Open Access – Teil 6: Eine Vision?

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oaBastian sagt:

Open Access, der freie Zugang zu wissenschaftlichen Daten & Literatur ist für manche eine Horrorvorstellung, glauben die Leute doch tatsächlich dass sich mit Wissen dann kein Geld mehr verdienen lässt. Doch ist Open Access etwas anderes als eine konsequente Änderung des Publizierens durch neue Medien und Möglichkeiten?

Schauen wir doch mal etwas mehr als 500 Jahre in die Vergangenheit zurück. Damals wurden Bücher noch per Hand geschrieben und genauso auch kopiert. Neben fleissigen Mönchen, die ihre Texte von Hand wieder und wieder kopierten, gab es eigens eine Zunft der Kopierer.

Doch dann kam auch bald schon ein findiger Erfinder namens Guttenberg und erfand den Buchdruck. Und zack, wurden Mönche und Kopierer um ihre Arbeit gebracht. Die Herstellung von Büchern wurde einfache, effizienter und vor allem billiger. Einige Jahrhunderte später wiederholt sich die Geschichte: Der gemeine Kopierer wurde erfunden. Die Verbreitung von geschriebener Information wird wieder einfacher und billiger.

Und nun haben wir das Internet. Informationen lassen sich in wenigen Sekunden über die ganze Welt verteilen und die Kosten dafür streben immer weiter gegen Null. Gedrucktes wird zumindest in der Wissenschaft für die Verteilung immer unwichtiger. Wieso sollte ich auch noch eine Woche warten dass Veröffentlichungen in gedruckter Form per Post vor meine Tür geliefert werden wenn ich auch direkt online den Zugriff habe und bei Bedarf die für mich interessanten Paper selbst drucken kann? Da stinken die alten Vertriebswege über gedruckte Journals gegen ab. Genauso ist das Bezahlmodell für diese Art von Vertrieb überholt. Sich Zugang zu PDFs so teuer bezahlen zu lassen als ob diese extra für mich gedruckt werden würden und per Limosine vor die Haustür chauffiert ist einfach nicht angemessen. 50 cent pro Kilobyte zu verlagen hat schon fast SMS-Abzocke-Niveau.

Da ist es dann auch kein Wunder wenn der Ruf nach neuen und vor allem angemessenen Vertriebswegen laut wird. Doch es gibt auch noch eine andere Komponente die man bei Open Access betrachten sollte:

Alle Staaten, oder allgemeiner gesagt Gesellschaften, die sich den Luxus (und nichts anderes ist Wissenschaft) Forschung leisten, bezahlen auch gemeinschaftlich dafür. Auch wenn heute bei der Vergabe von Mitteln die Anwendbarkeit immer mehr in den Vordergrund gerückt wird leisten wir uns immer noch Grundlagenforschung. Einfach der Neugier halber und auch weil nur so Fortschritt stattfinden kann. Ohne Forschung keinen Computer, kein Internet, kein Fernseher und bei Krankheiten dürften wir immer noch einfach nur beten. All diese Sachen werden von jedem mitfinanziert.

Und wäre es da nicht nur eine faire Sache wenn ein jeder Zugriff auf diese Ergebnisse bekommt und nicht nur derjenige der dafür nochmal viel Geld ausgeben will?

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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