Astronomie in Schulklasse 12
BLOG: Einsteins Kosmos
Vom expandierenden Universum bis zum Schwarzen Loch
An bayerischen Gymnasien besteht die Möglichkeit in der Schulklasse 12 anstatt der "normalen" Schulphysik Astrophysik zu unterrichten. Das ist eine schöne Sache, auch wenn ich mir wünsche, dass die Astronomie und Astrophysik schon viel früher breit im Schulunterricht behandelt werden sollte.
Insgesamt stehen im 12. Schuljahr ca. 60 Physikschulstunden zur Verfügung. Für die Lehrplanalternative Astrophysik sieht der Lehrplan fünf Themen vor:
- Orientierung am Himmel (ca. 5 Schulstunden)
- Sonnensystem (ca. 8 Schulstunden)
- Sonne (ca. 16 Schulstunden)
- Sterne (ca. 17 Schulstunden)
- und Großstrukturen im Weltall (im Prinzip Kosmologie; ca. 12 Schulstunden).
Genaue Inhalte entnehme man der Website des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in München.
Da sich unser Exzellenzcluster Universe der TU München mit der Erforschung des Universums und allen fünf o.g. Schwerpunktthemen befasst, hatten wir uns entschieden, den Lehrerinnen und Lehrern Unterstützung anzubieten. Wir veranstalteten von 6.-8. Juli 2011 eine 2,5tägige Lehrerfortbildung mit 20 bayerischen Lehrerinnen und Lehrern im Jugendgästehaus in Dachau. Für jedes der o.g. fünf Themen sahen wir einen halben Tag vor, und zwar eine interaktive Vorlesung eines Astrophysikers/Astronomen und danach einen langen Diskussionsteil, um Inhalte zu vertiefen und den Lehrern Gelegenheit zu geben, all ihre Fragen zu stellen und Beispielaufgaben zu rechnen. Wir konnten als Trainer renommierte Experten gewinnen:
- Prof. Harald Lesch (Astrophysiker, LMU München, ZDF) – Thema Sonne,
- Prof. Simon White (Kosmologe und Direktor am MPI für Astrophysik, MPA) – Thema Kosmologie,
- PD Dr. Ewald Müller (ebenfalls MPA, Experte für Supernova-Explosionen) – Thema Sterne,
- sowie Dr. Hans-Ulrich Käufl (Planetenforscher an der ESO Garching) – Thema Sonnensystem.
Ich übernahm als Trainer das erste Thema "Himmel" der Fortbildung. Wir hatten sogar Glück mit dem Wetter, und konnten abends mit einem 8"-Spiegelteleskop beobachten, um die "Orientierung am Himmel" gleich in der Praxis zu testen.
Ich muss sagen, dass diese Veranstaltung großen Spaß gemacht hat. Die Lehrerinnen und Lehrer konnten laut eigenen Aussagen sehr profitieren und meinten sogar, dass es die beste Fortbildung gewesen sei, an der sie jemals teilgenommen haben. Wir werden deshalb diese Veranstaltung auf jeden Fall wiederholen – zumal wir schon beim ersten Event dieser Art mehr Anmeldungen als Teilnehmerplätze hatten.
Für die Lehrer war es prima, dass das Format auch genug Zeit gelassen hat, um sich untereinander auszutauschen. Denn einige hatten bereits die Lehrplanalternative Astrophysik angeboten und konnten von ihren Erfahrungen berichten.
Als begleitende Literatur zur Lehrplanalternative Astrophysik sehr zu empfehlen sind das Schulbuch "Astrophysik" von Dieter Beckmann und ISB-Handreichung "Astrophysik".
Ich persönlich hoffe, dass die Astronomie als älteste Naturwissenschaft so noch mehr Fans bekommt. Das Thema geht uns alle an und gehört zur Allgemeinbildung. Gerade Kinder und Jugendliche begeistern sich sehr für das Sonnensystem, außerirdisches Leben, Raumfahrt, Schwarze Löcher, Urknall, Science Fiction uvm. Das sollten wir nutzen, um sie für Naturwissenschaft, Technik und Mathematik zu begeistern – schon in der Schule.
PS: Am 28. Juli 2011 veranstalten wir schon wieder die nächste Lehrerfortbildung; diesmal allerdings zum Thema "Aspekte der modernen Kosmologie", das an bayerischen Gymnasien verpflichtend im Physikunterricht der Schulklasse 10 unterrichtet wird. Zusammen mit einem Teilchenphysiker versuche ich da klar zu machen, dass beim umfassenden (naturwissenschaftlichen) Verständnis des Universums alle möglichen Teilbereiche der Physik wichtig sind: mindestens Kern-, Teilchen-, Plasma-, Astrophysik und Kosmologie.