Kometenkrümel im alten Ägypten?

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

am Dienstag veröffentlichte „popular Archaeology“ einen hübschen Artikel über den Fund von Kometenmaterial und ein Schmuckstück des Tutanchamun, des berühmten jung gestorbenen (ermordeten?) ägyptischen Pharaos. Und das gerade jetzt, wo sich Jan und Michael mit ISON-posts überschlagen und am Samstag (12.Okt.) die Ausstellung von Tutanchamuns Grabbeigaben in Nürnberg eröffnet wird. Die Ausstellung tourt ja seit einigen Jahren durch Deutschland – war z.B. auch schon in Hamburg und in Berlin und jetzt wird sie für ein viertel Jahr in Nürnberg zu sehen sein. Welch spektakuläre Meldung zur fränkischen Eröffnung, denn:

“Es ist der erste Nachweis von Kometenmaterial auf der Erde”, sagen die Forscher. Bis dato hatte man lediglich ein bißchen Staub in der Antarktis gefunden und natürlich Spuren in der Hochatmosphäre nachgewiesen. Aber sowas?! Ein echtes Stückchen Komet. Und dann noch der Link zur ägyptischen Kunst? – Also, das stelle man sich mal vor: Da fällt einem Pharaoein Stück Himmel quasi vor die Füße, schmilzt ein bißchen Sand und seine Landsmänner machen dann aus dem Zeug (dem Himmelskörper und dem geschmolzenen Sand) ein Schmuckstück. Falls es so war, dann hatte es vllt kultische Bedeutung?

Kann man das denn glauben? – Ich weiß es nicht und stelle die Frage hier mal in den Raum.
[Für mich klingt das aufgrund der gewichtigen Aufmachung nicht sehr überzeugend: offenbar wäre schon allein Kometenmaterial spektakulär – aber es muss ja offenbar unbedingt noch mit berühmten Kunstschätzen in Verbindung gebracht werden… hm. Vielleicht hat jemand von Ihnen ja Expertenwissen oder weitere Infos und/ oder in nächster Zeit kommt noch was hinzu.]

Worum’s genau geht

Nur wenige wissen (schreibt der Artikel), dass eine Brosche einen zentralen Skarabäus aus gelbem Quarzglas enthält. Dieses Material entsteht, wenn der Sahara-Sand so stark erhitzt und geschmolzen wird, wie es bei einem Impakt eines kosmischen Körpers auf die Erde geschieht. In der Tat findet sich dieses Zeug auf einem Gebiet von etwa 6.000 km² versteut, wie in dem Artikel beschrieben (ist das so? – ich habe ähnliches auch in Mauretanien gefunden, aber ob das mineralogisch anders ist, weiß ich nicht). Der Brocken soll zu Tutanchamuns Zeiten gefallen sein.

Vor einigen Jahren hatte darüber hinaus ein (ungenannter) ägyptischer Geologe ein bemerkenswertes schwarzes Kieselsteinchen gefunden. Untersuchungen dieses Materials durch das Team des Johannesburger Geologie-Professors Jan Kramers bestätigten nun den Verdacht, dass es sich um Kometenmaterial handelt. „es ist eine typische wissenschaftliche Euphorie“ sagt Kramers laut „popular Archaelogy“ und beruft sich auf ein berühmtes Holmes-Zitat: wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen sind, dann ist das, was übrig bleibt – egal, wie unwahrscheinlich es sein mag – die Wahrheit. (Anm.: Ist das nicht ein Sherlock Holmes-Zitat?)

Es ist das erste Mal, dass man Kometenmaterial auf der Erde findet – also ein wahrer Durchbruch, sagt der Artikel. Vergleiche hat die moderne Forschung ja inzwischen, d.h. man weiß, wie echtes Kometenmaterial wirklich aussieht, denn es gab inzwischen mehrere Raumsondenmissionen zu Kometen, die direkte Materialanalysen durchführten. Bezeichnender Zufall ist es, dass eine der größten dieser Missionen „Rosetta“ heißt, weil die Sonde, die in ca. einem Jahr – im Nov. 2014 – auf dem Kometen landen soll, hoffentlich ähnlich bahnbrechende Daten liefert wie der Stein von Rosetta für die Entschlüsselung der ägyptischen Schrift. [Anm.: nein, so ein Zufall aber auch…]

Gibt’s sowas nur in Ägypten?

Manchmal hat man ja den Eindruck, dass solche Sachen immer nur im eh etwas mystisch angehauchten Ägypten passieren – so, wie Ägypten ja auch von Außerirdischen prä-antik bebaut worden sein sollte und so, wie UFOs hauptsächlich in den USA gesehen werden usw. dePadova2004Aber das ist selektive Wahrnehmung: Sehr interessant ist das Büchlein von Wissenschaftspublizist Thomas de Padova „Am Anfang war kein Mond“, das 2004 im Klett-Cotta-Verlag erschienen ist. Er hat spannende Berichte aus aller Welt, auch von modernen Meteoritenfunden und Einschlägen in Autos und Landstraßen zusammengetragen (und viele andere Geschichten, in seinen 40 Science-Stories).

 

Auch im alten Mesopotamien gab es Beschreibungen von Sternschnuppen und zwar in Omentexten, also mit kultischer Bedeutung: Man findet sie auf Keilschrifttafeln bereits des 7.Jh. vor Chr. und zwar vor allem in Omina der Form „wenn ein Stern von Süd nach Nord leuchtet“ (Himmelsrichtungen austauschbar). Sie werden dort auch in verschiedenen Farben (weiß, rot, grün, dunkel) beschrieben und natürlich werden daraus Deutungen abgeleitet. Und es gibt auch Omen-Texte, die sowas sagen wie „Wenn sich ein Stern in …[Dinge verschiedener Farbe, Wollsorten, Insekten, Tiere – oder einfach: ‘in Stein’]… verwandelt, dann …“ Die Omina leiten aus der Beobachtung immer irgendwelche Interpretationen für die Zukunft des Landes oder der Betroffenen ab und es existieren wohl auch Namburbi-Rituale zur Abwendung dieser Wirkungen. Omina im alten Mesopotamien hatten also eine sehr wichtige kulturelle Bedeutung im Weltbild Mesopotamiens. Man glaubte, dass die ganze beobachtete Welt von Göttern und Dämonen kontrolliert wird und dass alles, das man mit allen Sinnen beobachten kann, irgendwelche Versuche dieser überirdischen Wesenheiten sind, mit den Menschen zu kommunizieren. Phänomene auf der Erde und am Himmel sind also demnach – in einer Zeit ohne Rundfunk und Handy – Botschaften, die einem sagen, was anderswo im Land, andernorts auf der Erde oder zu einer anderen Zeit (typischerweise in der Zukunft) geschieht oder geschehen wird. Zukünftiges ist aber noch änderbar, indem man die Wesenheiten umstimmt – demnach sind dann also solche „Zeichen“ sowas wie „Warnschüsse“ der Überirdischen.

In hethitischen Übersetzungen akkadischer Texte hat Assyriologin Jeannette Finke sogar auch Wendungen gefunden, aus denen Weltbild-formende Interpretationen abgeleitet werden könnten wie „wenn an Himmel Sterne aneinander stoßen und dann herabfallen“. Vielleicht haben sich das die Alten wirklich so vorgestellt, dass Sterne aneinanderstoßen: wir wissen es aber nicht wirklich.

[immerhin besser, als unser landläufiger Sprachgebrauch „Schnuppe“. Schnuppen sind – zumindest noch zu Goethes Zeiten, heute ein nicht mehr alleinstehend gebrauchtes Wort – die ausglühenden Dochtspitzen von Kerzen. Philologisch müsste man also interpretieren, dass noch zur Zeit der Aufklärung die Menschen in Germanien dachten, die Sterne seien Kerzen am Himmel, die hin und wieder verglühen – wir wissen heute, dass es nicht so ist.]

Meteorite, also kosmisches Material, das im alten Mesopotamien niedergegangen ist, lässt sich in diesem mystischen Weltbild nur schwer belegen, aber es gibt durchaus auch dort mehrere Kandidaten und textliche Indikatoren, dass man im Altertum so etwas gekannt haben mag.

Wie oft geschieht es eigentlich, dass Kometen auf die Erde aufschlagen?

Und wie unterscheidet man eigentlich Kometen und Planetoide und was unterscheidet die von dem gewöhnlichen interplanetaren Staub, der uns alltäglich um die Ohren saust? Schließlich bereichert der Kosmos die Erde jeden Tag um eine Masse von 40 t – d.i. das Fassungsvermögen von tausend der kleineren Mülltonnen! [wenn man sie mit Wasser füllen würde, also Dichte 1 g/cm³]

Am gestrigen Mittwoch informierte Jürgen Rendtel (AIP) im Planetarium am Insulaner in Berlin über die aktuellen Forschungen zum Chelyabinsk-Meteoriten [Danke für den schönen Vortrag, der mir nun die Zusammenfassung erleichert!]: Nicht mal ein halbes Jahr ist es her, dass im russischen Chelyabinsk eine „Sternschnuppe“ einiges an Schaden anrichtete und am gleichen Tag später ein Asteroid (2012 DA 14) dicht an der Erde vorbei ging. Solche Großereignisse des kosmischen Wechselspiels halten wir für eher rar – aber auf langen Zeitskalen, z.B. der Lebensdauer der Menschheit kommen durchaus einige zusammen.

Michael Khan hatte damals ausführlich zu dem Thema gebloggt:

erste Meldung

eine Nachricht, dass die zwei Ereignisse desselben Tages nicht zusammenhängen

Erklärung, warum Asteroiden überhaupt zerplatzen (man hörte ja das Knattern auf zahlreichen YouTubes)

Gedanken – vorher/ nachher

Nochmal rasch zusammengefasst: Alle wussten wir, dass am Freitagabend des 15. Februar ein Planetoid dicht an der Erde vorbei gehen würde und die Presse berichtete schon über das Astro-Spektakel, führte Interviews über dessen Ungefährlichkeit und dass uns nichts auf den Kopf fallen wird. Da überschlugen sich plötzlich (einen halben Tag früher) Meldungen, dass mitten in Russland, nahe an der kasachischen Grenze, eine Feuerkugel – heller als die Sonne [-28 mag] – die Bevölkerung auf dem Weg zur Arbeit visuell und akustisch beeindruckte und dass die Druckwelle auch Dächer und große Fensterflächen zerstört habe. Dazu muss der Druck der Druckwelle übrigens nicht besonders groß sein, denn Druck ist Kraft pro Fläche – also setzt die zerstörerische Kraft F = p*A schon sehr schnell hinreichend groß an, wenn man sie bloß auf eine große Fläche wirken lässt. Daher sind auch vor allem große Fensterfronten und Fabrikdächer eingestürzt.

Nur 16 Sekunden hatte die Leuchterscheinung gedauert, aber die Auswertungen dieses Ereignisses laufen noch und man sucht auch (noch, solange der sibirische Chebakulsee noch nicht wieder gefroren ist) weiterhin nach einem Impaktkörper-Überrest am Grunde des kreisrunden Loches, das man mit Sonarmessungen dort beobachtet hat. Vielleicht hat er sich ja auch unterm Grund des Sees in die Erde eingegraben und ist schon mit der Erde verschmolzen, denn bisher hat man leider noch nichts gefunden. – Das sollte uns aber nicht entmutigen, denn es gibt ja immer mal wieder Impakte und wir verstehen den erdnahen Kosmos dadurch auch immer besser.

Immerhin hat das Chelyabinsk-Ereignis trotz seines Flugs über Sibirien mal wieder bestens alle Theorie-Modelle bestätigt und sogar die statistische Wahrscheinlichkeit gehorcht, dass nunmal die meisten Impakte auf der Erde ins Wasser fallen, da ja etwas 2/3 der Erdoberfläche nicht Festland sind. 🙂

Nun handelte es sich bei Chelyabinsk um die letzten paar Sekunden eines Kleinplaneten und eben nicht eines Kometen (anderes Material!). Das wird allerdings für das wesentlich größere, energiereichere Tunguska-Ereignis angenommen, also 1908 könnte es auch ein Komet gewesen sein, der über der Erde explodierte. Allerdings hat man hier noch keine Überreste gefunden und natürlich extrem viel weniger Beobachtungen.

Ganz unrealistisch ist das also nicht, …

… mit dem Kometenmaterial in Ägypten. Das sagt ja auch der popularArchaeology-Artikel. … ABER Sehen wir mal, was die weitere Forschung dazu bringen wird! Vielleicht können hier ja auch ein paar weitere Experten kommentieren als die zwei (der eine anonyme äg. Entdecker und der andere, der mit Holmes zitiert wird).
Es bleibt spannend, in der Wissenschaft. 🙂

 

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PS: Ich bin nicht wirklich überzeugt von der Nachricht und grundsätzlich eher skeptisch gegenüber populärarchäologischer Infos, weshalb ich erstmal “pro” argumentierte. ABER ich bin selbst auch wirklich interessiert an mehr Infos und versierten Meinungen, vor allem aus astronomische (physikalischer, geowissenschaftlicher, historisch/ägyptologischer) Sicht:

Vielleicht haben wir hier auch einige Leute, die sich besser auskennen als ich und bekommen dadurch schon mal einen guten Raum für eine gesunde Diskussion!
(darum habe ich die Nachricht übersetzt)

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als (Kultur)Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Die einleitenden Verse beschreiben eine Grundstruktur in ihrem Denken und Agieren: Physik ist eine Grundlagenwissenschaft, die datenbasiert und mit dem Erkenntnisapparat der Logik ein Verständnis der Natur zu erlangen bestrebt ist. Es gibt allerdings auch Fragen der Welt, die sich der Physik entziehen (z.B. wie wir Menschen auf diesem Planeten friedlich, synergetisch und benevolent zusammenleben können) - darum ist Physik nicht die einzige Liebe der Bloggerin. Sie liebt die Weisheit und hinterfragt die Welt. Das Wort "Philosophie" ist ihr aber zu groß und das populärwissenschaftliche Verständnis davon zu schwammig, als dass sie sich damit identifizieren würde: hier geht's faktenbasiert zu. Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

10 Kommentare

  1. Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. Vor ein paar Wochen habe ich das Pektoral mit dem Skarabäus in Berlin sehen können (seine Nachahmung natürlich) und später habe ich erfahren, dass es sich dabei um sog. “Libysches Wüstenglas” handelt. Details dazu findet man u. a. bei Wikipedia – aber natürlich noch ohne Hinweis auf das Kometenmaterial. Eine kleine Anmerkung möchte ich noch loswerden. Die Bezeichung Silizium-Glas ist nicht richtig. Der engliche Begriff “silica glass” bedeutet Quarzglas (Siliziumoxid), wird aber auch für solche quarzreichen Gläser verwendet.

  2. Danke für den Hinweis zu “silica glass”: sofort korrigiert. Ich hatte eher überlegt, pb ich noch ein Foto auf die von mir in der West-Sahara gefundenen helleren Quarze (bestimmt auch in früheren posts gezeigt) verlinke. … Damit haben Sie übrigens gleich eine gewisse Schwäche von mir öffentlich gemacht: ich bin leider bei lebendigen Sprachen, die ich fließend spreche, ganz schlecht im Übersetzen: ich denke immer in der jeweiligen Sprache, habe dann das konkrete Ding vorm geistigen Auge und finde oft nicht die richtige Vokabel in der jeweils gewünschten Sprache (d.i. egal, ob ich von englisch oder französisch lese … oder eine der anderen Fremdsprachen, die ich weniger gut sondern nur ein bißchen kann). Ich hoffe, meine Leser werden langfristig auch diese Geduld mit mir aufbringen und mir helfen, die richtigen Vokabeln zu finden. 🙂

  3. Bekanntermaßen sind für die großen erdgeschichtlichen Massensterben (aber auch die evolutive Entwicklung) die Einschläge außerirdischer Boliden, seien es Meteorite oder Kometen wesentlich verantwortlich.

    Es erscheint mir daher unwahrscheinlich, geradezu absurd, dass nun der erste ‘Kometenkrümel’ eingeschmolzen in einem altägyphtischen Schmuckstück gefunden oder nachgewiesen wurde.

    Nach gesundem Menschenverstand ist unser Planet voll von ‘Kometenkrümeln’.

    Wie blind, ahistorisch und hochspezifisch (in diesem Fall chemisch-analytisch) darf Wissenschaft eigentlich sein, um zeitlos-allgemeingültige Aussagen zu treffen?!

  4. Nur wenige wissen, dass eine Brosche einen zentralen Skarabäus aus gelbem Quarzglas enthält. Dieses Material entsteht, wenn der Sahara-Sand so stark erhitzt und geschmolzen wird, wie es bei einem Impakt eines kosmischen Körpers auf die Erde geschieht. In der Tat findet sich dieses Glas auf einem Gebiet von etwa 6.000 km² versteut, wie in dem Artikel beschrieben.

    Was der Schreiber dieser Zeilen bisher nicht geschafft hat, ist zu verstehen, dass das Fundstück einem Kometen (und nicht etwa einem “ordinären” Meteoroiden) zugeordnet werden kann.
    Wenn das noch einmal erklärt werden könnte…

    MFG
    Dr. W

  5. Ich glaube, da sind ein paar Sachen durcheinender geraten. Wie ich die Sache sehe besteht der Skarabäus aus dem gelben Quarzglas. Er enthält aber keineswegs einen Kometenkrümel – die Bemerkung in dem Popolar Archaeology-Artikel “At the center of it all is a mysterious black pebble” bezieht sich NICHT auf den Skarabäus, sondern auf einen schwarzen Stein von 30g Gewicht, der 1996 in dem Gebiet gefunden wurde, in dem vor 28MY der Kometeneinschlag den Sand aufgeschmolzen hat. Und in besagtem Gebiet soll wohl auch der Skarabäus gefunden worden sein (zu Zeiten von Tutanchamun natürlich). Siehe den Abstract des Forschungsartikels von Kramers et al. (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X13004998 – dort steht nichts von der Brosche!) und diesen Bericht von der Uni of Witwatersrand http://www.wits.ac.za/newsroom/newsitems/201310/21722/news_item_21722.html – aber genau lesen, die Brosche dient nur als Aufhänger, sie enthält den Kometenkrümel NICHT!

  6. Liebe Frau Hoffmann,

    wäre es nicht sinniger gewesen, dass Sie erst auf den Beitrag von Gero, der Ihren letzten Blogpost in Frage gestellt hat, reagiert und ggf. Ihren Fehler eingestanden hätten, bevor Sie voller Empathie hier einen neuen Blogpost einstellen?

    Ihrer Glaubwürdigkeit tun Sie mit Ihrer Vorgehensweise jedenfalls keinen Gefallen.

    VG, Georg M.

    • Nun war der neue ‘Blogpost’ eine Verlautbarung, die sich vielleicht auch aufgedrängt hat.
      Inhaltegeber des Internets sind zudem nicht pflichtig zu reagieren, btw: Können Sie vielleicht auf die Schnelle erklären, warum ein Komet hier Quarzsand geschmolzen haben muss?

      MFG
      Dr. W

  7. 1) Danke für den Hinweis auf den Originalartikel, der den Krümel aus einer Brosche herausnimmt, die eh nur wenige kennen (laut Artikel) – auch für mich war ja die (gekünstelt wirkende) Koinzidenz mit dem berühmten Pharao der Aufhänger meines posts – in der Hoffnung auf eine Diskussion der Nachricht. DENN es drängen sich dem Astronomen angesichts des Artikels trotzdem zahlreiche Fragen auf, die die anderen Leser hier bereits stellten. Ich bin KEIN NACHRICHTENDIENST, sondern der Blog exponiert, was mir auffällt – entweder, vielleicht einfach, weil ich es hinterfragenswert oder diskussionsbedürftig halte und selbst zu wenig dazu sagen kann. Ich gebe zu, dass manche posts auch Antworten sind auf Fragen, die an mich gestellt werden und ich beantworten kann – aber die lesen sich dann anders.

    Zu Inhalt und Aufmachung der Nachricht in “popular archaelogy”: Ich bleibe weiterhin skeptisch: Mir bleibt immer der Eindruck, dass hier Dinge zusammengebracht werden, die nicht zusammen gehören. Es könnten auch bloß zufällige Koinzidenzen sein. Allerdings bin ich auch kein Experte für mineralogische Fragen, wie z.B. die Tatsache, warum das nun unbedingt ein Komet gewesen sein muss (sondern in dieser Hinsicht genauso Amateur wie die, die hier fragten).

    Ich kann Ihnen was erzählen über Kulte und astronomische Fragen, also was mcih interessiert ist, ob und ggf. wie die Alten den Himmel und das Zeug “zwischen Himmel und Erde”, wie es Aristoteles nennt (also was “da oben” aussieht, aber eben doch nicht unveränderlich ist) in ihre Kulte eingebunden haben. Das habe ich versucht: Also, es gab Einbindung von Meteoriten – oder solchen, die man dafür hielt. Konkret über Kometen (Schweifsterne am Himmel, die normalerweise nicht auf die Erde fallen) bin ich nicht informiert. Also, wer was weiß, darf das gern ergänzen.
    Es ist ein ziemlicher Zufall, dass aber von den zahlreichen Meteoriten, die ja nun wirklich keine Seltenheit sind (siehe Cheliabinsk), ausgerechnet derjenige ein Komet war, der zu Tut’s Zeiten auf der Erde landete und so weiter … also … dieser Fall bleibt für mich sehr dramatisch.

    Das soll nicht heißen, dass alles falsch ist, was die Geo-Kollegen herausfinden. Es heißt nur, dass diese Sache auf mich sehr eigentümlich wirkt. Natürlich kann es sein, deswegen habe ich es ja nicht zerrissen … aber mir bleibt eine gesunde Skepsis.

    2) Blogger-Verhalten (@GeoMan): wie ich bereits früher erklärte, “muss” ich manchmal schneller posten als ich es schaffe, Kommentare zu lesen und beantworten. i) Bloggen ist ein Hobby, also eine Tätigkeit, der ich vor allem samstags abends nachgehe … manchmal sind frische posts auch schon gespeichert vorbereitet, d.h. ich schreibe mitunter mehrere posts auf einmal, die aber häppchenweise im Abstand von 1-2 Wochen veröffentlicht werden. Darum passiert es automatisch, dass manchmal etwas erscheint und Kommentare gar nicht beantwortet werden, weil ich eben gar nicht reingucke. ii) In diesem konkreten Fall diese Woche habe ich eine Pressemeldung, die ich zu veröffentlichen gebeten wurde, einfach flux veröffentlicht – sie ist nicht meine Meldung oder meine Sache, sondern nur eine Info, um anderen Leuten einen Gefallen zu tun. Das heißt aber nicht, dass ich auch Zeit habe, vorher Kommentare zu früheren posts zu lesen und zu beantworten.

    Ich hoffe, nun meine Absicht, Situation und Konstitution hinreichend erklärt zu haben, so dass mir niemand mehr gram ist.

  8. Ein Kommentar von mineralogischer/kosmochemischer Seite:
    Das Paper von Kramers et al. ist methodisch in Ordnung – die Probe wurde ordentlich und angemessen untersucht, und die Ergebnisse gründlich diskutiert. Earth&Planetary Science Letters ist auch ein seriöses Journal, das einen Ruf zu verlieren hat, die veröffentlichen nicht alles.
    Es ist also zumindest mal kein esoterischer Schnellschuss, die sind in der Regel sehr schludrig. Für einen Kometen spricht aber bisher nur die Kohlenstoffisotopie, meiner Meinung ist das noch zu wenig. Wohl eher was kohlig Chondritisches.

    Was den Artikel in Popular Archaeology betrifft, da wurde wohl in der Tat einiges durcheinander geworfen. Ich frage mich, ob die Autoren vielleicht irgendwie ein anderes rezentes Paper im Hinterkopf hatte, das (Eisen)Meteorite und das alte Ägypten behandelte (Johnson et al. (2013) Analysis of a prehistoric Egyptian iron bead with implications for the use and perception of meteorite iron in ancient Egypt, Meteoritics & Planetary Science 48).

  9. WOW!
    Genau das wonach ich suchte!
    Der Artikel bekräftigt meine Meinung
    -Dennoch: Sehr aufschlussreich!
    Danke! 🙂

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