China auf dem Weg zur technologischen Supermacht: Kann eine totalitäre Gesellschaft zu einer führenden Wissenschaftsnation werden?
BLOG: Beobachtungen der Wissenschaft
Im frühen 17. Jahrhundert ging aus dem lange so dunklen Kontinent Europa eine der bedeutendsten Revolutionen des menschlichen Geistes hervor: die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens. Der aus ihr hervorgegangene technologische Fortschritt liess Europa zum Wissenszentrum der Moderne werden – und damit nicht zuletzt zur unumstrittenen ökonomischen und militärischen Weltmacht. Sie führte aber noch zu zwei weiteren bedeutenden Entwicklungen: Erstens erfreuen sich die Europäer (und ihre geistigen Kinder, die US-Amerikaner) heute eines Wohlstandes, der die grössten Hoffnungen früherer Generationen längst übertroffen hat, zweitens leben die meisten Menschen in Europa (Ausnahmen: Russland, Weissrussland, teils Ungarn und Polen) in einer anti-totalitären und demokratischen Gesellschaft. Philosophen, Historiker und Soziologen erkennen hier einen in beiden Richtungen wirkenden kausalen Zusammenhang, vom Erfolg des wissenschaftlichen Denkens zur Entwicklung einer „offenen Gesellschaft“, die, wie Karl Popper sagte, zum Ziel hat, „die kritischen Fähigkeiten des Menschen“ freizusetzen, und umgekehrt, die offene Gesellschaft, die auch das freie wissenschaftliche Denken immer weiter fördert. Popper war der erste, der diese Interdependenz explizit hervorhob. Kernvoraussetzung der Wissenschaft ist die Freiheit von Fremdbestimmung, diese Freiheit hängt andererseits von der permanenten Infragestellung der Prinzipien der Machthaber ab, für die Wissenschaft der erste Garant ist. Wie sehr sehnt sich jeder totalitäre Autokrat nach einer Welt ohne vermeintlich lästige Experten, ohne kritische Geister, ohne unabhängig denkende Wissenschaftler. Eine offene Gesellschaft ist immer eine kritische Gesellschaft, und eine kritische Gesellschaft muss immer offen sein.
Der nach 1650 mit immer schnellerer Schlagzahl erfolgt Ausbau unseres Wissens über die Welt, die sich daraus ergebenden, die Lebensbedingungen der Menschen immer weiter verbessernden Technologien und die Umwälzung der europäischen Länder zu offenen Gesellschaften waren die Ernte, die eingefahren wurde, als sich die Tugenden des wissenschaftlichen Denkens unter den Gelehrten Europas fest etabliert hatten. Die wesentlichen davon ist der methodische Zweifel und die damit einhergehende Abkehr von Dogmen. Die Wissenschaft untergrub allumfassende Welterklärungsmodelle und totalitäre Theorien und stellte damit auch die Legitimation der bestehenden geistigen und politischen Führerschaften infrage. Newtons Gesetze wurden nicht ohne Zufall zum Türöffner ins Zeitalter der Aufklärung. Auch liessen sie sein Land zu einer führenden Wissenschaftsnation werden, umgekehrt verlor Deutschland in den 1930er Jahren, als seine Wissenschaftler dem totalitären Land den Rücken zukehrten, seine langjährige Führung als Wissenschaftsmacht.
Die optimale Entfaltung der wissenschaftlichen Kräfte und der daraus entstehenden Super-Technologien waren historisch bislang nur in offenen Gesellschaften möglich, in denen die Regierungen ihre Macht nicht zum Zweck des Erhalt ihrer selbst missbrauchen und den Menschen somit nicht vorgeben konnten, was sie zu denken und auszusprechen haben. Doch stellt sich die Frage: Gibt es erfolgreiche Wissenschaft generell nur in einer offenen, demokratischen und die Menschenrechte schützenden Gesellschaft? Man ist geneigt, diese Frage zu bejahen. Wissenschaft und Ingenieurwesen erfordern freies und von aussen nicht beschränktes Denken, ihre erfolgreichsten Vertreter sind Menschen, die sich ungerne etwas sagen lassen. Diese Voraussetzungen bieten nun einmal nur offene Gesellschaften.
Spätestens an dieser Stelle fällt der Blick auf China. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass dieses Land eine offene, demokratische Gesellschaft darstellt. Die Zensur der Meinungsäusserung durch das autoritäre Regine, die Überwachung der Menschen mit Hilfe modernen Technologien, die Verfolgung ethnischer Minderheiten und die Verletzung universeller Menschenrechte machen China nach jeder möglichen Definition zu einer totalitär regierten Gesellschaft. „Xi Jinping ist der größte Feind der offenen Gesellschaft“, sagt einer der Hauptadvokaten Poppers und seiner offenen Gesellschaft heute, der Investor und Philanthrop Georg Soros. In den Augen vieler westlicher Beobachter stellt China zugleich aber auch eine Gefahr für westliche Demokratien dar. Der Grund: Das Land entwickelt sich zu einer technologischen Supermacht, und dies nicht nur auf dem Feld der künstlichen Intelligenz und dem maschinellen Lernen, wo es einfach nur die im Westen entwickelten KI-Algorithmen anwenden musste und dann aufgrund nicht vorhandenerer Datenschutzgesetze einen natürlichen Vorteil besitzt, sondern auch auf anderen Gebieten wie Bio- und Gentechnologien, Quantentechnologien und neuen Energietechnologien wie z.B. der Kernfusion. In all diesen Bereichen dem Westen gegenüber lange hoffnungslos im Hintertreffen gelegen hat China unterdessen aufgeschlossen.
Nun ist die technologische Entwicklung nicht unbedingt das gleiche wie die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung. Bei ersterer geht es um die Gestaltung neuer konkreter industriellen Produktions- und Verarbeitungsverfahren auf der Basis technologischer Ideen und Erfindungen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen, bei letzterer um neue Aspekte und Details unseres Welt- und Naturverständnisses. Die Ergebnisse ersterer sind zumeist urheberrechtlich geschützt, die letzterer frei und schnell universell zugänglich. Und bereits 1938 warnte der Soziologe Robert Merton davor, den Wert der Wissenschaften neben politischer Angemessenheit auch nicht nach ihrem ökonomischen Nutzen zu taxieren.
Gerade in der Wissenschaft zeigte China seit 400 Jahren Jahre ein massive Unterlegenheit, was die Beziehung zwischen offener Gesellschaften und erfolgreicher Wissenschaft zu bestätigen scheint. So wurden seit der Einführung der Nobelpreise im Jahr 1901 bis heute 616 Naturwissenschaftler mit diesem höchsten Preis der Wissenschaften ausgezeichnet (215 in Physik, 179 in Chemie, 222 in Medizin). Die Bilanz chinesischer Wissenschaftler ist dabei ernüchternd:
- Gerade einmal eine einzige Person, die einen wissenschaftlichen Nobelpreis erhielt (die Frau Tu Youyou, 2015 für Medizin), stammt aus China, wurde dort ausgebildet, forschte dort und hielt zum Zeitpunkt der Nobelpreisverleihung die chinesische Staatsbürgerschaft.
- Die Physik-Nobelpreisträger Chen Ning Yang und Tsung-Dao Lee (1957), Daniel C. Tsui (1998) und Charles Kao (2009) wurden zwar auf dem Gebiet der heutigen Volksrepublik China geboren, erhielten jedoch ihre Ausbildungen und forschten später in den USA und England. Als sie den Preis erhielten, waren sie längst alle Staatsbürger ihrer jeweiligen Wahlheimat.
- Yuan T. Lee, 1986 ausgezeichnet mit dem Nobelpreis für Chemie, wurde im heutigen Taiwan geboren, wurde allerdings ebenfalls in den USA ausgebildet und erhielt den Preis ebenfalls als amerikanischer Staatsbürger.
Die Fields-Medaille und der Abelpreis, die zwei höchsten Auszeichnungen in der Mathematik, sind bisher an keinen einzigen chinesischen Mathematiker verliehen worden. Die meisten bekannten chinesisch-stämmigen Mathematiker des 20. Jahrhunderts lebten den allergrössten oder gar gesamten Teil ihres mathematischen Lebens im westlichem Ausland. Die einzigen Ausnahmen waren der Zahlentheoretiker Chen Jingrun und sein Entdecker und Lehrer Hua Luogeng. Dass die Chinesen dennoch über ein grosses mathematisches Potential verfügen, zeigt, dass sie an der seit 1959 jährlich stattfindenden Internationalen Schüler Mathematik-Olympiade die meisten Mannschaftswertungen gewannen, das erste Mal jedoch erst 1989, seitdem gingen aber fast zwei Drittel aller Teampreise nach China!
Zum Vergleich: Die Sowjetunion, ebenfalls keine offene Gesellschaft (und auch nicht ihr Nachfolgerstaat Russland), brachte während ihrer 69-jährigen Geschichte zehn Physik- und einen Chemienobelpreisträger hervor, die alle ausser einer Person nahezu ihr gesamtes Leben in der Sowjetunion bzw. Russland verbrachten. Dazu kommen sechs sowjetische und drei russische Fields-Medaillen-Träger in Mathematik. Die totalitäre Sowjetunion zeigte also durchaus eine beachtenswerte Leistung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Mathematik, was die These von der Abhängigkeit wissenschaftlicher Spitzenleistungen vom Status der offenen Gesellschaft, in der sie erreicht werden, zu hinterfragen scheint. Doch scheiterte die Sowjetunion nicht zuletzt an der wissenschaftlichen und schiesslich technologischen Unterlegenheit ihres Systems zum Westen?
Betrachten wir desweiteren eine Kultur genauer, die einst die Blüte der Wissenschaften darstellte: In der Zeit von 800 bis 1’250 n. Chr. waren die islamischen Wissenschaftler weltweit konkurrenzlos. Doch dann entwickelte sich ab dem frühen 13. Jahrhundert innerhalb der arabischen Gesellschaften eine intellektuelle Abschottung. Die islamischen Religionsführer und Machthaber wurden in ihren Ansichten zunehmend rigoros und wissenschaftsfeindlich, das Denken dogmatisierte und die Gesellschaften verschlossen sich. Vernunft und Verstand mussten sich dem Glauben unterordnen, wichtige Technologien wie die Druckerpresse blieben aus religiösen Gründen verboten. So stammen bis heute gerade einmal zwei wissenschaftliche Nobelpreisträger aus dem islamischen Kulturkreis: Abdus Salam aus Pakistan (Nobelpreis für Physik, 1979) und Ahmed Zewail aus Ägypten (Nobelpreis für Chemie, 1999). Beide haben allerdings ebenfalls den größten Teil ihrer Ausbildung und wissenschaftlichen Karriere im Westen verbracht. Einen ausschließlich in islamischen Ländern ausgebildeten und forschenden Nobelpreisträger in Physik, Chemie oder Medizin gibt es bislang nicht. Dagegen gab es allein in den letzten 20 Jahren sechs israelische Chemie-Nobelpreisträger (die israelische Bevölkerung beträgt ca. 8 Mio., die muslimische mehr als 1.8 Milliarden Menschen)! So scheinen auch die sowjetische und arabische Gesellschaft die These vom Zusammenhang zwischen einer offenen Gesellschaft und der Qualität ihrer Wissenschaften zu bestätigen (wenn auch im ersten Fall etwas weniger eindeutig).
Um den bisherigen geringen Beitrag Chinas zur Weltwissenschaft zu erklären, müssen wir die chinesischen Vergangenheit etwas näher betrachten. Die allerlängste Zeit seiner jahrtausendelangen Geschichte wurde China von einem gewaltigen, streng hierarchisch gegliederten Beamtenapparat beherrscht. Fast alle Gelehrte waren im Staatsdienst, außerhalb der Bürokratie gab es keine nennenswerte intellektuelle Elite. Die Beamten genossen, solange sie loyal blieben, den zuverlässigen Schutz des Staates und lebenslange finanzielle Sicherheit. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die gesellschaftlichen Struktur und Ordnung des Landes nahezu unverändert. Der Preis dieser Stabilität war intellektuelle Stagnation. Der hohe Grad an staatlicher und sozialer Ordnung liess Veränderungen, Vorschläge für Verbesserungen und neue Ideen nicht sehr gefragt sein, Anreize, neue Kenntnisse zu erwerben, gab es kaum. Dass ein Beamter experimentierte oder gar bestehendes Wissen hinterfragte, kam daher so gut wie nie vor. Wer über sein Tagespensum hinaus noch intellektuelle Impulse verspürte, versuchte sich eher an der hoch angesehenen Dichtkunst. Dass chinesische Beamte kaum kreativ oder neugierig waren, lag auch an dem strengen Auswahlverfahren für diejenigen, die Teil dieser gesellschaftlichen Oberschicht werden wollten. In mehrtägigen Examina, den sogenannten kējǔ, wurde hauptsächlich die Kenntnis der Vier Bücher und der Fünf Klassiker des Konfuzianismus abgefragt. Um zu bestehen, mussten die Kandidaten in harten Jahren des Studiums über 400.000 Zeichen lange Texte auswendig lernen. Die Beamtenkaste bestand also aus Menschen, die sich vor allem durch Fleiß und Konformismus hervorgetan hatten und weit weniger durch Innovationlust und Einfallsreichtum. Ende des 16. Jahrhunderts brachten Jesuiten die abendländische Mathematik nach China. Das wohl einflussreichste antike Buch der abendländischen Mathematik, die „Elemente“ von Euklid, wurde 1607 ins Chinesische übersetzt. Es weckte schnell das Interesse der chinesischen Mathematiker; die einheimische mathematische Entwicklung in China brach daraufhin fast vollständig zusammen. Von nun an näherte sich die chinesische Mathematik der europäischen an, doch war der Vorsprung der Europäer immens und die pädagogische Anpassung in China zunächst eher langsam.
Im 19. Jahrhundert kam die Zeit der chinesischen Stabilität durch den wachsenden Einfluss Europas zu einem plötzlichen Stopp, und für das Land der Mitte begann eine 150 Jahre währende Periode des Leidens, als es einer vergleichsweise kleinen Gruppe englischer Soldaten im Opiumkrieg ab 1839 gelang, die technologische und militärische Unterlegenheit Chinas im Vergleich zu Europa für ausländische wie einheimische Beobachter unübersehbar werden zu lassen. Es folgten kolonialistische Erniedrigung des Landes, seine Eroberung durch Japan, Bürgerkrieg und kommunistische Schreckensherrschaft. Erst seit ca. 30 Jahren befindet sich das Land in einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung mitsamt technologischem Ausbau. Dieser läuft allerdings mit einer Geschwindigkeit ab, die auch Beobachtern im Westen den Atem stocken lässt. Dabei wird gerade in den letzten Jahren immer klarer: Auch und gerade in der technologischen Leistungsfähigkeit hat China im Vergleich zum Westen deutlich aufgeholt und sich vom traditionellen «Copy-paste»-Land zu einem den USA und europäischen Ländern auf vielen Gebieten ebenbürtigen globalen Player bei der Entwicklung zukünftiger Technologien entwickelt.
In der Wissenschaft bzw. Grundlagenforschung hat China bisher allerdings keinen allzu grossen Beitrag geleistet. Dennoch gilt das Land als zukünftige technologische Supermacht. Folgen hier bald die chinesischen Nobelpreise und Fields-Medaillen, und zeigt sich damit, dass auch geschlossene Gesellschaften Spitzenleistungen auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften hervorbringen können? Oder vermag auch China das historische Muster nicht zu durchbrechen, dass die beste Wissenschaft in offenen Gesellschaften geleistet wird? Und hat sich so der technologische Fortschritt vom wissenschaftlichen abgekoppelt aufgrund der Tatsache, dass neue wissenschaftliche Einsichten nahezu instantan global öffentlich gemacht werden? Bisher sieht es eher so aus, dass die erste Frage eher mit „Nein“ und die letzten beiden mit „Ja“ beantwortet werden müssen.
Was mir beim Hohelied auf die europäische “Aufklärung” meist fehlt: Von Europa ging gleichzeitig eine beispiellose, jahrhundertelang währende, weltweite Ausbeutung von Ressourcen und Menschen aus, mit Sklaverei und Unterdrückung und aller, die nicht zum erlauchten Kreis der “aufgeklärten” gehörten. Der Wohlstand der Fürsten, die sich die “fortschrittlichen” Wissenschaftler und Künstler leisteten wurde mit dem Blut und Elend vieler, vieler Menschen erkauft.
Auch technologisch bleibt Festland-China trotz grossen Anstrengungen auf vielen Gebieten um 20 Jahre zurück. Ein gutes Beispiel ist die Chiptechnologie. Führend was die Massenfertigung von Chips der fortgeschrittensten Technologie angeht, sind Taiwan und Südkorea und diese beiden Nachbarn Festland-Chinas führen mit einem Vorsprung von 20 Jahren. Mit der Ethnie und Kultur hat das aber nichts zu tun. In Taiwan leben genauso wie in Shanghai Chinesen. Nur eben unter einem anderen politisch/ideologischen System.
Auch in der im obigen Artikel genannten Technologie der nuklearen Fusion ist nicht Festland-China führend. Sie machen nur mehr Trommelwirbel um das bei ihnen erreichte. In der nuklearen Fusion sind in meinen Augen Firmen wie die MIT-Ausgründung Commonwealth Fusion führend, die Hochfeld-Tokamaks (Feldstärke 20 Tesla) baut.
Eines ist aber sicher: China ist das führende, mächtigste Entwicklungsland. China bezeichnet sich selber als Entwicklungsland nicht zuletzt darum, weil ihm dann kein anderes Land die Spitzenposition streitig machen kann.
Wenn China die Welt erobert, dann erobert es sie auf zivilem Weg über seinen Einfluss in anderen Entwicklungsländern und über eine konsistente Politik der Welteinflussnahme zu der etwa die Initiative der neuen Seidenstrasse gehört, die mit ihren drei Armen nicht nur über Innerasien nach Europa führt, sondern auch einen maritimen Arm besitzt und einen, der nach Afrika führt.
Ein grosser Teil der Stärke Chinas rührt allein daher, weil jede chinesische Firma mit der Unterstützung der Regierung rechnen kann, wenn es darum geht an kritische Rohstoffe, an Landzugang oder Handelsrouten zu kommen.
In Europa ist das völlig anders und die chinesische Regierung sieht das sieht das sehr genau. Das nämlich, dass Europa über keine Strategie und keine konsistente Politik verfügt.
@Chinas Bevölkerungsgröße
Ich schätze mal, dass die Größe hier eine Rolle spielt. Wenn es um Produkte geht, die im Westen längst entwickelt und auf dem Markt sind, dann ist es nicht so einfach, da nachzuziehen. Ein neues Produkt ist anfänglich noch teuer, weil die Entwicklungskosten zunächst wieder reingeholt werden müssen, danach wird es erst günstiger. Wer hier nachziehen will, und die Entwicklung dann noch mal finanzieren muss, der hat es schwer. So hat China eben mit seiner Milliardenbevölkerung einfach mehr schlaue Leute, die solche Nachentwicklungen machen können, und auch einen riesigen Binnenmarkt, wo sie trotz anfänglich höhere Kosten ihre eigenen Nachentwicklungen verkaufen können.
Ich vermute mal, dass wenn China komplett nachgezogen hat, dass das Land dann auch mehr in Grundlagenforschung investieren wird. Derweil konzentriert man sich noch auf Entwicklung von konkreten Produkten, weil da immer noch Nachholbedarf ist.
Wieso jetzt freie Wissenschaft totalitärer chinesischer Regierung in die Quere käme, ist zunächst mal nicht ersichtlich. Bei uns war es der Dissens von Religion und Wissenschaft, der anfangs Konflikte mit sich brachte. Eine weltanschaulich begründete Einschränkung von Wissenschaft kann ich bei radikalem Islam klar erkennen. Wie die aktuelle chinesische Autokratie weltanschaulich-religiös unterwegs ist, und wo das eventuell grundsätzliche Konflikte mit neuer Forschung und politischen Leitlinien gibt, kann ich nicht beurteilen.
Was mir vom Taoismus bekannt ist, scheint mir doch vergleichsweise besser zur Wissenschaft zu passen, als christliche und muslimische Konzepte zu der Zeit, wo sich hier die Wissenschaft entwickelte.
Auch war im Westen im 19. Jahrhundert die Wissenschaft durchaus schon gut unterwegs, während die Regierungsformen noch nicht so dolle demokratisch waren. Man denke hier etwa auch an die Sklaverei in den USA.
Der Untergang des Sowjetkommunismus war jedenfalls auch einfach dadurch bedingt, dass man hier im kalten Krieg bei uns im Westen viel größere Bevölkerungszahlen hatte, und entsprechend mehr Ressourcen für Forschung und Entwicklung hatte. Neben den Vorteilen, die eine offene Gesellschaft mit sich bringt.
Genau diesen Vorteil der Bevölkerungsgröße haben wir gegenüber China heute nicht mehr. Eventuell wird Indien für die Zukunft auch noch Potential haben. Wirklich bedroht fühle ich mich von Chinas Aufstieg jedenfalls derzeit nicht. Wenn wir mal keine Außenhandelsüberschüsse mehr haben, müssen wir vielleicht auch nicht mehr so viel arbeiten.
China baut alles schneller um als das das ein Land je getan hat
Fakt: Die Schnelligkeit und Breite des technologischen Wandels in China ist ohne seinesgleichen.
Im November 2021 hatten fast 30% aller Neuwagen in China einen elektrischen Antrieb während im zweiten Quartal 2021 der Anteil 20% betrug und vor 10 Jahren weniger als 1% der Neuwagen elektrisch waren. Chinesische Autohersteller wie BYD, Nio, XPeng und Geely, die vor 10 Jahren noch kein Mensch kannte, sind auf dem Weg zur Weltspitze. Sie verkaufen nun ihre Autos auch im Westen zu konkurrenzlos tiefen Preisen und könnten in 10 Jahren zu den weltweit grössten Automobilherstellern gehören. Die Autoindustrie ist aber nur ein Beispiel von mehreren, die zeigen, dass in China Dinge, die anderswo Jahrzehnte brauchen, in China innerhalb von 3 bis 4 Jahren passieren können.
Ein anderes Beispiel ist die Mobilfunktechnik in der China bei 5G allen weit voraus ist/war. So weit voraus, dass Huawei in mehreren Ländern die 5G Infrastruktur aufzubauen begann – bis dann die US-Amerikaner das unterbanden. Mit dem Argument, Huawei sei nicht zu trauen.
Eine chinesische Telekommingenieurin, die seit Jahrzehnten im Westen arbeitet und lebt, sagte mir einmal, wenn sie alle 10 Jahre nach Shanghai zurückkehre erkenne sie die Stadt nicht wieder und ihrer Mutter, die dort lebt, gehe es gleich: die Stadt sei ihr fremd geworden.
In China und auch im Westen sagt man ja gerne, China habe einen langen Atem und erklärt das mit der jahrtausendealten chinesischen Kultur. Gemeint ist damit, dass China auch auf langsamem stetigen Entwicklungsweg am Schluss vieles erreichen kann.
Doch selbst in der Raumfahrt, in der die Chinesen systematisch aber relativ langsam voranschreiten, haben sie inzwischen Europa (die ESA) abgehängt, was sich etwa an der ersten chinesischen Marslandung zeigt, die auf Anhieb klappte während der erste ESA-Versuch einer Marslandung scheiterte.
Wenn China in Zukunft die Welt regiert, dann nicht zuletzt darum, weil China sich durch nichts – auch nicht und schon gar nicht durch Bedenken – aufhalten lässt.
China baut alles schneller um als das das ein Land je getan hat
Fakt: Die Schnelligkeit und Breite des technologischen Wandels in China ist ohne seinesgleichen.
Im November 2021 hatten fast 30% aller Neuwagen in China einen elektrischen Antrieb während im zweiten Quartal 2021 der Anteil 20% betrug und vor 10 Jahren weniger als 1% der Neuwagen elektrisch waren. Chinesische Autohersteller wie BYD, Nio, XPeng und Geely, die vor 10 Jahren noch kein Mensch kannte, sind auf dem Weg zur Weltspitze. Sie verkaufen nun ihre Autos auch im Westen zu konkurrenzlos tiefen Preisen und könnten in 10 Jahren zu den weltweit grössten Automobilherstellern gehören. Die Autoindustrie ist aber nur ein Beispiel von mehreren, die zeigen, dass in China Dinge, die anderswo Jahrzehnte brauchen, in China innerhalb von 3 bis 4 Jahren passieren können.
Ein anderes Beispiel ist die Mobilfunktechnik in der China bei 5G allen weit voraus ist/war. So weit voraus, dass Huawei in mehreren Ländern die 5G Infrastruktur aufzubauen begann – bis dann die US-Amerikaner das unterbanden. Mit dem Argument, Huawei sei nicht zu trauen.
Eine chinesische Telekommingenieurin, die seit Jahrzehnten im Westen arbeitet und lebt, sagte mir einmal, wenn sie alle 10 Jahre nach Shanghai zurückkehre erkenne sie die Stadt nicht wieder und ihrer Mutter, die dort lebt, gehe es gleich: die Stadt sei ihr fremd geworden.
In China und auch im Westen sagt man ja gerne, China habe einen langen Atem und erklärt das mit der jahrtausendealten chinesischen Kultur. Gemeint ist damit, dass China auch auf langsamem stetigen Entwicklungsweg am Schluss vieles erreichen kann.
Doch selbst in der Raumfahrt, in der die Chinesen systematisch aber relativ langsam voranschreiten, haben sie inzwischen Europa (die ESA) abgehängt, was sich etwa an der ersten chinesischen Marslandung zeigt, die auf Anhieb klappte während der erste ESA-Versuch einer Marslandung scheiterte.
Wenn China in Zukunft die Welt regiert, dann nicht zuletzt darum, weil China sich durch nichts – auch nicht und schon gar nicht durch Bedenken – aufhalten lässt.
Es ist eher zu erwarten, das eine sich entwickelnde Wissenschaft in der VRC zum Keimen einer Freiheitsentwicklung führen kann. Denker benötigen irgendwann mehr Freiraum. Sie stehen dann einer gigantischen Bürokratie gegenüber, die sie kontrollieren will. Also sollte die übrige Welt diese Tendenz unterstützen.
Aber immerhin GB lässt sich von China nicht abhängen.
Für digitalen Fortschritt (Social-credit-score-system) bin ich immer zu haben.
“Leon Paul@l3onx
BREAKING: NHS app used for Covid domestic and travel passes now collects data on mental health, social circumstances, political opinions, lifestyle, alleged criminal convictions and will be used as identity document for “right to work” and “right to rent”
https://www.gov.uk/government/publications/digital-identity-document-validation-technology-idvt/identity-document-validation-technology-in-the-right-to-work-and-right-to-rent-schemes-and-dbs-pre-employment-checking-accessible-version
https://twitter.com/l3onx/status/1475758427213336579“
Fortschritt in der Grundlagenforschung führte früher zu Zuwachs von Macht und Wohlstand (wie oben beschrieben). Die mit dem Nobelpreis gewürdigte Grundlagenforschung kann heute aber nicht mehr so oft und so schnell in nützliche Anwendungen umgesetzt werden. Die Entdeckung der Kernspaltung, der Quantentheorie und der Relativitätstheorie haben die Welt im 20. Jahrhundert umgekrempelt. Die Entdeckung des Higgs-Teilchens führt voraussichtlich zu keinerlei Macht und Wohlstand. Ebenso wenig würde die Klärung des Problems der Dunklen Materie zu Macht und Wohlstand führen. Die entstehen durch technologische Entwicklungen und zwar auch in autoritär geführten Organisationen (Tesla?).
Der theoretische Physiker und ehemalige Institutschef des Physikalischen Instituts der RWTH Aachen und gleichzeitig des Instituts für Plasmaphysik des damaligen Kernforschungszentrums in Jülich Prof. Wilhelm Fucks, hat in seinem Buch “Formeln zur Macht” (DVA 1965) Machtzuwachs mit der Größe der Bevölkerung plus produzierter Stahlmenge korreliert. Er hat die führende Machtstellung Chinas vorhergesagt, sich aber um einige Jahrzehnte geirrt, weil er die Wirren der Kulturrevolution nicht berücksichtigen konnte.
Ein sehr interessanter und informativer Beitrag, Herr Jaeger.
Gerade lese ich das Buch “China first – Die Welt auf dem Weg ins chinesische Jahrhundert” von Theo Sommer. Er beschreibt darin sehr gut verständlich einzelne Entwicklungen, ob es nun die “neuen Seidenstraßen”, das Problem Taiwan, die Firmenkäufe im Westen oder einzelne Industriemagnaten sind. Wer sich mit dem Thema näher befassen will, sollte dieses Buch lesen und gleichzeitig laufend die neuesten Nachrichten aus oder zu China lesen, denn China ist offensichtlich gerade dabei einen Teil seiner wohl im Sinne der Partei oder im Sinne Xi’s zu groß oder zu kapitalistisch werdenden Strömungen einzudämmen.
Die Thematik dieses Blogs wird in diesem Buch aus Sicht des Jahres 2019 bis Anfang 2020 ausführlich beleuchtet.
Wissenschaft ist die eine Seite, die man bei China betrachten kann und sollte, die andere ist die Technik, bei der China ja nicht vom “abkupfern” allein lebt, sondern schon viele eigene Entwicklungen oder Weiterentwicklungen zur Serienreife und in Massenproduktion gebracht hat. Ein Musterbeispiel sind hier wohl die Hochgeschwindigkeitszüge und die Meisterleistungen der Baukunst bei den Bahnstrecken. Der Prototyp eines Thorium-Reaktors, der letztes Jahr in Betrieb ging, ist ein Zeichen für den chinesischen Fortschritt in Wissenschaft und Technik.
Sehr geehrter Herr Jaeger,
ich war bisher nur wenige Male in China und maße mir nicht an, ein Kenner der Materie zu sein. Mir ist aber etwas aufgefallen, was Sie nicht erwähnen. Sie schreiben “Dass chinesische Beamte kaum kreativ oder neugierig waren, lag auch an dem strengen Auswahlverfahren für diejenigen, die Teil dieser gesellschaftlichen Oberschicht werden wollten. In mehrtägigen Examina, den sogenannten kējǔ, wurde hauptsächlich die Kenntnis der Vier Bücher und der Fünf Klassiker des Konfuzianismus abgefragt. Um zu bestehen, mussten die Kandidaten in harten Jahren des Studiums über 400.000 Zeichen lange Texte auswendig lernen.”
Ich denke, dass es nicht am Auswahlverfahren ( das ist in dieser Ausprägung auch relativ neu, jedenfalls für chinesische Verhältnisse ) selber liegt, sondern in der Hauptsache an den chinesischen ( Wort- )Schriftzeichen zur Vermittlung des Wissens. Die Zeichen erschließen sich nicht von selber, ein Schüler muss seinen Lehrer auf das Genaueste kopieren, um lesen und schreiben zu lernen, “das ist das Zeichen, so wird es geschrieben, das ist die Aussprache und das ist die Bedeutung”, ein Mal, zehn Mal, hundert Mal, tausend Mal, zehntausend Mal … Damit gewinnt das “Kopieren” und die Position des “Lehrers” eine besondere Bedeutung, die wir leider überhaupt nicht verstehen, wenn wir das Plagiieren von Produkten beklagen. Nur ein Meister wird vom Schüler kopiert, weil der Schüler auf diese Weise selbst zum Meister werden will – und, wenn er fleißig und genau kopiert, auch wird. Man sieht das Verhältnis “Lehrer-Schüler” anekdotisch auch in den chinesischen Filmklamotten, die ja nicht speziell für uns zur Verwirrung so gemacht wurden. Meine Bedenken gelten also nicht dem Plagiat, sondern eher dem Zeitpunkt, wenn wir nicht mehr plagiiert, nicht mehr kopiert werden, weil wir dann in chinesischen Augen kein “Meister” mehr sind, den es sich lohnt zu kopieren.
Zwei Dinge sind mir in besonders Erinnerung geblieben:
Ich sah einen Mann, der eine Inschrift auf einer Stein-Stele akribisch kopierte, auf meine Frage hin wurde mir erklärt, dass die Inschrift auf der Stele in der Original-Handschrift des Meisters eingraviert sei, der Mann kopiere diese ( Hand- )Schrift, um durch die Nachahmung der Handschrift etwas von Geist des Meisters zu erhaschen und so selber dem Meister ähnlich zu werden.
Über den anderen Fall habe ich etwas gelesen: Ein hoher Soldat, der General werden wollte, musste eine Prüfungsarbeit schreiben, um seine Fähigkeiten nachzuweisen, vielleicht eine Abhandlung darüber, wie man eine befestigte Stadt erobert. Im Laufe der Zeit wurde der Inhalt immer unwichtiger, dafür gewannen Kalligraphie und Satzbau an Bedeutung, es wurde dann also nicht der General, der einen Krieg gewinnen könnte, sondern der, der schön schreiben und wohlklingend formulieren konnte. Daran muss ich in unseren Zeiten hier bei uns mit dem “gender-pc-spiek” immer wieder denken, die Form ist alles, die Funktion ohne Bedeutung.
Und warum ist es bei uns anders?
Weil unsere Kinder nur etwa 50 Krakel ( unterschiedliche Groß- und Kleinschreibung des Alphabets, Sonderformen ) auswendig lernen müssen, dazu einige Regeln der Aussprache von Kombinationen – und dann können die Kinder selber die Welt in den geschriebenen Büchern entdecken, wenn sie wollen, sie müssen keinen Meister akribisch kopieren, weder in der Schönschrift, noch in der Aussprache ( Dialekt ), es ergibt sich aus den Zeichen. Und so zeigt sich aus meiner Sicht der Vorteil der von phönizischen Kaufleuten erfundenen Buchstabenschrift ( einfach und praktisch ) zum Teil gegenüber Silben- und vor allem gegenüber Wortzeichenschriften ( Philosophen und Beamte haben Zeit und Muße ).
Karl Maier,
die europäische Buchstabenschrift ist der Schlüssel zum Unterschied von China zu Europa.
Der wirtschaftliche Aufstieg ist auch der Tatsache geschuldet, dass geistiges Eigentum in China Gemeinschaftseigentum ist. Die vielen Patentverstöße sind hier Legion.
Ein weiterer Punkt sind die Dumpingpreise mit den die Chinesen die restliche Welt erobern. Zum Glück leidet darunter auch die Qualität der Produkte. Viele Produkte sind mittlerweile schon beim Auspacken nur Müll.
Technologische Supermacht, China bildet jedes Jahr mindestens 10 x mehr Ingenieure aus.
Und nicht vergessen, reiche Chinesen kaufen im Ausland Lebensmittel ein, weil die eigenen Produkte stark belastet sind.
@Sinnvoller Konsum und Freiheit
Ich freue mich für die Chinesen, dass sie inzwischen zu einem gewissen Wohlstand gekommen sind. Wir hier in D haben eigentlich eher zuviel davon, scheint mir zumindest. Vieles von dem, was hier Standard ist, halte ich für unsinnig. Also etwa Privatautos oder Flugreisen in den Urlaub.
Was hier fehlt, ist eher weniger Arbeitsstress und auch Klima- und Umweltschutz. Wobei ich mir insbesondere auch mehr wilde Natur im eigenen Land wünsche, mit wesentlich mehr eher kleinen Campingplätzen. Hier sollte Landschaftsgestaltung und Forstwirtschaft zusammen mit viel mehr Genehmigungen für Campingplätze dafür sorgen können, das man sehr viel mehr Urlaub im eigenen Land machen kann. Das geht dann auch per Fahrrad ganz gut, und das passt dann dazu, sowieso noch sehr viel mehr Fahrradwege zu bauen, dass man kein eigenes Auto mehr braucht.
Entsprechend würde eine so gestaltete Lebensweise auch mit weniger Rohstoffen, Arbeitseinsatz und auch mit weniger Geld auskommen.
Wenn jetzt eine gewisse Konkurrenz mit China dafür sorgt, dass auch die übrigen Entwicklungsländer in die Lage versetzt werden entsprechend produktiv und wohlhabend zu werden, dann wäre viel gewonnen. Wenn wir in einem solchen Prozess unseren Außenhandelsüberschuss einbüßen, wäre das aus meiner Sicht sowieso zu begrüßen, insbesondere wenn wir in der Folge hier bei uns die Arbeitszeiten reduzieren können, und auch weniger Migranten nachfragen.
Was unsere Meinungsfreiheit betrifft, so leben wir doch hauptsächlich davon, dass wir unsere Regierungen respektieren und machen lassen. Klar passiert hier Vieles, das die Lobbyisten initiieren, aber unterm Strich brauchen wir keinen grundsätzlichen Systemwechsel. Deshalb können wir uns auch Meinungsfreiheit leisten.
Bleibt zu hoffen, dass einerseits hier die Feinde von Demokratie und offener Gesellschaft keine Mehrheiten bekommen, und anderseits auch in China die freiwillige Zustimmung zum politischem System hoch genug wird, dass man sich auch dort eine Meinungsfreiheit leisten kann.
Die zentral gelenkte Wirtschaftspolitik in China hat eine gewisse Verwandtschaft mit unserer Lobbydemokratie. Wo hier die Wirtschaft am Wähler vorbei die Politik motiviert, wirtschaftsfreundlich zu regieren, da wird dort die Politik offenbar auch wirtschaftsfreundlich praktiziert. Beides führt dann eben zu einer Politik, die eine florierende Wirtschaft ermöglicht. Das geht beides zunächst am Wähler bzw. beim nichtwahlberechtigtem Bürger vorbei, aber doch findet man Arbeit und Auskommen, welches zu einer Teilhabe und einem gewissen Wohlstand führt.
Insbesondere eine kulturelle Freiheit jenseits des Wirtschaftlichen scheint mir sehr wertvoll zu sein. Dass der Mensch sich selbst und seine grundsätzliche Beziehung zur Wirklichkeit erarbeiten und auch öffentlich diskutieren kann.
Chinas Rezept für Überlegenheit: Carpe Momentum
Huawei hat 5G schneller entwickelt als alle andern und Elektrobusse und -Autos mit fortgeschrittenen Assistenzsystemen und zunehmender Autonomie haben innerhalb wenigen Jahren, (zum Teil sogar nur Monaten) ihren Marktanteil vervielfacht.
Das unterscheidet Chinas technologische Entwicklung von der aller anderer Länder. Sie warten nicht, sie ergreifen die Gelegenheit und geben neuen Technologien innert kurzer Zeit einen Massenmarkt.
Es ist also nicht in erster Linie technologische Erfindergeist, der China auszeichnet als vielmehr die schnelle Umsetzung. Neue Technologien durchdringen den Markt viel schneller als anderswo.
Das Moment auszunutzen, diese Maxime wird aber nicht nur bei Konsumgütern, Lieferketten und neuen Services angewendet, sondern auch bei Technologien von nationaler Bedeutung. Gerade hat China angekündigt, mit dem Bau einer permanenten Mondbasis schon im Jahr 2027 zu beginnen, 8 Jahre früher als ursprünglich geplant und damit wohl auch früher als die USA, die mit ihrem Artemis-Projekt zeitlich immer weiter zurückfallen. Dabei hat China auch den Plan zurückgesteckt für ihre Mondmissionen eigens entwickelte Raketen zu verwenden. Statt dessen verwendet es modifizierte Long March 5 Raketen. Das zeigt wieder einmal: China will Ziele schnell erreichen und nutzt die Technologie, die gerade zur Verfügung steht.
“Kann eine totalitäre Gesellschaft zu einer führenden Wissenschaftsnation werden?”
Warum nicht? Ungekehrt kann eine ehemalige Wissenschaftsnation wie Deutschland ja auch zu einer totalitären Gesellschaft werden, wie wir gerade erleben.
Hi,
also ich finde Argumente sowohl für als auch gegen ihre These:
Pro:
Das Beispiel der kaiserlichen chinesischen Gelehrten klingt plausibel, eine so strenge Gesellschaft, deren Intelligenz quasi nur auf reproduktive geistige Tätigkeiten trainiert wurde, bringt nicht unbedingt neue Erkenntnisse hervor. Das gleiche konnte man ja auch im dunklen Zeitalter der christlichen Kirche beobachten.
Contra:
Viele große wissenschaftliche Fortschritte sind nicht in sehr liberitären Zeiten entstanden, von Feudalherschaft über den finsteren Anfängen des Kapitalismus hielten sich die Königreiche ziemlich lange (formel bis heute)..
Ich denke es spielen eher die Freiheiten einzellner eine Rollen: Kommt man aus guten Hause, hat man die nötigen Mittel andere für sich die notwendigen Arbeiten erledigen zu lassen um selbst in Ruhe den Dingen auf den Grund zu gehen, zum Beispiel. Andererseits ist es auch eine kulturelle Frage wie bestimmte Techniken im Denken, Argumentieren, Lebenführung, Informationsbeschaffung eine wesentliche Vorraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt bilden. Als Fallbeispiel sei die Familie Bernoulli gennant.
Ein weiteres Gegenargument wäre vllt auch die Frage wie viel Disziplin und Zwang oft nötig waren um Menschen zu bestimmten Leitungen zu bringen, aber zumindest gibt es genug Gegenbeispiele die da für Liberallität sprechen.
So gedacht, sollten sich aber im Riesenreich China im Laufe der Zeit genug Nieschen für ausreichend situierte finden, die sich dem Erkenntnisgewinn verschreiben, entsprechende kulturelle Techniken entwickeln und diese weitergeben. Insbesondere falls diese grausame Regierung sowas auch noch strategisch fördert.