Ein rauschendes Fest …

Moltke-Denkmal am Gemündener Maar

… muss das gewesen sein, an das noch 166 Jahre später eine Denkmaltafel erinnert: “Hier feierte Helmuth von Moltke seinen Geburtstag am 26. Oktober 1847”! Das Denkmal steht am Rand des Gemündener Maars in der Eifel, direkt angrenzend an ein Gartenlokal. Ich kann sie förmlich hören, die Tanzmusik bis zum Morgengrauen, der Wald gespickt mit Bierseligen, die ihren Rausch ausschlafen, Tische, die sich unter der Last von gutem Essen biegen.

Moltke Geburtstag 2

Aber wie so oft war alles ganz anders. So berichtet der Major von Moltke in einem zwei Tage nach dem Geburtstag verfassten Brief an sein „kleines Weibchen“.

Abends fuhr ich nach Daun, wo ich ein gutes Nachtlager fand. Der folgende Tag war mein ganz ergebenster Geburtstag. Eine schöne Feier, nur schade, je öfter man dieses Fest feiert, desto weniger erfreulich ist es. Übrigens war ein schöner Sonnenschein, und ich spazierte wieder auf vulkanischem Boden zu den Kratern von Schalkenmehren, drei naheliegenden kleinen runden Seen von ungeheuerer Tiefe. Der Spiegel des einen liegt wohl 200 Fuß tiefer als der des ändern, von welchem er nur durch einen schmalen Damm getrennt ist. Der stahlblaue, regungslose Wasserspiegel erinnert an Castel Gandolfo im Kleinen. Abends fuhr ich auf sehr schlechtem Wege nach Kelberg.

Das war’s. Denkmalwürdig wurde der Geburtstag erst Jahre später. Das Denkmal – bestehend aus der oben abgebildeten Tafel aus Eisenguss, einem Sockel aus Eifeler Basalt und einem an einer “Ruinensäule” angebrachten Bronzerelief mit dem Porträt Moltkes – lag bei der Errichtung noch recht abgeschieden in der Natur. Vom seit 1926 bestehenden „Wald-Café“ und dem heutigen Schwimmbad war noch keine Spur. Hier am Ort des Moltkeschen Spaziergangs errichtete der Dauner Eifel- und Verschönerungsverein im Jahr 1894 dem nach den militärischen Erfolgen Preußens zur Leitfigur geworden Generalfeldmarschall rund drei Jahre nach dessen Tod 1891 ein Denkmal.

Moltke-DenkmalSo sah das Moltke-Denkmal im Jahr 1912 aus. Im Nachhall des Ersten Weltkriegs wurde das Bronzerelief ausgebrochen und verschwand. Einige Jahre später, im August 1926, aber meldete die „Dauner Eifelzeitung“: “Der hiesige Eifelverein, der in den letzten Jahren die Spuren der Nachkriegszeit allüberall beseitigte, hat am gestrigen Tage auch dem Moltke-Denkmal wieder seinen alten Schmuck verschafft”.

 

Am Sonntag, dem 2. September 1894, dem Jahrestag des Sieges von Sedan, wurde das Denkmal feierlich enthüllt. Der Landrat brachte ein Kaiserhoch aus, Regierungsbaumeister Blankenagel, der auch das Denkmal entworfen hatte, hielt die Einweihungsrede und erinnerte an den Geburtstagsbesuch. Das Trompeterkorps der Husaren aus Trier spielte das Deutschlandlied, das „an dem Hange des Mäuse- und Harzberges kräftig widerhallte“. Danach ging es weiter zur Sedanfeier aus der sich ein frohes Volksfest entwickelte, an das sich abends ein Festbankett anschloss, das „erst in vorgerückter Stunde endete“.

So gab es dann doch ein rauschendes Fest – und die viele Jahre zurückliegende Durchreise am 47. Geburtstag wurde ein Anlass zur Feier von Preußens Glanz und Gloria.

Eher zufällig erhalten geblieben ist dagegen ein besonderes Denkmal akustischer Art: Vor  fast genau 124 Jahren, am 21. Oktober 1889, sprach Moltke auf seinem Familiensitz in Kreisau in Edisons Phonographen. Er freute sich damals über die Erfindung, die ermögliche, „dass ein Mann der schon im Grabe liegt, noch einmal seine Stimme erhebt und die Gegenwart begrüßt.”

Wohlan denn:

Tondokument-Quelle: U. S. National Park Service

 

 

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Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite freiberuflich als Redakteurin/Lektorin/Autorin. Dieser Blog enthält Überlegungen und Informationen, die ich sonst nirgendwo unterbringe. Die aber rauswollen.

2 Kommentare

  1. Vor fast genau 124 Jahren, am 21. Oktober 1889, sprach Moltke auf seinem Familiensitz in Kreisau in Edisons Phonographen. Er freute sich damals über die Erfindung, die ermögliche, „dass ein Mann der schon im Grabe liegt, noch einmal seine Stimme erhebt und die Gegenwart begrüßt.”

    Das Transcriptum hier wichtich.

    MFG
    Dr. W (der neben dem sachlichen WebLog-Artikel auch die Unbefangenheit goutiert, die aus eben dem Artikel hervorlugt)

  2. Beim Bildersortieren stieß ich dieser Tage auf ein Foto dieses Denkmals. Und weil ich nicht mehr wusste, wo genau es aufgenommen ist, habe ich danach im Netz gesucht. Hier wurde ich fündig.
    Jetzt weiß ich, dass auch ich mich geirrt habe: Es gab kein rauschendes Fest!
    Danke für die Informationen zu diesem Thema; ach was: für die vielen, sehr interessanten Texte, liebe Eva!
    Hildegard

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