Verstärkt der Klimawandel den Zyklon Idai?

Bei Spektrum.de habe ich heute eine etwas längere Meldung über den für die betreffende Region ungewöhnlich starken und gefährlichen Zyklon Idai geschrieben. Die Auswirkungen auf die Stadt Beira, die den Sturm voll abbekommt, dürften recht dramatisch werden. Ich halte es für möglich, dass sich der Sturm durch den “Brown Ocean Effect” – der Boden an Land ist nass und warm genug, um weiter Energie zu liefern – über Land langsamer auflöst und noch mehr Regen bringt als gedacht.

Vor allem aber stellt sich auch hier – wie bei starken Wirbelstürmen im Atlantik – die Frage, ob der Sturm durch den Klimawandel so stark und gefährlich geworden ist. Anders als bei den Hurricanes der Karibik ist der Fall hier allerdings keineswegs klar.

Auf den ersten Blick ähnelt Idai dem Hurrican Harvey, der 2017 Houston gründlich eingeregnet hat. Auch Idai ist durch das warme Wasser vor der Küste deutlich stärker geworden. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied: Das Wasser in der Straße von Mosambik ist derzeit anscheinend keineswegs ungewöhnlich warm – der Blick auf die aktuellen Meerestemperaturen zeigt keine Anomalie gegenüber der Vergleichsperiode im 20. Jahrhundert. Das war bei den pazifischen Hurricanes der letzten Jahre ganz anders.

Der Atlantik ist anders

Ein weiterer Punkt spricht hier eher gegen ein Klimasignal beim Zyklon: Die meisten Simulationen deuten darauf hin, dass der Klimawandel tropische Wirbelstürme im südwestlichen Indischen Ozean nicht verstärkt. Tatsächlich sollten sie, zumindest derzeit, seltener werden und vermutlich auch insgesamt weniger Regen bringen. Idai widerspricht dem Muster. [1]

Was am Sturm auffällt ist seine seltsame Zugbahn, die nicht zu den normalen Zyklonen der Region passt. Idai entstand nahe der Küste, zog dann über Land, hinaus aufs Meer, wo er zum Zyklon wurde. Dann kehrte er nach Westen um.

Möglicherweise hat das mit klimabedingten Veränderungen beim Südostpassat zu tun – aber das weiß ich nicht, meine Literaturrecherche hat da auch keine Hinweise erbracht. Eine Rolle könnten auch höhere Temperaturen an Land spielen, die dem Sturm in seiner Entstehungsphase mehr Energie gegeben haben.

Vorstellbar ist auch, dass dadurch die Luftdruckdifferenz zwischen Ozean und Kontinent höher ist und den Sturm nach Westen zwingt. Aber auch darauf habe ich keine konkreten Hinweise gefunden. Ich bin also eher zurückhaltend, was den Einfluss des Klimawandels auf diesen Sturm angeht, zumindest ist er bei weitem nicht so nahe liegend wie im Atlantik.

[1] Es gibt unter Umständen Hinweise auf einen schwachen Trend hin zu mehr Tagen mit hohen Windgeschwindigkeiten bei Zyklonen im südwestlichen Indischen Ozean.

6 Kommentare

  1. Sie schreiben im Spektrum-Artikel, dass die aktuelle Wassertemperatur dort 29°C beträgt. Das ist doch ziemlich hoch. Woher kommt diese ungewöhnliche Wärme?

    Es könnte sich durchaus um eine Hitzewelle im Ozean handeln, die mit der globalen Erwärmung zusammenhängen kann.

  2. Meine Aussagen basieren auf zwei Quellen. Zum einen zeigt die aktuelle Karte der Temperaturanomalien der NOAA (oben verlinkt) keine erhöhten Werte in der Straße von Mosambik in den letzten Tagen. Insofern herrscht zumindest in oberflächennahem Wasser keine besondere Hitze, und die ist für Tropenstürme ja entscheidend. Die aktuelle Meerestemperatur habe ich Pi mal Daumen aus der SST-Konturkarte der NOAA übernommen. Das ist natürlich nicht besonders präzise, aber ich sehe nicht, dass da ein paar Zehntel Grad plus oder minus einen grundsätzlichen Unterschied für meine Einschätzung macht.

  3. “Eine Rolle könnten auch höhere Temperaturen an Land spielen, die dem Sturm in seiner Entstehungsphase mehr Energie gegeben haben. ”

    Was ja dann doch mit der globalen Erwärmung in Zusammenhang bringbar ist, oder?

    War nicht auch die Grenztemperatur für die Entstehung von Zyklonen irgendwo bei 24° Wassertemperatur? Wenn das ungefähr stimmt, dann sind 29° ja doch ein Garant für einen Zyklon. Und das nicht nur ein bischen.
    So weit ich weiss gehören zu Stürmen ja Temperaturdifferenzen, d.h. die Luft muss kälter sein, damit die warme feuchte Luft nach oben will.
    Dann könnte doch ein an sich harmloser Schlenker relativ kälterer Luft das ganze angestossen haben. Und wenn der tatsächlich kalt war sollte die Post abgehen bei der hohen Wassertemperatur. Alles nur Laienvermutungen…

  4. Hallo Dirk,
    ja, das stimmt. Ich weiß aber nicht genug über die Bedingungen in der Region zum Zeitpunkt des Zyklons, um das zu bestätigen. Allgemein dürfte der Klimawandel etwas damit zu tun haben, dass zwei so starke Zyklone diese Region in so kurzer Zeit getroffen haben, und auch mit den enormen Regenmengen, die sie brachten. Aber das kann ich so nicht beantworten.

  5. Sehr geehrter Herr Fischer. Durch Zufall bin ich auf ihre Seite gestoßen und bin entsetzt welche Informationen da veröffentlicht wurden wo die Tagespresse bisher nicht in großer Aufmache hervorgebracht hat. Könnten Sie mir darüber eine Erklärung abgeben? wo Sie selber einem, denke ich Journalisten Verband angehören. Wie kann das sein, dass die Öffentlichkeit, auch über Boulevard Presse, skandalöse Tests in der Natur verschwiegen werden. Nennt man das vielleicht Kollateralschaden zum Nutzen der Wissenschaft. Hat die Wissenschaft den Freibrief über ihre Stiftungen alles mögliche Tun zu dürfen um in Schweden alljährlich ein goldenes Lenkrad zu gewinnen? LG skandal um moni

  6. Hallo Monika, ich antworte mal statt Herrn Fischer: Das sind wir selber, (wir = der Durchschnittsbürger), der solche Artikel nicht haben will. Die großen Zeitungen “Bild – dir deine Meinung” schreiben Schlagzeilen, um verkauft zu werden, um mit Werbung Geld zu verdienen. Nicht mal die Grünen mit ihrem Wahlerfolg trauen sich, die richtigen Wahrheiten publik zu machen, seit sie vor ein paar Jahren mit dem Veggi-Day vom Durchschnittsbürger abgestraft wurden.

    Die Wahrheit ist: Wir leben auf Kosten der gesamte Welt (wir = die westliche Welt und die Reichen in China). Uns geht es gut. Wir geben nichts vom Reichtum ab. Alles muss immer billiger sein. Wir sind alle für Tierschutz und gegen Fracking. Aber wir wollen das billige Steak zum Grillen und schreien auf beim Benzinpreis.

    Diese Wahrheit will niemand lesen.

Schreibe einen Kommentar