Demenz verhindern – geht das?

Gute Vorsätze sind schnell gemacht – und ebenso schnell wieder vergessen. Nach Neujahrsvorsätzen oder Veganuary ist der Februar nicht unbedingt bekannt für seine Motivationsschübe. Doch was, wenn sich durch Motivation und die daraus entstehenden Lebensstilanpassungen das Risiko für das Entstehen einer Demenz senken ließe?

Demenz – eine Erkrankung des Alters


Das Risiko für die Entstehung einer Demenz steigt mit dem Alter. Im Alter von 70 Jahren leiden rund 2% an einer Demenzerkrankung, bei den 90-Jährigen ist es dann schon jede/r Fünfte. In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl an Demenz-Erkrankten aufgrund der älter werdenden Bevölkerung rapide zunehmen. Die Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich gleichzeitig noch immer auf eine Bekämpfung der Symptomatik, den zunehmenden Gedächtnisschwund aufzuhalten oder gar umzukehren gelingt bislang nicht.
Neben dem Alterungsprozess spielt auch die familiäre bzw. genetische Veranlagung eine große Rolle bei der Krankheitsentstehung. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass wir alle der Demenz ausgeliefert sind, es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie kommt?
Ein Lancet-Bericht aus 2020 sieht das nicht so: Gut jeder dritte Demenzfall ließe sich potenziell durch präventive Maßnahmen verhindern oder zumindest hinauszögern. Mehrere Millionen Fälle an Demenz-Erkrankungen ließen sich dadurch weltweit jährlich vermeiden. Wie das möglich sein soll? Die Rede ist im Lancet-Bericht von konsequenter Bluthochdruckbehandlung, ausreichend Sport (vor allem noch im Alter, je mehr desto besser), Rauchverzicht. Weitere Risikofaktoren sind Depressionen und Einsamkeit, aber auch Luftverschmutzung (mehr zum Zusammenhang zwischen der Klimakrise/Umweltproblemen und dem Gehirn liest du hier). Doch auch Übergewicht und Diabetes sollten vermieden werden. Schaut man in der Richtung weiter, was die Ernährungsforschung zu Demenz ergeben hat, lassen sich noch genauere Empfehlungen formulieren.

Gut fürs Herz, gut fürs Hirn – die mediterrane Ernährung


Auch wenn es inzwischen langweilig wird, von der mediterranen Diät zu hören: Sich mediterran zu ernähren, scheint vor Gedächtnisschwund und Verlust der Hirnmasse im Alter zu schützen. Zu diesem Zusammenhang gibt es inzwischen diverse große Übersichtsarbeiten. Je “strenger” sich an die mediterrane Diät gehalten wird, desto geringer scheint die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken und desto besser ist die Gedächtnisleistung bei älteren Patient:innen.
Mediterrane Ernährung heißt: Viel Gemüse, viele Hülsenfrüchte, ausreichend Obst, Nüsse, Olivenöl; hingegen wenige gesättigte Fettsäuren wie sie etwa in Milchprodukten enthalten sind und wenig Fleisch.

Das Einhalten einer mediterranen Diät reduziert übrigens auch das Risiko zahlreicher anderer Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Sich an die Empfehlungen zu halten, tut also nicht nur dem Gehirn gut, sondern auch dem restlichen Körper. Besonders schön lässt sich das am Beispiel Sardiniens erkennen. Auf der italienischen Mittelmeerinsel wird traditionell mediterran gegessen – und sie zählt zu einer der fünf klassischen blue zones, also den Regionen der Erde mit besonders hoher Langlebigkeit der Bevölkerung. Einige sardische Bergdörfer sind dadurch bekannt geworden, die höchste Rate an männlichen 100-Jährigen zu haben.
Und noch eine weitere Mittelmeerregion hat es in die Gruppe der blue zones geschafft: Die griechische Insel Ikaria (benannt nach dem übermütigen Ikarus aus der griechischen Mythologie, der an dieser Stelle vom Himmel gefallen sein soll). Auf Ikaria wurde der höchste Prozentsatz an Menschen über 90 Jahren gemessen, etwa jeder Dritte erreicht das hohe Alter. Vor allem sollen aber auch die Raten an Demenzerkrankten deutlich niedriger sein als in vergleichbaren Ländern.

Ursache oder Zufall?


Nun wäre es vermessen, diese Beobachtungen allein auf die Ernährungsform zurückzuführen. Genetische Faktoren der lokalen Bevölkerung, ausreichend Bewegung im Alltag, eine entspannte und humorvolle Lebensweise spielen ebenso eine Rolle wie ein traditionell starker familiärer Zusammenhalt. Trotzdem ist auffällig, dass die Ernährungsweise im Vergleich zur durchschnittlichen westlichen Ernährung einen hohen Anteil an Vollkornprodukten, viel frischem Obst und Gemüse inklusive Hülsenfrüchten und vergleichsweise wenig Fleisch und zugesetztem Zucker aufweist.
Ich selbst habe ein paar Monate auf Sardiniens wunderschöner Nachbarinsel Sizilien gelebt und musste manchmal über die dortige mediterrane Diät schmunzeln. Ja, auf den Märkten türmen sich frische Tomaten neben knackigen Auberginen und Schlangenzucchini; kleine Sardinen bis halbe Schwertfische werden in Eiswürfeln vor der Hitze bewahrt und das Öl stammt von den sonnenverwöhnten Olivenhainen der Insel.
Doch Arrancine (gefüllte Reisbällchen), Panelle (kleine Fladen aus Kichererbsenmehl), Cannoli (typischerweise mit Ricotta gefüllte Röllchen) – kurzum fast alle typischen lokalen Spezialitäten triefen vor Ricotta und Frittierfett. Und das Frühstück kann vom extra gesüßten Cappuccino bis zu den häufig mit Nutella gefüllten Cornetti kaum zuckerlastiger sein. Mediterrane Diät? In den heimischen Küchen sicherlich, aber insgesamt ist auch hier nicht alles Olivenöl, was glänzt.

https://globalnutritionreport.org/resources/nutrition-profiles/europe/western-europe/germany/

Die guten alten Omega-3-Fettsäuren


Apropos Olivenöl – schauen wir uns doch mal die typischen Bestandteile der mediterranen Diät näher an.
Olivenöl stellt die hauptsächliche Quelle an Fett in der mediterranen Diät dar. Ebenso wie Rapsöl hat es einen geringen Anteil gesättigter und einen hohen Anteil ungesättigter, wie z.B. Omega-3-Fettsäuren. In der traditionellen mediterranen Diät stammt ein weiterer großer Teil an Omega-3-Fettsäuren zudem aus dem Konsum von Fisch.

Die genauen Effekte von Omega-3-Fettsäuren im Gehirn sind noch nicht genau verstanden. Teilweise wurde ein positiver Einfluss auf die Neubildung von Nervenzellen (Neurogenese) und Synapsen (Synaptogenese) beobachtet (mehr dazu, was Synapsen sind, liest du hier). Niedrige Blutspiegel der langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA werden häufig bei der Alzheimer-Demenz gemessen und sind in Beobachtungsstudien mit geringeren Hirn-Volumina verbunden. Ob die geringeren Fettsäure-Spiegel Ursache oder nur Beiprodukte eines Krankheitsprozesses sind, ist bislang unklar. Fest steht: Die Neubildung von Nervenzellen sinkt mit zunehmendem Alter, ein gegenläufiger Trend durch ausreichende Fettsäuren wäre demnach sehr vorteilhaft.
In einer Mischkost ist es theoretisch möglich, den eigenen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren über ausreichend Essen von Fisch zu decken. Allerdings essen die wenigsten Menschen dafür wirklich ausreichend Fisch – und sowohl aus Gründen der Schwermetallbelastung von Fischen als auch aus der Nachhaltigkeitsperspektive heraus sollte sich das besser nicht ändern (Stichwort: schon jetzt heftigste Überfischung der Ozeane). Im Alltag kann es deswegen empfehlenswert sein, die Omega-3-Fettsäuren zu ergänzen. Das geht gut über angereicherte Öle (z.B. Leinöl mit extra DHA/EPA in den Salat/aufs Brot/über die Kartoffeln) oder über entsprechende Nahrungsergänzungsmittel. Die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA werden hierfür direkt aus Algen, also der ursprünglichen Nahrungsquelle der Fische, hergestellt.

Die Sache mit dem Rotwein…


Exzessiver Alkoholkonsum stellt laut des oben genannten Lancet-Reports ohne Frage einen Risikofaktor für die Entstehung einer Demenz dar und sollte deshalb möglichst vermieden werden.
Doch was ist mit Rotwein? In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte vom schützenden Einfluss kleiner Mengen Rotweines. Diese Berichte stammen häufig aus Regionen, in denen traditionell ein moderater Weinkonsum vorherrscht – in Bordeaux zum Beispiel oder eben den Mittelmeerregionen.
Fakt ist: Rotwein enthält Polyphenole, denen eine schützende Wirkung aufs Gehirn zugeschrieben wird. Diese Polyphenole kann man jedoch auch ohne potentiell schädigende Nebenwirkung zu sich nehmen: Durch Grüntee, dunkle Beeren oder dunkle Schokolade zum Beispiel.

Ab und an ein Glas Rotwein – schädlich oder nicht?

Nicht nur das was entscheidet – sondern auch das wann


Vor einigen Jahren war intermittierendes Fasten plötzlich in aller Munde. Vor allem zur erfolgreichen Gewichtsreduktion hat sich die Methode schnell herumgesprochen. Umgesetzt wird sie meist, indem das Frühstück weggelassen wird und die übrigen Mahlzeiten in einem 8-Stunden-Fenster zu sich genommen werden (16 Stunden Fasten am Tag). Das Intervall, in dem gegessen wird, kann aber auch kürzer sein oder auf bis zu 12 Stunden ausgedehnt werden. Wie sinnvoll es ist, ausgerechnet das Frühstück wegzulassen und ob es stattdessen noch besser wäre, das Abendessen einzusparen, ist aktuell noch Gegenstand der Forschung.
Daneben existieren noch zahlreiche andere Formen des Fastens. Das klassische Heilfasten, zum Beispiel nach Buchinger, wird ein- bis mehrmals im Jahr über mehrere Tage durchgeführt. Beim 5:2-Fasten wird fünf Tage der Woche normal gegessen und an zwei Tagen gefastet bzw. sparsam gegessen.
Doch zunächst egal wie – Fasten scheint einen positiven Effekt für das Gehirn zu haben. So zeigte sich in Tiermodellen eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit (Plastizität) und Neubildungsrate von Nervenzellen durch intermittierendes Fasten.
Eine Erklärung für diesen Effekt ist, dass durch Fasten bestimmte Enzyme herunterreguliert, Signalwege in den Zellen verändert und die körpereigene Müllabfuhr (Autophagie) angekurbelt werden. Das passt dazu, dass schon nach einer einzigen 72-stündigen Fastenperiode Veränderungen im Stoffwechsel des Gehirns gemessen werden können.

Fazit?


Demenz verhindern – geht das? Die Antwort darauf muss momentan wohl lauten: Gegen das Älterwerden oder unsere genetische Veranlagung können wir wenig ausrichten. Doch wenn gut jeder dritte Demenzfall vermeidbar ist, stehen die Chancen gut, dass sich auch das eigene Risiko verringern lässt. Zumal alle genannten Maßnahmen auch einen positiven Nebeneffekt auf die sonstige Gesundheit haben.
In diesem Sinne: Vielleicht ist der Februar genau der richtige Monat, um sich und seinem Gehirn etwas Gutes zu tun.

Quellen

  • Livingston G, Huntley J, Sommerlad A, et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet. 2020;396(10248):413-446. doi:10.1016/S0140-6736(20)30367-6
  • Hill E, Goodwill AM, Gorelik A, Szoeke C. Diet and biomarkers of Alzheimer’s disease: a systematic review and meta-analysis. Neurobiol Aging. 2019;76:45-52. doi:10.1016/j.neurobiolaging.2018.12.008
  • Lobo F, Haase J, Brandhorst S. The Effects of Dietary Interventions on Brain Aging and Neurological Diseases. Nutrients. 2022;14(23):5086. Published 2022 Nov 30. doi:10.3390/nu14235086
  • Ding XQ, Maudsley AA, Schweiger U, et al. Effects of a 72 hours fasting on brain metabolism in healthy women studied in vivo with magnetic resonance spectroscopic imaging. J Cereb Blood Flow Metab. 2018;38(3):469-478. doi:10.1177/0271678X17697721
  • Beitragsbild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Veröffentlicht von

Martje Sältz studiert seit 2016 Humanmedizin am UKE in Hamburg und promoviert zum Einfluss der Ernährung auf die Halsgefäße. Medizin auf Italienisch lernte sie in ihrem Auslandssemester in Palermo kennen. Sie möchte wissenschaftliche Themen verständlich und spannend beschreiben und damit mehr Menschen für Gesundheit und ihren Körper begeistern.

16 Kommentare

  1. Ich denke, angesichts der stumpf-, böd- und wahnsinnigen Realität, Mensch tut besser daran zu vergessen, damit der Übergang in die andere Ebene der Existenz besser/leichter wird. 😃👍🤗

  2. 1) Langzeitstudien in den USA haben gezeigt, dass eine positive Lebenseinstellung zu einer 11-15% höheren Lebenserwartung führt
    http://www.scinexx.de/news/medizin/optimisten-werden-aelter

    DOI: 10.1073/pnas.1900712116 Optimism is associated with exceptional longevity in 2 epidemiologic cohorts of men and woman

    2) Ich habe auch gehört, dass Rotwein gesundheitlich positiv wirkende Substanzen enthält (Polyphenole) – allerdings in so geringer Konzentration, dass man 40 Liter Rotwein pro Tag trinken muss, damit diese Substanzen einen positiven Effekt auf den menschlichen Körper haben können.

    Deshalb würde ich das Essen von dunkler Schokolade empfehlen – denn davon muss man nur 2 kg pro Tag essen, um darin enthaltene gesundheitsfördernde Stoffe in wirksamer Menge zu sich nehmen zu können

  3. Aus diesseitige Sicht kann das Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten im Alter ein wenig verschoben werden, in die Zukunft sozusagen, medikamentöse und wirksame Behandlung könnte bereit stehen, auch Tipps zur Ernährungsweise und zur Lebensweise generell dürfen beachtet werden, vgl. bspw. mit ‘Daneben existieren noch zahlreiche andere Formen des Fastens.’
    Ansonsten könnte das Nachlassen der Hirnleistung teils auch hingenommen werden, der Schreiber dieser Zeilen ist nun z.B. vglw. gut darin geworden pers. Angriffe schnell zu vergessen, was auch Einheiten, wie sie bspw. bei den SciLogs.de bereit stehen, dankenswerterweise, das Kommentariat meinend, gut tun könnte, Dr. W harkt kaum noch nach.
    Hohem Blutdruck ist möglichst entgegen zu wirken und vor allem der Wirkstoffkonsum beschleunigt die Alterung und eben den geistigen Abbau, genau.
    ‘Fasten’ also am besten aus ganz konkreten Gründen, Dr. W hat es (extra erfolgreich getan, ist auch i.p. Verzehr auch heute noch sparsam, wie ein Sparschwein sozuagen) getan.
    (KA, wie es beim gelegentlichen Konsum von Alkoholika und Tabak aussieht, bleibt der Metabolismus iO, muss hier im gemeinten Zusammenhang womöglich nicht gespart werden.
    Das zehnfache Vorkommen des Worts ‘Fastens’ ist dem Schreiber dieser Zeilen im Artikel aufgefallen.)
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  4. In diesem Kommentar wurde überhaupt nicht der Faktor STRESS erwähnt. Zur gesunden Lebensweise, die man nicht nur über die Ernährung definieren kann, gehört auch der Umgang mit STRESS. Da können diese angeblichen Experten noch so viele Rotweine empfehlen bzw. mediterranes Essen….Stress hat mit seinen Hormonen Einfluss auf die Synapsentätigkeit bzw. kann bei Dauerstress dort zu Veränderungen führen die sich dann-vielleicht- in Form von Demenz manifestieren könnten . Wenn Menschen in den Mittelmeerländern im Schnitt älter oder gesünder bleiben könnte das auch damit zusammenhängen dass sie dank ihrer Mentalität den Stress besser meiden können als der permanent unter Leistungsdruck im Berufs-bzw. im Privatleben stehende Deutsche der seine Lebensqualität scheinbar nur über Stress- Werte definiert, definieren muss da sein Lebensunterhalt immer teurer wird und er ein höheres Renteneintrittsalter überwinden muss als die dann bereits im Ruhestand befindlichen Rotweingenießer am Mittelmeer.

    • Zustimmung, Kommentatorenfreund ‘Hakel’ hierzu :

      In diesem Kommentar wurde überhaupt nicht der Faktor STRESS erwähnt.

      Stress, dieses Wort, dieser Fachbegriff kam vielleicht in der BRD oder in der deutschen Sprache generell vor 40 Jahren [1] auf, ist ein ernsthaftes, auch gesundheitlich relevantes Problem, Stress kann nicht durch gesundheitlich angepasste Ernährung, die der Demenz vorbeugen könnte, kompensiert werden, er erhöht den Blutdruck und senkt die Lebenserwartung und ist insofern auch sozusagen ein Demenz-Begünstiger.
      Wichtiger Punkt, danke für Ihre zum dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Eintrag ergänzende Nachricht!
      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer (der insofern “eazy” zu leben anrät, sofern es geht)
      [1]
      Im Kriegsdeutschland und im Nachkriegsdeutschland lag “Stress” sehr oft vor, er hat sicherlich einige Leben verkürzt.

  5. Die genetische Ausstattung des homo sapiens sapiens ist darauf ausgerichtet, unter den Bedingungen der Steinzeit so lange funktionsfähig zu sein, bis die Nachkommen ihrerseits Nachkommen hervorbringen können.
    Danach ist es eine Art Bonusprogramm, wenn der Körper länger aushält.
    In der Technik nennt man das “geplante Obsoleszenz”, weil damals eben auch die Ressourcen nicht so überreichlich waren und die Ernährung von jungen Nachkommen biologisch im Sinne der Arterhaltung wichtiger ist als die am Feuer hockenden sabbernden Alten.
    Damals ( ohne Chemie ) war es auch wichtig, “Nahrung” von “Gift” unterscheiden zu können, daher auch unsere primären Vorlieben und Abneigungen, bis wir gelernt haben, dass auch Bitteres nicht tödlich sein muss, aber kann, und manches sollte man auch nicht erst ausprobieren, wie Giftpilze beispielsweise, da hilft die Überlieferung. So kommt unser Fokus auf die Nahrungsmittel zustande, heute überladen mit anekdotischem “Wissen” und irgendwelchen Statistiken, von denen niemand weiß, ob und wie die “gefälscht” wurden, meistens geht es aber um finanziellen Profit.
    Ein wesentlicher Punkt ist die genetische Variabilität von Individuum zu Individuum, irgendwie sind wir jeder ein Unikat ( Unikum ), was die individuelle Ansammlung von genetischem Schrott angeht. Diejenigen, die in der Zeugungslotterie den Jackpot gezogen haben, werden dann auch mal 110 Jahre alt, bei noch akzeptabler Funktion der Organe.
    Die Menschheit hat sich über alle Klimazonen und Weltgegenden ausgebreitet und kann dort überleben, wobei es in manchen Gegenden mehr Ältere zu geben scheint als in anderen, manchmal ist das aber nur auf die fehlende Geburtsurkunde zurückzuführen und Schwächen bei der Erinnerung an die abgelaufene Zeit, wir wissen aber nicht, welche Einflüsse außer offensichtlicher Unterschiede der Ernährung ( Fisch in Japan, Schafsjoghurt in Bulgarien beipielsweise ) dazu beitragen, aber da wir an unserer Genetik nichts ändern können, macht sich der Hinweis auf die Vorteile der Ernährung immer gut, um ( zahlende ) Follower zu haben.
    Dabei sollten wir uns aber hüten, allzu viel industriell prozessierte Nahrung zu uns zu nehmen, denn auf gewisse Zutaten und Zubereitungen sind wir halt in der Steinzeit nicht so programmiert worden – und “billig” war damals auch kein Argument.
    Aber auch die Annahmen über angebliche Steinzeitdiäten leiden unter Annahmen, die wir so kaum oder nicht überprüfen können. Es gibt aus der Physiologie Hinweise ( Zähne, Magen, Darm, Enzyme, Aminosäuren ), was wir für eine gesunde Ernährung brauchen, aber im Grunde in der Form, wie sie präsentiert werden.
    In diesem Sinne möchte ich eine Zeile aus einem Buch über Steinzeitdiät zitieren, ein aus der Bibel bekannter Satz, absichtlich schief übersetzt:
    “Don’t eat the fruit of technology, which makes edible the inedible.”
    Der Rest zum langen Leben ist dann leider “individuell unterschiedlich” und “genetisch bedingt”, wie die Ärzte gerne sagen.

  6. Alzheimer hinauszögern und irgendwann sogar verhindern
    Gesunde Ernährung, körperliche Aktivität (Sport, Wandern, etc) bei gleichzeitigem Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie Vermeidung des Symptomenkomplexes Übergewicht, metabolisches Syndrom, Diabetes haben soviel ich weiss vor allem eine gesundheitliche Wirkung: Sie erhalten die kardiovaskuläre Gesundheit und verzögern die Entstehung von Arteriosklerose. Die Wahrscheinlichkeit kardiovaskulär zu erkranken nimmt mit dem Alter stark zu, stärker sogar als die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken. Wer aber einmal kardiovaskulär erkrankt ist und somit nicht mehr über gesunde Gefässe und ein gesundes Herz verfügt, der ist auch für viele weitere Erkrankungen anfälliger – inklusive Demenz.

    Alzheimerdemenz entwickeln irgendwann sehr viele Menschen, die einen früher, die andern später. Mit Sport, Schlankbleiben, Genussmittelverzicht und gesunder Ernährung erwischt es einen einfach später, doch es trifft Menschen mit den genetischen Voraussetzungen für Alzheimer trotzdem irgendwann. Das kann sich nur ändern, wenn es – besser früher als später – eine wirksame Therapie gegen die Entwicklung von Alzheimer gibt. Mittel- bis langfristig stehen die Aussichten gut dafür, dass
    1) schon bald Alzheimer-Frühstadien mit Standardtests festgestellt werden können
    2) die Blut-Hirnschranke überwindende Pharmaka entwickelt werden, welche in frühe Stufen des Amyloid-Stoffwechsels eingreifen, womit schädliche Amyloid-Metaboliten gar nie entstehen
    3) CRISPR-Gentherapien entwickelt werden, welche die für Alzheimer verantwortlichen Gene im Hirn ändern

    Fazit: Mit dem Alter steigt das Alzheimer-Risiko deutlich. Wer sich via Sport, Ernährung, Rauch- und Alkoholverzicht und Lebensstil jung erhält, der bekommt auch erst später Alzheimer. Doch verhindern lässt es sich damit nicht, nur hinauszögern.
    Mindestens heute noch. Doch das wird sich ändern.

    Wirksame Therapien der nahen bis mittleren Zukunft werden Alzheimer, da bin ich mir sicher, zu einem Krankenbild der Vergangenheit machen!

  7. “Risikofaktoren Depressionen und Einsamkeit…”
    Ich wohne neben einem Altenheim und sehe oft die “Alten” dort, auch Demenzkranke, vor dem Hause sitzen, zu mindestens im Sommer. Man hat den Eindruck dass die “Alten” hier zur “Entlagerung” von Gesellschaft und Familie abgeschoben werden und vielleicht ein oder zweimal im Monat Besuch bekommen. Einsamkeit scheint also in dieser Gesellschaft vorprogrammiert zu mal auch viele Singles darunter leiden.
    Diese Demenz würde dann also von einer Gesellschaft produziert die die Vereinsamung der Menschen fördert , also in der man sich voneinander entfremdet. Vereinsamung ist wohl mit das Schlimmste was einen Menschen passieren kann da diese Grundemotion die Persönlichkeit bzw. den Lebenssinn in Frage stellt. Demenz wäre dann eine “geistige” Reaktion auf seelische Leere.

    • Hakel: “Demenz wäre dann eine “geistige” Reaktion auf seelische Leere.”

      Ja, der geistige Stillstand und die wettbewerbsbedingte Konfusion, seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”), ist nicht ohne Grund …!?

      Seele ist eine Bezeichnung, die Mensch grundsätzlich nicht im “Individualbewusstsein” entwickelt, sondern nur als wirklich-wahrhaftig/fusioniertes ganzheitliches Wesen Mensch – Kommunikation in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein, OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik.

    • Ich wohne neben einem Altenheim und sehe oft die “Alten” dort, auch Demenzkranke, vor dem Hause sitzen, zu mindestens im Sommer. Man hat den Eindruck dass die “Alten” hier zur “Entlagerung” von Gesellschaft und Familie abgeschoben werden und vielleicht ein oder zweimal im Monat Besuch bekommen. Einsamkeit scheint also in dieser Gesellschaft vorprogrammiert zu mal auch viele Singles darunter leiden.

      So ist es, in Rollstühlen werden sie dann vor irgendwelche Wände geschoben, manchmal liegt auch das sog. Korsakow-Syndrom vor, die betroffenen Patienten bekommen dann zwei bis vier Pullen a 0,5 L Bier täglich gereicht, um sie ruhig zu stellen, die Körperorgane sind dann z. B. i.p. Leberzirrhose entscheidend bereits geschädigt.
      ‘Einsamkeit’ entsteht dann i.p. unzureichender familiärer Bindung, der oder die Alte wird “weggeparkt”.
      Früher war dies anders, der oder die Alte hat idR für Vermögen gesorgt und blieb auch im Alter und bei Demenz sozusagen honoriert.

  8. Vaskuläre Demenz….
    Die Ursachen hierfür sind wohl auch eindeutig im Stressfaktor zu sehen. Durch Stress erfolgt eine permanente Dauerüberreizung des Organismus der dann zu solchen oben angeführten Krankheiten führt. Da hilft dann auch kein Rotwein oder eine “gesunde Ernährung” wenn Stress die Menschen permanent aggressiv ,wütend, gierig oder schlaflos und ruhelos macht.(Hier wird dieser Stress vielleicht nur mit Rotwein betäubt) Die Gesellschaft gibt solche Werte als “Verhaltensmuster” wahrscheinlich vor weil man sich ja immer behaupten und durchsetzen muss ,also sich nur noch im roten Gefahren-Bereich bewegt in dem der ewige Leistungsdruck den Blutdruck hochhält und irgendwann die Sicherungen durchknallen. Die Statistik beweist immerhin dass ein großer Teil der Bevölkerung von diesem angeführten Stress betroffen ist also potentielle Kandidaten für vaskuläre Demenz sind und auch werden .

  9. Interessant zu wissen wäre, ob man Demenz zu den Zivilisationskrankheiten zählen kann.
    Als Laie vermute ich, dass das regelmäßige zu viele Essen eine Unterversorgung des Gehirnes mit Blut zur Folge hat.
    Umgekehrt, wenn man einen klaren Kopf haben will darf man nicht essen. Entweder ist das Blut im Kopf, oder es ist mit der Verdauung beschäftigt. Kann man gut bei Tieren beobachten, wenn sie gefressen haben, dann schlafen sie.

    • fauv
      18.02.2023, 20:13 Uhr

      “Nach dem Essen sollst du ruhn oder 1000 Schritte tun.”

      Der Körper hat nun mal nur endliche Ressourcen und muss deshalb Prioritäten setzen. Ich habe mal gelesen, dass die Kühe deshalb liegend wiederkäuen, weil sie bei gleichzeitiger Bewegung und Wiederkäuen überhitzen würden.

      Es ist ja nicht nur die Verdauung, die eine Einteilung von Ressourcen erfordert, auch im Stress ( Angriff oder Flucht ) organisiert der Körper den Blutkreislauf nach Prioritäten … und die Quadratwurzel zu ziehen gehört dann eben auch nicht dazu 😉

  10. Die Frage lautet, kann man Demenz verhindern ?
    Also, wenn man die Muskulatur anschaut, die wird im Alter immer schwächer.
    Wahrscheinlich werden die Gehirnzellen auch immer schlechter .
    Es geht aber um das vorzeitige Altern des Gehirnes. Da passt auch wieder der Vergleich mit der Muskulatur, die bekommt bei Überbeanspruchung einen Muskelkater und wenn die Nerven altern, dann bekommen wir Muskelschwund.
    (von einem Laien)
    Herr Maier,
    mal ganz radikal gedacht, wenn unsere Ressourcen begrenzt sind, dann sollte man in der Jugend nicht zu viel denken, im Alter macht sich das als Gedächtnisschwäche bemerkbar.

  11. zu fauv: Das Altern des Gehirns…
    Überlebt hat wohl noch keiner und den Alterungsprozess hat auch noch niemand aufgehalten-. Wenn an den Synapsen weniger Botenstoffe (Neurotransmitter) zur Verfügung stehen, können auch weniger Informationen weitergeleitet werden. Und
    wenn synaptische Verbindungen nicht mehr dadurch genutzt werden, werden irgendwann auch Gedächtnislücken entstehen .Die Plastizität läßt also nach da
    dann Reize nicht mehr eingeordnet werden können, man ihren Sinn “vergisst” oder ihre Bedeutung. In der freien Natur würden Tiere mit solchen Erscheinungen zum Bsp. schnell Opfer da das alte Reh den Wolf als Gefahr nicht mehr einordnen könnte. Die Muskulatur kann nur beansprucht werden wenn der Geist(das Gehirn) es will, wenn es also noch fähig ist sich selbst zu reflektieren. Es kann also, solange es sich noch selbst reflektieren kann, Muskulatur und Gehirnzellen “trainieren”….

  12. hallo Hakel,
    gerade lese ich dass Glutamat auch als Botenstoff im Gehirn fungiert.
    Vielleicht betreiben wir Gehirndoping, wenn wir zu viel Glutamat aufnehmen.
    Und wie bei den Muskeln auch, Doping auf Dauer lässt uns schneller altern.

    Man sollte einmal statistisch auflisten welche Nahrungsmittel Demenzkranke bevorzugt haben . Vielleicht lässt sich so der Verdacht erhärten.

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