Open Access – Teil 1

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oaBastian sagt:

Ich wollte euch hier demnächst mal ein paar Dinge darüber schreiben was genau Open Access (OA) ist, was für Vorteile aber auch Nachteile das System hat und so weiter. Doch leider bin ich mir sehr unsicher welchen Wissensstand ich bei euch Lesern voraussetzen kann. Von daher wollte ich in diesem Beitrag mal darauf eingehen wie Wissenschaftler traditionell ihre Ergebnisse veröffentlichen und wie das Verlagswesen im alten Modus funktioniert. Für wen das sein täglich Handwerk ist der darf diesen Eintrag gerne überlesen und sich dann mehr auf den nächsten OA-Beitrag freuen.

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Dazu hab ich mal ganz trendy eine kleine Flowchart zusammengebastelt in der man stark vereinfacht sieht wie es vom Vergeben der Forschungsgelder bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse kommt.

Schauen wir uns das Ganze mal Schritt für Schritt an. Erstmal dürfen die Wissenschaftler sich um Forschungsgelder bewerben. Wenn die Geldgeber, in Deutschland z.B. die Deutsche Forschungsgemeinschaft, nach Überprüfung der Anträge Geld bewilligen kann es dann erstmal an die eigentliche Forschung gehen. Und irgendwann will man dann natürlich auch seine Ergebnisse präsentieren. Dazu schreibt man dann so ein hübsches Paper wie wir sie hier regelmässig vorstellen und sucht sich eine Zeitschrift in der man dann veröffentlichen will.

Und hier fängt der Ärger dann auch an (manche würden allerdings sagen dass das schreiben schon zum Ärger gehört). Denn die Zeitschrift in der man sich präsentieren will soll weise gewählt sein. Generell sind dabei alle geil darauf ein Journal zu erwischen das einen möglichst großen Journal Impact Factor (JIF) hat, dieser Wert soll angeben wie angesehen die Zeitschrift ist. Gleichzeitig gilt auch: Je höher der JIF desto besser/wichtiger muss ein Ergebnis sein um in so einer Zeitschrift angenommen wird.

Hat man sich dann für sein Journal entschieden sendet man denen sein Manuskript zu und die Redakteure schauen dann erstmal ob der Beitrag überhaupt zur Zeitschrift passt. Entscheiden diese sich dagegen darf man sich ein neues Journal suchen.

Sind die Redakteure jedoch der Ansicht das die Veröffentlichung in ihrer Zeitschrift veröffentlicht werden soll so geht es ins Peer-Review-Verfahren: Die Herausgeber suchen sie sich nun Experten des betroffenen Fachbereiches aus und geben diesen das Manuskript um den fachlichen Inhalt des Papers zu überprüfen. Dies dient unter anderem dazu gefakte Daten etc. zu entlarven, was natürlich nicht immer klappt.

Hat es das Manuskript so weit geschafft dann kann es danach veröffentlicht werden. Von Journal zu Journal unterschiedlich: Ob die Autoren für das Ganze selbst etwas zahlen müssen. Gleiches gilt dann für den Umfang in dem die Rechte an der Veröffentlichung in die Hände des Verlages gehen oder eben bei den Autoren bleiben. Schlechtenstenfalls bezahlt man also dafür all seine Rechte abzugeben, aber was tut man nicht für Reputation?

Und irgendwann geht dann das Journal in Druck in dem das Paper abgedruckt ist, wird an alle Abonnenten versendet und wird gegebenenfalls online veröffentlicht so das Abonnenten Zugriff darauf haben. Darüber hinaus bieten viele Zeitschriften es an einzelne Paper online zu kaufen für den Fall das man kein Abo hat. Zu den größten Kunden für die Abos gehören dabei wohl die Universitäten die Lizenzpakete kaufen um ihre Bibliotheken mit Zugriff auf die Archive der Verlage auszustatten.

Was übrigens viele Studenten auch nicht wissen: Zumindest bei der Uni Münster kann man auch von zuhause den gesamten Online-Katalog der Uni-Bibliothek nutzen wenn man sich einen kleinen, einfachen VPN-Zugang einrichtet. So hat man in Sachen Journals den gleichen Zugriff wie aus den Computerräumen der Uni. Ich bin mir recht sicher dass sowas mittlerweile Standard an jeder Uni sein dürfte. Also schaut mal auf den Seiten eurer Uni nach um euch vielleicht den einen oder anderen Weg zu ersparen.

So weit dann dazu wie traditionell veröffentlicht wird in den Wissenschaften. Nächstes Mal dann über den großen Unterschied zu Open Access.

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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