Adventskalender, Tag 8: 24 Gedanken und Wünsche für Hochbegabte

BLOG: Hochbegabung

Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Das heutige Türchen finde ich irgendwie besonders, weil es nicht direkt um Hochbegabung geht, aber irgendwie doch damit zu tun hat.

Es kommt von Jan (35), der diesen Gedanken mit uns teilt:

Das Schwierigste und Wichtigste, für das sich unser Gehirn entwickelt hat, ist, mit anderen Menschen umzugehen.
Das Schwierigste und Wichtigste, für das es sich noch nicht entwickelt hat, ist, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten.

Es stimmt schon: Wir sind auf soziales Miteinander geprägt, haben beispielsweise ein Gehirn, das auf Gesichter besser anspringt als auf vergleichbare Kategorien, und leiden, wenn wir aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Nachhaltigkeit ist dagegen nicht wirklich unsere Stärke. Möglicherweise hängt das mit der Zeitperspektive zusammen – einige erste Befunde weisen zumindest darauf hin, dass nachhaltiges Verhalten (Wasser einsparen) mit einer stärkeren Zukunftsorientierung zusammenhängt. Diese Zeitperspektive wiederum hängt zwar leider allenfalls leicht mit Intelligenz zusammen (ab S. 624); hilfreich ist letztere jedoch beim Erwerb von Wissen (zu Nachhaltigkeit und überhaupt), das zur informierten Entscheidungsfindung beitragen kann.

Der Knackpunkt bei diesem Gedanken (Sie merken, irgendwie beschäftigt mich Jans Zitat – ich bin noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen) liegt aber möglicherweise auch gar nicht bei der “Umwelt”, sondern beim “lebenswert”. Eine lebenswerte Welt ist für mich eine, in der man die Chance hat, glücklich zu werden, in der also nicht nur die intellektuellen, sondern auch die emotionalen Bedürfnisse erfüllt werden. Und damit sind wir dann vielleicht doch wieder bei einem der Leitmotive dieses Blogs angekommen: dass das Gefühl des Angenommenseins durch die Gesellschaft es zumindest wahrscheinlicher macht, dass man dieser auch etwas zurückgeben will.

Wie gesagt, so ganz fertig bin ich mit dem Zitat noch nicht; aber vielleicht haben Sie ja Lust, unten mitzudiskutieren!

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Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

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