Great Barrier Reef – Ein Jahr später
Fast ein Jahr ist es her, dass ich diesen Post über die Lage im größten Korallenriff der Welt geschrieben habe: R.I.P. Great Barrier Reef?. Ich hatte ja Hoffnung, dass die Korallen im nächsten Jahr – jetzt – 2017, die Chance bekommen, sich zu erholen. Leider ist das aber nicht der Fall: Auch dieser australische Sommer war zu heiß für die Symbionten der Korallen, die Zooxanthellen. Von ihren Oktokorallen-Partnern verstoßen, hinterließen sie weitere bleiche Kolonien.
Leider hat sich das Problem auch ausgeweitet: Schon 2/3 der gesamten Riffstrukturen an der nördlichen Ostküste Australiens zeigten 2016 ausgebleichte Korallenstöcke. 2017 sind auch die Riffe weiter südlich auf der Höhe von Townsville betroffen. Professor Terry Hughes,
vom Australian Research Council, der beim Center for Excellence in Coral Research in Townsville forscht, veröffentlichte folgende Graphik, in denen die betroffenen Riffe rot eingezeichnet sind: Bei diesen Messungen waren 60% der Korallenstöcke gebleicht.
Die Riffe ganz weit im Norden wurden dieses Jahr zwar verschont, aber für die Riffbereiche um Cairns herum ist diese Doppelbelastung ein schwerer Schlag: Die Gefahr ist, dass die Korallen ohne ihre Symbionten verhungern und sterben. Neue Korallen müssen sich dann ansiedeln und das kann dauern. 10 Jahre brauchen die schnellsten Korallen, um wieder einigermaßen anzuwachsen. Prof. Mia Hoogenboom von der James Cook University in Townsville berichtet in einem Interview über die Konsequenzen der zwei Jahre Hitze für die Korallenriffe im Great Barrier Reef:
Wie ich auch im letzten Jahr berichtete, waren zusätzlich zu den sensibleren verzweigt wachsenden Arten wie Hirschgeweihkorallen auch robustere “mound-shaped corals” wie Hirnkorallen, betroffen. Diese wachsen sehr langsam – wenige Zentimeter im Jahr – und die großen Exemplare haben meist einige Jahrhunderte auf dem Buckel.
Woran liegt es? Letztes Jahr konnte man noch isoliert El Nino die Schuld geben und auch da war es klar, dass die globale Erwärmung der Meere der eigentliche Verursacher ist. 2017 gab es aber kein El Nino-Event. Der Klimawandel steckt wohl dahinter und Australien tut bisher nicht sehr viel dagegen: https://www.theguardian.com/australia-news/2015/dec/12/what-does-paris-climate-agreement-mean-for-australia – Immerhin haben sie im November das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Weitere Stressoren wie Giftstoffe aus Flüssen, Sedimente und auch große Minen-Projekten wie diese hier werden in Zukunft die Korallen weiter belasten. Im März fegte zu allem Überfluss auch noch Zyklon Debbie über die Küste und zerstörte das Riff weiter. So geschwächt, ist es kein Wunder, wenn sich so mancher Korallengarten in einen schleimigen Steinhaufen verwandelt.
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Titelfoto: ARC_2017 Credit: Ed Roberts