Das kommt mir spanisch vor …

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Raumfahrt aus der Froschperspektive
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Die nicaraguanische Zeitung “El Nuevo Diario” berichtet, dass die Kommission, die mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt wurde, die in der Nacht vom 6. auf den 7. September zu einem 12 Meter großen Krater in der Nähe des Flughafens von Managua geführt hat, in verschiedene Richtungen ermitteln will. Ein Meteoriteneinschlag ist nach Aussage der Kommission nur eine der möglichen Hypothesen. Am Ende des Artikels wird allerdings ein Kommissionsmitglied mit der Aussage zitiert, andere Hypothesen würden dann in Betracht gezogen, wenn ein Meteorit ausgeschlossen werden müsse. Wirklich ergebnisoffen wäre die Untersuchung demnach also nicht.

Die Kommission will auch Spezialisten aus dem Ausland, darunter die USA, Deutschland und Uruguay (Wieso Uruguay?) zur Rate ziehen. Diese müssen allerdings nicht unbedingt vor Ort sein, sondern sie könnten auch Proben untersuchen die man ihnen zugesandt hat.

Das halte ich bereits für bedenklich. Wenn es sich um einen geologischen Prozess (ob mit oder ohne Beitrag eines Meteoriten) handelt, ist der Kontext wesentlich – man muss sehen, was wo liegt und wann und wie es dort hingekommen ist.

Wenn dem Ereignis ein ganz irdischer Vorgang zugrundeliegt, etwa eine Explosion von Sprengstoff, dann ist die Untersuchung forensicher Natur. Auf jeden Fall muss der Ort des Geschehens möglichst ungestört gelassen werden, bis die Experten da waren.

Dass einfach irgend jemand nach eigenem Ermessen Proben entnimmt und die Experten dann mit den Proben arbeiten müssen, die vielleicht gar nicht relevant sind oder zu denen wesentliche Informationen wie der Kontext fehlen, erscheint mir problematisch. In dem Artikel wird auch ein Tweet verlinkt, in dem eine Aufnahme einer lokalen Bodenprobe (offenbar sedimentärer Natur) zu sehen ist, in die Fremdkörper eingebettet sein sollen.

Die Kommission nannte ausdrücklich auch den Einschlag von Weltraumschrott, also Trümmer von Raumfahrzeugen, als mögliche Ursache. Das wiederum erscheint mir ausgesprochen unplausibel. Trümmer, die als Bruchstücke einer Explosion oder Kollision im Orbit entstanden sind, haben üblicherweise eine geringe Dichte und eine große Oberfläche im Verhältnis zu ihrer Masse. Sie treten ohnehin schon nicht so schnell in die Atmosphäre ein wie Meteoroiden und werden auf eine niedrige Terminalgeschwindigkeit abgebremst. Deswegen besitzen sie beim Aufschlag nicht mehr genügend kinetische Energie, um so einen großen Krater bei vollkommener Desintegration des einschlagenden Objekts zu erzeugen.

Weltraumschrott kann zwar auch kompakter Natur sein, beispielsweise Schwungräder. Aber woher stammt ein solch großer Krater? Es wäre schon bekannt, wenn ein so großes Objekt in der Nähe eingetreten wäre. Außerdem würde man Reste davon herumliegen sehen.

Ich entnehme auch diesem Artikel, der auf einer Pressekonferenz der Untersuchungskommission beruht, weiterhin keine Information zu den zum vermuteten Zeitpunkt des Ereignisses herrschenden Wetterverhältnissen. War der Himmel klar oder bedeckt? Gab es ein Gewitter? Bei klarem Himmel und guten Sichtverhältnissen ist nicht nachvollziehbar, dass die Leuchtspur eines mit Hyperschallgeschwindigkeit in die Atmosphäre eintretenden Objekts, wenn es eins gab, nicht gesehen oder  von Kameras aufgezeichnet worden sein soll.

Ich würde eigentlich erwarten, dass zunächst einmal in diese Richtung ermittelt wird, bevor von Untersuchungen von Bodenproben geredet wird. Zumal die Konstatierung der herrschenden Wetterverhältnisse für die Leute vor Ort sehr einfach sein sollte.

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1 Warum Uruguay? Ein Kollege äußerte den Verdacht, dass vielleicht Experten aus der UdSSR angefordert werden sollten. Bei der Suche nach der Telefonvorwahl der UdSSR (auf Spanisch: URSS) wurde man aber nicht fündig und nahm statldessen einfach das nach alfabetischer Sortierung folgende Land

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

5 Kommentare

  1. Mir kommt das ja vor allem eher halbgar vor. Irgendwie habe ich nicht den Eindruck, dass da Leute sitzen, die wissen, was sie tun, und schon gar nicht was sie tun müssten. Vermutlich nehmen die Behörden das einfach nicht ernst genug.

    • Ein Name, der im Zusammenhang mit diesem Ereignis immer wieder auftritt, ist Wilfried Strauch from Instituto Nicaraguense de Estudios Territoriales (INETER). Das ist ein Seismologe und er leitet beim INETER die Abteilung für Vulkanologie. Vielleicht gibt es im ganzen Land niemand, der sich mit Meteoriten auskennt und deswegen hat man ihn gerufen. Jetzt verstehe ich auch, warum gerade deutsche Experten befragt werden sollen.

  2. Mehr als eine Woche nach dem Ereignis beginnt eine kritische Hinterfragung der Rolle der Behörden in Managua, allerdings vorwiegend durch die Presse des spanisch-sprachigen Auslands.

    Peru21.de am 10.9.2014: Auflistung der als gesichert geltenden Fakten, merkwürdige Geheimniskrämerei der nicaraguanischen Regierung, Zweifel und kursierende Verschwörungstheorien, darunter, dass die nicaraguanischen Streiträfte einen Bunker hätten explodieren lassen oder das eine Propagandastrategie der Regierung dahinter stecke
    El Faro, 15.9.2014 aus El Salvador äußert Verwunderung über die mangelhafte Informationspolitik der Behörden, das gegenteil von dem, was man bei einem Meteoritenimpakt erwarten sollte. Dieser Artikel bezieht sich auf die PK der Untersuchungskommission in Managua letzte Woche

    Die offensichtlich fundamentale Frage, welche Wetterbedingungen zum betreffenden Zeitpunkt herrschten, wird nicht angesprochen und schon gar nicht beantwortet.

  3. Dieser Artikel in der nicaraguanischen Zeitung La Prensa vom 9.9.2014 macht folgende Aussage zu den Wetterverhältnissen zum Zeitpunkt des Ereignisses:

    Además alega que el cielo estaba parcialmente claro, y un objeto capaz de producir un cráter tan grande también habría generado una bola de fuego muy brillante (brillante que la Luna llena) que debería haber sido visto en un área amplia.

    Teilweise klarer Himmel. Trotzdem hat niemand Feuuerball oder Leuchtspurt gesehen, keine Überwachungskamera etwas aufgezeichnet. Allein schon deswegen ist die Annahme, dass die Ursache bei einem Meteoriteneinschlag zu suchen ist, extrem unplausibel und man kann sie getrost zu Grabe tragen.

    Was war’s dann?

    Hier sind Bilder des Kraters in Managua. Und hier sind Bilder von Blindgängern von Weltkriegsbomben in Deutschland, die an Ort und Stelle gesprengt werden mussten oder von selbst explodierten.

    Ich denke, die Ähnlichkeit der Bilder spricht für sich.

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