Die Biobranche in der selbstgestellten Gentechnikfalle

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Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Bio-Landbau und Gentechnik könnten zusammen die Welt verbessern, jedoch profiliert sich die Bio-Branche hierzulande gerade durch die scharfe Abgrenzung zu Gentechnisch veränderten Organismen (GVO) – so unvernünftig das auch ist. Biobauern bauen nun seit Jahren Hybridsorten auf ihren Äckern an, die mit der modernen biotechnischen Methode CMS hergestellt wurden, welche man aber konsequenterweise der Gentechnik zuordnen muss. Laut Gentechnikgesetz zählt CMS per Ausnahmeregelung wiederum nicht zur Gentechnik. Trotzdem befindet sich die Branche in der absurden Situation, sich für ihre Anbaupraxis rechtfertigen zu müssen und makelloses Bio-Gemüse aus den Regalen nehmen zu müssen. Ein hausgemachtes Problem, findet Gastautor Georg Keckl

Ohne Gentechnik

Die ZDF-Sendung WISO kratzte am Montag, 5. August, 19.25 Uhr mit dem Beitrag „Gentechnik in Biomärkten“ an der Lebenslüge der Biobranche: „Wir sind gentechnikfrei“. Das ZDF wies nach, dass 17 von insgesamt 37 Biogemüse-Proben gentechnisch veränderte CMS-Hybridlinien sind. Diese wurden mittels CMS (Cytoplasmatische Männliche Sterilität) gezüchtet und enthielten diese Zellen auch noch, was nun in der Biobranche schon lange für Diskussionen sorgt.

Die Biobranche hat mit Nebelkerzen auf die ZDF-Sendung reagiert. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V.) meinte richtig stellen zu müssen:

„Im Ökolandbau wird keine Gentechnik eingesetzt. Die Behauptung des ZDF, CMS-Sorten seien Gentechnik, ist falsch. Die von WISO getesteten Waren aus CMS-Sorten fallen eindeutig nicht unter das Gentechnikrecht.” Wird die Zellfusionstechnik bei nahe verwandten Pflanzen eingesetzt, ist sie nicht der Gentechnik zuzurechnen, da eine Übertragung der entsprechenden Eigenschaften auch auf natürlichem Wege möglich wäre“ [Quelle]

Nur, die Wissenschaft und die Biobranche selbst stufen CMS als Gentechnik ein, sogar die BÖLW in einer früheren Veröffentlichung:

„Die IFOAM [weltweite Dachorganisation aller Bioverbände] rechnet Zellfusionstechniken, mit der CMS-Hybriden entwickelt werden, der gentechnischen Veränderung zu – sie sind unvereinbar mit den Prinzipien des Öko-Landbaus.“

In den verlinkten Video auf den folgenden Bio-Seiten (Link 1Link 2) wird verständlich erklärt, welche Nachteile die betroffenen Bio-Verbandsbauern haben, die inzwischen auf Anordnung einiger Verbände (eigentlich) CMS-Sorten nicht mehr verwenden dürfen. Auch wird knapp erklärt, wie konventionelle und CMS-Zucht im Prinzip funktionieren.

CMS Schema

CMS am Beispiel der Chicorée-Zucht:  Um sterile Chicorée-Pflanzen zu erhalten, fusioniert man kernlose Zellen einer natürlicherweise männlich-sterilen Sonnenblume und denen der nicht-sterilen Chicorée-Pflanze. Die Sterilität wird durch Erbgutanteile im Zellkörper der Zelle vermittelt, die auch nach der Vermehrung erhalten bleiben. De facto ist die resultierende Pflanze eine Chimäre aus den zwei Arten Sonnenblume und Chicorée (Wegwarte, Endivie). (Bilder CC-BY: Sonnenblume, Chicorée)

Das ZDF bleibt bei seiner Behauptung, dass CMS Gentechnik sei. ZDF und BÖLW haben kein Interesse, das juristisch zu klären und der Biobranche weiter zu schaden.

Hybridsorten sind nicht alternativlos

2008 schätze das Fachblatt „Bio-Handel“ den Anteil der Hybriden bei Bio-Gemüsesorten zwischen zwei Drittel und 100 Prozent, viele davon CMS-Sorten. Nach EU-Bioverordnung sind CMS-Hybriden bei Bio erlaubt. Es gibt aber kein Hybridsaatgut in Bio-„Qualität“, weder CMS-Hybriden noch solche, wo dies nicht lückenlos über alle Stufen deklariert ist. Die Saatgutfirmen werden der Konkurrenz auch nicht verraten, wie sie gezüchtet haben.

Wenn man das alles nicht will, kann man auch z.B. die alten Landsorten auf mehrfachem Endstand säen und kucken, was wie wächst. Dann Selektieren und Platzieren (Hacken und Verziehen). Die Zuckerrübenbauern kennen das noch von früher, als es noch kein Hybrid-Zuckerrübensaatgut gab, das man auf Endabstand säen kann – und das mit Saatgutgarantie gleichmäßig wird. Auch Biozuckerrüben sind natürlich Hybridrüben. So sitzt die Biobrache in einer Falle, die sie sich mit ihrer fundamentalen Gentechnik-Ablehnungsrhetorik selbst geschaufelt hat. Gentechnik wird kommen, auch wenn es zwischen Bio und der Gentechnik nur zu einer „Vernunftehe“ reichen könnte, wie die ZEIT am 25.7.2013 meinte.

Da der Bio-Gemüsebereich inzwischen die längste Zeit des Jahres, wie auch der Bereich mit konventionellem Gemüse, von Importen lebt, erfüllt das meiste Bio-Gemüse nur die EU-Bionorm. Die Menschen wollen auch im Winter Freiland-Frischgemüse, dem es hier in Mitteleuropa das halbe Jahr zu kalt ist. Nach einer Studie, ebenfalls von den Grünen bestellt, stieg der Importanteil bei Biogemüse von 2001 mit 19% auf 35 bis 91% in 2009/10, mit weiter steigender Tendenz (Studie, Seite 8).

Keine Gentechnik, per gesetzlicher Ausnahme

Gentechnische Pflanzen dürften nur unter sehr schwierigen Bedingungen angebaut („freigesetzt“) werden. Wenn sie angebaut wurden, fanden sich bald einige eifernde Fanatiker, gerne Studenten der Bio-Hochschulen samt Professoren, die selbst die Versuche anderer Unis wieder ausrissen. Es ist nicht zu erwarten, dass nun die „Feldbefreier“, auch nicht die aus den Bio-Hochschulen, nun das Ökogemüse ausreißen, denn dann sägen sie auf dem Ast, auf dem sie sitzen. Da nun zum Zeitpunkt der „EU-Freisetzungsrichtlinie[1] das CMS-Verfahren schon eine große Bedeutung hatte, wurde dafür in der Freisetzungsrichtlinie eine sehr dehnbare Ausnahme gemacht. Das in der Ökobranche keine Gentechnik eingesetzt würde, ist die übliche Verbrauchertäuschung.

Niemand hat heute noch was gegen den Einsatz gentechnisch hergestellter Medikamente, gegen die die Biobrache bis zur ersten Gentechnikwende der Grünen 1998 heftigst zu Felde gezogen ist. Man erinnere sich an den trickreichen Kampf des hessischen Umweltministers Fischer gegen das Gen-Insulin und die beschworene Gefahr der Ausbreitung von „Monsterbakterien“ bei dem Arzneimittelmulti Hoechst in Frankfurt. Heute liegt als Folge dieser Verhinderungspolitik die „Apotheke der Welt“ in Trümmern, alle Forscher in dem Bereich sind im rationaler denkenden Exil, die gutbezahlten Arbeitsplätze sind verschwunden, gute Steuerzahler werden schmerzlich vermisst. Deutschland ist ein Generika-Land geworden, in dem die Kranken dazu gezwungen werden, die billigsten Medikamenten zu nehmen, ausgerechnet von den Leuten, die sonst gerne ein solches „Billig“-Verhalten verurteilen.

Warum Hybridsaatgut?

Hybridlinien nutzen den „Heterosis-Effekt“, wenn zwei sehr unterschiedliche, eigentlich mangelhafte, Sorten gekreuzt werden und die „Kinder“ in der ersten Generation nur die Vorteile beider Elternlinien ideal vereinen. Dieser Effekt spaltet sich schon bei „Enkeln“ wieder in die Unarten der Großeltern auf, weshalb sich ein Nachbau mit der eigenen Ernte nicht lohnt.

 

Maize f1 hybrids

Heterosis-Effekt: die Kombination der beiden Eltern bringt leistungsfähigere Nachkommen (F1 Hybride) hervor. (Bild © Biosciences for Farming in Africa)

Außerdem erfüllt ein Nachbau der Hybriden die Qualitätsvorschriften bezüglich Einheitlichkeit des Saatgutverkehrsgesetzes nicht. Hybridsaatgut kann von den Bauern für den Eigenbedarf nicht vermehrt werden. Teure Hybridsorten sind deshalb bei den Züchtern beliebt, die teuren Verfahren können sich aber nur große Züchter leisten.

Hybridlinien aufzubauen gelingt nur, wenn man die Befruchtung unter Kontrolle bringt. Bei den Hybridlinien für Geflügel muss man nur für die passenden Hähne im Hühnerstall sorgen, bei den Pflanzen sind Männchen und Weibchen schwieriger zu trennen, sitzen oft in einer Blüte zusammen, können sich so befruchten. Das muss bei der Kreuzung der beiden Elternteile für das Verkaufssaatgut ausgeschlossen werden. Bei Mais gibt es praktisch nur noch die ertraglich weit überlegenen Hybridsorten, weil die Trennung der männlichen Pollen von den weiblichen Kolben seit Jahren einfach mechanisch möglich ist. Man schneidet den Maisstängeln oben die Fahnen ab, kastriert sie. Nun kann kein Pollen mehr auf die Befruchtungsschläuche der Maiskolben unten fallen, bzw. nur der Pollen von der Vaterlinie, die zwischen den Reihen der Mutterlinien stehengeblieben ist. Die Mutterlinie liefert dann das Hybridsaatgut und die Maisreihen mit der Vaterlinie werden nach der Befruchtung gemulcht. Da hier anscheinend weiters keine Chemie und Gentechnik nötig ist, erlauben alle Bioverbände Hybridsaatgut für Mais – unausgesprochen natürlich auch, weil es ertraglich so weit überlegen ist.

Nur: die großen Zuchtfirmen nutzen auch gentechnische Verfahren bei der Maiszucht. Was in den Elternlinien gemacht wurde, muss nicht unbedingt in der Pflanzengeneration, die die Bauern dann aussäen, noch nachweisbar sein.

CMS bringt Vorteile durch pflanzeneigene Sterilität

In den meisten Nutzpflanzen sind Pollenträger (Staubgefäße, männlich) und Narbe/Fruchtknoten (weiblich) in einer Blüte. Diese Blüten könnten mechanisch nur mit einer Pinzette in Handarbeit kastriert werden, deshalb wird hier auf Chemie und Gentechnik zurückgegriffen. Bei Hybridroggen half die Entdeckung einer cytoplasmatisch genetisch bedingten männlichen Sterilität in einem Waldstaudenroggen aus Argentinien. Bei den Gemüsearten ist man auf die gentechnische „Kreuzung“ zwischen sehr verschiedenen Pflanzen angewiesen, von denen eine die gewünschte Sterilität hat, die sich in der Natur aber so wenig paaren würden, wie Elefant und Seekuh, z.B. die Wegwarte (Chiccoree) mit der Sonnenblume. Solche Kunstsorten haben dann die gewünschten Fortplanzungseigenschaften. Hier wird eine Zellfusionstechnik angewandt, die einerseits männlich sterile Pflanzen erzeugt, andererseits aber auch die Fertilität in der entscheidenden Generation auf dem Acker wiederherstellt.

Hybrid-Weizen kann zur Zeit unter schwierigen Bedingungen (Chemie zur Abtötung der Samenträger, die in Deutschland nicht zugelassen ist) vorwiegend in Frankreich vermehrt werden. Nicht immer wirken die Mittel wegen der Freiland-Klimabedingungen wie gewünscht und es kommt zu uneinheitlichen Saatgutpartien, die dann die Züchter zurückrufen müssen. Darum wird die Weizenhybridforschung gefördert, bei der man das Wort Gentechnik lieber durch „molekularbiologisches Verfahren“ ersetzt.

Die Grünen und die Gentechnik: Akzeptanz wird sich durchsetzen

Damit wäre man näher bei der weißen Gentechnik, die seit der zweiten Gentechnikwende 2005 von Grünen ideologisch erlaubt ist. Deswegen ist z.B. unter dem Label „Gentechnik-Frei“ der Einsatz von weißer Gentechnik weitgehend erlaubt, während in der früher erlassen EU-Bioverordnung die weiße Gentechnik noch weitgehend verboten ist. Nur noch die grüne Gentechnik ist böse[2], bis auch hier die Wende kommen wird. Der „Radlerengel Aloisius“ wird dann Überstunden machen müssen, damit auch die bayerische Staatsregierung diese himmlischen Ratschläge in der „gentechnikfreien Zone“ erreichen, wo man vermutlich gerade wieder ausheckt, wie man weitere „Biotechnologieunternehmen“ aus aller Welt nun gerade in die eh wohlhabende Region zwischen München und Mühldorf locken könnte. Diese Firmen sind etwas grünscheu, selbst wenn die weiße und rote Gentechnik inzwischen den Segen der einstigen Kritiker hat, von ihnen sogar schon heftigst umworben wird, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen.

Zum Autor: Georg Keckl ist diplomierter Agraringenieur und ehemaliger landwirtschaftlicher Betriebshelfer und Gutsverwalter. Derzeit arbeitet er als Teamleiter für die  Ernte- und Betriebsberichterstattung am Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen (LSKN) in Hannover.

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Anmerkungen

[1]Die EU-Freisetzungsrichtline zählt zu den gentechnischen Verfahren explizit die „Zellfusion (einschließlich Protoplastenfusion) oder Hybridisierungsverfahren, bei denen lebende Zellen mit neuen Kombinationen von genetischem Erbmaterial durch die Verschmelzung zweier oder mehrerer Zellen anhand von Methoden gebildet werden, die unter natürlichen Bedingungen nicht auftreten.“ und macht sie bei CMS eine Ausnahme von der Freisetzungsrichtlinie, wenn „Zellfusion (einschließlich Protoplastenfusion) von Pflanzenzellen von Organismen, die mittels herkömmlicher Züchtungstechniken genetisches Material austauschen können. Was sich alles unter welchen Umständen in der Natur kreuzen könnte, ist eine sehr theoretische Auslegungssache, schließt fast die ganze Evolution ein, weiß kein Mensch.

[2] Der Wandel der Positionen der Grünen in Bezug auf Weiße, Grüne, Rote und Graue Gentechnik: Noch 1998 Ablehnung von roter, weißer und grüner Gentechnik, dann die Wende 2005, heute.

Lesenswert

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

6 Kommentare

  1. Gentech ja, wenns gut ist!

    Irgendwie beruhigt mich der Artikel: Die Grünen scheinen doch zu gewissen Kompromissen bereit und stellen nicht Ideologie und ein neues Gen-Reinheitsgebot über alles andere.
    Aus Prinzipientreue auf sinnvolle Weiterentwicklungen in irgendeinem Bereich zu verzichten, scheint mir nämlich grundsätzlich falsch. Nahrungsmittel bilden da keine Ausnahme.

  2. Gute und böse Gentechnik

    Wenn ich das mal etwas politischer interpretiere: Viele haben ein Interesse daran, dass die GVO-Definition so eng (und wissenschaftlich überholt) bleibt wie sie seit 25 Jahren ist: Die großen Umweltverbände, Greenpeace, Teile der Bioverbände, die Grünen, aber auch die großen Agro/Züchtungsunternehmen. “Gentechnik” ist dann ein möglichst kleiner Bereich, dem alles Böse und Unerwünschte zugewiesen werden kann. Außerhalb davon ist alles gut und “natürlich” (und in der modernen Pflanzenzüchtung vieles möglich). Man muss nur den Begriff “Gentechnik” (und seine negative Aufladung) vermeiden und alles wird gut.

  3. cms

    Eine gewisse Häme kann man angesichts dieser Meldung nicht verbergen, weil ausgerechnet die Vertreter der reinen Lehre sich verheddert haben, die gern jede Anwendung der Gentechnik an Pflanzen und in Lebensmitteln skandalisieren und leider erfolgreich eine Nulltoleranz-Politik durchgesetzt haben, um mit dieser Verbots-nahen Regulierung ausgerechnet die „Wahlfreiheit“ zu gewährleisten. Aber was sind die Ursachen für den Erfolg einer solchen wissenschaftsfernen Politik ?
    Die streng Technologie-orientierte Gentechnik-Gesetzgebung in der EU und D hat zur Stigmatisierung der grünen Gentechnik stark beigetragen und diese erst ermöglicht. Angesichts neuer Züchtungsmethoden stößt dieses politisch-rechtliche Konzept aber zunehmend an seine Grenzen. Das zeigt sich auch darin, dass die Züchtungsmethode cms zwar per Definition in den Rechtsbereich des Gentechnikgesetzes fällt, da mit dem Beispiel Sonnenblume und Chicoree Zellen von Organismen fusioniert werden, die mittels herkömmlicher Züchtungstechniken kein genetisches Material austauschen können (§ 3 Nr. 3a c) bzw. 3b Satz 2 b) GenTG), aber par ordre du mufti nicht als gentechnische Verfahren gelten, weil sonst die Gemüseproduktion faktisch zusammenbrechen würde. Ein weiteres Beispiel für die geringe Praxistauglichkeit der Gentechnikgesetzgebung ist die Tatsache, dass gentechnisch erzeugte Rapssorten mit Herbizidresistenzen zwar in D verbannt sind, aber zugleich eine über Mutation erzeugte gleiche Eigenschaft wie im Clearfield – Raps konventionell angebaut wird (im ersten Anwendungsjahr 2013 in D immerhin auf 3000 ha), obwohl hier die gleichen angeblichen Risiken postuliert werden. Für die gleiche Eigenschaft gilt je nach angewandter Züchtungsmethode entweder ein aufwändiges und teures Zulassungsverfahren mit in der EU ungewissem Ausgang und hohen Koexistenzauflagen oder lediglich die Sortenzulassung ohne jegliche weiter Regulierung. Allerdings fürchte ich, dass im regulierungswütigen und dem Vorsorgefetisch frönenden D eine Anpassung bar jeder vernünftigen Risikoabschätzung erfolgen wird. Die künftige Anwendung weiterer neuer Techniken wie zielgerichtete Mutationen über TALEN oder Einsatz von z.B. dsRNA zur Suppression von Genaktivitäten werden die Paradoxien noch verstärken. Während um die grüne Gentechnik ein wahrer Glaubenskampf entbrannt ist, werden solche Entwicklungen wie die synthetische Biologie von ansonsten skandal-interessierter Seite erstaunlicherweise ausgeblendet. Vielleicht weil die Materie zu kompliziert ist und sich nicht für politische oder spendengenerierende Kampagnen eignet. Die ganze Schizophrenie der Entwicklung zeigt sich auch daran, dass im politischen Raum gern mit der gentechnikfreien Zone geworben wird, aber die Mehrheit nicht weis, dass davon der Einsatz gentechnisch hergestellter Medikamente, Zusatzstoffe, Enzyme und Futtermittel ausgenommen ist.

  4. Gute und Böse Grüne Gentechnik

    Vielen Dank für die sehr lesenswerte Zusammenfassung der Thematik.
    Nun darf sich anscheinend jeder (insbesondere der Öko-Verbände) aussuchen, wie er die EU-Freisetzungsrichtlinie interpretiert und danach entscheiden, ob es sich um “Gute” oder “Böse” Grüne Gentechnik handelt.
    Dem Verbraucher und insbesondere den Politikern ist damit aber wenig geholfen, die Verwirrung wird allmählich perfekt.
    Sollte nicht endlich die Qualität des Produktes entscheiden und nicht die frei interpretierbare Technologie?
    Was sagt eigentlich das BMELV dazu?

  5. CMS widerlegt Gentechnik-Kritik

    Nur Befürworter gibt es wohl für standortoptimierte Pflanzen, die mehr Ertrag verheissen, die weniger Pestizide und relativ zum Ertrag weniger Dünger benötigen. Ob konventionelle Zuchtverfahren oder Gentechnik Pflanzen auf diese Ziele hin optimiert sollte eigenltich keine Rolle spielen.

    Gegner der Gentechnik bei der Pflanzenzucht warten deshalb oft mit folgenden Argumenten auf

    1) GM-Food ist prinzipiell gesundheitheistschädlich oder könnte gesundheitsschädlich sein. Man weiss es nur noch nicht.
    2) Gentechnik reduziert den Pestizidbedarf nicht und bringt auch sonst keine Vorteile
    3) Gentechnik ist ein Geschäft zu Lasten der Landwirte und Konsumenten wegen den Profiten, die Agrarkonzerne einstreichen und den Patenten auf GM-Pflanzen. Die Landwirte geraten in Abhängigkeit von Landwirtschaftskonzernen und können ihr Saatgut nicht mehr selber ausbringen.

    Diese Argumente versagen alle und erweisen sich als falsch oder fragwürdig, wenn man die Gentechnikmethode CMS zulässt. So zeigt die Akzeptanz von CMS, dass 1) Gentechnikprodukte nicht generell als gesundheitsschädlich angesehen werden, selbst von denen nicht, die sich gegen Gentechnik stark machen aber CMS akzeptieren. Bezüglich Punkt 2) ist der CMS-Einsatz für Hybridpflanzen ein Paradebeispiel, dass Gentechnik eben Vorteile bringen kann und auch Punkt 3) – Profit für Konzerne, Schaden für Konsumenten und Landwirte – ist durch die Überlegenheit der CMS-Hybridsorten widerlegt, denn Landwirte, die darauf verzichten sind im Nachteil und keinesfalls im Vorteil.

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