Liveticker: Lange Nacht der Raumfahrt in Darmstadt

BLOG: Astronomers do it at Night

…und auch tagsüber
Astronomers do it at Night

Michael hat ja schon fleißig Werbung gemacht: Soeben ist in der Darmstädter Centralstation die Lange Nacht der Raumfahrt gestartet. Und weil Michael – glaube ich – derzeit schwer beschäftigt ist (er darf nachher noch vortragen), übernehme ich mal die Liveberichterstattung

18:50 Gerade noch rechtzeitig bin ich da, denn obwohl es erst um 19:15 Uhr losgehen soll,  sind schon fast alle der 450 Sitzplätze in der Centralstation besetzt. Am Eingang treffe ich Rainer Kresken und Michael, beschäftig mit letzten Vorbereitungen. Glücklicherweise sind bei den schon eingetroffenen Kollegen von der Starkenburg-Sternwarte noch zwei Plätze frei. Internet funktioniert auch, es kann losgehen.

19:13 Pünktlich geht es los. Musikuntermalt startet das Spaceshuttle ins All – wenn auch nur auf der Leinwand. Das Ende der Shuttle-Ära wird heute ja auch noch Thema sein.  

19:17 hr iNFO-Moderator Dirk Wagner begrüßt locker das anwesende Publikum und leitet flott zum ersten Sprecher über:

19:20 Manfred Warhaut, Bereichsleiter für den Missionsbetrieb bei der ESA, faßt die Arbeit der ESA in den letzten Jahren und Jahrzehnten zusammen, erwähnt vergangene, laufende und zukünftige Projekte. Leider liest er seine Rede ab, das ganze wirkt daher etwas hölzern.

19:31 Nach Warhauts  Ansprache wird doch glatt das Rednerpult abmontiert – "um den Zuschauern einen besseren Blick auf das ATV-Modell zu bieten". Immerhin, wenn die weiteren Redner kein Pult mehr brauchen, umso besser. Wagner leitet derweil schonmal zum Star des heutigen Abends über und nimmt

19:40 zusammen mit Ulf Merbold auf dem Sofa Platz. Merbold, "erster Bundesbürger im All" (Zitat BILD-Zeitung), darf aus dem Nähkästchen plaudern. Routiniert berichtet der Shuttlepilot von Starts und Alltag in der Schwerelosigkeit. Immer wieder gewürzt mit kleinen Scherzen schafft der Physiker Merbold es, das Publikum mitzureißen und gleichzeitig jede Menge Interessantes aus Wissenschaft und Technik zu präsentieren. Und da sage nochmal einer, daß Wissenschaftler immer staubtrockene Erzähler sind. 

20:06 Wie fühlt sich eigentlich ein Shuttlestart an? Wie funktioniert das mit dem Essen und Trinken an Bord? Auf typische Raumfahrt-Fragen folgt dann Eindringliches, nämlich wie zerbrechlich die Erde vom Weltall aus wirkt. Nicht minder mitreißend ist daher auch Merbolds Plädojer den Lebensraum Erde für uns und die nachfolgenden Generationen zu bewahren.

20:20 Jetzt darf das Publikum Merbold Fragen stellen. Wie ist das mit der Landung eines Space Shuttle? Spürt man 1/10 g an Abbremsung? Bemerkt man beim Wiedereintritt die Hitze die außen herrscht?   

20:34 Wehmütig betrachtet Merbold das Ende der Shuttle-Ära. Aber warum wird es eigentlich keine Shuttle-Starts mehr geben? Es ist wohl weniger eine Frage der Finanzen als der Sicherheit. Wie würde man eigentlich konkret bei einer Fehlfunktion eines Shuttles, zum Beispiel bei einem Triebwerksausfall, reagieren? Lustig: Der Flughafen Köln wäre ein potentieller Notlandeplatz.

20:52 Zeit für eine kurze Pause. Das Publikum stürmt die Bar, meinereiner lädt Bilderfür die sensationshungrige Scilogs-Redaktion hoch. Bilder vom rest des Abends wird es aber leider nicht mehr geben, weil die Speicherkarte plötzlich streikt und ich natürlich keinen Ersatz dabeihabe.

21:28 Nachdem bei der Pause doch etwas überzogen wurde (die Schlange an der Bar war wirklich lang), heißt es Bühne frei für Michael. Das Wetter in Kourou sieht übrigens gut aus, die Technik scheint auch soweit zu funktionieren. Gute Aussichten also für den Start von ATV-2 Johannes Kepler.

Michael beginnt mit ein wenig Raumfahrtgeschichte: Schon vor 75000 Jahren wollten die Vorfahren des Menschen zum Mond…

21:35 Wir schauen dem Space Shuttle in seine Innereien – schließlich wollen wir ja verstehen wie das alles funktioniert. Auch wenn sich Michaels Physikprofessor hinterher wegen "salopper" Verwendung physikalischer Einheiten die Haare rauft.

22:11 Hier bitte das Shuttle an dem Trägerfugzeug befestigen. Mit der schwarzen Seite nach unten. 

22:18 Die Spannung steigt. In einer knappen Stunde soll das ATV starten. Zeit für das Publikum, nochmal die Bar zu stürmen…

22:38 Michael McKay vom Bereich Human Spaceflight Operations bei der ESA leitet langsam vom Shuttle zum ATV über: Er berichtet über das Leben auf der ISS und wie man Fracht aller Art, also Vorräte, Experimente, Werkzeug etc. dorthin bekommt.

22:55 Bringen die Russen wirklich Wasser oder doch etwas anderes zum Trinken auf die Raumstation? 😉

23:01 Kourou drängelt, so daß Michael McKay gar nicht mehr alles zu möglichen Weiterentwicklungen des ATV erzählen kann, zum Beispiel als automatisierter Rücktransporter für Proben von Experimenten. Dirk Wagner holt sich Rainer Kresken vom ESOC als Co-Moderator für den Start auf die Bühne.  

23:07 Erste Bilder aus Französisch-Guayana. Noch 6 Minuten. Rainer Kresken erzählt fleißig.

23:09 Ohoh… Der Countdown wurde unterbrochen, 4 Minuten vor dem Start.

23:12 Für heute ist der Start ausgesetzt. Nächster Versuch in 24 Stunden…

23:15 Bis eine detaillierte Erklärung für den Abbruch vorliegt, wird die Zeit mit der Auflösung des Gewinnspiels überbrückt. Leider darf ich keinen der schicken Modellbausätze von ISS, ATV und Ariane-5 mit nach Hause nehmen, dabei hatte ich alle Fragen richtig beantwortet

23:21 Ulf Merbold kommt nochmal zum Fragen beantworten auf die Bühne und bringt seinen Kollegen Reinhold Ewald gleich mit. Ach ja. Mein Akku meldet kritischen Batteriestatus, gleich ist also Sendeschluß…

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Astronomin in vielerlei Hinsicht, so könnte man mich mit wenigen Worten beschreiben. Da ist zunächst einmal die Astrophysikerin, die an der Hamburger Sternwarte über die Aktivität von Sternen promoviert und dabei hauptsächlich mit den Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton gearbeitet hat, aber auch schon am Very Large Telescope in Chile beobachten durfte. Auslöser ihres beruflichen Werdegangs war ein engagierter Lehrer, dessen Astronomie-AG sie ab der 7. Klasse besuchte. Ungefähr zur selben Zeit erwachte auch die Hobbyastronomin, die anläßlich des Einschlags des Kometen Shoemaker-Levi 9 auf den Jupiter begann, mit einem russischen Feldstecher vom Flohmarkt den Tanz der Jupitermonde zu verfolgen. Heutzutage freut sie sich über jede Gelegenheit, mit ihrem 16-zölligen Dobson tief im Odenwald fernab der Lichter der Rheinebene auf die Jagd nach Deep-Sky-Objekten zu gehen. Und da Amateurastronomen gesellige Wesen sind, treffe ich mich gerne mit Gleichgesinnten, zum Beispiel zum gemeinsamen Beobachten. Auch nach meinem Umzug von der Großstadt Hamburg in das schöne Universitätsstädtchen Heidelberg halte ich engen Kontakt zu meinen Vereinskameraden von der Hamburger Gesellschaft für volkstümliche Astronomie und dem Astronomieverein meiner Jugend, dem Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck. Seit einigen Jahren bin ich außerdem in dem Internetforum Astrotreff aktiv, wo ich Teil des Moderatorenteams bin. Um meine Faszination an der Astronomie an andere weitergeben zu können, besonders an Kinder und Jugendliche, habe ich mich seit Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, habe populärwissenschaftliche Vorträge gehalten und Schülergruppen betreut, die in Hamburg das Institut besucht haben. Diese Leidenschaft habe ich nun zu meinem Beruf gemacht. Hier in Heidelberg arbeite ich in einem kleinen aber feinen Team am Haus der Astronomie. Hiermit lade ich Sie ein, lieber Leser, an all diesen Facetten meines Astronomendaseins teilzuhaben. Mal witzig, mal spannend oder nachdenklich, manchmal auch persönlich oder mit Aha-Effekt. Carolin Liefke

11 Kommentare

  1. Super!

    Hallo Carolin,

    super Idee, live von der langen Nacht zu berichten!
    Werde ich verfolgen.

    Viele Grüße

    Kai

  2. Hallo Carolin,

    bin auf allen Kanälen mit dabei. Bei euch in Darmstadt, bei der NASA und natürlich bei Arianespace. Habt noch eine gute und vor allem erfolgreiche Nacht.

    Und eben ging die 7-Minuten Marke durch…

  3. Hallo

    da waren ein paar wirklich schöne Vorträge bei. Netter Abend.
    Tja und dann geht bei 4 Minuten 01 oder 02 der Countdown auf rot…

    Verschiebung. Jetzt könnt ihr in Ruhe das Büffet plündern.

    In Darmstadt leider nicht. Da gabs Braustübl und Wein. Wobei das kein soo schlechter Ersatz ist. 😉

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