SoFi hinter Wolken

am Dienstag, dem 25. Oktober, war eine partielle Sonnenfinsternis über Mitteleuropa. Der Tag begann auch bei mir mit halbwegs heiterem Himmel, aber im Lauf des Vormittags wölkte es sich zu. Normalerweise wird das unter Astronomen mit Gemaule quittiert. Ich hatte allerdings trotzdem – oder gerade deswegen – meine Freude.

Solarscope bereit – aber der HImmel nicht.

Man sieht auf dem obigen Bild, dass der Himmel mit einer lockeren Bewölkung bedeckt ist und sich die Schäfchenwolken in verschiedenen Höhen befinden. Die unteren Wolken sind dunkelgrau, die oberen hellgrau und noch höheren weiß. Dazwischen erkennt man in der Ferne sogar blaue Streifen von Himmel zwischen den Wolken. 

Nach dem ich zuerst durch dicke Wolken wirklich gar nichts sehen konnte, malte der Himmel durch die Wolkenlücken dann doch hin und wieder ein Bild in meinen Pappkarton. 

nach dem Maximum der SoFi: hin und wieder ein Blick durch die Wolken

Das Beste war aber eigentlich gar nicht die Beobachtung der Sonne mit dieser camera-obscura-ähnlichen Projektionstechnik aus Frankreich, sondern der Anblick des Himmels mit dem bloßen Auge. Als ich nämlich recht sehnsüchtig in die dicken, undurchsichtigen Wolken schaute und “betete”, dass der Himmel mir die Beobachtung doch ermöglichen möge, wurde die Wolkendecke erst leicht dünner. Immer noch kam kein Lichtstrahl im Solarscope auf dem Projektionsschirm an – immernoch zeigte er kein Bild. Mit dem freien Auge am Himmel konnte ich aber die verfinsterte Sonne sehen! 

Ja, es steht auf jeder Teleskopverpackung, dass man nicht mit freiem Auge in die Sonne schauen soll, weil man davon blind werden kann. Ich persönlich habe so dermaßen lichtempfindliche Augen, dass ich in der Tat Mühe damit hätte und schon bei normalem Tageslicht eine Sonnenbrille brauche. In diesem Fall allerdings war die Wolkendecke genau richtig: Nicht zu dick und nicht zu dünn – sie schützte und ließ doch hin und wieder einen Blick erhaschen. Ich habe für Sie einen Film gemacht:

 

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie wüssten überhaupt nichts über Naturwissenschaft, wüssten nicht, wie eine Sonnenfinsternis entsteht und könnten sie auch nicht vorhersagen. Normalerweise sehen sie durch solch dicke Wolken oder am Horizont, dass die Sonne rund ist und hier erscheint sie jetzt abgedeckt. Nicht wie ein Sichelmond und nicht angeknabbert, sondern als hätte jemand einen exakten Kreisbogen oben herausgeschnitten. Wenn man so etwas sieht, kann man sich leicht vorstellen, dass das bei historischen vorschriftlichen Kulturen so einiges Stirnkräuseln verursachte. 

so sah es am Teleskop aus: Videobeobachtung von Georg Zotti (Wien)

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

1 Kommentar

  1. Ein interessanter Artikel. Ich habe dies mit einfachen Mitteln auch versucht, aber es zu photographieren gelang mit nicht. Ich konnte am Mittag zwar gut mit dem blossen Auge auf dem Papier die Bedeckung sehen aber das Photographieren klappte nicht.

    Gruß
    Rudi Knoth

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