Erforschen was man schon kaufen kann

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
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Weil die Suchmaschine von Google schon allmächtig geworden ist, äh… Warum eigentlich? Wir benutzen keine andere, obwohl es andere gibt. Egal, wir brauchen jetzt eine europäische Suchmaschine, die nicht Englisch verwenden darf, wegen des Brexits. Die wird so gut, dass dann alle Deutschen sofort Google den Rücken kehren werden, weil die EU-Suchmaschine überlegen ist. Natürlich kann man so eine Suchmaschine nicht ohne ordentliche Forschung ins Netz setzen, man sollte erst Skills aufbauen, die leider noch gar nicht in der benötigten Menge vorhanden sind. Wir müssen uns an deutsche Professoren wenden, die am besten mal wieder eine Milliarde für Forschung ausgeben können. Forschung wird hierzulande von großen Massen von Doktoranden ausgeführt, die stets einen Dreijahresvertrag haben, um zu promovieren. Nach den ersten drei Jahren sammelt man alles ein und beginnt eine neue Runde mit neuen Doktoranden. Also sechs bis neun Jahre brauchen wir schon mal, um ein bisschen klarer zu sehen – und doch lieber zwei Milliarden. Forschung ist so wichtig!

Ach, noch etwas: Googles Autos fahren von selbst, der Zug in KI/AI ist längst abgefahren, da brauchen wir noch ein paar Milliarden, um noch einmal nachzuvollziehen, was Google so alles schon fertig hat; vielleicht kann man auch bei Tesla spicken.

Und weiter: Autobatterien gibt es schon ganz lange, mein erstes Auto hatte schon eine Starterbatterie. Ohne Benzin müssen die jetzt besser werden, das ist klar. Die werden aus China importiert. Bosch wollte das alles einmal selbst können, strich aber die Segel, obwohl es in Ulm seriöse Forschung dazu gibt. Das aber erfuhr man erst, als unsere Wissenschaftsministerin beschloss, wieder mit einer neuen Milliarde die Batterieforschung in Münster zu beginnen, was viele Doktoranden erfordert, die noch keine Ahnung von Batterien haben, aber in drei Jahren bestimmt. Na, noch nicht in vier Jahren, denn so lange warten wir auf die Baugenehmigung des neuen Institutes in Münster. Irgendwann aber wissen wir dann so ab 2040, dass die Wissenschaftler in China die ganze Zeit über ihre Batterien weiterentwickelt haben und sich gar nicht so sehr mit neuer Forschung befasst haben. Ernsthafte Forschung findet immer den allerallerbesten Weg heraus, etwas zu bauen – aber gebaut wird natürlich nur, was nur ganz einfach solide gut ist, aber dafür in Massenproduktion hergestellt werden kann.

Kann das sein, dass in Deutschland noch an Solarpanels geforscht wird? Unsere Forschung war sicher sehr gut, aber nicht für Fließbänder. Jetzt haben die Haushalte wegen der milliardenschweren Förderung von Solarpanels lauter völlig veraltete Platten auf dem Dach, und wir müssen alle kollektiv die Einspeisung des Zuviel-Stroms mit vielen Milliarden an zusätzlichen Stromrechnungen bezahlen. In den letzten ca. 10 Jahren ist der Preis für Photovoltaik-Anlagen auf etwa ein Fünftel gefallen, aber wir zahlen die alten Anlagen brav kollektiv ab – 20 Jahre lang geben wir für die Einspeisung über 10 Cents pro Kilowattstunde, wo die erste Anlagen in sonnenreichen Gebieten schon für unter 2 Cents produzieren – Tendenz weiter fallend.

Das gefällt den Diesel-Ideologen sehr: Sie rechnen aus, dass sich Elektromotoren nicht lohnen, weil der Strompreis so hoch ist (die ziehen die Subventionen bestimmt nicht ab – oder?).

Nun hat Frau Karliczek wieder zugeschlagen. Sie findet, dass Deutschland „Wissen und Fähigkeiten“ hat, mit den Herausforderungen des Klimawandels fertig zu werden. Wahrscheinlich gibt sie wieder Milliarden für die Erforschung des zukünftigen Klimas aus und lässt Doktoranden ausrechnen, was man jeweils in den verschiedenen erforschten Szenarien (1. es wird wärmer, 2. es wird noch etwas wärmer) tun müsste, wenn man das Geld noch hätte, das man für das Forschen ausgegeben hat. Danach importieren wir das ganze Klimaabwenden einfach aus China.

Wir erforschen alles so spät, dass man es schon kaufen kann, wenn wir gerademal Bescheid wissen.

In der Bildung forschen wir auch, wie man digital bilden kann. Wie geht das im Ideal? Hey, Leute, die Forscher stellen schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten ständig wundervolle Theorien auf, wie man in der analogen Welt am besten bildet. Aber das Beste wissen und kennen wir nur sehr gut. In der Praxis verwenden Lehrer natürlich nur, was nur ganz einfach solide gut ist, aber dafür in Massenproduktion hergestellt werden kann: das Bundeseinheitsabitur und der Fließband-Bachelor.

Wir brauchen Umsetzungswillen, nicht Milliarden zum Hinauszögern.  Da die Politik bei Wahlen leider keinen Umsetzungswillen anbietet, wählen wir notgedrungen das, was uns am Teuersten ist.

 

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

3 Kommentare

  1. Herr Dueck,

    plakativ formuliert: Ihre Wut und Ihre Frustration sind spürbar. Das ist gut.

    Aber wie wollen Sie diese konstruktiv kanalisieren? In Deutschland und im Kern West-Europas sind schon lange die Lichtet ausgegangen. Wir leben hier vom »Nachglühen« „alten“ Kapitals, diese Aussage ist sowohl materiell als auch geistig zu verstehen.

  2. Deutschland ist längst zur Bananenrepublik verkommen, was die Hochtechnologie angeht. Welche deutsche Firma produziert noch
    Sensoren für Kameras ?
    Welche Firma entwickelt Prozessoren für Computer ?
    Welche Autowerkstatt kann eine elektronische Motorsteuerung reparieren ?
    Wer weiß, wie die GPS Satelliten arbeiten ?
    wer kennt den Quellcode von Windows ?
    Wir sind von den Entwicklern zu den Parasiten von High-Tech hinabgestiegen.

    Wir sind nicht auf der Höhe der Zeit.

  3. Wir können auch anders, jedenfalls am Anfang: Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 wurde eine vierte industrielle Revolution ausgerufen, bevor sie stattgefunden hatte. Dafür flossen Forschungsgelder und man gründete eine „Plattform“, nur um nach einigen Jahren festzustellen, dass dabei außer Gremienarbeit und Papieren nichts herauskommt.

    Die Hauptakteure sind inzwischen weitergezogen, haben sich unter dem neuen Titel Industrial Data Space neues Geld besorgt und sich davon ausgedacht, was der Wirtschaftsminister seit letzter Woche als GAIA-X anpreist. Was genau das sein soll, weiß anscheinend niemand so recht, aber man könne damit von Chatbots für die öffentliche Verwaltung bis zur Krebsheilung alles Mögliche tun.