Ein Rondell am Silberminenweg – die einstige Richtstätte von Lauenstein? Archäologische Erfassung eines Galgens im Osterzgebirge vom 26.08. – 30.08.2019

BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Geköpft und mit Steinen beschwert – archäologische Spuren von Hinrichtungen und Abwehrzauber in Mittelalter und Neuzeit
Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

 

Hoch in den Bergen über dem beschaulichen bereits im 13. Jh. erstmals als „Castrum Levensteyn“ erwähnten heutigen Lauenstein befindet sich auf einer in Mittelalter und Neuzeit stark frequentierten Passstraße ein steinernes Rondell.

Historische Karten verzeichnen ein Galgen in unmittelbarer Nähe des Bauwerks. In der im Schloss befindlichen Chronik werden Gerichtsurteile aus der Neuzeit aufgeführt, die allerdings an anderer Stelle vollzogen wurden. In Einzelfällen wurde auch der Ort des Begräbnisses erwähnt: der Galgen. Anzunehmen, dass es sich hierbei um das Hochgericht bei Lauenstein gehandelt hat.

In den Quellen lassen sich detaillierte Hinweise auf das Aussehen des Galgens finden. Etwa sechs Ellen hohe hölzerne Pfeiler standen auf einer „kreisrunden Mauer“. Oben waren sie durch eichene Balken miteinander verbunden.  Angaben zu einer Neuerrichtung in der zweiten Hälfte des 17. Jh. lassen annehmen, dass an dieser Stelle schon seit längerem Todesstrafen vollzogen wurden.

In der diesjährigen Grabungskampagne, die gemeinsam mit Studenten der Technischen Universität Dresden, sowie der Humboldt Universität Berlin durchgeführt wird, soll eruiert werden, inwiefern es sich bei dem Bauwerk tatsächlich um das Lauensteiner Gericht handelt.

Im Vorfeld gehen die Studenten der TU Dresden gemeinsam mit ihrem Dozenten A. Kästner in die Sächsische Landesbibliothek Dresden, um weitere Quellen zum Lauensteiner Gericht zu sichten. Auf ihre Ergebnisse darf man gespannt sein.

Geplant ist ein Survey rund um das Bauwerk, sowie die Freilegung der komplett überwucherten Anlage. In dieser Woche vor Ort werden wir eine fotografische und zeichnerische Dokumentation sowie die technische Einmessung erstellen. Ob sich das gemauerte Bauwerk tatsächlich als Überrest des ehemaligen Lauensteiner Galgens erweist, werden wir am Ende der Woche herausgefunden haben.

Auch in diesem Jahr werden die Studenten im Logbuch über ihre Erfahrungen und den Fortgang der archäologischen Arbeit berichten.

 

Rekonstruktionsversuch des Lauensteiner Galgens durch Thomas Zahn. Mit freundlichem Dank.

Marita Genesis

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Zu meiner Person: Dr. phil., Historikerin/Archäologin M.A. Schwerpunkt: Rechtsarchäologie, archäologische und historische Richtstättenerfassung

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