Aktuelles: Kraft des Sports und was Frauen über behaarte Männerbrüste denken

Tagebücher der Wissenschaft

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Aktuelles aus dem Wissenschaftsticker: Eine neue Studie, die die Daten von 1,3 Millionen Menschen zusammenfasst, belegt den gesundheitsfördernden Einfluss von Bewegung und Sport. – Vor allem ältere Frauen nach den Wechseljahren finden haarige Männerbrüste attraktiver; jüngere Frauen, die mit der Pille verhüten, bevorzugen hingegen rasierte Bäuche.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zweieinhalb Stunden moderate Alltags- oder Freizeitbewegung pro Woche. Experten zufolge erfüllen jedoch nur ein Drittel der Erwachsenen EuropäerInnen diese Vorgabe. Mithilfe achtzig epidemiologischer Untersuchungen, die besondere Qualitätsmerkmale erfüllen, hat der Sportwissenschaftler Günther Sahmitz von der Universität Wien zusammen mit Kollegen die Daten von 1,3 Millionen Menschen ausgewertet, um den Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheit zu erforschen. Die Zahlen stammen von Menschen ohne schwere Vorerkrankungen, die im Mittel elf Jahre lang beobachtet wurden.

Bei mäßig intensiven Freizeitaktivitäten wie Nordic Walking, Tanzen, Radfahren und Wandern betrug die Risikoreduktion bereits sechs Prozent und bei intensiverem Ausdauertraining oder Sport, etwa Laufen, Tennis und Ballsportarten, sogar neun Prozent. (Günther Sahmitz, Sportwissenschaftler an der Universität Wien)

Den Sportwissenschaftlern zufolge geht ein Erfüllen der WHO-Richtlinien mit einer Reduktion des Sterberisikos um 10% einher. Wer sich doppelt so viel bewegte, hatte ein um 19% verringertes Risiko. Mit 39% war das Risiko am deutlichsten bei Menschen verringert, die 300 Minuten pro Woche intensives Ausdauertraining und Sport betrieben. Im Mittel sei dieser Effekt bei Frauen stärker ausgeprägt und bereits leichte Haushalts- oder Gartenarbeiten sowie Besorgungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad würden mit einem verringerten Sterberisiko einhergehen.

Ältere Frauen finden behaarte Männerbrüste attraktiver

Für die ZDF-Sendung TerraXpress hat die Psychologin Johanna Lass-Hennemann von der Universität des Saarlands eine eher ungewöhnliche Untersuchung durchgeführt. Vom Bierbauch bis zum Waschbrettbauch wurden Männer mit Brustbehaarung zwischen 20 und 60 Jahren zufällig zum Fotoshooting eingeladen. Danach mussten sie sich zum Vergleich die Brust rasieren und wurden erneut abgelichtet.

Anschließend wurden 200 Frauen die Fotos gezeigt. Im Vergleich mussten sie jeweils auswählen, ob sie einen Bauch mit oder ohne Haaren attraktiver fanden. Gleichzeitig erhob die Psychologin Angaben zum Alter, der Fruchtbarkeit und Verhütungsmethode der Frauen.

Vor allem in der Gruppe der älteren Frauen nach den Wechseljahren waren die haarigen Bäuche beliebt. Hier zogen sie in rund 60% der Fälle das Foto mit Behaarung vor. Bei den jüngeren Frauen, die in ihren fruchtbaren Tagen waren, und Frauen, die gerade nicht fruchtbar waren und nicht hormonell verhüten, waren diese Bäuche mit 40-50% etwas weniger beliebt. Vor allem fanden aber Frauen, die mit der Pille verhüten, die rasierten Männerbrüste attraktiver. Sie entschieden sich nur in rund 30% der Fälle für die behaarte Variante.

Die Psychologin bietet hierfür zwei Interpretationen an: Erstens könnten durch die Pille hervorgerufene Veränderungen von Gedächtnis- und Gefühlsprozessen dazu führen, dass diese Frauen die Männer mit unbehaarter Brust am attraktivsten finden. Zweitens könnten Frauen, die bereit sind, ihren Körper mittels Hormonen zu verändern, vermehrt auch von Männern die Veränderung ihrer Körper erwarten. Johanna Lass-Hennemann selbst bevorzugt die zweite Erklärung. Allerdings finde ich das nicht ganz plausibel, denn die Frauen sollten ja im direkten Vergleich die Attraktivität der gezeigten Bäuche bewerten und nicht die Frage beantworten, ob sie von den jeweiligen Männern eine Brustrasur erwarteten.

Quellen: Material des idw.
Guenther Samitz, Matthias Egger and Marcel Zwahlen. Domains of physical activity and all-cause mortality: systematic review and dose-response meta-analysis of cohort studies. International Journal of Epidemiology 2011; 1-19

Foto: © Ralph-Thomas Kühnle (Kühnle) PIXELIO

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