60 Jahre Volksrepublik China

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Heute vor genau 60 Jahren wurde auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing die Volksrepublik China ausgerufen und gegründet. Die Kommunisten unter Mao setzten sich im Bürgerkrieg gegen die Armee von Chiang Kai Tschek durch, die daraufhin nach Taiwan floh. Nach der Gründung folgten dreißig dunkle Jahre für das Reich der Mitte. Der Große Sprung nach vorne und die Kulturrevolution brachten großes Elend für die chinesische Bevölkerung. In den letzten dreißig Jahren änderte sich dieses dramatisch durch die wirtschaftlichen Reformen und die Öffnung des Landes. China stieg, nach derzeitigen Schätzungen, zur dritt- oder zweitgrößten Volkswirtschaft auf.

Wie feiert nun diese Nation dieses Jubiläum? Derzeit befinde ich mich in Hongkong und beobachte die Festivitäten sowohl auf dem Festland als auch hier in der ehemaligen britischen Kronkolonie. Fast jedes Fernsehprogramm berichtet heute über die Parade auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Was ich dort sah, war für mich sehr bedrückend. China setzte ein Zeichen der Stärke und hielt heute morgen eine Militärparade ab, die an ehemalige sowjetische Zeiten erinnerte. Eine Riege von alten Herren versammelte sich auf einem Balkon und sah zu, wie Panzer, Raketenwagen und Soldaten an ihnen vorbeimarschierten bzw. fuhren. Der Höhepunkt war die Darstellung von Kampfflugzeugen und -hubschraubern, die über Beijing flogen. Als deutscher bin ich sicherlich stark vorbelastet gegenüber Militärparaden, aber ich hielt es für das falsche Bild, dass China in die Welt sandte. Nach der Militärparade folgten Massenkoreographien, die sehr beeindruckten. Diese sind in Asien sehr beliebt und häufiger auch in Japan zu sehen. Auch da sind wir Deutschen vielleicht zu stark vorbelastet, so dass sich mein mulmiges Gefühl verfestigte. Heute Abend soll über Beijing das weltweit größte Feuerwerk stattfinden. Ein Tag der Superlative für China.

Und wie feiert Hongkong diesen Tag? Das Bild hier in der ehemaligen britischen Kronkolonie unterscheidet sich stark dem des Festlands. Es fand ein sehr beeindruckendes Feuerwerk über Hongkong Island statt. Ich habe dieses vom Victoria Peak auf Hongkong Island beobachtet und war sehr begeistert. In Kowloon sammelten sich schon am frühen Nachmittag tausende Schaulustige, um einen guten Platz für das Feuerwerk zu sichern. In Kowloon gab es allerdings auch Kritik an der Volksrepublik. Die Falong Gong Bewegung hatte im Hafenbereich viele Fotos von Folteropfern ihrer Bewegung ausgestellt. Da sich viele Chinesen an diesem Feiertag in Hongkong aufhalten, gab es gegen diese Ausstellung auch Protest. Ich musste beobachten, wie eine Frau einen Falong Gong Aktivisten anschrie, bevor sie von Sicherheitskräften abgeführt wurde. Da sie auf chinesisch schrie, konnte ich sie allerdings nicht verstehen. Die meisten Passanten schienen sich allerdings nicht für die Ausstellung zu interessieren.

Auf Hongkong Island zog ein kilometerlanger Protestmarsch durch die Straßen. Die Transparente forderten dazu auf, die Kommunistische Partei Chinas zu verlassen und sich für Demokratie einzusetzen. Dieser Protestmarsch war unglaublich friedlich und wirkte wie ein Volksfest. Ich habe ein paar Fotos geschossen, kann diese aber erst nächste Woche hochladen.

Und noch eine Meldung aus Tibet. Die Provinz wurde von chinesischen Offiziellen für die Feiertage für ausländische Touristen und Berichterstatter komplett abgeriegelt. Das Reiseverbot trat am 25. September in Kraft und hält sich noch bis zum 08. Oktober. Die Führung in Beijing rechnet anscheinend mit Protesten in Tibet.     

 

Proteste der Falung Gong Bewegung

 

Protestmarsch auf Hongkong Island

 

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Meine Name ist Stefan Ohm und ich bin Geograph. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert und danach bei Electronic Data Systems (EDS) als Lotus Notes Entwickler gearbeitet. Während meines Studiums in Hannover führte mich mein Weg zur Texas State University in San Marcos (USA) sowie zur University of Bristol (UK). Darüber hinaus absolvierte ich zwei Praktika bei NGO’s in Neu Delhi (Indien), mit dem Ziel Entwicklungsprozesse vor Ort genauer zu betrachten und damit ein besseres Verständnis über diese zu erhalten. Promoviert habe ich über den Strukturwandel im Perlflussdelta und Hongkong (China) an der Justus Liebig Universität in Gießen.

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