm, dass man über sie nicht lachen kann.

    Sigmund Freud bezeichnet den Witz als Ersatz für Gefühle. Wer immer nur witzig sein will, hat wahrscheinlich hier ein Defizit.
    Ja, und wenn die Depression auf einem Mangel von Gefühlen beruht, dann ist der Witz die richtige Medizin.
    Witze im Internet ? Das Internet ist das richtige Medium dafür. Schnell und unverbindlich.
    Interessant zu wissen wäre, ob die sozialen Medien die Fälle von Depressionen verringert hat.

  2. Interessant wäre auch mal die umgekehrte Frage- hat die Zunahme von Depressionen auch zu tun mit der Zunahme der Humorlosigkeit?
    Schlechte Nachrichten für die zahlreichen Verfechter der letzteren, Existenzkrisen sind sichere Förderer des Humors.

  3. DH
    klar, wenn es knistert und kracht ist der Witz nicht mehr weit.
    Cayadenjo
    Bilde einen Satz mit Krieg und Soldaten. Krieg ich deinen USB-Stick ich Soll daten übertragen.

  4. Evolutionär gesehen hatte das Lächeln bzw. das Lachen wahrscheinlich durchaus einen Sinn. Man stelle sich vor dass sich zwei Horden des Homo Sapiens vor hunderttausend Jahren in der Wildnis begegneten. Mimik und Gestik spielten hier bei der Einstufung dieser Begegnung eine entscheidende Rolle ,also ob man sich gegenseitig mit Keulen bearbeitete oder friedlich begegnete. Die Mimik des Lächelns signalisierte wahrscheinlich Gastfreundschaft bzw. keinerlei feindliche Absichten. Lächeln gehört emotional zu einem Gefühl was Vertrauen und Sympathie schafft und dementsprechende Hormone ausschüttet die innere Spannungen abbauen. Da Depressionen wohl auch hormonabhängig sind kann dieser Zustand dadurch auch beeinflusst werden.

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