Die Auflösung der Judenfrage. Das Bild des Juden im Spielfilm der DDR: Kapitel I

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Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
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Dies ist eine unformatierte Version der Magisterarbeit "Die Auflösung der Judenfrage. Das Bild des Juden im Spielfilm der DDR", erforscht und geschrieben von Yoav Sapir an der Hebräischen Universität Jerusalem, 2004-2006. Diese unformatierte Version dient allein der Erschließung durch Google. Wenn Sie sich für die Arbeit interessieren, empfehle ich Ihnen wärmstens, kostenlos die PDF-Version herunterzuladen: Klicken Sie hier.


 

 

 

I. Einleitung

 
I.a. Der Ausgangspunkt

 

Heben wir mit einer kurzen Darstellung unseres Themas an, um die dieser Arbeit zugrunde liegende Fragestellung klarzumachen, ehe wir auf ihren weiteren Zusammenhang eingehen.

 
I.a.1. Die politische Problematik des jüdischen Themas in der DDR

 

Die überwältigende Mehrheit der ostdeutschen Staatsbürger kannte Juden nicht unmittelbar, da diese in der DDR kaum vorzufinden waren.[1] Trotzdem waren sich die Ostdeutschen der jüdischen Gegenwart[2] in der abendländischen Kultur im Allgemeinen (wenigstens mittels der biblisch-kulturellen Tradition) und in der deutschen Geschichte im Besonderen (als Opfer der Nazis, unter anderen Opfergruppen) zumindest einigermaßen bewusst. Selbst wer sehr wenig (ganz egal, ob Richtiges oder Falsches) zum Judentum wusste, stand unterm Einfluss der abendländischen und insbesondere deutschen Kultur, bei der der Jude eine sehr wichtige Rolle noch immer spielt: Es werden nämlich keine Kirchen mehr benötigt, damit dem Juden seine abendländische Rolle als der »Andere« schlechthin durch die Zeitenwenden hindurch auch weiterhin zugeschrieben wird.[3]

 

Während des vierzigjährigen Bestehens der DDR stellten die Juden eine schwierige Auslegungs- und daher auch Erklärungsherausforderung für das ostdeutsche Regime dar:[4] Einerseits wurde den Juden eine ausgesprochen günstige Rolle als »Opfer des Faschismus«[5] im Rahmen des antifaschistischen Gründungsnarratives der DDR zugeschrieben, andererseits eine entgegengesetzte Rolle als »faschistische« Zionisten, die in höchst problematischer Beziehung zum ebenfalls »faschistischen« Bonn standen. Das Luxemburger Wiedergutmachungsabkommen von 1952 erzeugte ein sehr negatives Image, welches infolge der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der BRD und dem Staate Israels[6] im Jahre 1965 und des israelischen Sieges im Sechs-Tage-Kriege 1967 noch verschlimmert wurde. Kurz gefasst: Die amtliche Judenpolitik der SED[7] war durch ständige Spannung zwischen Verneinung des Antisemitismus einerseits und scharfem Antizionismus andererseits gekennzeichnet.[8]

 

Die Bezugnahmen des SED-Regimes auf Juden – egal in welchem Zusammenhang – wirkten sich unbedingt auf diesen Zwiespalt aus und waren somit in der Lage, den ostdeutschen Staatsbürgern eine nach und nach entstandene, gewissermaßen amtliche Antwort auf die Frage »Wer und was sind die Juden?« zu geben. Solche Bezugnahmen, die aus dem – ob bewussten oder unbewussten, jedenfalls unvermeidlichen – Umgang des SED-Regimes mit dem jüdischen Thema hervorgingen, strebten natürlicherweise schon von selbst an, das schwer zu bewältigende Judentum[9], d.h. den Juden schlechthin in eine dem SED-Regime dienliche Stellung zu bringen, indem der besagte Widerspruch zwischen den beiden jüdischen Rollen während und nach der NS-Zeit gelöst wird. Diese Problematik ist die ostdeutsche Judenfrage, mit deren Beantwortung durch filmkünstlerische Mittel wir uns hier beschäftigen.

 
I.a.2. DEFA und die filmische Lösung der ostdeutschen Judenfrage

 

»[F]ilms […] not only reach a much larger audience than, say, speeches, conference papers, or books; they also tend to move and manipulate spectators in a more direct emotional way.«[10] Unter den Massenmedien erfreut sich die Filmkunst, ob im Kino oder dem Fernsehen, des größten Einflusses aufs Publikum und überbringt verborgene Botschaften am wirksamsten. Die Zuschauer empfangen und verinnerlichen die im Film versteckten und unausdrücklich vermittelten Vorstellungen, wodurch sie von der (angeblichen) Wahrheit der Botschaft – möglicherweise völlig unbewusst – überzeugt werden. Aus diesem Grunde wurde die Antwort auf die oben dargelegte Frage der kinobesuchenden Zuschauerschaft, ob absichtlich oder gar unbewusst,[11] durch filmische Geschichtshandlungen verhüllt gegeben. Die Zuschauer, welche größtenteils keinen Juden begegnet sind (geschweige denn bewusst), sahen jene Figuren bzw. Menschen, die als »Juden« bezeichnet wurden, auf der Leinwand und erlebten sie lebhafter und aufregender als durch alle anderen Kommunikationsmittel (Bücher, Zeitungen, Rundfunk usw.). Aus den Filmen lernte das Publikum, ob bewusst oder nicht, worum es bei den »Juden« geht: Wer diese Leute seien, wodurch sie sich von allen restlichen unterscheiden würden, kurzum: was für eine gemeinsame, d.h. jüdische Gruppenidentität sie hätten.[12] Ja: Schon deswegen, weil jüdische Figuren auf der Leinwand anwesend sind, gibt es irgendwelche jüdische Identität (ob eine oder mehrere), die dem Publikum – ob absichtlich oder nicht[13] – in den Spielfilmen gezeigt und vermittelt wird.

 

Alle ostdeutschen Filme wurden von der DEFA, der volkseigenen »Deutschen Film-Aktiengesellschaft«, hergestellt, die bereits 1946 unter Kontrolle der SMAD, der »Sowjetischen Militäradministration in Deutschland«, gegründet wurde und ihren Hauptsitz in Potsdam-Babelsberg hatte.[14] Ohne Rücksicht auf die Gründung der DDR im Jahre 1949 als eines sowjetischen Satellitenstaates waren die Filme der DEFA insofern für die Vermittlung der sozialistischen Botschaft mobilisiert, als sie den politisch-ideologischen Erwägungen der SED unterworfen waren, in deren Ermessen auch die Entscheidung über ihre Aufführung lag. War irgendein Film den Erwartungen der Parteifunktionäre nicht gerecht geworden, so wurde er ohneweiters zensuriert.[15] Es sollte hier das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED erwähnt werden, auf dem im November 1965 u. a. auch kritische Filme, die nach dem Mauerbau (zur Zeit der erhofften gesellschaftlichen und daher auch politischen Stabilität) für möglich gehalten wurden, immerhin angegriffen und verboten wurden. Wenigstens ähnliche, aber höchstwahrscheinlich noch ärgere[16] Umstände herrschten beim »Deutschen Fernsehfunk« (1952-72 und 1989-91)[17] bzw. »Fernsehen der DDR« (1972-89), von dem zwei der hierbei zur Diskussion stehenden Spielfilme ausgestrahlt wurden (die aber ebenfalls im DEFA-Studio für Spielfilme gedreht wurden). Aufgrund der sehr strengen Parteikontrolle, unter welcher die Herstellung und Aufführung bzw. Ausstrahlung der Filme gehalten wurden, sind die zu unserer Sache gehörigen Filme der DEFA imstande, von der Art und Weise zu zeugen, auf welche die SED die Herausforderung der ostdeutschen Judenfrage, also der jüdischen Gruppenidentität, bewältigte. Allerdings müssen wir stets bedenken, dass aus den Filmen der DEFA – so wichtig sie waren und so gut sie uns über das SED-Regime belehren können – selbstverständlich kein vollständiges Bild dieses Regimes erhalten werden kann, sodass unsere Erkenntnisse schließlich auf einen unter mehreren Aspekten bzw. Zweigen des SED-Staats beschränkt sein werden.

 
I.a.3. Die Forschungsmöglichkeiten

 

Im Grunde genommen gibt es drei Ebenen, auf denen sich das Thema erforschen lässt: zum Ersten die Repräsentationsebene, also die Darstellungsweise an sich, d.h. wie der Jude tatsächlich dargestellt wurde; zum Zweiten die Entstehungsgeschichte der Judendarstellung, also die Umstände, unter welchen das (bei der Erforschung auf der ersten Ebene herausgearbeitete) ostdeutsche Bild des Juden zustande kam;[18] und zum Dritten die Rezeptionsebene, also wie das filmische Bild des Juden beim Publikum aufgenommen wurde.

 

Im beschränkten Rahmen dieser Arbeit wird allein die auf der ersten Ebene befindliche Darstellungsweise des Juden, allerdings von einem historiographischen Blickpunkt aus aufgegriffen. Das ist also einerseits keine Entstehungsgeschichte, weil das für die Herausarbeitung der jüdischen Identität relevante Forschungsgebiet nicht hinter, sondern ausschließlich vor den Kulissen liegt.[19] Andererseits ist es auch keine Rezeptionsgeschichte, denn wir ziehen unsere filmisch-literarischen Quellen heran, um mithilfe ihrer Analyse nicht auf die Meinungen der ostdeutschen Bevölkerung hinunterblicken, sondern in die parteipolitische Lösung bzw. Entkräftung der ostdeutschen Judenfrage hinaufzuschauen. Diese weiteren, auf der zweiten bzw. dritten Ebene befindlichen Fragestellungen, auf welche hier nicht eingegangen werden kann, bleiben sohin künftigen Forschungen vorbehalten, wobei die Beantwortung der hiesigen Fragestellung den beiden anderen eher als Ausgangspunkt dienen soll, weil man ja zuallererst wissen muss, wie der Jude dargestellt wird, um anschließend danach fragen zu können, wie diese Darstellungsweise einerseits zustande kam und andererseits beim Publikum aufgenommen wurde.[20]

 

I.a.4. Die dreifache Fragestellung

 

Unsere Fragestellung, welche (wie oben erklärt) die Darstellungsweise des Juden aufgreift, besteht nun aus den folgenden drei Fragen:

 

1.             Die Leitfrage, die aus der oben dargelegten Problematik des jüdischen Themas in der DDR hervorgeht, lautet: Was für eine jüdische Gruppenidentität (d.h. Vorstellung des Judentums)[21] zeigte das SED-Regime der Bevölkerung der DDR implizit kraft des Massenmediums des Films?

 

2.             Da unsere Leitfrage dem literaturwissenschaftlichen[22] Bereich angehört und an sich eher wenig zum Verständnis des Umgangs des SED-Regimes mit der ostdeutschen Judenfrage beizutragen vermag, muss sie unbedingt historisiert werden, weshalb die Ergänzungsfrage lautet: Wie lässt sich diese Antwort auf »Wer und was sind die Juden?« anhand des politisch-ideologischen Zusammenhanges in der DDR erläutern?

 

Die vorliegende Arbeit ist mithin insofern interdisziplinär, als filmisch- (im Gegensatz zu schriftlich-)literarische Texte von einem geschichtswissenschaftlichen Blickpunkt aus analysiert werden, um somit zu historiographischen Ergebnissen zu gelangen.

 

3.             In Anbetracht der nationalsozialistischen Vergangenheit, von der die besondere Problematik des jüdischen Themas in der DDR ererbt wurde, wird manchmal behauptet, dass der Jude in der DDR entthematisiert wurde. Demzufolge taucht die folgende Auswertungsfrage auf: Zeugt das ostdeutsche Judenbild von Entthematisierung oder Umthematisierung des Juden in der DDR?[23]

 
I.a.5. Die Hypothese

 

Die Antwort auf unsere Leitfrage soll lauten, dass die in den Filmen gezeigte jüdische Gruppenidentität eine leere bzw. entleerte Identität ist. Die Juden sind dabei allen anderen gleich, d.h. ganz gewöhnliche Menschen, die sich genauso voneinander unterscheiden wie alle restlichen auf Erden. Früher, in der Vergangenheit, sollen sich die Juden wohl von den anderen durch die eigene Religion unterschieden haben, aber heutzutage, da sie von deren Fesseln befreit seien, seien sie nur noch ganz gewöhnliche Menschen, die keine Sondergruppe bilden möchten und auch keineswegs unterschiedlich zu sein bräuchten. Ganz im Gegenteil: In den Filmen wird ihnen der Unterschied (d.h. das Jüdischsein) von anderen, in der Regel von den Nazis, aufgezwungen. Die unterscheidende Betrachtungsweise des Juden sowie die daraus entstandene, grundsätzlich unterschiedliche jüdische Identität seien folglich nicht auf diejenigen, die für Juden gehalten werden, sondern auf ihre Verfolger, deren Köpfe mit wahnsinnigen Vorstellungen besetzt sind, zurückzuführen.

 

Die Erklärung dieses Ergebnisses, welche die zweite Frage beantwortet, ist eine zweifache. Zuallererst gab es mehrere, sowohl politische als auch ideologische Ursachen, aufgrund deren eine unterschiedliche jüdische Gruppenidentität für die SED ganz und gar unannehmbar war, sodass die leere bzw. entleerte Identität die einzig mögliche war. Darüber hinaus hatte diese Darstellungsweise des Juden auch Zwecke, d.h. Vorteile, die das SED-Regime aus diesem Judenbild ziehen konnte: Zum Ersten wurde der oben dargelegte Widerspruch zwischen den beiden ostdeutschen Rollen der Juden – einerseits als »Opfer des Faschismus«, andererseits als »faschistische Hebräer« – gelöst, da beide Gruppen nunmehr aus einfachen Menschen bestehen sollten, die keiner (jüdischen) Obergruppe zugehören sollten und denen nichts Besonderes gemeinsam sei. Zum Zweiten wurde das Judentum in eine dem SED-Regime dienliche Stellung gebracht, indem die nationalsozialistische bzw. »faschistische« Judenverfolgung und -vernichtung durch die »Auflösung« des Judentums verallgemeinert wurde; das falsch übersetzte »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« wurde somit richtig zu einem gegen die Menschheit, woraufhin der unlautere Lebenskampf zwischen den Nazis und den Juden verallgemeinert zu einer Art ideologischen Bürgerkrieges zwischen Faschisten und Menschen, d.h. schließlich zwischen Faschisten und Antifaschisten wurde. Durch die »Auflösung« des Judentums konnte also die nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung zugunsten des antifaschistischen Gründungsnarratives der DDR angeeignet werden.

 

Die Antwort auf die dritte und letzte Frage lautet, dass der Jude – zumindest im ostdeutschen Spielfilm – nicht entthematisiert, sondern umthematisiert wurde: Die verhältnismäßig häufige Vergegenwärtigung des Juden auf der Leinwand und die eher umfassende Aufarbeitung des Holocaust dienten dazu, das Vorhandensein des Juden als solchen abzusprechen und die früheren, dem Juden im Nationalsozialismus zugeschriebenen negativen Inhalte und Werte auf neutral umzustellen. Durch diese »entthematisierende Umthematisierung« wich das SED-Regime, das als die bessere Alternative zum Wiedergutmachungsdeutschland das jüdische Thema nicht liegen lassen konnte, dem bundesdeutschen Bewältigungsmuster aus. Die dieser Umthematisierung innewohnende Widersprüchlichkeit weist letztlich sowohl auf Kontinuität als auch auf Bruch mit der NS-Vergangenheit hin.

 
I.b. Begriffsbestimmungen für diese Arbeit

 
I.b.1. Politisch-ideologische »Wirklichkeit« gegenüber filmischer »Fiktion«

 

Im Rahmen dieser Arbeit wird manchmal zwischen der »Wirklichkeit« des ostdeutschen SED-Regimes einerseits und der »Fiktion« des ostdeutschen Spielfilms andererseits unterschieden; es wäre jetzt daher wohl am Platze, zu erklären, was damit gemeint ist. Zuallererst möchte ich aber klarstellen, dass ich hier keine erkenntnistheoretische Diskussion eröffnen möchte, da diese Arbeit ja kein philosophisches Thema aufgreift; die hiesige Erklärung zielt also nicht darauf ab, die Problematik zu lösen, sondern lediglich darauf, sie dem Leser näher zu bringen. Nun ist die »Wirklichkeit« des SED-Regimes letzten Endes ebenso fiktiv, d.h. abstrakt und ungreifbar, wie die »Fiktion« des ostdeutschen Spielfilms wirklich, d.h. physisch vorhanden ist. Die bei unserer historiographischen Erörterung herangezogenen Begriffe »Wirklichkeit« und »Fiktion« sollen nämlich nur im verhältnismäßigen Sinne, also als zwei sich ergänzende Gegenstücke bzw. Sichtweisen verstanden werden, wie im Folgenden erläutert wird.

 

Von einem philosophischen Gesichtspunkt aus ist der Spielfilm, der »als solcher«, d.h. als Filmspule oder VHS-Kassette greifbar ist, die eigentliche Wirklichkeit, während hingegen das SED-Regime, welches als solches, d.h. als die abstrakte Gesamtheit der Parteifunktionäre, Entscheidungsträger usw. vollkommen ungreifbar ist, eher die Fiktion bildet; vom hiesigen historiographischen Gesichtspunkt aus – das will sagen: was die hierbei empirisch herauszuarbeitende »jüdische Identität« betrifft – ist aber der greifbare Spielfilm, wo die dargestellten »Juden« nur Figuren sind, eine reine Fiktion, wobei das freilich ungreifbare SED-Regime, welches die Darstellung des Juden zustande brachte und dessen Idealvorstellung vom Judentum diese Darstellung widerspiegelt, doch als wirklich gilt. Im Grunde genommen wird hier also zwischen der filmischen Traumwelt und der politisch-ideologischen Außenwelt unterschieden: Die als Film noch physisch vorhandene Traumwelt, die aber aus Idealvorstellungen besteht, ist von ihrem Inhalt her fiktiv, während das zwar abstrakte SED-Regime, welches aber die filmische Traumwelt herstellte und für sie verantwortlich war, von seinem politisch-ideologischen Vorhandensein her wirklich war.

 

Zugegebenermaßen ist jedoch auch die »Politik« oder die »Ideologie« als solche – also abgesehen von den Blättern, auf denen die Wörter geschrieben stehen, die wir als »Politik« bzw. »Ideologie« begreifen – völlig fiktiv; von der »Wirklichkeit« des SED-Regimes kann somit nur insofern die Rede sein, als wir sie überhaupt begreifen können. Demgegenüber gibt es aber immerhin auch keine »Fiktion«, denn bereits die Tatsache an sich, dass wir uns das Fiktive vorstellen können, diese Fiktion zu einem Stück gedanklicher Wirklichkeit macht; deshalb können wir die fiktive Traumwelt des ostdeutschen Spielfilms doch empirisch untersuchen. Es ist also gerade diese Spannung zwischen »fiktiver Wirklichkeit« und »wirklicher Fiktion«, welche zur obigen Feststellung führt, dass es sich hier um einen nur verhältnismäßigen Gegensatz, d.h. um zwei sich ergänzende Sichtweisen handelt – kurzum, dass selbst die Unterscheidung zwischen »Wirklichkeit« und »Fiktion« physisch völlig fiktiv, aber gedanklich sehr wirklich ist.

 

Zwischen diesen beiden unerreichbaren Endpunkten scheint sich nun alles, zumindest alle Abstrakta (darunter, notabene, auch »alles«) zu befinden. Nicht zuletzt gilt das also auch für den im Nachfolgenden besprochenen Identitätsbegriff: Ist die jüdische Gruppenidentität, die wir empirisch aus dem filmischen Text herausarbeiten werden, »greifbar«? Ist die »Identität« schlechthin »wirklich« oder »fiktiv«? Die Antwort auf diese und ähnliche Fragen hängt nur vom jeweiligen Blickpunkt ab; oben habe ich versucht, den im Rahmen dieser Arbeit gültigen Blickpunkt zu erklären.

 
I.b.2. Was heißt hier »Identität«?

 

Da die Rede hier immer wieder von »Identität« im Allgemeinen und von »jüdischer« Identität im Besonderen ist, muss gleich erklärt werden, was damit eigentlich gemeint ist. Als Erstes wäre gut, dieses Stichwort im Duden nachzuschlagen, wo es folgendermaßen erklärt wird: »[D]ie als ›Selbst‹ erlebte innere Einheit der Person«.[24] Daraufhin treten gleich einige Frage auf: Was heißt »Selbst«? Was heißt »innere Einheit«? Und ist die Identität auf »Erlebnisse« beschränkt? Nun ist der Duden wohl nur ein Wörterbuch, das sich daher mit vagen Beschreibungen begnügen muss, womit wir zur einschlägigen wissenschaftlichen Literatur gelangen sollen. Nur halten sich manche Forschungswerke zu diesem Thema merkwürdigerweise kaum damit auf, diesen Grundbegriff zu bestimmen, wenn auch nur dazu, die jeweilige Erörterung näher zu bringen.[25] Freilich würde auch die gründlichste Analyse zu keinem eindeutigen Resultat führen können, weil es sich hier um etwas handelt, was zumindest gedanklich zwar »vorhanden« zu sein scheint, aber im Grunde genommen völlig ungreifbar ist und sich folglich keineswegs »nachweisen«, sondern nur mittelbar herausarbeiten lässt, wie unsere Analyse bekunden soll.

 

Möglich wäre auch, dass die Begriffsbestimmung eher deswegen ausgelassen wird, weil sie für überflüssig erachtet wird: Nach allem bemühen sich in der Tat auch fast keine wissenschaftlichen, sich mit Juden befassenden Veröffentlichungen darum, die jeweils angemessene Bedeutung von »Jude« zu klären, wie wir es späterhin tun.[26] Dabei geht man einfach davon aus, dass der Leser die zum jeweiligen Zusammenhang passende Bedeutung selbst auszuwählen weiß, was gewöhnlich auch gerechtfertigt und sinnvoll erscheint. Mit »Identität« ist es aber gar nicht so einfach; hier kann man sich einen solchen Ansatzpunkt keinesfalls erlauben, denn die diesem Begriff innewohnende Verschwommenheit wird auch in den Worten derer widergespiegelt, die sich doch zu dieser Sache äußern, wie an den folgenden zwei Beispielen erkennbar ist; das erste von Richard Thompson Ford (Hervorhebung im Original): »[T]he conception of identity that will inform this book is that social identities are processes, possibilities, contingencies or conceptual frameworks that organize thought and action; they are not only contingent on social practices but they themselves are social practices such that they are never ›formed‹ but always in a process of formation and reformation that is never complete.«[27] Das zweite Beispiel entnehme ich Gary Taylor und Steve Spencer, die eine kaum weniger umfangreiche Begriffsbestimmung vorschlagen: »Identity is a work in progress, a negotiated space between ourselves and others; constantly being re-appraised and very much linked to the circulation of cultural meanings in a society.«[28]

 

Die vagen Erklärungen und umso mehr die verschiedensten Weisen des tatsächlichen Gebrauchs stellen klar, dass kein wahrhaftiger, d.h. verbindlicher und in die Tat umsetzbarer Konsens über die eigentliche Bedeutung von »Identität« im Allgemeinen und in bestimmten Zusammenhängen im Besonderen besteht. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge scheint dieser Begriff nämlich nicht nur fast überall, sondern auch in verschiedenster Art und Weise Anwendung finden zu können. Jegliche Bezugnahme auf menschliches Leben, Gesellschaft, Kultur usw. birgt bereits die Möglichkeit in sich, von diesem Begriff Gebrauch zu machen, wobei aber jeder etwas anderes damit meinen und darunter verstehen mag. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass der Begriff jeweils tunlichst genau bestimmt wird, was ja im Nachstehenden getan wird. Falls der Leser den Begriff »Identität« anders versteht als ich und meine Erklärung nicht mit diesem Begriff verknüpfen will, lässt sich dieser Begriff die Arbeit entlang durch einen anderen »ersetzen«, von dem der Leser meint, dass er besser dazu passt, was ich mit meiner nachfolgenden Erklärung meine. Wichtig ist nämlich nicht, dass meine Erklärung als die überall richtige Bestimmung von »Identität« angenommen wird, sondern nur, dass hier, d.h. im Rahmen dieser Arbeit, unter diesem Begriff das Nachstehende verstanden wird.

 

Als Erstes würde ich zwischen zwei Identitätsgattungen, der »Eigen-« und der »Gruppenidentität«, unterscheiden. Die Eigenidentität einer beliebigen Person besteht aus der Gesamtheit der kulturellen Inhalte (sei es Personen, Orte, Tätigkeiten oder etwas anderes, womit Menschen Zeit verbringen), für die sie sich interessiert, was verallgemeinert auch für Menschengruppen, also Gesellschaften, gilt. Dabei kann etwa danach gefragt werden, wofür sich eine Person oder Gesellschaft interessiert, was ihr wichtig ist, was sie anstrebt usw. usf.; aus diesen Angaben bzw. aus der Gesamtheit der Interessenbereiche besteht die Eigenidentität der jeweiligen Person oder Gesellschaft.[29] Je mehr man sich für etwas oder jemanden interessiert, umso größer ist dessen Anteil an der Zusammensetzung seiner Identität.[30] Kurz gefasst, ist die Eigenidentität eine Widerspiegelung der Verhältnisse des jeweiligen Einzelwesens zur Außenwelt oder, mit anderen Worten, des Standortes dieses Einzelwesens auf einer Landkarte von Interessenbereichen und kulturellen Inhalten.[31] Sohin lässt sich die »Eigenidentität« als eine Art Zusammenfassung dessen bestimmen, woraus das ungreifbare, jeweils einzigartige und teils unbewusste Selbst besteht. Ich glaube, dass das, was ich mit »Eigenidentität« meine, dem mehr oder weniger üblichen Verständnis von »Identität« schlechthin entspricht, wie es etwa im oben angegebenen Duden-Eintrag zum wörtlichen Ausdruck kommt.

 

Weiters wird in manchen Werken zum Thema auch von »gesellschaftlichen Identitäten« im Sinne von Vater, Liebhaber, Kind, Geschwister, Arbeitnehmer, Freund usw. gesprochen; meiner Meinung nach wäre es besser, diese Aspekte menschlichen Lebens als »gesellschaftliche Rollen« zu bezeichnen, die wiederum zur Eigenidentität der jeweiligen Person beitragen. Das geht daraus hervor, dass ich als Kind (zumindest nach meinem Verständnis) ein und dieselbe Eigenidentität habe, die ich als Bruder, Freund oder Arbeiter (Übersetzer) habe. Diese und andere gesellschaftliche Rollen bedeuten, dass ich – ob bewusst oder nicht; ob freiwillig, gleichgültig oder widerstrebend – verschiedene Interessenbereiche (Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz bzw. Verlagsanstalt usw.) habe, die Teile meiner Eigenidentität bilden.

 

Demgegenüber sind Gruppenidentitäten, die sich auf Menschen nicht als Einzelwesen, sondern als Mitglieder bestimmter, eigentlich ungreifbarer »Gruppen« beziehen und die Gruppenmitglieder als solche zu charakterisieren suchen, immer Vorstellungen, ob Selbstvorstellungen oder Vorstellungen des Anderen. Mit anderen Worten: Eine Gruppenidentität ist die Charakterisierung einer Gruppenzugehörigkeit, welche die Frage beantwortet, was es bedeutet, dass man einer bestimmten Gruppe (nicht unbedingt, aber meistenteils im Gegensatz zu anderen Gruppen)[32] angehört. Dabei kann man sowohl Gruppen, denen er anzugehören glaubt, als auch solche, denen er nicht anzugehören glaubt, charakterisieren. Das charakterisierende Einzelwesen ist hierbei das Subjekt, die von ihm charakterisierte Gruppe hingegen das Objekt seiner jeweiligen Vorstellung. Bei Selbstvorstellung, also bei Charakterisierung einer Gruppe, der das charakterisierende Einzelwesen anzugehören glaubt, ist das Einzelwesen sowohl das Subjekt als auch das Objekt seiner jeweiligen Vorstellung.

 

Wenn wir nun dieses Verständnis von »Gruppenidentität« auf den Begriff der »jüdischen Identität« anwenden, stellt sich heraus, dass »Nichtjuden« – d.h. Menschen, die sich als keine Juden erachten – eine einerseits (vom Subjekt her) zwar nicht-jüdische, andererseits (vom Objekt her) aber ebenso jüdische Identität haben können, wie »Juden« – d.h. Menschen, die sich für Juden halten – eine vom Subjekt her jüdische und vom Objekt her ebenfalls jüdische, kurzum eine jüdische jüdische Identität haben können. So bildet zum Beispiel das halachische[33] Kriterium für »Jude« einen greifbaren Ausdruck einer jüdischen jüdischen Identität, d.h. einer jüdischen Selbstvorstellung, während das nationalsozialistische Kriterium für »Jude« einen greifbaren Ausdruck der nationalsozialistischen jüdischen Identität, d.h. einer nicht-jüdischen Vorstellung des jüdischen Anderen ist. Das rührt daher, dass sowohl »Juden« als auch »Nichtjuden« irgendwelche Vorstellungen vom Judentum haben können, also diese immerhin ungreifbare Menschengruppe in irgendwelcher Weise zu charakterisieren vermögen. Da aber eine Charakterisierung durch Bezugnahme erfolgt, muss man sich des wenigstens gedanklichen »Vorhandenseins« einer Menschengruppe als solcher und insbesondere der obigen Frage nach der Bedeutung der jeweiligen Gruppenzugehörigkeit zumindest gewissermaßen bewusst werden. Dazu sind sowohl »Juden« bzw. Gruppenmitglieder als auch »Nichtjuden« bzw. Außenseiter fähig.

 

Kurz gefasst, können sowohl »Juden« als auch »Nichtjuden« auf die Frage »Wer und was sind die Juden?« (mit anderen Worten: »Was bedeutet es, dem Judentum bzw. der jüdischen Gruppe anzugehören?«) Antworten geben. So können z. B. Israelis eine israelische deutsche Identität haben, wie Deutsche eine deutsche israelische Identität haben können, je nach den eigenen Vorstellungen der jeweils anderen Seite. Meines Erachtens ist diese Begriffsbestimmung keine begriffliche Spitzfindigkeit, sondern ein wirklichkeitsgetreues Verständnis des Identitätsbegriffs, denn zu allem, was ein Mitglied einer beliebigen Gruppe zur eigenen Identitätscharakterisierung bringt, ist auch jedes Nichtmitglied dieser Gruppe, d.h. jeder Außenseiter, fähig. Ich glaube, kein Deutscher zu sein, und trotzdem bin ich als Mensch (zumindest meiner Meinung nach) zu allem fähig, was jemand anders, der Deutscher zu sein glaubt, dazu bringen kann, auf seine Identität als Deutscher Bezug zu nehmen, also auf die Frage »Was bedeutet es, Deutscher zu sein?« eine Antwort zu geben. Es gibt daher gar keinen Grund bzw. keine Rechtfertigung, »Nichtjuden« ihre natürliche Möglichkeit zur eigenen, allerdings (ihrem eigenen Selbstverständnis nach) »nichtjüdischen«, »jüdischen Identität« abzusprechen.

 

Die mehrere Gruppenidentitäten, also die Selbstvorstellungen sowie die Vorstellungen von Anderen,[34] welche jeder Einzelne unbedingt hat, sind (als Bezugnahmen auf verschiedene kulturelle Inhalten) Interessenbereiche, die wiederum Teile der Eigenidentität bilden. Wenn wir nun zu unserer Fragestellung zurückkehren, wird uns klar, dass wir uns in dieser Arbeit mit einer nichtjüdischen jüdischen Gruppenidentität befassen, nämlich mit der jüdischen Identität des ostdeutschen SED-Regimes (d.h. mit seiner Vorstellung des Judentums), die wiederum Teil der als solche freilich ungreifbaren Eigenidentität dieses Regimes bildet, welches sich, wie wir noch sehen werden, sehr für das Judentum interessiert. Zum Schluss muss noch auf den begrifflichen Unterschied zwischen einer »ostdeutschen jüdischen« und »ostdeutsch-jüdischen« Identität hingewiesen werden: Ersteres bedeutet die jüdische Identität eines nichtjüdischen Ostdeutschen (bzw. ostdeutschen Einzelwesens), d.h. eine ostdeutsche Vorstellung vom jüdischen Anderen, während Letzteres hingegen die jüdische Identität eines ostdeutschen Juden (bzw. jüdischen Einzelwesens), d.h. eine ostdeutsche Vorstellung vom jüdischen Selbst bzw. eine ostdeutsch-jüdische Selbstvorstellung. Im Rahmen dieser Arbeit beziehen wir uns also auf keine ostdeutsch-jüdische, sondern auf eine ostdeutsche jüdische Gruppenidentität.

 
I.b.3. Das Signifikat hinter dem »Holocaust«-Signifikant

 

Der Begriff des »Holocaust«, der bei unserer Erörterung bereits mehrmals vorgekommen ist, wird hier völlig bewusst anachronistisch gebraucht. Das erlaube ich mir, um die Diskussion zu erleichtern, denn nach allem beschäftigen wir uns hier keinesfalls mit seiner Entstehungsgeschichte (die übrigens sehr interessant ist)[35]. Darunter ist soviel zu verstehen wie »das, was (während des Zweiten Weltkrieges) mit den Juden geschehen ist«, d.h. er bezieht sich hier lediglich auf das historische Ereignis der nationalsozialistischen Judenfolgung und -vernichtung, und zwar ohne jedwede Meinungsäußerung meinerseits, denn auch die Diskussion über die verschiedenen Bezeichnungen für dieses Ereignis als sprachliche Denkmäler (»Schoah«[36]) oder Mittel zur Distanzierung (»Holocaust«[37], »Auschwitz«[38]) gehört nicht hierher. Wichtig ist nur, dass hier sowohl der Begriff als auch sein Gebrauch im Rahmen dieser Arbeit richtig, also nach der obigen, die Begriffsbestimmung auf das Ereignis an sich beschränkenden Erklärung verstanden werden.

 

Vom Sprachgebrauch in der DDR kann man übrigens durch die ostdeutsche wissenschaftliche Literatur zum Thema erfahren, wobei der Begriff »Holocaust« wohl kaum vorgekommen ist, geschweige denn »Schoah«.[39] Üblich waren zum Beispiel die zweifelsohne sehr sachlichen Bezeichnungen »Verbrechen«[40], »Verfolgung«[41], »Ausrottung«[42] und »Vernichtung«[43], welche durch die Begriffe »faschistisch« und/oder »Juden« ergänzt wurden. In den Filmen kommen, wenn überhaupt wörtlich auf dieses Ereignis bezogen wird, Ausdrücke wie »Verfolgung« und »Ermordung«[44] vor, die mit den westdeutschen Begriffen identisch sind, welche in der BRD bis zum Jahre 1979 üblich waren, in dem die ARD den US-amerikanischen Fernsehvierteiler Holocaust (Marvin J. Chomsky, 1978) ausstrahlte. Wenn in der DDR ja kein besonderer Sammelbegriff zur Bezeichnung der nationalsozialistischen bzw. »faschistischen« Judenverfolgung und -vernichtung im Gebrauch war, kann es womöglich damit erklärt werden, dass der westliche Diskurs über Holocaust und dadurch auch über den Holocaust nicht in der DDR erlebt wurde, wo der Holocaust allerdings schon von Anfang an filmkünstlerisch dargestellt wurde (wie späterhin erläutert)[45]; jedoch scheint mir eine derartige kulturelle Trennung der DDR vom bundesdeutschen Geschehen – gerade in diesem heiklen Thema – kaum annehmbar, zumal die Sendungen der ARD in vielen Gebieten der DDR empfangen werden konnten. Vermutlich war also der Begriff des »Holocaust« zumindest gewissermaßen doch in der DDR bekannt, wurde aber als Teil westlicher Geschichtsschreibung empfunden und missbilligt.

 
I.b.4. Zur angemessenen Definition des Judenbegriffs

 

Da nahezu alle DEFA-Filme, welche die ostdeutsche Judenfrage zu bewältigen versuchen, ans antifaschistische Gründungsnarrativ der DDR anknüpfen, beschäftigen sie sich – tatsächlich von Anfang an – auch mit dem Holocaust und dessen Vorgeschichte.[46] Dabei wird auch den Randfiguren der Judenverfolgung Aufmerksamkeit geschenkt: Zum einen kommen Menschen vor, die nach jüdischem Recht zwar nicht unbedingt Juden waren, aber von den Nazis als solche betrachtet wurden. Das waren nämlich »Mischlinge« (und zwar »ersten Grades«, d.h. mit zwei »volljüdischen« Großeltern), die unter bestimmten Umständen doch als »Juden« galten, also zu »Geltungsjuden« wurden.[47] Ferner gab es auch sozusagen echte »Juden«, also weder »Mischlinge« noch »Geltungsjuden«, die aber nach jüdischem Recht durchaus keine Juden waren, etwa wenn nur die Großmutter mütterlicherseits nichtjüdisch war.[48] Zum anderen gab es vom nationalsozialistisch-rassistischen Gesichtspunkt aus auch Menschen, die nur als »Mischlinge zweiten Grades« klassifiziert wurden, die aber nach jüdischem Recht schlichtweg Juden waren, wenn also nur die Großmutter mütterlicherseits jüdisch war. Diese Vielfalt von klaren und Zwischenfällen – mit Ausnahme des letzten, etwas kleinlichen Beispiels – kommt im Spielfilm der DEFA zum Ausdruck.

 

Eine Kongruenz zwischen den beiden großen Lehren, die das Judentum grundsätzlich von der restlichen Menschheit absondern, besteht also selbstverständlich nicht. Und nun taucht die Frage auf: Kann ein Film über einen Mischling bzw. Geltungsjuden in die Arbeit mit einbezogen werden, obwohl der Protagonist nach jüdischem Recht kein Jude ist? Oder müssen wir uns auf die Regel des jüdischen Rechts beschränken, obwohl es sowohl zu Zeiten des Nationalsozialismus als auch in der DDR gar nicht ins Gewicht fiel? Wichtig ist zu bemerken, dass es hier nicht darum geht, was für eine Gruppenidentität die Juden haben oder wie sie sich verstehen bzw. verstanden, wobei es natürlicherweise auch Menschen gibt, die sich nicht nach dem herkömmlichen jüdischen Recht, sondern anders als Juden bestimmen; es geht hier ausschließlich um die Art und Weise, auf welche die Zugehörigkeit eines Einzelnen zum Judentum (egal, in welchem Sinne, ob als Nation, Volk, Religion oder etwas anderes) von der Bevölkerung der DDR begriffen wurde. Darum müssen wir uns überlegen, wie die ostdeutschen Bürger diese Sache sahen. Welches Kriterium war für sie von ausschlaggebender Bedeutung?

 

Wie späterhin erläutert,[49] war das Judentum als Ganzes vom sozialistisch-materialistischen Gesichtspunkt aus eine wirtschaftliche Kaste. Aber diese Definition lässt sich nicht auf den Einzelnen anwenden, und erklärt daher nicht, wer als Jude zählen sollte. Eine solche, auf den Einzelnen beschränkte Definition war ja in der sozialistischen Weltanschauung schon begrifflich unmöglich, denn Wirtschaft kann es nur innerhalb einer Menschengruppe geben. Und doch gab es den Begriff des »Juden« selbstverständlich auch in der DDR, die eher weit von der sozialistischen Utopie entfernt war und somit ein untrennbarer Teil des immer noch innerhalb der Menschengeschichte befindlichen Abendlandes und seiner auf der jüdischen Antithese beruhenden Kultur blieb.[50] Wir müssen folglich zwischen dem jüdischen und nationalsozialistischem Recht wählen: Wenn man in der DDR von »Juden« sprach, was wurde damit gemeint?

 

Es ist klar, dass die im jüdischen Recht vorgeschriebene Regel der »jüdischen Mutter« sowie sonstige Selbstbestimmungen, soweit sie den Ostdeutschen überhaupt bekannt waren, hier gar keine Rolle spielen. Auch die Anschauungen der Mitglieder der örtlichen jüdischen Gemeinden gehören hier angesichts deren zahlenmäßig bedeutungslosen Gewichts gar nicht zur Sache. Es bleibt also nur noch die Frage, ob wir die nationalsozialistischen Definitionen bei unserem Diskurs über die DDR einsetzen sollen. Es handelt sich hier nicht um die nationalsozialistischen rassistischen (negativen) Werte bezüglich der Juden, sondern nur um die Definitionen der NS-Zeit: Herrschten sie auch weiterhin bei den gewöhnlichen, nichtjüdischen Ostdeutschen? So eine Frage bedarf eines eigenen Studiums, aber trotzdem können wir etwas heranziehen, um schon jetzt eine Entscheidung zu treffen, wenn auch ausschließlich zwecks dieser Arbeit.

 

Dieses Hilfsmittel ist nämlich die Tatsache, dass die rassistischen Definitionen durch keine anderen ersetzt wurden, weil eine Absonderung der Juden als solcher, d.h. ihre Abgrenzung als eine unterschiedliche Gruppe,[51] in der sozialistischen Weltanschauung völlig undenkbar war.[52] Wir werden sehen, dass die Filme eine Art Undefinition propagierten;[53] und doch war eine Auslöschung des Juden als kultureller Grundlage, d.h. eine orwellsche Tilgung des Judenbegriffs sowie von allem, was in der abendländischen Kultur aus dem »Juden« hervorgeht und mit ihm zusammenhängt, von vornherein unmöglich, weil die drei Bedeutungsströme,[54] welche die Rolle des Judentums im ostdeutschen Zusammenhang schufen, nie während des Bestehens der DDR an Gültigkeit verloren, d.h. in dieses Staatswesen zu fließen aufhörten. Ganz im Gegenteil: Wie oben dargelegt, hatte die DDR eine eigene, neue und anders bedingte Judenfrage.[55]

 

Es konnten folglich allenfalls nur die Form (Definition) umgestaltet und der Inhalt (Wert) ersetzt werden. Was Ersteres angeht, so stellt eine gedankliche Undefinition tatsächlich keine Alternative dar, da sie von vornherein kaum imstande ist, eine bereits bestehende (positive) Definition aus den Köpfen der breiten Masse zu verdrängen, geschweige denn eine so fest verwurzelte wie die nationalsozialistische.[56] Und was Letzteres angeht, so wurden die Werte in den Filmen zwar auf neutral umgestellt, aber damit verschwand nicht das kantische Ding an sich, das der europäischen Kultur innewohnende, früher lebende und nunmehr tote Judentum.[57] Wenn schon, dann aber ganz im Gegenteil: Die häufige Aufarbeitung des jüdischen Themas konnte das Verschwinden des begrifflichen »Judentums« nur noch verunmöglichen. Weil also schließlich keine echte Alternativdefinition des Judenbegriffs vorgeschlagen wurde bzw. werden konnte, blieben die früheren Definitionen der NS-Zeit höchstwahrscheinlich bestehen, während ihr Inhalt – ob positiv oder negativ – in den Filmen entleert wurde.

 

Es ist daher ebenso wahrscheinlich, dass der Begriff »Jude« in der ostdeutschen[58] Gesellschaft einen Menschen bedeutete, der von den Nazis als jüdisch verfolgt worden war oder wäre, also nicht nur die tatsächlich als solche Verfolgten, sondern auch die ehemaligen Exilanten sowie die Spätgeborenen, die verfolgt worden wären, wenn sie damals gelebt hätten. Es scheint, dass wir diese begründete Vermutung bis auf weiteres und zwecks dieser Arbeit annehmen und ihren Folgen gemäß arbeiten können. Wenn wir also von »jüdischer« Gruppenidentität in DEFA-Filmen reden, werden alle als jüdisch verfolgten Figuren einbegriffen, weil die ostdeutschen Zuschauer, welche jüdische Selbstbestimmungen (wie die des jüdischen Rechts) weder kannten noch berücksichtigten und denen keine echte Alternative zu den tief verwurzelten Definitionen der nationalsozialistischen Judenverfolgung vorgeschlagen wurde, die als jüdisch Verfolgten im Groben und Ganzen für Juden hielten.

 
I.b.5. »Thematisierung«, »Entthematisierung«, »Umthematisierung«

 

Um unsere dritte Frage beantworten zu können, müssen wir zuerst erklären, was mit jedem der drei vorerwähnten Begriffe gemeint ist. Fangen wir also mit dem Grundbegriff an, welcher im Duden folgendermaßen bestimmt wird: »thematisieren: zum Thema von etw. machen, als Thema diskutieren«[59]. Eine Sache wird also thematisiert, indem darüber diskutiert wird; dass eine Sache bloß erwähnt wird, heißt jedoch natürlich noch nicht, dass sie »thematisiert« wird: Die »Thematisierung« setzt also voraus, dass das Augenmerk auf die Sache gerichtet wird. Demgegenüber braucht eine Sache nicht als das Hauptthema eines Textes bezeichnet zu werden, um als Thema diskutiert, d.h. thematisiert werden zu können: Im Rahmen dieser Arbeit wird zum Beispiel u. a. auch die Holocaustaufarbeitung im ostdeutschen Spielfilm diskutiert, d.h. thematisiert, obwohl sie nicht das Hauptthema dieser Arbeit ist; in Arnold Zweigs Roman das Beil von Wandsbek wird u. a. auch die Judenverfolgung, in Dani Levys Spielfilm alles auf Zucker! (2004-5) bspw. das deutsche Vereinigungserlebnis thematisiert, obwohl diese Sachen nicht das Hauptthema, sondern nur eines unter mehreren Nebenthemen des jeweiligen Werkes bilden.

 

Das Gegenteil von »Thematisierung« ist folglich das Nichtdiskutieren über etwas, worüber diskutiert werden kann und soll, also die Verschweigung einer Sache. »Entthematisierung« bedeutet also, dass das Augenmerk nicht mehr auf eine Sache gelenkt wird, über welche bisher diskutiert worden ist und auch weiterhin – wenn auch anders – diskutiert werden kann und soll. Dass das jüdische Thema vom Kriegsende bis zur Ausstrahlung des US-amerikanischen Fernsehvierteilers Holocaust (Marvin J. Chomsky, 1978) im Jahre 1979 durch die ARD in ihrem neuen Zusammenhang nicht in der bundesdeutschen Öffentlichkeit besprochen wurde,[60] ist sohin als »Entthematisierung« zu bezeichnen. Eine jähe Entthematisierung – im Gegensatz zum natürlichen, allmählichen Erlöschen des Interesses an einem Thema – kann nicht von selbst erfolgen, sondern wird durch bedeutende Entwicklungen (wie etwa das Kriegsende) verursacht.

 

Dementsprechend weist »Umthematisierung« auf eine (wesentliche) Änderung in der Thematisierung einer Sache, also in der Art und Weise, auf welche diese Sache bisher besprochen worden ist. Die Sache wird nämlich nach wie vor besprochen, nun aber anders, d.h. von einem anderen Gesichtspunkt aus, unter anderen Annahmen und/oder mit anderen Vorstellungen. Auch eine Umthematisierung kann mithin nur auf bedeutende Ereignisse erfolgen: So gab es etwa eine Umthematisierung des Holocaust im Staate Israels infolge des Eichmann-Prozesses 1961 oder eine Umthematisierung der deutschen Teilung in beiden deutschen Staaten infolge des Mauerbaus in demselben Jahre.

 

Von diesem Verständnis der Begriffe ausgehend, werden wir zu erfahren versuchen, ob es nach Kriegsende eine Entthematisierung oder eher eine Umthematisierung des Juden in der SBZ bzw. DDR gab.

[1] Auf die absoluten und verhältnismäßigen Zahlen der jüdischen Bevölkerung in der DDR sowie auf andere Hintergrundinformationen aus der Geschichte der DDR, die auf das unsrige Thema Licht zu werfen vermögen, wird in Kap. ‎II.b, »Die Judenpolitik der SED«, auf S. 31 ff. eingegangen.

[2] »Jüdische Gegenwart« bedeutet im Rahmen dieser Arbeit so viel wie »Judenanwesenheit«, oder besser gesagt: »Vergegenwärtigung des Juden«.

[3] Die hierzu gehörigen Hintergrundinformationen sind in Kap. ‎II.a.1, »Die kulturelle Rolle des Juden als die abendländische Antithese«, auf S. 17 f. zu finden.

[4] Vgl. Lothar Mertens, »Antizionismus: Feindschaft gegen Israel als neue Form des Antisemitismus«, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Antisemitismus in Deutschland. Zur Aktualität eines Vorurteils (München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1995), S. 89-100, hier 94 ff.

[5] Es verstand sich allerdings nicht von selbst, dass die »Opfer der Nürnberger Rassegesetzgebung« in den Rahmen der »Opfer des Faschismus« einbezogen werden sollen. Es wurde zudem grundsätzlich zwischen »Opfern des Faschismus« und »Kämpfern gegen den Faschismus« unterschieden, was z. B. verschiedene materielle Unterstützung zur Folge hatte. Zur Entstehung des Begriffs und den Fragezeichen rund um ihn siehe: Angelika Timm, Hammer, Zirkel, Davidstern. Das gestörte Verhältnis der DDR zu Zionismus und Staat Israel (Bonn: Bouvier, 1997), S. 51-59.

[6] Begriffliche Anmerkung: Rein sprachlich betrachtet trägt der besagte Staat eigentlich keinen Namen, sondern hat nur eine Beschreibung als den »Staat Israels«, d.h. als den Staat des Volkes »Israel« (als das beschlossen wurde, hatte der Begriff »Israel« seine spätere bürgerliche Bedeutung natürlicherweise noch nicht bekommen, wobei es sowieso noch keine nichtjüdischen Staatsbürger gab). Daraus wird ersichtlich, dass der (freilich nicht nur) im deutschen Sprachgebrauch übliche Ausdruck »Staat Israel« – oder bloß »Israel« als Staatsname – eine sowohl grammatisch als auch semantisch falsche Übersetzung aus dem Hebräischen ist. Allerdings scheint sich ein innenpolitischer Kampf gerade um die jeweils richtige Deutung des hebräischen Ausdrucks hierzulande abzuspielen. Manch einer zielt nämlich darauf ab, die herkömmliche Bedeutung des Volksnamens »Israel« durch eine neue, bürgerliche zu ersetzen, um die Basis für eine neue säkulare, nunmehr vom Judentum unabhängige nationale Identität zu schaffen. Weil jede richtige deutsche Übersetzung – sowohl der ersteren als auch der letzteren Deutungsmöglichkeit – die wissenschaftliche Neutralität verunmöglicht und unbedingt zur Stellungnahme zwingt, habe ich mich dazu entschlossen, das Wort »Israel« im Rahmen dieser Arbeit im herkömmlichen Sinne zu gebrauchen (was heutzutage leider nicht immer und überall noch möglich ist).

[7] Die »Sozialistische Einheitspartei Deutschlands« war die Regierungspartei in der DDR. Sie wurde 1946 durch eine Zwangsvereinigung der SPD und der KPD unter sowjetischem Druck gegründet und ihre Hegemonie wurde 1968 auch in der neuen, »sozialistischen« Verfassung festgeschrieben.

[8] Dieser Zwiespalt kam besonders beim Eichmann-Prozess 1961 zum Ausdruck, als die »faschistischen« Zionisten über einen Mann zu Gericht saßen, der eben somit in der DDR zu einem Sinnbilde des Faschismus werden sollte. Eine sehr aufschlussreiche Schilderung der damit zusammenhängenden Ereignisse ist bei Timm, im Kapitel »Der Eichmann-Prozeß – Herausforderung und Reaktionen« (S. 147-170), zu finden.

[9] Die besondere Bedeutung des Judentums für das Selbstverständnis der DDR wird in Kap. ‎II.a, »Die dreifache Bedeutung des Juden für die DDR«, auf S. 17 ff. erörtert.

[10] Anton Kaes, »History and Film: Public Memory in the Age of Electronic Dissemination«, in: Bruce A. Murray and Christopher J. Wickham (Eds.), Framing the Past: The Historiography of German Cinema and Television (Carbondale and Edwardsville: Southern Illinois University Press, 1992), pp. 308-323, here 310. Diese Feststellung bezieht sich zwar auf filmische Bearbeitung geschichtlicher Ereignisse (wofür Hayden White den Begriff »historiophoty« prägte, der für so gut wie alle hierbei analysierten Filme gilt und den wir späterhin berühren werden), gilt aber meiner Ansicht nach für alle Filmkunst, da diese Fähigkeiten dem filmischen Medium schlechthin innewohnen.

[11] Jetzt taucht schon die entstehungsgeschichtliche Frage auf, ob das Bild des Juden von den an der Filmherstellung Beteiligten (Drehbuchautoren, Regisseure, Kameramänner, Darsteller, Zensoren, Parteifunktionäre usw.) aus Bewusstsein der Problematik und der Notwendigkeit einer (wie wir noch ersehen sollen) neutralisierenden Lösung gestaltet wurde oder ein eher unbewusstes Ergebnis politischer und gesellschaftlicher Verhaltensmuster war, die wiederum gewissen ideologischen Regeln unterworfen waren (siehe dazu in Kap. ‎II.a.4, »Die ideologische Stellung des Juden als Musterbeispiel«, auf S. 21 ff.). Diese Frage – sowie manch andere – kann im begrenzten Rahmen dieser Forschungsarbeit bedauerlicherweise nicht beantwortet werden; weiteres dazu ist aber in Kap. ‎VIII, »Vorschläge für künftige Forschungen«, auf S. 114 f. zu finden.

[12] Da der Begriff »Identität« hier erstmals gebraucht wird, möchte ich auf Kap. ‎I.b.2, ›Was heißt hier »Identität«?‹ (auf S. 7 ff.), hinweisen.

[13] Siehe oben, in Anm. 11

[14] Zur Geschichte der DEFA siehe: Ralf Schenk (Red.), Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992. Herausgegeben vom Filmmuseum Potsdam (Berlin: Henschel, 1994); sowie: Seán Allan and John Sandford (Eds.), DEFA: East German Cinema, 1946-1992 (New York and Oxford: Berghahn, 1999), dort insbesondere Seán Allan, »DEFA: An Historical Overview«, in: Seán Allan and John Sandford (Eds.), ebd., pp. 1-21

[15] So war bspw. der Fall auch mit der filmischen Bearbeitung von Arnold Zweigs Henkerroman, dem »Beil von Wandsbek«, die 1951, wenige Wochen nach der Erstaufführung, verboten und erst 1962 »mit erheblichen Schnitten« freigegeben wurde (aus: »Die DEFA-Story: Frühe DEFA-Klassiker« auf Filmportal.de). Die Aufhebung war wahrscheinlich eine der Folgen des Mauerbaus im vorhergehenden Jahre, der das Selbstbewusstsein des SED-Regimes möglicherweise verstärkt hatte. »Die Urfassung wurde 1981 zum 75. Geburtstag Erwin Geschonnecks neu aufgeführt« (aus dem Filmlexikon auf kabel1.de). Christiane Mückenbergers Schilderung der Sache in ihrem Aufsatz »The Anti-Fascist Past in DEFA Films« (in: Allan and Sandford, pp. 68-69) erweist sich folglich als nicht völlig getreu, da sie die Aufhebung des Verbots weglässt. Zudem behauptet sie übrigens, dass Arnold Zweig »had written the novel […] in Hebrew«, was nicht nur falsch ist, sondern dem Schriftsteller, welchem der Umgang mit dem Hebräischen äußerst schwer fiel, auch ganz und gar unmöglich war (dieses Thema habe ich im Rahmen einer Arbeit zu Arnold Zweig berührt, die ich vor etlichen Jahren bei Herrn Prof. Dr. Jakob Hessing am Deutschen Seminar der Hebräischen Universität zu Jerusalem geschrieben habe).

[16] In der Regel ist das Kino für subversive Botschaften geeigneter als das Fernsehen, welches für konservativer erachtet wird. Allerdings werden wir noch sehen, dass es von unserem hiesigen Blickpunkt aus fast keine Unterschiede zwischen beidem gab und dass sowohl die Kinospielfilme als auch die Fernsehmehrteiler zum jüdischen Thema kein subversives Bild des Juden enthielten. Siehe dazu auch in Anm. 378, auf S. 102.

[17] Der »Deutsche Fernsehfunk« wurde 1952 gegründet. In den Jahren von 1972 bis 1989 hieß er »Fernsehen der DDR«, welches mit der Wende kurzzeitig wiederum in den »Deutschen Fernsehfunk« umbenannt wurde, bis dieser Ende 1991 schließlich aufgelöst und teilweise in bundesdeutsche Einrichtungen eingegliedert wurde.

[18] Zur Entstehungsgeschichte gehört auch die oben erwähnte Frage, ob das ostdeutsche Bild des Juden auf bewusste Absicht oder eher auf unbewusste politisch-gesellschaftliche Dynamik zurückzuführen ist (s. Anm. 11 auf S. 2).

[19] Weiteres in Kap. ‎III.e, »Hinter und vor den Kulissen«, auf S. 47 ff.

[20] Diesbezüglich siehe in Kap. ‎VIII, »Vorschläge für künftige Forschungen«, auf S. 114 f.

[21] Siehe dazu in Kap. ‎I.b.2, ›Was heißt hier »Identität«?‹, auf S. 7 ff.

[22] Diese Zuordnung hängt natürlich vom jeweiligen Gesichtspunkt ab; man könnte in der Tat ebenso gut behaupten, dass diese Frage eigentlich dem historiographischen Bereich angehört, indem man die verschiedenen geisteswissenschaftlichen Seminare der »historischen Fakultät« unterordnet, was allerdings nicht unvernünftig wäre.

[23] Die Begriffe werden in Kap. ‎I.b.5, ›»Thematisierung«, »Entthematisierung«, »Umthematisierung«‹, auf S. 15 erläutert.

[24] Duden – Das Fremdwörterbuch (Mannheim: Dudenverlag, 1997): »I|den|ti|tät <lat.> die; -: a) vollkommene Gleichheit od. Übereinstimmung (in Bezug auf Dinge od. Personen); Wesensgleichheit; das Existieren von jmdm., etw. als ein Bestimmtes, Individuelles, Unverwechselbares; b) die als Selbst erlebte innere Einheit der Person (Psychol.).«

[25] Siehe eine einschlägige Auswahlbibliographie in Kap. ‎IX.b.1, »Zum Identitätsbegriff«, auf S. 116

[26] Siehe in Kap. ‎I.b.4, »Zur angemessenen Definition des Judenbegriffs«, auf S. 13 ff.

[27] Richard Thompson Ford, Racial Culture: A Critique (Princeton and Oxford: Princeton University Press, 2005), p. 61

[28] Gary Taylor and Steve Spencer, »Introduction«, in: Gary Taylor and Steve Spencer (Eds.), Social Identities: Multidisciplinary approaches (London and New York: Routledge, 2004), pp. 1-13, here p. 4

[29] So besteht zum Beispiel meine Eigenidentität u. a. auch aus (meinen Vorstellungen von) Gott, meiner Familie, dem Judentum, der deutschen Sprache, meiner akademischen und sonstigen Laufbahn, der Stadt Jerusalem sowie aus allem anderen, wofür ich mich interessiere und was mir von Bedeutung ist. Dasselbe gilt bspw. auch für diejenigen Menschen (Juden oder Nichtjuden) in aller Welt, die sich – ob von einem bejahenden oder verneinenden Gesichtspunkt aus – für den Staat Israels interessieren; da bildet nämlich der Staat Israels als kultureller Inhalt Teil ihrer jeweiligen »Eigenidentität«.

[30] Meine Familie bildet folglich Teil meiner Eigenidentität nach dem Grade meines Interesses an ihr. Der Interessengrad lässt sich übrigens in manchen Fällen empirisch ausfindig machen, allerdings nur in der Verallgemeinerung, d.h. für Gesellschaften, und natürlich nicht unmittelbar, sondern mithilfe von Quellenmaterial (etwa die Medien), in dem er sich widerspiegelt.

[31] Das soll nicht mit »Persönlichkeit« verwechselt werden, welche (meine Hervorhebung) die »Gesamtheit der persönlichen (charakteristischen, individuellen) Eigenschaften eines Menschen« bedeutet; aus dem Duden – dem Deutschen Universalwörterbuch (Mannheim: Dudenverlag, 1996), s. unter »Persönlichkeit« (1).

[32] In dieser Hinsicht ist das Judentum eher einzigartig, da es sich Gruppen mehrerer Arten gegenüberstellen lässt, wie etwa auf der religiösen Ebene (»Juden« gegenüber »Christen«, »Moslems«, »Buddhisten« usw.), der nationalen (»Juden« gegenüber »Russen«, »Deutschen«, »Palästinenser« usw.), der rassischen (»Juden« gegenüber »Arier«, »Slawen«, »Schwarzen« usw.) sowie auf anderen Ebenen bzw. in anderen »Kategorien«. Uns interessiert hier gar nicht, ob und welche dieser Einordnungen sinnvoll ist bzw. sind; wichtig ist aber zu bemerken, dass diese Vielfalt der Rolle des Juden als die abendländische Antithese entspringt (siehe dazu in Kap. ‎II.a.1, »Die kulturelle Rolle des Juden als die abendländische Antithese«, auf S. 17 f.).

[33] Das heißt natürlich nicht, dass von einem wissenschaftlichen Blickpunkt aus nur die Halachah festlegen darf, wer Jude ist. Die Halachah kommt bei dieser Erörterung des Identitätsbegriffs nur als Beispiel vor; wie bereits oben gesagt, gilt hier jeder, der »Jude« zu sein glaubt, als solch einer – und umgekehrt.

[34] Ich – zum Beispiel – habe Gruppenidentitäten u. a. auch als Jude, Israeli, (Nicht-)Deutscher und (Nicht-)Amerikaner, als Mann und als (Nicht-)Frau, als Arbeitnehmer bzw. Übersetzer, (Nicht-)Fußballspieler, Student, (Nicht-)Dozent, Jerusalemer, Parteimitglieder (bzgl. der Partei, der ich angehöre) und (Nicht-)Parteimitglieder (bzgl. der Parteien, denen ich nicht angehöre) – je nach meinen Selbstvorstellungen und Vorstellungen des jeweils Anderen.

[35] Siehe bspw. den sachgerechten Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia – Der freien Enzyklopädie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust#Die_Begriffe_Holocaust_und_Shoa

[36] Siehe: Moshe Zimmermann, »Globalisierte Erinnerung«, in: Zeichen, Heft 2 des Jahres 2000 (verfügbar unter folgender Webadresse: http://www.asf-ev.de/zeichen/00-2-08.shtml). Dort steht: »Die Reziprozität von Erinnern und Konzeptualisieren schuf, gegen Ende des zweiten Jahrtausend[s], das eigentliche Denkmal: Das Wort Ha-Shoah – die Katastrophe.« Und doch muss bemerkt werden: Benutzt man das hebräische Wort »Schoah«, so wird zugleich – ohne Monumentplatten und vielleicht sogar unbewusst – auch die amtliche, gewissermaßen »jüdische« Sechs-Millionen-Zahl genannt. Das Wort »שואה« geht, soviel mir bekannt ist, bis auf die israelische Unabhängigkeitserklärung, aber höchstwahrscheinlich noch weiter zurück (verfügbar auf: http://www.knesset.gov.il/docs/heb/megilat.htm). Das jiddische Wort »חורבן«, welches die nationalsozialistische Judenvernichtung in das herkömmlich-religiöse jüdische historische Narrativ einreiht, hat sich hingegen nirgends außerhalb der jiddischen Nachkriegsliteratur Bahn gebrochen und ist zusammen mit den damaligen Sprechenden verschwunden bzw. gestorben, und zwar schon seit Jahrzehnten.

[37] Siehe: Guido Knopp, »›Holokaust‹ statt ›Holocaust‹. Zur Schreibweise des Titels [der ZDF-Sendereihe]«, auf der Website des ZDF: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,2007212,00.html, den 23. November 2000. »Das Verbrechen ist von deutschem Boden ausgegangen. Der Mord an den Juden Europas gehört zur deutschen Geschichte. Ihn mit einem englisch geschriebenen Wort zu bezeichnen, kommt einer Distanzierung gleich.«

[38] Zimmermann, ebd.: »Spricht man von Auschwitz, so vergißt man den langen Weg dorthin, der über unzählige Stationen der Entrechtung geführt hat.«

[39] Harald Schmid zitiert eine Rede, in der zwar von der »Shoa, dem furchtbaren Massenmord an sechs Millionen unschuldiger Juden« gesprochen wurde, die aber 1988 vom Juden Siegmund Rotstein, dem Präsidenten des Verbands der jüdischen Gemeinden in der DDR, am 50. Jahrestag der Reichskristallnacht vor den ebenfalls jüdischen Mitgliedern des Verbandes gehalten wurde. Es kann daher nicht aus diesem einen Beispiel auf den allgemeinen Sprachgebrauch in der DDR geschlossen werden. Siehe: Harald Schmid, Antifaschismus und Judenverfolgung. Die »Reichskristallnacht« als politischer Gedenktag in der DDR (Göttingen: V&R unipress, 2004), S. 122

[40] Siehe Helmut Eschwege, Kennzeichen J. Bilder, Dokumente, Berichte zur Geschichte der Verbrechen des Hitlerfaschismus an den deutschen Juden 1933-1945 (Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1966)

[41] Siehe Kurt Pätzold, Faschismus, Rassenwahn, Judenverfolgung. Eine Studie zur politischen Strategie und Taktik des faschistischen deutschen Imperialismus (1933 – 1935) (Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1975); Helmut Eschwege, Kennzeichen J (siehe Anm. 40), mit […] einer Chronik der faschistischen Judenverfolgungen von Klaus Drobisch

[42] Siehe Klaus Drobisch, Juden unterm Hakenkreuz. Verfolgung und Ausrottung der deutschen Juden 1933-1945 (Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1973)

[43] Siehe Kurt Pätzold (Hrsg.), Verfolgung, Vertreibung, Vernichtung. Dokumente des faschistischen Antisemitismus 1933 bis 1942 (Leipzig: Reclam, 1983)

[44] So in den Bildern des Zeugen Schattmann, einem Fernsehvierteiler aus den Jahren 1971-72, dessen Rahmengeschichte der im Juli 1963 stattgefundene Prozess gegen den dabei abwesenden Dr. Hans Josef Maria Globke bildet. Dieser Zusammenhang ermöglichte, wenn auch unabsichtlich, eine wörtliche Schilderung des Sachverhalts, z. B. durch eine anonyme Erzählerstimme oder durch die Richterfigur.

[45] Siehe zum Beispiel in Kap. ‎VI.e, ›DEFA-Spielfilme als »Historiophoty«‹, auf S. 91 ff.

[46] Die Bewältigung des Holocaust in DEFA-Filmen ist ein Thema an sich, das zwar höchst interessant ist, aber im Rahmen dieser Arbeit nur in aller Kürze behandelt werden kann (s. dazu in Kap. ‎VI.g, »Holocaust-Sinnbilder als jüdische Zeichen?«, auf S. 95).

[47] Die verschiedenen rassischen Fälle wurden in der ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935 festgelegt (Reichsgesetzblatt I S. 1333; auch in: Bernhard Lösener und Friedrich A. Knost, Die Nürnberger Gesetze über das Reichsbürgerrecht und den Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, 2. Auflage (Berlin: Franz Vahlen, 1937), S. 42-52). In einer früheren Arbeit zur »nationalsozialistischen Rassenkunde bei der rechtlichen Prüfung«, die ich bei Frau Dr. Manuela Consonni vom Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry an der Hebräischen Universität zu Jerusalem geschriebenen habe, habe ich übrigens gezeigt, dass (a) es einen logischen Fehler in der rechtlichen Fassung der ns. Rassenkunde gab; (b) sich dieser für die Nazis ungünstige Umstand in ihrer Rechtssprache und Wortauswahl widerspiegelte; (c) sich die ns. Juristen, wie die vorgenannten Lösener und Knost, des Problems völlig bewusst waren; und (d) der logische Fehler auch in der amtlichen, von diesen beiden gegebenen (Un)lösung des Problems fortbesteht, und dort zwar vertieft, also durch ihren Erklärungsversuch sozusagen verewigt worden ist. Siehe dazu auch: Cornelia Essner, Die »Nürnberger Gesetze« oder die Verwaltung des Rassenwahns 1933-1945 (Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag, 2002)

[48] § 5 Abs. 1: »Jude ist, wer von mindestens drei der Rasse nach volljüdischen Großeltern abstammt. § 2 Abs. 2 Satz 2 findet Anwendung.« (Lösener und Knost, ebd., S. 48). Der besagte Satz, auf den im Vorstehenden hingewiesen worden ist, lautet: »Als volljüdisch gilt [nicht »ist«!] ein Großelternteil ohne weiteres [d.h. ipso jure!], wenn er der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört hat.« Aus diesem willkürlichen und axiomatischen Kernsatz, der die rechtliche Grundlage der Rassenkunde bildete und jedoch eine nichtrassistische Bedingung enthielt bzw. enthält, erschließt sich uns im Übrigen der logische Fehler, der das ganze Gefüge zunichte zu machen vermochte.

[49] Siehe in Kap. ‎II.a.4, »Die ideologische Stellung des Juden als Musterbeispiel«, auf S. 21 ff.

[50] Siehe dazu in Kap. ‎II.a.1, »Die kulturelle Rolle des Juden als die abendländische Antithese«, auf S. 17 ff.

[51] Also ohne Beschränkung auf die bedingte sozioökonomische Funktion, die ihnen im sozialistischen Gedankengut zugeschrieben wurde; siehe dazu in Kap. ‎II.a.4, »Die ideologische Stellung des Juden als Musterbeispiel«, auf S. 21 ff.

[52] Zum Fall der Sorben, die in der DDR als eine nationale Minderheit anerkannt wurden, wird späterhin bemerkt, dass sie – im Gegensatz zu den Juden – nicht als Musterbeispiel für die angebliche Richtigkeit der sozialistischen Weltanschauung fungierten, weshalb andere, d.h. die gewöhnlichen sozialistischen Vorschriften zur Nationalitätenfrage für sie galten (siehe in Kap. ‎II.b.3, »Exkurs: Vergleich mit der sorbischen Minderheit«, auf S. 36 ff.).

[53] Nämlich, dass es tatsächlich gar keine »Juden« gebe, sondern nur gewöhnliche Menschen; siehe dazu in Kap. ‎I.a.5, »Die Hypothese«, auf S. 5 f.

[54] Siehe dazu in Kap. ‎II.a, »Die dreifache Bedeutung des Juden für die DDR«, auf S. 17 ff.

[55] Siehe oben in Kap. ‎I.a.1, »Die politische Problematik des jüdischen Themas in der DDR«, auf S. 1 f.

[56] Interessanterweise konnten aber gerade die zahlreichen Filme, in denen die Undefinition propagiert wurde, ihr nicht zum Durchbruch zu verhelfen, weil die häufige Aufarbeitung des jüdischen Themas die nationalsozialistische Vergangenheit – sowie den biologischen Grundsatz der NS-Definition des »Juden« – daran hinderte, in Vergessenheit zu geraten. Schließlich war das auch einer der Zwecke dieser Spielfilme, die u. a. auch auf die politische Bildung des Publikums abzielten. In dieser Hinsicht war der Versuch, eine Undefinition des Juden zu verbreiten, von vornherein zum Scheitern verurteilt (siehe dazu auch in Kap. ‎VII.a.2, »Die Widersprüchlichkeit des ostdeutschen Judenbildes«, auf S. 104 f.).

[57] Siehe dazu in Kap. ‎II.a.1, »Die kulturelle Rolle des Juden als die abendländische Antithese«, auf S. 17 f.

[58] Diese Aussage bzw. ihre obige Erklärung gilt gleichermaßen für die Gesellschaft in der BRD (und möglicherweise auch für das ganze heutige Abendland, wo Begriffe wie »halbjüdisch« noch üblich sind), und zwar noch heutzutage. Ein am 24. Januar 2005 im Stern veröffentlichter Artikel, der von Mischlingen u. Ä. in der Wehrmacht erzählt hat, ist mit dem Titel versehen worden: »Hitlers jüdische Soldaten« – meiner Meinung nach, nicht nur um diese Ausgabe der Wochenzeitschrift verkäuflicher zu machen, sondern auch, weil diese Menschen gewissermaßen noch als Juden aufgefasst werden (der Artikel steht unter folgender Webadresse zur Verfügung: http://www.stern.de/politik/historie/514034.html).

[59] Der Duden – das Deutsche Universalwörterbuch (Mannheim: Dudenverlag, 1996), s. unter »thematisieren« (1).

[60] Vgl. Anton Kaes, »History and Film: Public Memory in the Age of Electronic Dissemination«, in: Bruce A. Murray and Christopher J. Wickham (Eds.), Framing the Past: The Historiography of German Cinema and Television (Carbondale and Edwardsville: Southern Illinois University Press, 1992), pp. 308-323, here 311: »[T]he American television series Holocaust in 1979 […] broke through thirty years of silence […]« Vgl. auch Berliner Morgenpost, Extraausgabe vom 27. April 2005, »1945-2005: Zwischen Krieg und Frieden«, eine Veröffentlichung der Redaktion Sonderthemen für die Berliner Morgenpost in Kooperation mit dem Museumspädagogischen Dienst Berlin, S. VII, ohne Angabe des hierzu gehörigen Autornamens: »Die Serie offenbarte, daß eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Völkermord bis zu diesem Zeitpunkt [der Ausstrahlung des amerikanischen Vierteilers] nicht stattgefunden hatte.«

 

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Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

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