Noch mehr Nützliches zur Paperverwaltung
BLOG: Bierologie
Philipp sagt:
Darum gehts in diesem Review aus PLoS Computational Biology.
Die Autoren diskutieren über den momentanen Zustand der Online-Wissensverwaltung und wie man diesen ändern könnte. Sie kritisieren, dass digitale Bibliotheken im „eingefrorenen“ Zustand verharren, also nur lesbare Informationen, ohne Möglichkeit für den Benutzer, Infos hinzuzufügen oder zu ändern; desweiteren stellen sie diverse Werkzeuge vor, um Informationen und Veröffentlichungen persönlicher zu gestalten sowie handlicher zu organisieren.
Zu Beginn werden die momentanen digitalen Bibliotheken wie PubMed usw. mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt. Danach werden Werkzeuge vorgestellt, mit dem sich „menschlicher“ gestalten lassen – wie z.B. Mendeley, über dass Basti hier ja schon geschrieben hatte. Zusätzlich werden noch weitere Systeme vorgestellt, wie CiteULike.org, das man am ehesten mit Seiten wie delicious.com vergleichen könnte, da es sich dabei um ein System handelt, in dem Nutzer interessante oder sonstwie relevante Veröffentlichungen abspeichern sowie miteinander verbinden können.
Diese und andere Werkzeuge bezeichnen die Autoren als „a promising start“, bevor sie die grundlegenden momentanen Probleme solcher Programme nennen. In ihren Augen liegen die Probleme vor allem auf menschlicher Seite; z.B. gibt es leicht Probleme beim Auseinanderhalten zweier Autoren mit gleichem Namen – so findet man bei PubMed, welches Autoren mit Nachname + erster Buchstabe des Vornamens abspeichert, allein 2008 genau 181 Artikel von „Wu, R.“.
Desweiteren gibt es natürlich Probleme beim Vertrauen der Nutzer zu den Anbietern: Kommerziell basierte Dienste wie z.B. Connotea.org (gehört zur Nature Gruppe) wollen natürlich durch ihre Dienste einen Profit generieren, fehlt dieser, so werden die Dienste schnell wieder eingestellt – die Mühe, die sich die Nutzer bis dahin gemacht haben, wäre dann verloren.
Der ganze Artikel ist auch wunderschön geschrieben – wer kann einer Veröffentlichung mit so herrlichen Sätzen wie „Rumors of the death of printed books and the death of the journal have (so far) been greatly exaggerated“ schon widersprechen? Oder der hier: „It has been frequently been observed that scientists lag behind other communities in their use of the Web to communicate research, and that this is ironic given that the Web was invented in a scientific laboratory for use primarily by scientists“ – und das sind beides nur Zitate aus dem abschließenden Absatz!
(Natürlich ist das Wissenschaftsweißbier und andere Wissenschaftsblogs ein Gegenbeispiel für den letzten Satz – eine Institution, die noch wenig Aufmerksamkeit vonseiten der Wissenschaftsgemeinschaft oder der Öffentlichkeit erfährt; was sich aber hoffentlich in den nächsten Jahren ändern wird!)
Duncan Hull, Steve R. Pettifer, Douglas B. Kell (2008). Defrosting the Digital Library: Bibliographic Tools for the Next Generation Web PLoS Computational Biology, 4 (10) DOI: 10.1371/journal.pcbi.1000204