SpaceView: DARPA will Amateur-Astronomen einbeziehen
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DARPA (Defense Advanced Projects Research Agency), die Organisation des US-Militärs, die für fortgeschrittene technologische Forschung zuständig ist und aus der unter Anderem das Internet erwuchs (weil verteilte, vernetzte Rechnersysteme von militärischem Nutzen sind), hat ein Programm namens SpaceView ins Leben gerufen, um Amateurastronomen an der optischen Beobachtung und Bahnverfolgung größerer Objekte im Erdorbit zu beteiligen.
Das SpaceView-Programm wurde letzte Woche auf der Arizona Science and Astronomy Expo vorgestelt, wie diese PM vom 9.11.2012 auf der DARPA-Webseite verkündet. Es geht offenbar darum, einerseits ein weit verteiltes Netzwerk von Beobachtungsstationen für orbitale Objekte aufzubauen und dabei entweder gegen Entgelt existierende Hardware und die Arbeitskraft von Amateurastronomen zu nutzen, und auch, andererseits, ausgewählten Amateuren ein Teleskop zu stellen, dass die Nutzer für vom DARPA vorgeschriebene Beobachtungskampagnen einsetzen müssen, wobei sie die Hardware außerhalb dieser Kampagnen auch für eigene Beobachtungen und Astrofotografie verwenden dürfen.
Auf der Webseite des SpaceView-Programms steht noch nicht sehr viel. Neben ein paar groben Erklärungen zum Stichwort Space Situational Awareness und zur Weltraumschrottproblematik können sich dort Interessenten online registrieren. Man wird dort unter anderem auch nach dem US-Staat und dem ZIP-Code (der US-Postleitzahl) gefragt, aber nicht nach der Nationalität und dem Land. Das werte ich als Hinweis, dass nur US-Bürger mit Wohnsitz in den USA infrage kommen (Warum eigentlich? Selbst wenn man den Teilnehmerkreis eines Programms mit militärischem Hintergrund auf die eigenen Staatsbürger beschränken will, sollten doch im Interesse einer möglichst breiten Datenbasis auch im Ausland lebende Amerikaner nicht ausgeschlossen sein).
Die Fragen auf der Registrierungswebseite geben auch einen gewissen Hinweis auf die technische Ausstattung eines vom DARPA zu stellenden Teleskops. Ich schließe aus den Fragen, dass es um ein vollautomatisches, Gerät mit geringer Brennweite geht. Gut, das ist jetzt nicht wirklich eine Überraschung.
Laut DARPA-Pressemitteilung ist SpaceView Bestandteil des übergeordneten DARPA-Programms “Orbital Outlook“, in das schon 29 Radar- und optische Beobachtungsstationen weltweit eingebunden sind. Ab 2013 soll es eine weitere Intitative namens StellarView geben, die ähnlich SpaceView aufgebaut ist, aber akademische Institutionen anspricht.
Hauptziel von SpaceView ist die laut DARPA die Verbreiterung der SSA-Datenbasis und die Senkung der Kosten, wobei sich mir zuallererst die Frage stellt, was den konkret mit Amateurgeräten überhaupt zu sehen ist. Ganze Satelliten und große Bruchstücke sind noch wahrzunehmen, aber gerade bei den kleineren Trümmern, die immer noch groß genug sind, um einen aktiven Satelliten zu demolieren, bin ich da aber skeptisch. Ohne genauere Daten ist das schwierig zu bewerten.
Wenn wir jetzt nur von den großen Objekten reden und die Beobachtbarkeit mit optischen Teleskopen voraussetzen:
Da auch in Europa an der Schaffung eigener SSA-Kapazitäten gearbeitet wird und die Kosten hierzulande ganz sicher auch ein Thema sind, könnte ein europäisches, ziviles SpaceView-Programm durchaus Sinn machen. Einen passenden Namen kann man sich auch noch überlegen. Dieses Program könnte sich explizit an europäische Amateurastronomen wenden. Ich kenne da aus dem Stegreif mehrere Volkssternwarten, die infrage kämen, und das nur in meiner näheren Umgebung. Und Europa ist weit – zum Territorium europäischer Nationen gehören u.a. auch Svalbard, St-Pierre et Miquelon, Guadeloupe, Martinique, die Gesellschaftsinseln, die Malwinen, Südgeorgien, la Réunion, Kerguelen oder Neukaledonien, also schon geographisch sehr weit verteilte Gebiete.