Veranstaltung “50 Jahre Bemannte Raumfahrt”

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Am 12. April 2011 war der 50ste Jahrestag des ersten bemannten Weltraumflugs. Dies hat sich mittlerweile auch bis nach Darmstadt herumgesprochen, wo die Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik am 26.11.2011 einen Multimedia-Vortragsabend veranstalten wird.

Dort soll auf die vergangenen 50 Jahre zurückgeblickt werden, aber auch eine Prognose gewagt, wie es nun weiter gehen kann. Es gibt Anzeichen – wer unlängst Eugen Reichls Artikel in “Sterne und Weltraum” gelesen hat, weiß Bescheid – dass sich in den kommenden Jahren in der bemannten Raumfahrt sehr viel tun wird, dank des erwachten Engagements der Privatwirtschaft. Dort tummeln sich viele Start-Ups und vor allem auffallend viele Leute wie Elon Musk und Jeff Bezos, die mit dem Internetboom bereits einen Haufen Kohle verdient haben und denen man zutrauen darf, dass sie einen Riecher für kommende Megatrends haben.

Möglicherweise stehen wir jetzt, am Ende der Space-Shuttle-Ära, am Beginn von etwas ganz Neuem, das unser Leben so radikal verändern wird, wie die Luftfahrt, die Mikroelektronik oder das Internet es getan haben.

Kommen Sie einfach am Samstag, dem 26.11.2011 rüber, setzten Sie sich hin, lehnen Sie sich zurück, hören Sie sich die Vorträge an und genießen Sie Bilder, Musik und natürlich auch Brötchen.

Die Vortragenden und ihre Themen sind:

  • Michael Zimmermann: Die Gemini-Missionen – Vorbereitungen für Apollo
  • Rainer Kresken: Kosmonaut Juri Gagarin
  • Gerd Holtkamp: Die Spacelab-Mission D2
  • Michael Khan: Die Zukunft der Raumfahrt

Plakat AAW-Veranstaltung am 26.11.2011 in Darmstadt-Eberstadt, Quelle: AAW Darmstadt e.V.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

10 Kommentare

  1. Die Raumfahrt als Underperformer

    Die Bilanz der Raumfahrt der letzten 40 Jahre sieht schlecht aus, wenn man die Visionen mit den Ergebnissen vergleicht.
    Die Visionen sind

    – Der Mensch als Multi-Planeten-Species
    (ein kurzer Besuch auf dem Mond vor 40 Jahren, das wars, geblieben ist die Vision von ein paar Privaten vie Elon Musk SpaceX Founder Elon Musk Wants Man to Be a Multi-Planet Species

    – Energieversorgung aus dem Weltraum
    Diese Vision von Peter Glaser aus den 1960ern, nämlich die Transmission von Solarenergie aus dem Weltraum auf die Erde mittels Mikrowellen blieb und bleibt wohl noch auf Jahrzehnte hin eine Vision. Einfach darum, weil Satellitenstarts viel zu teuer sind.

    – Die Vision der Rohstoffgewinnung vom Mond oder von den Asteroiden gefasst ins Bild des asteroid oder lunar mining bleibt wohl noch viel länger eine Vision

    Die Visionen sind stark und präsent in unseren Hinterköpfen über die vielen Bilder, die über Science-Fiction-Filme in unsere Köpfe transportiert wurden. Die heutige Realität kann diesen Bildern überhaupt nicht gerecht werden. Wie lange noch?

  2. Der Vortragsabend wird bestimmt interessant. Wäre es möglich nach der Veranstaltung eine Zusammenfassung Ihres Vortrags hier zu veröffentlichen? Auf diese Weise hätten auch weit entfernte Leser und Leserinnen die Möglichkeit sich über “Die Zukunft der Raumfahrt” zu informieren.

  3. Hm… – der Artikel von Eugen Reichel war ja nicht schlecht, aber es sind ja längst nicht alle seiner Meinung. Zum Beispiel er hier:
    http://www.bernd-leitenberger.de/…ivenlosigkeit/

    Andrerseits schliesse ich mich Mona an und würde eine Zusammenfassung Ihres Vortrages, bzw. Ihre Meinung allgemein hier sehr begrüssen.

  4. @Hans

    Danke für die Unterstützung. Ich hoffe doch, dass Herr Khan lässt uns nicht unwissend sterben lässt.

    Zum verlinkten Artikel: Ich finde hier wurde etwas schlecht recheriert. Natürlich ist momentan eine gewisse Perspektivlosigkeit das Grundproblem, dass liegt aber in erster Linie am fehlenden Geld. Der Schreiber hat zwar recht, dass die bisherigen Raumfahrzeuge der USA nicht vom Staat entwickelt wurden, aber sie wurden von der Regierung in Auftrag gegeben und vom Steuerzahler bezahlt und nicht von privaten Firmen. Warum diese komische “Richtigstellung”? Weiter heißt es: “Das Ziel der ersten drei bemannten Programme der USA war ganz einfach und konnte in wenigen Sätzen erläutert werden: …” Nun, die drei Programme mögen zwar technische Zwischenziele gewesen sein, aber das ursprüngliche Ziel der Amerikaner (und Russen) waren sie nicht. Auch wenn wir die Raumfahrt gerne als Ausdruck einer hochentwickelten Zivilisation ansehen, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass sie ursprünglich für militärische Zwecke gedacht war (und ist).

    Über die Gründe für die allgemeine Aufrüstung im Weltraum schreibe ich hier jetzt nicht, da es dazu eine gute mehrteilige Dokumentation gibt: http://www.dokus4.me/…imer-wettlauf-des-militar/

    Nach dem Ende des kalten Krieges ist beiden Seiten der Gegner abhanden gekommen und es fehlt an Geld. Das bekommt nun die Raumfahrt besonders zu spüren. Für (Weltraum-)Waffen lässt sich wahrscheinlich auch eher Geld auftreiben als für wissenschaftliche Forschung. Insofern müssen neue Ziele für die Raumfahrt definiert werden von denen möglichst viele profitieren. Wobei die privaten Interessen einer kommerziellen Raumfahrt schon klar sind. Vor einigen Wochen wurde der erste kommerziell genutzte Weltraumbahnhof eingeweiht. Bereits 430 Tickets zum Preis von je 200.000 Dollar seien für einen Weltraumflug verkauft worden, hieß es. Das ist nicht gerade ein Schnäppchen für einen Flug von nur etwa 2,5 Stunden. Zudem müssen erst noch Testflüge absolviert werden, um zu zeigen, ob die Sicherheit der Passagiere gewährleistet werden kann.
    http://www.spaceportamerica.com/

    Besonders verblüfft war ich über den Schluss des Artikels, da steht: “Ich wage zu prophezeien: Solange die bemannte Raumfahrt nicht wieder ein konkretes Ziel hat, eines das einer breiten Öffentlichkeit auch den Betrag für das Programm wert ist, solange wird sich an der Misere nichts ändern.”

    Was ist in diesem Zusammenhang “ein konkretes Ziel” und wie soll das aussehen? Wie ich weiter oben schon schrieb ist die Raumfahrt mehr oder weniger aus dem Wettrüsten hervorgegangen und ich hoffe doch, dass wir “das Ziel”, den Krieg im Weltall, erst mal hinter uns gelassen haben. Warum brauchen wir für die Erforschung des Weltraums überhaupt ein “konkretes Ziel”, können wir nicht auch mit kleinen Schritten und überschaubaren Zwischenzielen weitermachen? Die Entdeckung des Weltraums gleicht doch einer unendlich langen Reise ins Unbekannte, wo ist da das Ziel? Ich würde sagen “Der Weg ist das Ziel” (Konfuzius)

  5. @Mona

    Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube der Herr Leitenberger und Konfuzius passen nicht so richtig zusammen. Er hat ja auf seiner Webseite einige Aufsätze zur bemannten Raumfahrt publiziert, die zu sezieren den Rahmen dieses Blogs sprengen würde. http://www.bernd-leitenberger.de/…tartikel.shtml

    Ich hab jetzt auch nicht mehr alles im Kopf, obwohl ich einige der Artikel gelesen habe. Ist aber schon eine Weile her, deshalb weis ich in diesem Zusammenhang gerade auch nicht, wie ein konkretes Ziel aussehen könnte.

    Einen Vorschlag hab ich aber schon, den man da auch nachlesen kann: http://www.bernd-leitenberger.de/…9/eine-vision/

    Ansonsten hoffe ich auch, nicht unwissend zu sterben. 🙂

  6. @Hans

    Sie schrieben: “Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube der Herr Leitenberger und Konfuzius passen nicht so richtig zusammen.”

    Das sehe ich auch so, aber das Zitat sollte ja in einem größeren Kontext stehen.
    Ich habe mir alle verlinkten Artikel und noch ein paar mehr auf Bernd Leitenbergers Blog durchgelesen und stellte fest, dass er auch einige Artikel über Ernährungslehre im Programm hat, da werde ich bei Gelegenheit mal etwas stöbern, aber das ist hier nicht das Thema.

    Zur Raumfahrt: Da aktuell etwas das Geld fehlt ist klar, dass man mit kleinen Schritten und überschaubaren Zwischenzielen weitermachen muss. Das widerspricht sich m.E. auch nicht mit dem was Sie (?) auf Bernd Leitenbergers Blog schrieben, da formulieren Sie auch überschaubare Ziele und bauen zusammen mit den Kommentatoren schon mal Luftraketen 🙂
    So schön diese technischen Spekulationen auch sind, so sollte man sich doch auch mit der Politik der beteiligten Regierungen beschäftigen, da diese vielleicht von etwas anderen Erwägungen ausgehen.

    Apropos Politik: In der Kommentarspalte (des zweiten Links) fand ich diese Aussage:
    “Was die Politik angeht, so sehe ich das ganze natürlich erst mal als ein massives Konjunkturprogramm für die Wirtschaft. (…) Ich dachte mir das ganze als ein Konjunkturprogramm, das mit klaren Zielen an den Start geht und angeschoben wird. Wenn der Wirtschaftszweig der Raumfahrttechnologie sich dann selbstständig tragen kann, soll sich der Staat als Firmenfinanzier zurück ziehen. Sonst würden aus der Anschubfinanzierung sehr wahrscheinlich Dauersubventionen, und die will doch auch keiner.”

    Ich fürchte hier hat sich ein Denkfehler eingeschlichen. Die produzierende Wirtschaft muss Gewinne machen um existieren zu können und solange der Staat als Käufer der produzierten Weltraumtechnologie auftritt kann sie das auch. Wenn sich aber der Staat zurückziehen soll, wer soll dann diese Güter kaufen? Reicht da die alleinige Nachfrage von privaten Firmen aus?

    Ob eine bemannte Raumfahrt notwendig ist darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein und es lassen sich immer Argumente dafür oder dagegen anführen, aber wenn Bernd Leitenberger die bemannte Raumfahrt langweilig findet, dann kann ich ihm nicht folgen. Für mich ist sie ein Menschheitstraum. Schon 1609 befasste sich der Astronom Johannes Kepler mit einer Reise zum Mond. Natürlich hat das was er schrieb nichts mit heutigen Gegebenheiten zu tun, aber er träumte seinen Traum auch zu einer anderen Zeit.
    http://www.zeit.de/2011/28/L-B-Kepler

  7. @Mona

    Zuerst einmal sehen Sie es völlig richtig: jener Hans, der sich dort in Kommentaren und Gastblogs äussert, bin ich. Und Respekt, wenn Sie sich das alles in den letzten Tagen durchgelesen haben!
    Das die beteiligten Regierungen, bzw. deren Politiker in Sachen Raumfahrt teilweise andere Auffassungen verteten als Sie oder ich, ist sicher normal. Wenn Sie die Blogeinträge mal durchgehen, werden Sie feststellen das der Herr Leitenberger sehr begründet davon ausgeht, das die meissten Politiker von der Raumfahrt keine Ahnung haben und sie sich auch nicht wirklich dafür oder die dahinter stehende Wissenschaft interessieren. – Von Ausnahmen natürlich mal abgesehen. Das vermute ich übrigens auch.
    Die Aussage aus der Kommentarspalte, die Sie hier zitiert haben, stammt auch von mir. Und da meinte ich nicht, das der Staat sich als Kunde der produzierten Weltraumtechnologie zurück ziehen soll, sondern als Investor der Firmen. Soll also heissen: wenn es den Firmen wirtschaftlich gut geht und sie Gewinne machen, dann soll der Staat diese nicht mehr subventionieren. Am Anfang eines Konjunkturprogramms ist dies ja notwendig, damit etwas in Gang gesetzt wird. Sobald die Sache aber läuft ohne das weitere Finanzhilfen von Aussen (in diesem Fall also vom Staat) nötig sind, sollen diese auch schrittweise zurück gefahren werden, so das die Firmen allein von ihren Einkünften bzw. Gewinnen weiter existieren können. Wenn der Staat dann als Kunde auftritt, ist da nichts gegen einzuwenden. Ich gehe aber auch davon aus, dass der Weltraumtourismus zunehmen wird, wenn ein solches Programm wirklich durchgezogen wird und nicht auf halber Strecke erlahmt und irgendwann aufhört zu existieren.
    Ansonsten sehe ich die bemannte Raumfahrt auch als Menschheitstraum, und denke das die Menschheit es irgendwann auch mal schafft, die Raumfahrt zu einer ganz alltäglichen Sache zu machen, so wie es auch in diverser Science Fiction der Fall ist. Apropos Sciense Fiction: Kennen Sie die Serie Battlestar Galactica? – Eine so hoch entwicklte Raumfahrt wie sie dort existiert, stelle ich mir als Fernziel der Menschheit auch vor.

  8. @Hans

    “Wenn Sie die Blogeinträge mal durchgehen, werden Sie feststellen das der Herr Leitenberger sehr begründet davon ausgeht, das die meissten Politiker von der Raumfahrt keine Ahnung haben und sie sich auch nicht wirklich dafür oder die dahinter stehende Wissenschaft interessieren.”

    Normalerweise haben Politiker aber Leute, die sie informieren. Allerdings werden viele Projekte heutzutage nur unter monetären Gesichtspunkten betrachtet und die Kaputtsparer und Erbsenzähler haben das Sagen, während die Opfer mit gekürzten Mitteln und weniger Lohn mehr leisten müssen. Wenn aber dadurch das ganze Projekt den Bach runtergeht, wie jüngst bei der Marssonde Phobos-Grunt geschehen, dann will man die Betroffenen sogar noch bestrafen. Zumindest lies der russische Präsident Dimitri Medwedjew so etwas verlauten. Wie Herr Khan in seinem offenen Brief an ihn schon schrieb: “Es gibt harte Grenzen, unter die die bereitgestellten Mittel lieber nicht reduziert werden sollten.”

    Wenigstens hat die Menschheit in Science- Fiktion-Filmen keine finanziellen Probleme. Sie fragten mich in diesem Zusammenhang: “Kennen Sie die Serie Battlestar Galactica? – Eine so hoch entwicklte Raumfahrt wie sie dort existiert, stelle ich mir als Fernziel der Menschheit auch vor.”

    Als Science-Fiktion-Fan kenne ich diese Filme natürlich zum größten Teil, auch wenn ich eher in Richtung Star Trek tendiere. Aber auf diese Art von Raumfahrt werden wir wohl noch etwas warten müssen, und ich weiß auch nicht, ob alles technisch so machbar wäre. Außerdem ist durch die Sparmaßnamen im Bildungsbereich überall eine gewisse Stagnation eingetreten und wir müssen froh sein, wenn wir die dringendsten Probleme, wie Energiekrise, Klimawandel und Bevölkerungswachstum, in den Griff bekommen.

    Der Philosophieprofessor Volker Gerhardt sagt dazu: “Ob die Menschheit auch in 50 Jahren noch Raumfahrt betreibt, hängt vor allem davon ab, ob sie ihr Zivilisationsniveau halten kann. Nur dann sind derartige Großexperimente machbar.”

    Von hier: http://www.tagesspiegel.de/…umfahrt/4048544.html

  9. @Mona

    Das Problem mit den Erbsenzählern ist allerdings eines, das uns wirklich noch mehr Probleme machen kann, als wir jetzt schon haben. Und solange wir es als Gesellschaft nicht schaffen diese Erbsenzähler auf jene Plätze zu verweisen, wo sie hin gehören, werden die Probleme auch nicht weniger werden. Da stimme ich zu.
    Bei der Bildung stimme ich auch zu. Solange die auch nur durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachtet wird, werden wir als Gesellschaft eher wieder verblöden, als das wir uns weiter entwickeln. Insofern hat Herr Gerhardt leider recht.

    Zur Science Fiction: Ich hatte zwar die Neuauflage der Serie gemeint, die von 2004 bis 2008 gedreht wurde, aber letztlich ist die Raumfahrt in Star Trek genauso oder ähnlich hoch entwickelt, wie in Battlestar Galactica. Über die Details zu diskutieren wäre sicherlich interessant, aber dafür ist hier wohl nicht der richtige Ort. (Aber in Star Trek hat man zumindest keine Finanzprobleme, da man das Geld dort ja abgeschaft hat.)

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