Ein einfacher Trick zur Gedächtnisverbesserung – Aber nur für Rechtshänder

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Gestern hatten wir schon das skurrile Paper darüber, dass man vermutlich aus den Gesichtsausdrücken auf Fotos ableiten kann ob Menschen wahrscheinlicher geschieden oder eben nicht geschieden werden. Und heute haben wir schon das nächste Paper aus der Psychologie: Es geht darum mit welchem einfachen Mittel es möglich ist sich Dinge besser zu merken.

Und zwar ist es möglich sein Erinnerungsvermögen zu steigern indem man unmittelbar vor dem Test für gut eine halbe Minute seine Augen horizontal von links nach rechts wandern lässt. Die Theorie dazu ist dass die Augenbewegungen den Informationsaustausch zwischen den beiden Hirnhälften anregen und so dabei helfen sich Dinge merken zu können.

Bereits gezeigt wurde dies mit Menschen die ein split-brain haben. Dies sind Menschen deren beiden Gehirnhälften nicht mehr miteinander verbunden sind. Diese können sich deutlich schlechter Dinge merken als Menschen mit verbundenen Hirnhälften.

Daher sollte man auch Unterschiede zwischen Links- & Rechtshändern finden. Da Linkshänder von Natur aus einen größeren Informationsaustausch zwischen den Hirnhälften haben sollten sich deren Ergebnisse von Rechtshändern unterscheiden. Daher wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: Die stark ausgeprägten Rechtshänder und in den Rest.

Das Experiment bestand darin dass die Testpersonen sich eine Liste von Wörtern merken sollten und später entweder möglichst viele Wörter von der Liste wiederholen sollten oder herausfinden sollen welche Worte vorher nicht genannt wurden.

Zwischen dem Einprägen der Worte und dem Abrufen der Informationen wurde dann der eigentliche Test geschaltet: Ein Teil der Probanden sollte für 30 Sekunden einem weißem Punkt auf dem Monitor mit den Augen folgen der von links nach rechts (und zurück) pendelte. Und die Kontrollgruppe sollte einen stationären Punkt fixieren der die Farbe wechselte.

Mittelwert

Danach sollten sie dann im ersten Versuch möglichst viele der Worte aufschreiben. Wie in der ersten Grafik zu sehen konnten sich diejenigen Rechtshänder welchen die Augen bewegten mehr Worte merken als jene die den statischen Punkt fixierten.
Bei dem Rest hingegen war kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen zu sehen.

Noch spannender wird es wenn man sich nun mal die Fehlerrate anschaut. Also Wörter an die sich die Teilnehmer glaubten zu erinnern, die allerdings tatsächlich nicht vorkamen: Bei den Rechtshändern, die den Bewegungstest machten, sank die Anzahl an Fehlnennungen deutlich im Vergleich zu der Kontrollgruppe.

Fehleranzahl

Bei dem Rest zeigte sich ein dramatisch anderes Bild: Jene die den Bewegungstest machten hatten signifikant mehr Fehler vorzuweisen als jene aus der Kontrollgruppe.

Das Gleiche zeigte sich auch bei dem zweiten Experiment, als die Testpersonen eine Reihe von Worten vorgelegt bekamen und dann entscheiden mussten ob diese Worte neu sind oder bereits zuvor gelernt wurden.

Für stark ausgeprägte Rechtshänder ist es also sowohl für das Erinnerungsvermögen als auch für das Erkennen neuer Wörter von Vorteil vor dem Test die Augen horizontal wandern zu lassen. Außerdem sinkt die Fehlerquote durch diese Anregung.

Für alle anderen ergibt sich dabei ein ganz anderes Bild: Es ist kein Vorteil für Erinnerung und Erkennung von Wörtern dieses Prozedere durchzuführen. Im Gegenteil, erhöht es doch die Fehlerquote sehr stark.

Woran dies genau liegt ist nicht wirklich geklärt. Eine Theorie dazu ist es jedoch das Rechtshänder im “Ruhezustand” eine geringere Interaktion zwischen den Hirnhälften haben und durch diese Anregung erhöht wird. Durch die gesteigerte Interaktion lassen sich solche Erinnerungsaufgaben besser bewältigen.

Allerdings könnte es sein dass erhöhte Interaktion zwischen den Gehirnhälften nur bis zu einem gewissen Punkt positiv ist. Über diesen Punkt hinaus könnte eine Interaktion für die Informationsverarbeitung schädlich sein. Und da Linkshänder bereits im Ruhezustand eine erhöhte Interaktion haben könnte die weitere Anregung durch die Bewegungsaufgaben schädlich sein.

Wer selber wissen möchte ob er zu den stark ausgeprägten Rechtshändern gehört kann diesen Test hier machen. Wenn ihr über +80 Punkte erzielt könnte diese kleine Übung die hier beschrieben ist euch eventuell helfen.

Mit freundlicher Unterstützung von Cognitive Daily.


LYLE, K., LOGAN, J., & ROEDIGER, H. (2008). Eye movements enhance memory for individuals who are strongly right-handed and harm it for individuals who are not Psychonomic Bulletin & Review, 15 (3), 515-520 DOI: 10.3758/PBR.15.3.515

Veröffentlicht von

Bastian hat seinen Bachelor in Biologie in nur 8 statt 6 Semestern abgeschlossen. Nach einem kurzen Informatik-Studiums-Intermezzo an der TU Dortmund hat es ihn eigentlich nur für ein Stipendium nach Frankfurt am Main verschlagen. Dort gestrandet studiert er dort nun im Master-Programm Ökologie und Evolution. Zumindest wenn er nicht gerade in die Lebensweise der Hessen eingeführt wird. Neben seinen Studiengebieten bloggt er über die Themen, die gerade in Paperform hochgespült werden und spannend klingen.

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