Seltsame Vulkanausbrüche zum 1.April

In den frühen Morgenstunden des 1. April 1974 staunten die Bewohner von Sitka, einer kleinen Hafenstadt in Alaska, nicht schlecht. Über den nahen Mount Edgecumb zog eine Rauchsäule langsam in den Himmel. Notrufe gingen bei der Polizei, Feuerwehr und sogar der Küstenwache ein, die Aufgrund eines plötzlichen und unerwarteten Ausbruch des erloschen geglaubten Edgecumb prompt einen Helikopter hinschickte.

Am “ausbrechenden” Vulkan angekommen, konnte der Pilot allerdings nur einen Berg von alten Autoreifen erkennen, die mit stark rußender Flamme langsam vor sich hinkokelten. In einem nahen Schneefeld hatte jemand mit schwarzer Farbe eine 15-Meter hohen Schriftzug hinterlassen: APRIL FOOL.

Der Scherz-Ausbruch des Mt. Edgecumbe war die Tat eines gewissen Oliver “Porky” Bickar, der 70 alte Autoreifen in seiner Garage versteckt hatte. Drei Jahre lang verhinderte schlechtes Wetter die Umsetzung seines Plans. Ende März 1974 war es dann aber soweit. Das Wetter war gut, und Earl Walker—ein Helikopterpilot von dem nahen Flugfeld in Petersburg—hatte sich bereit erklärt, die Reifen zum Krater des erloschenen Vulkans zu fliegen.

Trotz mehrerer Flüge wurde der Helikopter mit seiner seltsamen Fracht und dem noch seltsameren Zielort anscheinend von niemandem bemerkt. Nachdem die Reifen auf einer freien Lichtung aufgestapelt worden waren, setzten die zwei Männer das Ganze mit einigen Litern Kerosin in Brand und machten sich schleunigst davon.

Tatsächlich hatte Walker die zuständige Flugüberwachung und die Polizei über den geplanten Scherz informiert, dabei aber die Küstenwache vergessen.

Die Reaktion der Behörden und vor allem der Bewohner von Sitka war aber durchaus positiv. Die Nachricht des “falschen Ausbruchs des Mt. Edgecumbe” wurde sogar von der Associated Press aufgenommen und weltweit bekannt. Bis heute wird “Bickar’s prank” von manchen Scherzkeksen als einer der besten Aprilscherze aller Zeiten angesehen.

Ein ähnlicher Scherz nur 6 Jahre später hatte schwerwiegendere Konsequenzen. Ein TV-Sender von Boston musste sich öffentlich entschuldigen, nachdem während einer falschen Nachrichtensendung behauptet wurde, dass der Mount Milton—ein nicht-vulkanischer Berg und bekanntes Schigebiet in Massachusetts—auszubrechen drohte (dabei wurden Filmaufnahmen des rauchenden St. Helens verwendet, der einen Monate später auch tatsächlich explodierte). Erboste Anwohner, die vermutlich auch finanzielle Einbußen durch das Fernbleiben von Wintersportlern befürchteten, hatten sich lauthals “über den unangebrachten Unsinn” beschwert.

Veröffentlicht von

David Bressan ist freiberuflicher Geologe hauptsächlich in oder, wenn wieder mal ein Tunnel gegraben wird unter den Alpen unterwegs. Während des Studiums der Erdwissenschaften in Innsbruck, bei dem es auch um Gletscherschwankungen in den vergangen Jahrhunderten ging, kam das Interesse für Geschichte dazu. Hobbymäßig begann er daher über die Geschichte der Geologie zu bloggen.

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