Fetzenflug im Feuilleton und ein Vorschlag für ein Experiment

BLOG: Anatomisches Allerlei

Kopflose Fußnoten von Helmut Wicht
Anatomisches Allerlei

Es wundert mich, dass das noch keiner hier eingestellt hat, also mach’ ich es: 

http://tinyurl.com/6ncvt5

oder (gleiches link): 

Singer vs. Janich

"Wenn Elefanten kämpfen, leidet das Gras" (afrikan. Weisheit). Man sollte sich also eigentlich unauffällig aus dem Staube machen, wenn man nicht geplättet werden will. Die Herren trampeln allerdings auf ganz verschiedenen Wiesen umher, Singer auf dem vermeintlich sicheren Boden der naturwissenschaftlichen Objektivität, den Janich ihm epistemiologisch unter den Füssen wegzuziehen versucht. Singer wiederum will in Janichs Hirn gucken, was jener für überflüssig hält, weil er gar nicht vom Hirne, sondern von Gedanken reden will. Wirklich: Singer will ihn in die Röhre schieben und ihm beim Denken zugucken resp. ihn sich selbst autocerebroskopieren lassen. Janich will aber nicht…kann ich verstehen, ich würd’ auch in keine Röhre wollen. Weniger aus Furcht vor dem, was herauskommt, als aus Furcht, darinnen zu sein. Ich bin ein wenig klaustrophobisch.

Ich schlag’ den beiden Herren (Prof Singer kenn’ ich, den kann ich anmailen…) folgendes Experiment vor: Sie sollen sich zusammensetzen und sich unterhalten. Man möge die Unterhaltung aufzeichnen und unterdessen von beiden synchron EEGs ableiten. Singer ist Spezialist, was die Ermittlung von Kohärenzen im EEG einer EINZELNEN Versuchsperson bei kognitiven Aufgaben angeht – ja, seine zentrale These ist, das jene Kohärenzen, jene synchronen neuronalen Aktivitäten das materielle Substrat von Bewusstwerdung seien. 

Nun: mögen die Herren also reden, sich verstehen oder missverstehen, ihre personalen Identitäten dabei schärfen, gemeinsam sich an einem Problem abarbeiten etcpp – kurzum, also alles tun, was mit "Bewusstwerdung im interpersonalen Raum ausserhalb des Gehirnes" zu tun hat. Mögen Sie nonverbal, während sie dem jeweils anderen zuhören, kundtun, ob sie ihn verstehen, oder nicht (per Knopfdruck z.B). Und dann kann man ja mal nachgucken, ob auch eine INTERpersonale (De-)synchronisation der EEGs feststellbar ist, die in irgendeiner Form mit dem Verlauf des Gespräches, dem Verstehen und Missverstehen, der personalen Auflehnung des einen gegen den anderen oder einer gemeinsam gewonnenen Einsicht korreliert.

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Gedankenfragmente von Helmut Wicht, Dozent an der Frankfurter Universität, über Neurobiologie, Anatomie, Philosophie, Gott und die Welt. Seine eigentliche Expertise bezieht sich auf die (Human-)anatomie und die vergleichende Anatomie des Nervensystems.

4 Kommentare

  1. Mail an Singer 😉

    Sehr schön….endlich ein Vorschlag für eine “Versuchsanordnung” welche entweder den Nebelschleier etwas lüften oder möglicherweise verdichten könnte 😉

    Kommt nun noch darauf an, ob Maestro Singer sich darauf einlässt…..;-)))

    Immerhin verbleiben auch nach Abschluss der Versuchsanordnung eine Menge an fantasievollen Interpretationsmöglichkeiten…..

  2. Effizienz

    Ich bin der Meinung, Singer soll sein Ding machen und Janich seins.

    Wenn man bedenkt, dass allein um den Begriff “Information” schon nahezu 100 Jahre gestritten wird

    Falls mal jemand für die Röhre gesucht werden sollte, ich bin dabei ;-).

    Herr Wicht, Sie dürfen auch gerne mein Hirn in Scheiben schneiden, aber erst wenn mein Herz nicht mehr schlägt!

  3. Philosophie in der Röhre

    Meines Erachtens steht die Philosophie heute da, wo die Kirche vormals stand. Sie scheut Fakten und versucht krampfhaft ihre künstlichen Positionen vor der Wirklichkeit zu schützen. Der Beitrag von Janich unterstreicht diese schwache, hinterherhinkende Stellung der Philosophie. Gut, dass den Philosophen nicht die gleichen Möglichkeiten der damaligen Kirche zur Verfügung stehen, um sich gegen unliebsame Veränderungen zu wehren.

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