Doppelhörnchen: Venus wird vom Mond bedeckt werden

Der Mond als sehr schmale Sichel steht immer dicht bei der Sonne. Das macht seine Beobachtung so mühsam und nicht ganz ungefährlich, denn man muss aufpassen: Wenn man mit dem Fernrohr in Sonnennähe spazierenguckt, muss man vermeiden, dass schräg einfallendes Sonnenlicht gebündelt wird und daher Dinge in der Nähe angekokelt werden – sei es die Sternwartenkuppel oder das eigene Auge.

Dennoch lohnt sich ein Blick auf den schmalen Mond am Taghimmel des 19.06. und zwar am Vormittag: Zwischen 09:55 und 10:50 Uhr MESZ wird der Mond die Venus bedecken und weil Venus gerade ebenfalls dicht bei der Sonne am Himmel steht, sieht sie ebenfalls sichelförmig aus. Während der Bedeckung sehen wir Venus natürlich nicht – aber beim Ein- und Austritt sehen wir im Fernrohr dann zwei schmale sichelförmige Objekte.

Eintritt: Mittel-deutschland kurz vor 10, hier simuliert für Jena um 09:57 Uhr
Austritt der Venus am dunklen Mondrand, hier simuliert für Jena um 10:52 Uhr
(Simulation mit Stellarium)

Stern- und Planetenbedeckungen sind sehr zeitsensitiv! Sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern dienen auch zur Vermessung des Mondrandprofils: Wenn ein Beobachter genau die Zeit bestimmt, wann der Mond das Objekt bedeckt oder wieder freigibt, kann man damit ausrechnen, wie hoch der Berg am Mondrand ist oder wie tief das Tal an der Stelle, an dem das bedeckte Objekt ein- und austritt. Beteiligen sich viele Beobachter an verschiedenen Standorten, dann sieht jede/r ein anderes Stück Mondrand, so dass man auch die Breite von Bergen und Tälern bestimmen kann.

Sollten Sie sich für Beteiligung an solche Beobachtungen in internationalen Team interessieren und als Hobbyastronom dabei sein wollen, können Sie direkt bei der IOTA/ ES die Daten solcher Bedeckungen erfahren und ihre Beobachtungsdaten melden.

In Deutschland bzw. deutschsprachig hilft die Vereinigung der Sternfreunde gern weiter. 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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