Das M-Projekt: Veränderung von Vernetzung durch unterschiedliche Verarbeitungskapazitäten

BLOG: Tensornetz

Das Gehirn und der Computer – Mensch und Maschine
Tensornetz
Kommunizierende Gefäße

Was ich nicht selbst konstruieren kann, das verstehe ich auch nicht

Richard Feynman

Mit meinem Beitrag Kommunikationsmaschine 2020 habe ich versucht verständlich zu beschreiben, dass nicht die Verteilung von Ressourcen des Rätsels Lösung sind, sondern deren tatsächliche Erzeugung. Und für eine neue Ressourcenerzeugung aus Deutschland in die Welt hinaus bedeutet das echte Entdeckung, Erfindung und Innovation. Dies hatte ich anhand Michael Porters Diamant-Theorie von Clustern (Stichwort: ‘Competitive Advantage of Nations) ausführlich benannt. Im Beitrag ‘Formwandler, Netzwerksysteme, die verbinden’ sprach ich kritisch die massive Spezialisierung an. So dass wir beispielsweise auf der einen Seite immer stärker zusammenlaufende Informationen haben, diese aber immer mehr abtrennen in Disziplinen und dass die Gesamtsysteme in den Spezialisierungen zu kollabieren drohen, weil die Verbindungen und Verhaltensreaktionen zueinander fehlen, inkompatibel geworden sind und sich die Strukturen zu hierarchisch und auch zu bürokratisch hierzulande entwickelt haben.

Ich möchte heute ein Projekt erwähnen, welches außergewöhnlich ist. Es zeigt so deutlich wie kein anderes Projekt auf, wie unterschiedliche Kulturen der Länder und die Arbeit in den Organisationstrukturen verlaufen. Im Hinblick auf die Subventionierung der Forschung an neuen Quantencomputern in den verschiedenen Bundesländern in Deutschland nach dem Gießkannenprinzip2  3  scheint sich das unten stehende Beispiel gerade zu wiederholen. 80 Jahre später und nahezu identisch, obwohl sich der oben erwähnte Porter-Diamant-Cluster-Ansatz aus Harvard global besser bewährt hat. Dazu kommt, dass die Firma Biontech als Beispiel gezeigt hat, dass Forschung und Innovation Hand in Hand gehen können, wenn Ressourcen für Innovationen an einem Ort strategisch gebündelt und systematisch vernetzt werden. Auf großer Ebene sehen wir das derzeit im Land Kanada, die es geschafft haben innerhalb weniger Jahre neue Industrien aufzubauen, wenn Politik, Wissenschaft und Wirtschaft tatsächlich an einem Strang ziehen.

China, Silicon Valley und der Rest der Welt

Auf noch größerer Ebene ist dies in China zu sehen, die innerhalb einer Dekade Marktführer in der künstlichen Intelligenz werden wollen und es nach Kai-Fu Lees Werk: “A.I. Superpowers China, Silicon Valley und den Rest der Welt”, wohl auch sehr wahrscheinlich schaffen werden. So schreibt Kai-Fu Lee, dass der Entwicklungsplan von 2017 für eine neue Generation künstlicher Intelligenz viele der Vorhersagen des Weißen Hauses damals unter Barack Obamas Programm teilt. “Per Saldo hat das Silicon Valley in der KI-Chipentwicklung weiterhin die Nase vorn. Doch die chinesische Regierung und die Wagniskapitalgemeinschaft des Landes setzen ihr Äußerstes daran, diesen Vorsprung abzubauen.  Wenn Alpha Go Chinas Sputnik-Moment war, dann war der KI-Plan der chinesischen Regierung der historischen Rede John F. Kennedys vergleichbar, in der dieser sein Land dazu aufrief, einen Menschen auf den Mond zu schicken. Dem Bericht mangelte es zwar an Kennedys brillanter Rhetorik, doch er löste ein vergleichbare nationale Mobilisierung aus  -ein Gefühl, dass sich wirklich jeder an der Aufgabe der nationalen Innovation beteiligen müsse 4.”

Deutschland? Die größten Erfindungen.

Ich werde immer wieder gefragt, warum wir das aus Deutschland heraus nicht können; mit einer echten Erfindertradition. Sagt uns die Politik nicht laufend wir sollen auf die Werte achten! Und die Werte sind hier aus Deutschland heraus nicht nur das Denken und Dichten, sondern auch Entdecken und Erfinden. So nimmt Deutschland beispielsweise bei den größten Erfindungen der Menschheit einen großen Raum ein. Nehmen wir einmal die großen Innovationen, so sind dies beispielsweise:

  • das Antibiotikum,
  • das Aspirin
  • das Auto
  • der Computer
  • und die Mondlandung

 Wer hat’s erfunden?

So kommt doch das Antibiotikum von Paul Ehrlich und das Aspirin von Felix Hoffmann. Das Auto stammt ursprünglich von Carl Benz und der Otto Motor von Nicolaus August Otto. Nun der Computer kommt interessanterweise zuerst einmal aus Deutschland und dann den USA; mit Konrad Zuses Z1-Z4 und John von Neumanns ENIAC. Und der Mond und dessen Landung der Apollo Mission? Natürlich war das ein Projekt der NASA, aber die Raketen und Antriebe für die Missionen der Mercury-, Gemini- und Apolloprogramme hat kein geringerer als Wernher von Braun gebaut. Wir haben also schon eine Reihe von echten  Werten, wie eben der Erfindungen, aber diese werden eben gar nicht mehr genannt und nicht in der Schule, Ausbildung und Hochschule gelehrt und gelernt.

Und nun 2021 fragen wir uns schon, warum können wir nicht auch gemeinsam ähnlich wie Kanada und China in eine Richtung mit der Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gehen – wie ein Atom-Laserstrahl? Und vor allem, warum schaffen wir es nicht von der Forschung in die Praxis und Anwendung zu kommen? Ist das ein reines Kapital-Problem?

Kapital kann natürlich wichtig sein, wird jedoch oft überschätzt. Schauen wir einmal auf Steve Jobs, so sagte er einmal: “Innovation hat nichts damit zu tun, wie viel man für Forschung und Entwicklung ausgeben kann. Als Apple den Mac herausbrachte, gab IBM mindestens 1000 mal mehr für Forschung und Entwicklung aus. Es geht dabei aber nicht um Geld. Es geht um die Leute, die man hat, wie man führt und in wie weit man eine Sache und Thema wirklich durchdrungen hat.”

Es geht mehr darum die großen Zusammenhänge zu verstehen und Menschen zu begeistern damit alle mitmachen können und vor allem auch mitmachen wollen!  Ich verweise hier auch nicht auf mangelndes Kapital, Kopf-Kapital sondern eher der Komplexitätsverarbeitung in informationsverarbeitenden Strukturen von Netzwerk-Kulturen. Vor allem verweise ich auf das untenstehenden Beispiel des Manhattan Projekts, welches es aktuell auf den Punkt bringt. 

Das Manhattan Projekt und die Feynman-Bethe-Diskussion

Die Diskussion und Debatte hierzu begann im Jahre 1943, kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges. So hatte der leitende Projektleiter J. Robert Oppenheimer im Alter von 39 Jahren die besten Leute für die A-Sache eingestellt. Für Oppenheimer und Hans Bethe, ein deutscher brillanter Physiker, war Richard Feynman das sogenannte junge Wunder aus Princeton. Und es fiel relativ schnell auf, dass das auch der Wahrheit entsprach. Damals verfügte man noch über relativ einfache mechanische Rechenmaschinen und keinen Computer, und Herr Feynman fand wohl sehr schnell eine elegante Methode um Gleichungen numerisch zu integrieren. So war dies eine effektive Leistung, die von den Vorgesetzen auch anerkannt wurde, um dann später auch Berechnungen von Wirkungsgraden in Form der Bethe-Feynman-Formel anzustellen. Dabei hatte der junge Feynman gerade im Vorjahres Zeitraum mit 24 Jahren seinen Doktor in Princeton gemacht, während Hans Bethe bereits siebenunddreißig Jahre alt und somit wesentlich erfahrener war.

Einer der besten Berichte vom Manhattan Project ist im identischen Buchtitel vom Stephane Groueff zu finden, welches viel über unsere deutsche und die amerikanische Kultur des Arbeitens verrät: “Richard Feynmans Stimme konnte man noch am anderen Ende des Ganges hören. “Nein, nein, Sie sind verrückt!” Die Kollegen der theoretischen Abteilung von Los Alamos tauschten über ihre Rechenmaschinen hinweg vielsagende Blicke. “Sie sind also schon wieder am streiten” sagte einer. “Schnellboot gegen Schlachtschiff!” Das ‘Schlachtschiff’ war der Abteilungsleiter Hans Bethe, ein großer korpulenter Deutscher, ein wirklich genialer theoretischer Physiker. Er war in eine jener häufigen Debatten mit Richard Feynman verwickelt; dem ‘Schnellboot’. Wenn Feynman über Physik diskutierte, vergaß er völlig wo er war und mit wem er sprach. Der unerschütterliche und gewissenhafte Bethe löste Probleme indem er sie direkt anging, in aller Ruhe analysierte und dann richtiggehend durch sie hindurch pflügte. Hindernisse schob er auf die Seite wie ein durch die Wellen gleitendes Schlachtschiff. Feynman seinerseits unterbrach ihn ungeduldig bei fast jedem Satz, entweder um seine Bewunderung auszudrücken oder um zu widersprechen. Dabei geizte er nicht mit ziemlich respektlosen Ausdrücken wie: “Nein, Sie sind verrückt!” oder “Das ist völlig unsinnig!” Jedes Mal wenn er unterbrochen wurde, hielt Bethe inne und erklärte ruhig und geduldig warum er Recht hatte. Feynman verhielt sich dann einige Minuten lang ruhig, um plötzlich wieder wie wild zu schreien. “Das ist unmöglich, Sie sind verrückt” Einmal mehr bewies Bethe, dass dem nicht so war.

Die A-Bombe – Entwicklung unterschiedlicher informationsverarbeitender Strukturen

Einen sehr aufschlussreichen Bericht gibt Jeremy Bernstein über dieses kriegsentscheidende Instrumentarium in seinem Buch “Prophet der Energie-Hans Bethe” im Kapitel der Arbeit an der Atombombe ab: So schreibt er: “Es ist eigentümlich, dass es Deutschland nicht gelang, eine Atombombe zu bauen. Die deutschen Physiker kannten ja das Prinzip und alle technischen Einzelheiten einer solchen Waffe sehr genau.” So gab es zwei Verfahren und beide Verfahren wurden in einer Konferenz im Februar 1942 mit Physikern, Militär und Regierungsvertretern abgehalten. Und das war eben mehrere Monate bevor das Manhattan Projekt gestartet wurde. Doch es gelang den deutschen Wissenschaftlern nicht einmal den Sprung von der Theorie zum ersten Zwischenziel, einem funktionstüchtigem Reaktor. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal war die deutsche Wissenschaft hierarchisch strukturiert. Debatten wie sie bei Behte und Feynman Tag für Tag ausgetragen wurden, also zwischen einem gesetzten Wissenschaftler und einem frischgebackenen Doktor der Physik, wären unter den autoritätsgläubigen Deutschen undenkbar gewesen. So macht der führende experimentelle Kernphysiker Deutschlands, Walther Bothe im Januar 1941 einen schwerwiegenden Fehler. Kein Mensch dachte daran, seine Resultate anzuzweifeln oder auch nur das Experiment zu wiederholen. Vielmehr wurde der Befund von jedermann akzeptiert. Andererseits waren wohl Heisenbergs Berechnungen im Gegensatz zu Fermis leider falsch. Zudem arbeiteten mehrere Gruppen getrennt an dieser Entwicklung. Während die Amerikaner eine Reihe von zentralen geleiteten Laboratorien aufstellten, verzettelten sich die Deutschen ihre Ressourcen auf fünf verschiedene Gruppen, die sich gegenseitig konkurrierten und um das verfügbare Uran wetteiferten.“5

 

Nachweise:

1 https://hbr.org/1990/03/the-competitive-advantage-of-nations; https://en.wikipedia.org/wiki/Diamond_model

2 https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2021/09/290921-Quantencomputer.html

3 https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/karliczek-mit-grossen-schritte-uantencomputer-made-in-germany.html abgerufen: 30.10.2021

4 Lee, Kai-Fu in: AI Superpowers, China, Silicon Valley und der Rest der Welt, Campus Verlag Frankfurt/New York 2019, S. 132-133; https://www.aisuperpowers.com/ abgerufen: 30.10.2021

5 Bernstein, Jeremy in: Prophet der Energie: Hans Bethe, S. Hirzel Verlag Stuttgart, 1988, S. 54 – 55;  https://www.amazon.com/Hans-Bethe-Prophet-Energy/dp/B07SHVPDKL abgerufen: 30.10. 2021

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Unsere Themen im Tensornetz sind "Gehirne und Computer" als Beispiele komplexer adaptiver Netze, Netzwerke und Netzwerkorganisationen. Dominic Blitz ist unter der E-Mail: db@blitz-institut.de erreichbar.

9 Kommentare

  1. Es gibt viele Beispiele dafür, dass einige erfolgreicher sind als andere und man kann immer fragen, warum.
    Im erwähnten Beispiel “A-Bombe” erscheint mir klar, dass das Projekt auf amerikanischer Seite auch deswegen erfolgreich war, weil ein wissenschaftlich und augenscheinlich auch charakterlich brillianter Bethe die Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlich brillianten und ansonsten schwierigen Feynman nicht abgebrochen hat.
    Eine fehlerhafte Theorie nicht zu erkennen und einen wissenschaftlichen Grundsatz nicht in Frage zu stellen ist eine konsequente Folge einer in Befehl-und-Gehorsam organisierten militärischen Struktur ( gut für das Erreichen eines bekannten Ziels, schlecht für das Finden von etwas, was es noch nicht gibt ), der Wettbewerbscharakter mehrerer Gruppen offenbart ein tiefes Misstrauen in das eigene Personal ( Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser ).
    Es gehört aber auch dazu, dass in der Gruppe selbst kein Misstrauen, keine Rivalität, kein vergiftender Ehrgeiz vorhanden ist, dass alle Teilnehmer egal welcher Stufe der Organisation offen denken und reden können, weil es um das Ziel geht und nicht um die Personen.
    Da Menschen nicht nur “NI” ( natural intelligence ) sind, sollten doch KIs “sine ira et studio” besser zusammenarbeiten können.

    • Danke Herr Maier für Ihren wertvollen Beitrag. Das über allem stehende Ziel sollte dazu klar sein. Der Mensch ist ja bekanntermaßen eine echte Lernmaschine. Man muss ihn nicht motivieren, man darf ihn nur nicht den Schwung nehmen. Und für Organisationen generell gilt, was Gary Hamel ja einmal sagte: “je organisierter und strenger verwaltet Organisationen sind, desto weniger anpassungsfähig sind sie. Das widerstandsfähigste Gebilde auf unserem Planeten, das World Wide Web ist sehr locker organisiert und wird minimal verwaltet, was kaum überraschen durfte.”
      Wir sollten daher von der Hierarchiefunktion zur Netzwerkfunktion stärker übergehen, ähnlich wie von der Physik (Linearität) zur Quantenphysik (Nicht-Linearität).

  2. Ja, (Zitat) Echte Entdeckung, Erfindung und Innovation braucht neben Entdeckern, Erfindern und Innovatoren auch eine Atmosphäre, in der Entdeckungen, Erfindungen und Innovationen sich entfalten können und diese Atmosphäre ist in Deutschland und Europa noch nicht auf dem US-Niveau.

    Es gibt jetzt auch in Europa immer mehr Startups. Gemäss McKensey gilt aber (Zitat):

    Obwohl sich der Wandel schnell vollzieht, gibt es unserer Analyse zufolge immer noch weniger Start-ups in Europa, sammeln sie weniger Geld und haben eine geringere Erfolgswahrscheinlichkeit (die wir als Start-ups definiert haben, die eine Series-C-Finanzierung erreichen, an die Börse gehen oder sind erworben). Während Europa 36 Prozent aller formal finanzierten Start-ups hervorbringt, schafft es nur 14 Prozent der Unicorns der Welt (Abbildung 1). Bereinigt um Bevölkerung und BIP beträgt die Zahl der Start-ups in der Seed-Phase, die Europa hervorbringt, nur 40 Prozent der von den Vereinigten Staaten generierten.

    Mit andern Worten: In Deutschland und Europa gibt es weniger gute Wachstumsbedingungen, es gibt weniger Vertrauen in Startups, weniger Bereitschaft Entdeckungen, Erfindungen und Innovationen zu finanzieren. Wobei dies von Branche zu Branche variiert.

    Gemäss McKinsey haben Startups in Europa ein fundamentales Problem durch die Fragmentierung der Märkte, die unterschiedlichem Sprachen, die höhere Regulierungsdichte und allgemein die fehlende Internationalisierung. Anders als in den USA müssen Startups um erfolgreich zu sein in Europa nicht nur über die eigenen Landesgrenzen expandieren, sondern sogar über die Grenzen Europas hinaus expandieren.

    Wenn hier Dominic Blitz die Autoritätsgläubigkeit und den Muff von tausend Jahren unter den Talaren heranzieht um die im Vergleich mit den USA fehlende Innvovationskraft Europas zu erklären, dann greift er einen historisch validen Punkt auf. In Deutschland und Europa scheinen heute aber Fragmentierung, Überregulierung und fehlende Internationalität noch wichtigere Faktoren zu sein.

    • Danke Herr Holzherr für Ihren detaillierten Beitrag. Wenn Sie mit Fragmentierung die Spezialisierung meinen, dann bin ich bei Ihnen. Bürokratismus in Form von Überregulierung, natürlich. Peter Drucker hat zur Innovation einmal geschrieben:” Die Theorie, die wir brauchen wird von der Forderung ausgehen müssen, dass die Hauptaufgabe des Wirtschaftspolitik in einem echten Wandel der Kapazität der wirtschaftlichen Mittel für de Produktion von Wohlstand besteht und nicht in deren Umgruppierung. Sie wird mit anderen Worten, vom Postulat der Neuerung ausgehen müssen.”

    • Martin Holzherr
      31.10.2021, 02:24 Uhr

      Ich denke, dass die Fokussierung auf “Start ups” vs. ???? zu kurz greift.
      Gottfried Daimler, Carl Benz und Robert Bosch ( und viele andere ) haben alle mal klein ( als “Start up” ) angefangen. Wernher von Braun hat seine Entwicklungen in Staatsregie betrieben, Pabst von Ohain war in einer Firma angestellt, die von Staatsaufträgen abhängig war und Frank Whittle musste allein kämpfen, Rudolf Diesel hat in einer großen Firma gearbeitet und als letztes mir bekanntes Beispiel war die Expertise der Firma Trumpf die mechanische Herstellung von Werkzeugmaschinen, mit einer kleinen Abteilung, die sich um Elektronik, Laser und so’n Gedöns bemüht hat …
      Ich denke, dass die Idee “Start up” einer speziellen Wirtschaftsform entspringt, die nicht zuletzt vom Wettgedanken geprägt ist ( Börse und eben Start up ), man setzt Geld und wenn man “richtig” spekuliert hat, kriegt man ein Mehrfaches davon zurück.
      Ich sehe keine entgegenstehenden Gründe, warum nicht ( entsprechend organisiert ) auch eine staatsgeförderte Innovationskultur funktionieren könnte oder auch in Konzernen nicht nur in Quartalen, sondern in 20-Jahres-Abschnitte gedacht/gearbeitet werden könnte.
      Drei Dinge braucht die Innovation: Gute Leute, eine tragfähige Idee und Geld – und natürlich auch den Mut, rechtzeitig vom toten Pferd abzusteigen.
      Die Crux liegt in der Definition:
      Was ist “gut”?
      Was ist “tragfähig”?

      • @Karl Maier (Zitat):

        Ich sehe keine entgegenstehenden Gründe, warum nicht ( entsprechend organisiert ) auch eine staatsgeförderte Innovationskultur funktionieren könnte oder auch in Konzernen nicht nur in Quartalen, sondern in 20-Jahres-Abschnitte gedacht/gearbeitet werden könnte.

        Ja, wobei eine staatsgeförderte Innovationskultur kann ja auch Startups fördern – und das passiert ja teilweise auch.

        Sie schreiben (Zitat)

        Ich denke, dass die Idee “Start up” einer speziellen Wirtschaftsform entspringt, die nicht zuletzt vom Wettgedanken geprägt ist ( Börse und eben Start up ), man setzt Geld und wenn man “richtig” spekuliert hat, kriegt man ein Mehrfaches davon zurück.

        Es sind doch vor allem Abgänger/Absolventen von Universitäten, die Startups gründen, also recht junge Menschen ohne finanzielles Polster, aber mit Wissen um Technologien, die noch keinen breiten Eingang in die Wirtschaft gefunden haben. Ein Startup gründen bedeutet, dass sie ihr besonderes Wissen direkt umsetzen können. Bewerben sie sich dagegen in einem Grosskonzern sind sie einfach Angestellte und ihr spezielles Wissen ist dann in den seltensten Fällen gefragt.

        Ich behaupte: Die Überlegenheit des US-Hightech-Sektors ist gerade der Startup-Szene und der engen Verbundenheit der Startup-Szene mit den US-Hochschulen zu verdanken. Man kann sogar ruhig sagen: Jeder investierte Dollar in eine technisch/naturwissenschaftlich orientierte US-Hochschule ist über die Ausgründungen und Startups, die aus dieser Umgehung hervorgehen, eine Investition in den Hightech-Sektor.

        Motivation: Warum sind Startups als Firmen, die direkt aus Hochschulprojekten entstehen, sinnvoll? Weil ein Hochschulabgänger oft bereits um die 30 Jahre alt ist und ihm oft nur 20 Jahre bleiben um sein spezielles Wissen – falls er welches hat – in Produkte umzusetzen. Geht er dagegen in einen Grosskonzern, setzt er selbst unter idealen Bedingungen in 20 Jahren viel weniger um.

      • @Karl Meier (Zitat):

        Ich denke, dass die Idee “Start up” einer speziellen Wirtschaftsform entspringt, die nicht zuletzt vom Wettgedanken geprägt ist ( Börse und eben Start up ), man setzt Geld und wenn man “richtig” spekuliert hat, kriegt man ein Mehrfaches davon zurück.

        Ein „Start up“ bedeutet nichts anderes als einer Idee zum Durchbruch verhelfen. Dazu bereit sind vor allem junge Menschen, denn diese sind risikobereiter und glauben generell stärker an Ideen, sei es im politischen oder eben auch im wissenschaftlich/technischen Bereich.
        Konkret: einer meiner Söhne fand jetzt während der Corona-Pandemie keine Stelle im Bereich Robotik und arbeitete deshalb im Softwarebereich. Doch jetzt wurde er von einem Startup kontaktiert (und schliesslich engagiert), das autonome Drohnen für industrielle/infrastrukturelle Anwendungen entwickelt. Ohne diesen Einstieg in ein Startup hätte er seine Robotik-Kenntnisse eventuell nie anwenden können.

        Wissen sie übrigens, Herr Meier, dass heutzutage viele Grossfirmen ihre Kompetenzen dadurch erweitern, dass sie Startups aufkaufen. Grund: Startups konzentrieren sich auf eine Idee und stecken ihre gesamte Energie in diese Energie. So etwas kann sich ein Grossunternehmen oft gar nicht leisten, bezugsweise will es sich nicht leisten, denn Investitionen müssen sich lohnen. Es ist viel billiger, ein Startup aufzukaufen, dass bereits sehr viel erreicht hat, dem aber die Marktmacht der Grossfirma fehlt, weswegen es sich dann aufkaufen lässt. Passiert in der Pharmaindustrie ständig.

        • Martin Holzherr
          04.11.2021, 07:42 Uhr
          So etwas kann sich ein Grossunternehmen oft gar nicht leisten, bezugsweise will es sich nicht leisten, denn Investitionen müssen sich lohnen. Es ist viel billiger, ein Startup aufzukaufen, dass bereits sehr viel erreicht hat, dem aber die Marktmacht der Grossfirma fehlt, weswegen es sich dann aufkaufen lässt.

          Da stimme ich Ihnen zu, aber zeigt nicht diese “Taktik” die Krankhaftigkeit dieses “Wetten-dass”-Kapitalismus auf?

          • @Karl Meier: Mir scheint in Leute mit guter Ausbildung zu investieren, die an ihre Ideen glauben und die ihre gesamte Zeit für die Realisation dieser Ideen aufwenden, ist gar nicht so schlecht.

            Viel besser auf alle Fälle als einer Grossfirma ein paar Milliarden für Zukunftstechnologien zu überweisen.

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