Große Zeitskalen in der Astronomie

Als Planetarier wird man oft gefragt, wie man sich die Angaben von großen Zahlen, “baldigem” Explodieren von bestimmten Sternen und die großen Entfernungen in Lichtjahren vorstellen könnte. 

Normalerweise antworte ich darauf, dass Lichtjahre genauso wenig eine Zeitangabe sind wie Autostunden: Es sind Entfernungen, also Strecken, die wir uns mit einer Reisezeit veranschaulichen. Die großen Zahlen der Lichtjahre, also die großen Entfernungen im All, führen allerdings schnell weg von den üblichen Zeiten, die Menschen erleben. Hunderte und tausende von Lichtjahren können wir veranschaulichen mit der menschlichen Kulturgeschichte: Vom Großen Orion-Nebel ist das Licht losgelaufen, etwa als Karl der Große regierte und von den Plejaden etwa, als Galilei sie das erste Mal durch sein Telesköpchen betrachtet. Alles, das wir auf diese Art angeben können, ist quasi unsere kosmische Nachbarschaft.

Allerdings haben diese und vor allem auch die viel größeren Zeitskalen von Jahrtausenden auch Konsequenzen auf der Erde (Umkehrung der Jahreszeiten durch Kippen der Erdachse, neue Eis- und Warmzeiten, Vulkanausbrüche, Plattenverschiebung) und deren Auswirkungen überwiegen bald die Auswirkungen der fernen Sterne.    

Als Historikerin habe ich hier mit meinem skizzierten Zugang einmal versucht, die astronomisch-großen Zahlen der Geo- und Astro-Wissenschaften in die Zeitskala der Kulturgeschichte der Menschheit einzuhängen. Das zeigt, wie klein die Zeitspanne des Menschen ist.  

Viel Spaß!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

3 Kommentare

  1. All the light you see is from the past / All you see is past
    Die Astronomie ist die einzige Wissenschaft, die einen (fast) unverfälschten Blick in die Vergangenheit bietet: Das Licht einer 1 Million Lichtjahre entfernten Galaxie ist (mehr oder weniger) dasselbe Licht, dass man vor 900‘000 Jahren im Abstand von 100‘000 Jahren von der damaligen Galaxie empfangen konnte (wenn wir die kosmische Expansion einmal unterschlagen). DNA dagegen hat nur eine Halbwertszeit von 521 Jahren, so dass nach 6.8 Millionen Jahren nichts mehr von der ursprünglichen Information übrig bleibt.

    Wir Menschen beschäftigen uns eigentlich immer mit der Zukunft, wenn auch meist nur mit der unmittelbaren Zukunft, etwa mit dem nächsten Schritt den wir zu tun gedenken oder damit, was wir, wenn der Tag zu Ende geht, essen, schauen oder lesen werden. Als Hinweis, wie diese unmittelbare Zukunft aussieht, benützen wir wieder unser Wissen über die Vergangenheit (aka: „what happend yesterday“). Doch auch hier ist uns die Astronomie voraus: sie kann die Sternenkonstellationen vorausberechnen, die wir hier auf der Erde in 10 oder 100 tausend Jahren sehen werden. Im kosmischen Massstab scheint alles vorausbestimmt, doch je mehr wir zu kleineren räumlichen Dimensionen gehen, desto weniger trifft das zu, desto mehr unterliegt zufälligen Schwankungen bis es dann beim Allerkleinsten überhaupt keinen Determinismus mehr gibt. Aus dem Indeterminismus des Allerkleinsten entsteht also irgendwie (wohl über eine statistische Mittelung) der scheinbare kosmische Determinismus.

    Letztlich ist für sehr vieles, was wir „langfristig“ nennen, unsere Lebensspanne der Massstab. Wir mokieren uns etwa über die nukleare Kernfusion, deren Realisation immer 30 Jahre entfernt liegt, weil eben 30 Jahre mehr als ein halbes Arbeitsleben ist und in 30 Jahren in menschlichen Maßstäben sehr viel passieren kann, vom Ende der Welt wie wir sie kennen bis zur Erfüllung aller Menschheitsträume (?).

    Ziemlich viel würde sich ändern, wenn die menschliche Lebensspanne sich bedeutend verlängern würde. Vielleicht genügt aber schon eine andere Denkweise, eine Denkweise in der jede/jeder von uns eine kleine Komponente in einem Long Now – Projekt ist.

  2. Nur ergänzend,
    das Wort Determinismus suggeriert, dass wir es mit einer Ursache zu tun haben und mit einer Wirkung.
    Allein die Gravitation des Universums lässt keine kräftefreien Räume zu.
    Die elektromagnetische Strahlung lässt auch keinen Raum unbestrahlt.
    Schon aus dieser Sicht ist alles determiniert.
    Und für die Dichte des Determinismus gibt es auch schon eine Maßeinheit, die Entropie. Nur wird hier der Determinismus als reziproke Unordnung bezeichnet.
    Und das sich nichts schneller als mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten kann, ist sogar der Determinismus selbst an die Zeit gebunden. Wir können also postulieren, es gibt einen determinismusfreien Raum, nämlich den ohne Energie. Und wenn in sehr ferner Zukunft alle Energie gleichverteilt sein wird, dann gibt es den Determinismus auch nicht mehr, auch keine Zeit mehr, das Universum gibt es dann noch, Frau Hoffmann zur Freude.

  3. Zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen (das ist übrigens der Höhleneingang hier), anatomisch schon so wie wir heute, das waren also keine Affen mehr oder sowas, das waren wirklich schon Menschen-Menschen (sic). [Transkript]

    Homo sapiens sapiens sozusagen, um diese Wiederholung einmal so wieder zu geben :

    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Human_taxonomy#Subspecies (‘Homo sapiens sapiens’)

    Vielen Dank für das audiovisuell bereit gestellte Dokument, idT ist es beachtenswert, dass der Mensch, “as is” sozusagen, vor bereits zigtausenden Jahren näherungsweise so bereit stand, wie heute gewohnt, biologisch.

    Auch sehr interessant :

    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Höhle_von_Lascaux
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Cro-Magnon-Mensch

    Und vielleicht darf auch dieser kleine cineastische Ausblick beachtet bleiben :

    -> https://en.wikipedia.org/wiki/The_Man_from_Earth

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    PS, kleine NASA-Animation :

    -> https://www.youtube.com/watch?v=_zRb90Oh79k (früher auch im sog. Flash-Player verfügbar, der mittlerweile “deprecated” ist)

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